Schlagwort-Archive: Mittelalter

Jan Guillou – Verbannung

AutorJan Guillou
TitelVerbannung
OriginaltitelTempelriddaren
ÜbersetzerHolger Wolandt
SerieDer Kreuzritter Band 2
Seitenzahl559
VerlagHeyne
ISBN978-3-453-47095-8
Bewertung

Achtung: Rezension enthält kleinere Spoiler zu Aufbruch.

Inhalt
Outremer, 1177: Durch Zufall rettet Arn Magnusson, seit einigen Jahren Tempelritter im Heiligen Land, Sultan Saladin vor Räubern. Obwohl sie auf verschiedenen Seiten stehen, empfinden sie schon bald Respekt voreinander. Doch schon bald muss Arn sich wieder gegen die Sarazenen behaupten, in der Hoffnung, seine Verbannung zu überleben.
Kloster Gudhem, Götaland, etliche Jahre zuvor: Während ihr Geliebter im Heiligen Land gegen die Muslime kämpft, verbringt Cecilia ihre Strafe im Kloster. Als Verlobte eines Folkungers hat sie hier sehr zu leiden, denn die Äbtissin gehört dem sverker’schen Geschlecht an und schikaniert sie, wo sie nur kann. Wie soll sie so zwanzig Jahre überleben?

Meine Meinung
Mit Verbannung liegt der zweite Band der Trilogie über den fiktiven Tempelritter Arn Magnusson vor, der vor etlichen Jahren bereits unter dem Titel Die Büßerin von Gudhem erschienen ist. Zwar ist auch der alte Titel nicht völlig unpassend, da er sich auf den Handlungsstrang um Cecilia bezieht, der neue Titel passt meiner Meinung nach jedoch besser, da er die Situation beider Charaktere beschreibt, die in verschiedenen Arten der Verbannung leben müssen.
Nimmt man es ganz genau, kann man Verbannung eigentlich als zwei für sich stehende Romane sehen, deren Kapitel sich abwechseln. Dass immer wieder hin und her gesprungen wird, hat dabei eigentlich keinen dramaturgischen Grund, denn weder verläuft die Handlung parallel – Arns Handlungsstrang setzt etwa zehn Jahre nach dem Ausspruch der Strafe an, während Cecilias Klosteraufenthalt von Beginn an beschrieben wird – noch gibt es irgend eine Form der Überschneidung, noch nicht einmal Nachrichten vom jeweils Anderen dringen zu den Protagonisten durch. Erst gegen Ende des Romans ist man etwa an einem gemeinsamen Zeitpunkt angelangt, doch selbst dann gibt es keine Zusammenführung der Handlungsstränge.
Während der Leser mit Arn im Heiligen Land Abenteuer erlebt, wird er durch Cecilia über die politischen Entwicklungen Götalands auf dem Laufenden gehalten.
War Arn im ersten Band noch der naive Jüngling, der große Probleme damit hatte, Menschen zu durchschauen, ist er hier das genaue Gegenteil. Er ist ein gerissener Stratege, der Motive schnell durchschaut und auch als Vermittler in Konfliktsituationen wirken kann, da er beide Seiten nachvollzieht, selbst wenn er deren Einstellung nicht teilt. Er hat kein Problem damit, mit seinen Feinden ein gemeinsames Mahl einzunehmen und über Politik und Religion zu plaudern, er kann sogar den Koran zitieren und damit so manchem Sarazenen den Wind aus den Segeln nehmen. In seiner Charaktergestaltung erinnert mich Arn da doch sehr an Karl Mays Kara ben Nemsi…
Doch auch neben Arn sind viele andere Charaktere fest den „Guten“ und den „Bösen“ zuzuordnen. Dabei sind die Muslime überwiegend positiv beschrieben, während es bei den Christen etliche Personen, meist in Führungspositionen, gibt, die nicht nur aufgrund strategischen Unverständnisses schlimme Taten vollbringen, sondern die dies auch noch mutwillig tun und somit anscheinend bewusst der eigenen Sache schaden. Hier fällt insbesondere Richard Löwenherz negativ auf.
Insgesamt ist mir diese Einteilung viel zu simpel geraten, jedoch hätte der Roman sonst deutlich umfangreicher ausfallen müssen.
Ebenfalls nicht allzu gut gefallen hat mir, dass ein guter Teil der Handlung auf einer glücklichen Fügung basiert, denn das Zusammentreffen mit „Jussuf“ und der daraus resultierende Respekt füreinander spielt nicht nur an einer Stelle eine wichtige Rolle.
Und trotz all der Kritik ist dieser Teil des Romans doch recht spannend. Es gibt nicht gerade wenige Schlachtenszenen, die recht ansprechend beschrieben werden und die einen trotz aller sonstiger Mängel mit Arn mitfiebern lassen.
Dem gegenüber steht die doch deutlich weniger abenteuerliche Geschichte Cecilias.
Auch hier trifft die extrem starre Einteilung in Gut und Böse zu. Insbesondere die Äbtissin fällt hier sehr negativ auf. Sie betreibt, was wir heute als Mobbing bezeichnen würden, stellt falsche Behauptungen auf und bestraft Cecilia und andere Anhängerinnen der Folkunger, wo sie nur kann, bis hin zu körperlichen Strafen, die für die Beteiligten tödlich enden könnten. Selbst Cecilias Freundin, die Verlobte eines Königssohns, muss diese Behandlung erdulden. Eine solche Form des Mobbings durch eine kirchliche Führungsperson kann ich mir allerdings nur sehr schwer vorstellen, da doch immer politische Folgen zu fürchten sind.
Abgesehen davon ist die Handlung um Cecilia schon recht interessant, wenn auch deutlich weniger spannend als Arns Abenteuer. Es erfordert eine gewisse Konzentration, den Wendungen zu folgen, doch dann ergibt sich ein Bild, das zwar vereinfacht ist, aber dennoch grob schildert, was sich nun auf politischer Ebene abspielt.
Neben den einseitig beschriebenen Charakteren hat dieser Roman, wie schon der erste Band, ein weiteres Problem, und zwar den Erzählstil. Auch hier wird wieder fleißig von außen erzählt, was alles so passiert. Oft gibt es viele Seiten am Stück ohne wörtliche Rede, Gespräche werden nacherzählt, über Beschlüsse berichtet. Dadurch, dass man als Leser nicht dabei ist und aus erster Hand erlebt, was geschieht, ist der Roman schon wenig lebendig und sogar ermüdend, die Spannung, die durch die Handlung erschaffen wird, wird durch diese Erzählung von außen zerstört. Dadurch wird extrem viel Potenzial verschenkt.
An Zusatzmaterial ist eine Karte des Heiligen Landes sowie eine Auflistung einiger schwedischer Handlungsorte vorhanden. Auch ein Nachwort des Autors ist hier zu finden, wobei dieses Mal stärker auf die historischen Hintergründe eingegangen wird als beim letzten Band. Das Nachwort des Regisseurs ist mit dem des ersten Bandes identisch, ist aber dennoch lesenswert.

Fazit
Auch wenn sich der Stil Guillous nicht wesentlich geändert hat, hat mir dieser zweite Band ein wenig besser gefallen als der erste, da die Handlung im Heiligen Land doch recht interessant war. Leider wurde auch dieses Mal durch die Schreibweise und die flachen Charaktere sehr viel Potenzial verschenkt.

Jan Guillou – Aufbruch

AutorJan Guillou
TitelAufbruch
OriginaltitelVägen till Jerusalem
ÜbersetzerHans-Joachim Maass
SerieDer Kreuzritter Band 1
Seitenzahl510
VerlagHeyne
ISBN978-3-453-47096-5
Bewertung

Inhalt
Westliches Götaland, 1150: Während der Weihe des Doms zu Skara hat Frau Sigrid eine Vision: Sie soll ihr Land Varnhem den Mönchen von Lurö stiften, auf dass diese dort ein neues Kloster gründen können.
Ihr Mann Magnus ist von dieser Idee zunächst nicht begeistert, erkennt jedoch bald die Vorteile, die sich seiner Familie dadurch ergeben. So bringen die Mönche, die aus dem fernen Frankenland stammen, neue Technologien mit, die sie Frau Sigrid und ihren Leibeigenen beibringen.
Als einige Jahre später Sigrids Sohn Arn einen schweren Sturz überlebt, weihen seine Eltern ihn der Arbeit Gottes. Und so beginnt seine Erziehung im Kloster Varnhem…

Meine Meinung
Der Roman Aufbruch ist der erste Band einer Trilogie, die sich mit dem fiktiven Tempelritter Arn Magnusson beschäftigt und die auch verfilmt wurde. Dabei ist zu bemerken, dass der Roman zuvor im Piper-Verlag unter dem Titel Die Frauen von Götaland veröffentlicht wurde. Der neue Titel ist da schon deutlich passender gewählt und auch dichter am schwedischen Original, schürt aber Erwartungen, die mit diesem Band noch nicht ganz erfüllt werden können, da die Hauptperson hier noch gar kein Kreuzritter ist.
Im Zentrum des Romans steht der Junge Arn, der im Kloster erzogen wird. Doch Arn wird nicht nur in Bereichen unterwiesen, die man im einem Kloster erwarten würde, sondern bekommt zudem von einem ehemaligen Tempelritter Unterricht in Bogenschießen und Schwertkampf.
Doch nahezu gleichberechtigt neben den Berichten über Arns Erziehung wird über die politischen Konflikte im westlichen und östlichen Götaland sowie dem Land der Svear berichtet, über König Sverker, Erik Jedwardson, Mord und Intrigen. Eigentlich ist dieses Thema sehr spannend, führen diese politischen Ereignisse doch etliche Jahrzehnte später zur Gründung Schwedens, doch leider war es sehr ermüdend, diesen Schilderungen zu folgen.
Dies liegt vor allen Dingen an Jan Guillous Schreibstil. Anstatt den Leser anwesend sein zu lassen, wird über die meisten Ereignisse des Romans rückblickend erzählt, und das in einer recht nüchternen Art und Weise. Es passiert dies, dann jenes, selbst Gespräche werden oft nur über die indirekte Rede vermittelt, doch wirklich nah am Geschehen ist der Leser nur gelegentlich für kurze Zeit. Dadurch wird sehr viel Potenzial verschenkt, denn Spannung kommt so kaum auf, und auch die Personen gehen einem nicht nahe, da zwar erzählt wird, welche Charakterzüge sie haben sollen, man diese aber kaum erfährt.
Deshalb fällt es mir auch recht schwer, Arn selbst zu verstehen, selbst zu einem Zeitpunkt, zu dem er als erwachsen gilt. Naiv ist hier das erste Wort, das mir zu ihm einfällt, denn über die Welt außerhalb des Klosters weiß der junge Mann überhaupt nichts. Er ist völlig selbstlos und versteht nicht, dass andere Menschen zunächst an sich denken, sei es, dass sie ihn bestehlen oder belügen, und auch Gier ist für ihn unverständlich. Und so gerät er unwillentlich in diverse Situationen, die geradezu lächerlich erscheinen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der Zugang zu so viel Lektüre hat, die Menschen nicht versteht, denn selbst in der Bibel gibt es genügend Beispiele über die Abgründe der Menschen.
Neben Arn gibt es eine ganze Reihe weiterer Charaktere. Viele davon sind fiktiv, andere basieren auf realen Personen, doch zu vielen, die tatsächlich existiert haben, weiß man kaum mehr als den Namen, so dass Guillou hier Beziehungen ehrstellen konnte, die es möglicherweise gegeben hat, möglicherweise auch nicht. In der Darstellung dieser Nebenacharaktere macht Guillou keinen Unterschied, denn fiktive wie reale verharren in der schablonenhaften Darstellung, Sigrid ist schlau, ihr Mann Magnus geschickt mit allem, was mit Geld zu tun hat, Bruder Guilbert ist Arns strenger Lehrer im Bereich der Kampfkünste und Pater Henri der nachsichtige, liebende Prior. Wesentlich mehr erfährt man hier über diese Personen kaum. Und selbst die Liebe, die doch eine so wichtige Rolle für Arns weiteren Lebensweg spielt, ist urplötzlich da, dabei haben sich die jungen Leute gerade erst ein paar Sätze zuvor kennen gelernt. Von Romantik oder Anziehung wurde berichtet, aber zu spüren war sie nicht. Zumindest diese Schlüsselszenen hätten hier besser vermittelt werden können.
Dem Buch vorangestellt ist eine Karte des westlichen Götalands, welche allerdings nicht ganz einfach zu deuten ist. Desweiteren existiert eine Auflistung und Beschreibung der wichtigsten Handlungsorte sowie ein Nachwort, in dem der Autor darlegt, wie er auf die Idee zu diesem Roman gekommen ist und wie der Plan für die Folgeromane aussieht. Auf die tatsächlichen historischen Ereignisse wird nur nebenbei eingegangen. Auch eine kurze Bemerkung des Regisseurs des Films zum Inhalt der kompletten Reihe ist im Anhang zu finden.

Fazit
Selten ist es mir so schwer gefallen, ein Buch zu bewerten, denn während es recht interessant war, Arns Erziehung zu verfolgen, waren die politischen Schilderungen doch eher ermüdend. Die Geschichte hat so viel Potenzial, welches jedoch durch die flachen Charaktere und die erzählende Schreibweise verschenkt wird.

Alys Clare – Sei geweiht der Hölle

AutorAlys Clare
TitelSei geweiht der Hölle
OriginaltitelFortune Like the Moon
ÜbersetzerAna Maria Brock
SerieHawkenlye-Mysteries Band 1
Seitenzahl284
VerlagAufbau
ISBN978-3-746-62127-2
Bewertung

Inhalt
England, 1189: Kurz vor seiner Krönung erlässt König Richard eine Generalamnestie für alle Gefängnisinsassen Englands, um seine künftigen Untertanen für sich einzunehmen.
Doch kurz darauf wird ausgerechnet eine Nonne tot aufgefunden, und diese Gewalttat wird entlassenen Mördern und somit dem König angelastet.
Um nun einer Welle der Angst entgegenzuwirken entsendet Richard seinen Ritter Josse d‘ Acquin zur Abtei Hawkenlye, um der Sache auf den Grund zu gehen. Josse, halber Engländer und mit der Gegend halbwegs vertraut, nimmt sich der Aufgabe gewissenhaft an und findet in der Äbtissin Helewise eine unerwartete Partnerin bei der Aufklärung des Verbrechens.
Schon bald erkennen die beiden einige Ungereimtheiten – hinter dem Mord scheint mehr zu stecken, als es zunächst den Anschein hat…

Meine Meinung
Oft kann ich wenig mit historischen Krimis anfangen, weil sie zu sehr auf den Zufall bauen, einfach unglaubwürdig sind, die ganze Ermittlung einfach sehr langatmig beschrieben wird oder der Krimi nur als Vorwand für eine Liebesgeschichte dient, weshalb ich eher selten Bücher aus diesem Genre kaufe – oft gelangen sie über Umwege zu mir, so auch in diesem Fall. Glücklicherweise handelt es sich um den ersten Band einer Reihe, die ganze siebzehn Bände umfasst.
Die Autorin Elizabeth Harris, die hier unter dem Pseudonym Alys Clare schreibt, ist inzwischen kein unbeschriebenes Blatt mehr, denn inzwischen hat sie rund vierzig Romane geschrieben. Dennoch war sie mir bisher völlig unbekannt.
Der historische Hintergrund rund um die Krönung König Richards ist hier hinreichend beschrieben, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wieso dem König oder besser gesagt dessen Mutter Eleanor so sehr an der Aufklärung dieses Falles gelegen ist. Für die weitere Handlung des Krimis und die Aufklärung des Mordes ist dies allerdings weitestgehend irrelevant. Dennoch vermag es die Autorin, ein gutes Gefühl für die Zeit an sich zu vermitteln, immer wieder fließen nebenbei Beschreibungen über die Städte oder Güter mit ein, man erfährt, wie die Menschen leben oder denken, so dass die Atmosphäre dieser Zeit gut übertragen wird. Auch wenn die Abtei Hawkenlye selbst fiktiv ist, kann man sie sich sehr gut vorstellen.
Josse d’Acquin ist eher zufällig an diesen Fall geraten, eigentlich bringt er keine besondere Qualifikation mit sich, die ihn für solche Arbeiten besonders befähigen. Er ist Ritter, war in seinen etwa dreißig Lebensjahren jedoch oft genug im Krieg, um den Kampf nicht zu suchen. In seiner Heimat wird er nicht gebraucht, und so hat er keinen Ort, den er als sein Zuhause betrachtet.
Äbtissin Helewise dagegen ist 37 Jahre alt und nach dem Tod ihres Mannes in das Kloster eingetreten. Sie ist auch nach vier Jahren im Amt noch sehr weltlich eingestellt, muss sie doch auch über das Wohl ihrer Schützlinge wachen.
Beide verfügen über einen wachen Verstand, so dass sie bald erkennen, dass es sich hier nicht um das Verbrechen handelt, nach dem es im ersten Moment aussieht.
Beide Hauptcharaktere sind sehr menschlich gezeichnet. Sie haben ihre Fehler, eine Vergangenheit, die sie mit sich tragen, und selbst wenn darüber in diesem Band nicht allzu viel durchdringt, so ist doch deutlich zu spüren, dass sich die Autorin hier Gedanken über die Vorgeschichte ihrer Figuren gemacht hat.
Andere Charaktere dagegen werden nicht so deutlich beschrieben, doch auch diese kann man kaum als Stereotype bezeichnen.
Historische Krimis zeichnen sich oft dadurch aus, dass die Ermittler in der Regel Laien sind und somit über wenig oder gar kein kriminalistisches Vorwissen verfügen, wodurch die Ermittlungen oft schleppend vorangehen. Dies ist auch hier der Fall. Die meiste Ermittlungsarbeit fällt Josse zu, der von einem Ort zum nächsten reitet, Menschen befragt, wieder zurück reist, sich wieder umhört, und am nächsten Tag dasselbe Spiel. Dabei legt er Strecken zurück, bei denen ich mir nur schwer vorstellen kann, dass ein Pferd sie an einem Tag bewältigen kann.
Der Fall selbst ist schon eher ungewöhnlich, und ohne zu viel zu verraten kann ich sagen, dass auch die Auflösung eher unerwartet war.
Der Schreibstil ist ansprechend. Er ist nicht kompliziert, der Inhalt wird leicht verständlich vermittelt, und auch dem einen oder anderen Schachtelsatz kann man gut folgen.
Auf Zusatzmaterial muss man hier leider verzichten, jedoch ist solches auch kaum notwendig. Eine Karte wäre vielleicht schön gewesen, ebenso ein kleines Nachwort, doch wirklich vermisst habe ich diese Dinge nicht.

Fazit
Mit Sei geweiht der Hölle erfindet Alys Clare den historischen Krimi sicher nicht neu. Die Auflösung kann dennoch überraschen, die Umsetzung ist weitestgehend logisch und die Charakterzeichnung überzeugt, so dass ich hier gerne eine vorsichtige Empfehlung aussprechen möchte.

Rebecca Gablé – Teufelskrone

AutorRebecca Gablé
TitelTeufelskrone
SerieWaringham Prequel
Seitenzahl928
VerlagLübbe
ISBN978-3-785-72660-0
Bewertung

Inhalt
England, 1193: König Richard ist in Gefangenschaft geraten! Diese Nachricht muss der Königinmutter so schnell wie möglich überbracht werden, und so reitet Yvain of Waringham, Bruder eines Ritters aus Richards Gefolge, nach Winchester, wo er zudem noch mit dem Meister der Templer reden soll, um seine Aufnahme in den Orden zu erbitten.
Nach der Erfüllung seiner Aufträge trifft der Vierzehnjährige jedoch auf Richards Bruder John, den Mann, der auf gar keinen Fall zu früh von Richards Gefangennahme erfahren darf. Während Yvain noch geschickt Johns Fallen umschifft, kann er nicht ahnen, wie sehr dieses Zusammentreffen sein Leben beeinflussen soll…

Meine Meinung
Auf diesen Roman über König John habe ich mich schon im Vorfeld sehr gefreut, denn Romane über diese Zeit lese ich mit am liebsten. Nun war ich gespannt, wie eine meiner Lieblingsautorinnen die Zeit und insbesondere diesen nicht gerade beliebten König beschreiben würde.
In vielen anderen Romanen und auch in Rebecca Gablés Sachbuch Von Ratlosen und Löwenherzen wird kaum ein gutes Haar an John gelassen, und so war ich überrascht, dass hier doch ein paar positive Seiten von John aufgezeigt werden – die er auch besessen haben muss, denn sonst hätte wohl kaum jemand treu zu ihm stehen können.
Die Hauptperson ist jedoch Yvain of Waringham, zu Beginn knapp fünfzehn Jahre alt und Knappe, zunächst im Haushalt seines Vaters, später dann in Johns Diensten. Wer schon den einen oder anderen Waringham-Roman gelesen hat, erkennt vielleicht etliche Wesenszüge wieder, die auch spätere Generationen in sich tragen. So ist Yvain ziemlich direkt und nimmt kein Blatt vor den Mund, was ihn schon mal in Schwierigkeiten bringt. Er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn – in Johns Haushalt auch nicht unbedingt gesund – und steht treu zu seinen Freunden. Auch die Pferdeliebe nimmt hier einen wichtigen Punkt ein, denn auch wenn es die Zucht auf Waringham noch nicht gibt, so besitzt Yvain doch die Gabe, die in späteren Generationen gelegentlich auftritt.
Andere wichtige Personen in diesem Roman sind Guillaumes Frau Amabel, in die Yvain seit Jahren verliebt ist, und etliche Knappen aus Johns Haushalt, allen voran William de Braose.
Die meisten wichtigen Charaktere, fiktive wie historische, sind vielschichtig beschrieben. Sie haben positive wie negative Seiten, so dass sie menschlich erscheinen. Einzig zwei Personen stechen für mich da heraus, nämlich Yvain selbst, der der typische, überaus sympathische Gablé-Held ist, sowie Pentecôte FitzHugh, ein anderer Knappe aus Johns Haushalt, der Yvain nicht leiden kann und ihm immer wieder Steine in den Weg legt. Mich hat dies jetzt nicht gestört, jedoch kann ich mir vorstellen, dass dies nicht jedem gefallen mag.
Dieser Roman umfasst rund 23 Jahre, in denen wir den fiktiven Yvain of Waringham an Johns Seite erleben, während sein Bruder Guillaume in König Richards Diensten steht. Es gibt viele spannende Ereignisse, die meisten davon historisch belegt, die einen selbst dann mitfiebern lassen, wenn man schon mehrfach darüber gelesen hat und sie eigentlich nicht mehr überraschen oder schockieren können sollten. Daneben erfahren wir aber auch ein wenig über das Leben in der kleinen Baronie Waringham, was Fans der Reihe besonders freuen dürfte. Man erfährt, warum die Waringhams keinen weiteren Familiennamen haben – was mich in Das Lächeln der Fortuna doch sehr gewundert hat – und bekommt eine Ahnung, wie eine weitere Gabe, nämlich die Kraft der Vorsehung, in die Familie gekommen ist.
Bei einem so langen Handlungszeitraum lassen sich größere Zeitsprünge nicht vermeiden, manchmal von mehreren Wochen und Monaten, gelegentlich aber auch von einigen Jahren.
Auch wenn kriegerische Handlungen im Roman beschrieben werden, so wird doch auf die Ausschmückung grausamer Details verzichtet.
Der Schreibstil ist eher schlicht gehalten, dabei jedoch so temporeich, dass ich auch in diesem Roman nur so durch die Seiten geflogen bin und das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Da es sich um ein Prequel der Waringham-Reihe handelt und etliche Generationen vor Das Lächeln der Fortuna spielt, steht er mehr oder weniger für sich alleine und es ist nicht nötig, einen anderen Roman der Reihe oder überhaupt von der Autorin zu kennen, es nimmt aber auch keine Spannung, sollte man bereits mit den älteren Romanen vertraut sein.
Ein Nachwort über Fakt und Fiktion rundet den Roman perfekt ab, daneben gibt es noch ein Register der wichtigsten Charaktere. In der Hardcover-Ausgabe sind zudem farbige Karten auf den Innenseiten des Covers zu finden.

Fazit
Ja, ich liebe die Romane von Rebecca Gablé! Und das wird sich wohl auch nicht ändern. Da die Autorin ihrem Stil hier treu bleibt, kann ich diesen Roman all denjenigen empfehlen, die schon andere Bücher von ihr mochten, wer jedoch mit ihren Geschichten wenig anzufangen weiß, wird wohl seine Meinung durch diesen Roman kaum ändern.

Ruben Laurin – Die Kathedrale des Lichts

AutorRuben Laurin
TitelDie Kathedrale des Lichts
Seitenzahl591
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-17636-6
Bewertung

Inhalt
1227: Nach der Vollendung eines Auftrags in Maulbronn will der Baumeister Bohnsack mit seiner Tochter nach Magdeburg ziehen, um dort am Neubau der Kathedrale mitzuwirken, doch Helena ist von dieser Aussicht gar nicht begeistert.
Der Ritter Ansgar von Lund muss aus Prag fliehen, nachdem er in flagranti erwischt wurde. Unterwegs trifft er auf die wunderhübsche Tochter des Baumeisters.
Moritz besitzt ein großes Talent für die Bildhauerei, doch er ist ein Sklave und arbeitet im Steinbruch. Regelmäßig wiederkehrende Anfälle, während denen er Menschen in seiner Nähe angreift, lassen ihn viel Ablehnung erfahren. Als er auf eine Verurteilung nach einem solchen Anfall wartet, treffen Reisende auf der Burg ein…

Meine Meinung
Wenn es um Romane geht, in denen der Bau einer Kathedrale thematisiert wird, werde ich schon hellhörig. Wenn diese Romane dann auch noch von Autoren stammen, die mich bisher nicht enttäuscht haben, muss ich sie unbedingt lesen.
So auch hier, denn sobald ich erfahren hatte, dass sich hinter dem Pseudonym der Autor Thomas Ziebula verbirgt, dessen Romane über den Dreißigjährigen Krieg mir sehr gefallen haben, ist das Buch nach ganz oben auf der Prioritätenliste gewandert.
Den geschichtlichen Hintergrund des Romans bildet, wie schon erwähnt, der Neubau der Kathedrale zu Magdeburg sowie die Entstehung der bekanntesten Skulpturen, die dort zu finden sind, allen voran die der Skulptur des Heiligen Mauritius. Da über die Künstler jedoch nahezu nichts bekannt ist, hat der Autor hier große Freiheiten, seine eigene Geschichte um deren Entstehung zu spinnen.
Im Zentrum der Geschichte steht die schöne Helena, Tochter des Bauherren Bohnsack, von Vielen verehrt, aber noch unverheiratet, die nicht weiß, was und wen sie will und von ihrem Vater auch nicht gerade in die Ehe gedrängt wird.
Bewerber um ihre Hand sind unter anderem der Ritter Ansgar, der sich Aufgrund seiner früheren Liebschaften an vielen Orten Europas nicht mehr blicken lassen kann, der Bildhauer Gotthart, der ein dunkles Geheimnis in sich trägt, sowie der wendische Waisenjunge Moritz, ehemaliger Sklave und ebenfalls Bildhauer mit großem Talent, der den Mord an seinen Eltern rächen will.
Eine weitere wichtige Person ist Mechthild, eine junge, fromme Frau, die viel Zeit auf dem Baustellengelände verbringt, immer ins Gebet vertieft.
Der Autor nimmt sich sehr viel Zeit, etwa ein Drittel des gesamten Buches, die Vorgeschichte seiner Figuren zu erzählen. Man erfährt, was ihre Wünsche und Ängste sind, und so nach und nach führen die Wege Aller nach Magdeburg.
Ab hier jedoch wird die Zeit schon mal sehr gerafft, und je mehr sich der Roman dem Ende nähert, umso länger sind die Zeiten, die übersprungen werden. Hier ging es mir dann doch oft einfach zu schnell, und es passte vom Tempo einfach nicht zum Beginn der Geschichte. So sind die Charaktere zu Beginn noch recht gut ausgebaut, je weiter die Geschichte fortschreitet, umso stärker werden sie auf wenige Eigenschaften reduziert.
Auch gibt es einige Szenen, die mir etwas weit her geholt waren und von denen ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie so hätten passieren können. So hatte ich beispielsweise meine Probleme damit, wenn Moritz innerhalb kurzer Zeit den Umgang mit Waffen erlernt und sich gestandenen Rittern gegenüber im Kampf behaupten kann, auch wenn er zuvor schon ein guter Faustkämpfer ist. Und auch der Umgang mit „Unzucht“, ein Thema, das hier, insbesondere gegen Ende, immer wieder vorkommt und dann auch näher erläutert wird, erschien mir nicht ganz schlüssig.
Gut dagegen fand ich, dass der Autor sich nicht davor scheut, selbst Hauptcharaktere recht früh ableben zu lassen. Zudem treffen einige der Figuren auch schon mal Entscheidungen, die sie im Nachhinein bereuen. So bleibt zumindest ein gewisser Teil an Spannung enthalten, während andere Entwicklungen schon recht früh zu erahnen sind.
Ein zweiter Handlungsstrang spielt im Jahr 285 und erklärt, wer denn der Heilige Mauritius eigentlich ist. Leider wird hier nur die Heiligenlegende nacherzählt, dabei aber auch im Nachwort außen vor gelassen, dass es sich eben nur um eine Legende handelt und dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass sich das Beschriebene tatsächlich so abgespielt hat.
Der Erzählstil ist weitestgehend einfach gehalten und gut lesbar. Jedoch hat es mich schon sehr irritiert, dass der Handlungsstrang über Mauritius rückblickend erzählt wurde, mit dem Wissen von heute. Ich möchte eigentlich nicht im Romantext lesen, dass ein Fluss heute anders heißt als damals oder dass erst nachfolgende Generationen etwas mit einer Prophezeiung anfangen konnten. Doch auch in den Kapiteln der Haupthandlung fällt der Autor schon mal aus der Zeit.
Ergänzt wird der Roman durch ein Personenverzeichnis, eine Zeittafel, ein Glossar sowie ein Nachwort zum historischen Kontext und ist somit recht gut ausgestattet, auch wenn ich, wie schon erwähnt, mehr Informationen zu Mauritius erwartet hätte.

Fazit
Dieser Roman sollte ein Neuanfang werden, doch ist dieser in meinen Augen nicht ganz geglückt. Eine Fortsetzung des Stils der ersten historischen Romane Ziebulas hätte mir wohl eher zugesagt.