Schlagwort-Archive: John Lackland

Rebecca Gablé – Teufelskrone

AutorRebecca Gablé
TitelTeufelskrone
SerieWaringham Prequel
Seitenzahl928
VerlagLübbe
ISBN978-3-785-72660-0
Bewertung

Inhalt
England, 1193: König Richard ist in Gefangenschaft geraten! Diese Nachricht muss der Königinmutter so schnell wie möglich überbracht werden, und so reitet Yvain of Waringham, Bruder eines Ritters aus Richards Gefolge, nach Winchester, wo er zudem noch mit dem Meister der Templer reden soll, um seine Aufnahme in den Orden zu erbitten.
Nach der Erfüllung seiner Aufträge trifft der Vierzehnjährige jedoch auf Richards Bruder John, den Mann, der auf gar keinen Fall zu früh von Richards Gefangennahme erfahren darf. Während Yvain noch geschickt Johns Fallen umschifft, kann er nicht ahnen, wie sehr dieses Zusammentreffen sein Leben beeinflussen soll…

Meine Meinung
Auf diesen Roman über König John habe ich mich schon im Vorfeld sehr gefreut, denn Romane über diese Zeit lese ich mit am liebsten. Nun war ich gespannt, wie eine meiner Lieblingsautorinnen die Zeit und insbesondere diesen nicht gerade beliebten König beschreiben würde.
In vielen anderen Romanen und auch in Rebecca Gablés Sachbuch Von Ratlosen und Löwenherzen wird kaum ein gutes Haar an John gelassen, und so war ich überrascht, dass hier doch ein paar positive Seiten von John aufgezeigt werden – die er auch besessen haben muss, denn sonst hätte wohl kaum jemand treu zu ihm stehen können.
Die Hauptperson ist jedoch Yvain of Waringham, zu Beginn knapp fünfzehn Jahre alt und Knappe, zunächst im Haushalt seines Vaters, später dann in Johns Diensten. Wer schon den einen oder anderen Waringham-Roman gelesen hat, erkennt vielleicht etliche Wesenszüge wieder, die auch spätere Generationen in sich tragen. So ist Yvain ziemlich direkt und nimmt kein Blatt vor den Mund, was ihn schon mal in Schwierigkeiten bringt. Er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn – in Johns Haushalt auch nicht unbedingt gesund – und steht treu zu seinen Freunden. Auch die Pferdeliebe nimmt hier einen wichtigen Punkt ein, denn auch wenn es die Zucht auf Waringham noch nicht gibt, so besitzt Yvain doch die Gabe, die in späteren Generationen gelegentlich auftritt.
Andere wichtige Personen in diesem Roman sind Guillaumes Frau Amabel, in die Yvain seit Jahren verliebt ist, und etliche Knappen aus Johns Haushalt, allen voran William de Braose.
Die meisten wichtigen Charaktere, fiktive wie historische, sind vielschichtig beschrieben. Sie haben positive wie negative Seiten, so dass sie menschlich erscheinen. Einzig zwei Personen stechen für mich da heraus, nämlich Yvain selbst, der der typische, überaus sympathische Gablé-Held ist, sowie Pentecôte FitzHugh, ein anderer Knappe aus Johns Haushalt, der Yvain nicht leiden kann und ihm immer wieder Steine in den Weg legt. Mich hat dies jetzt nicht gestört, jedoch kann ich mir vorstellen, dass dies nicht jedem gefallen mag.
Dieser Roman umfasst rund 23 Jahre, in denen wir den fiktiven Yvain of Waringham an Johns Seite erleben, während sein Bruder Guillaume in König Richards Diensten steht. Es gibt viele spannende Ereignisse, die meisten davon historisch belegt, die einen selbst dann mitfiebern lassen, wenn man schon mehrfach darüber gelesen hat und sie eigentlich nicht mehr überraschen oder schockieren können sollten. Daneben erfahren wir aber auch ein wenig über das Leben in der kleinen Baronie Waringham, was Fans der Reihe besonders freuen dürfte. Man erfährt, warum die Waringhams keinen weiteren Familiennamen haben – was mich in Das Lächeln der Fortuna doch sehr gewundert hat – und bekommt eine Ahnung, wie eine weitere Gabe, nämlich die Kraft der Vorsehung, in die Familie gekommen ist.
Bei einem so langen Handlungszeitraum lassen sich größere Zeitsprünge nicht vermeiden, manchmal von mehreren Wochen und Monaten, gelegentlich aber auch von einigen Jahren.
Auch wenn kriegerische Handlungen im Roman beschrieben werden, so wird doch auf die Ausschmückung grausamer Details verzichtet.
Der Schreibstil ist eher schlicht gehalten, dabei jedoch so temporeich, dass ich auch in diesem Roman nur so durch die Seiten geflogen bin und das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Da es sich um ein Prequel der Waringham-Reihe handelt und etliche Generationen vor Das Lächeln der Fortuna spielt, steht er mehr oder weniger für sich alleine und es ist nicht nötig, einen anderen Roman der Reihe oder überhaupt von der Autorin zu kennen, es nimmt aber auch keine Spannung, sollte man bereits mit den älteren Romanen vertraut sein.
Ein Nachwort über Fakt und Fiktion rundet den Roman perfekt ab, daneben gibt es noch ein Register der wichtigsten Charaktere. In der Hardcover-Ausgabe sind zudem farbige Karten auf den Innenseiten des Covers zu finden.

Fazit
Ja, ich liebe die Romane von Rebecca Gablé! Und das wird sich wohl auch nicht ändern. Da die Autorin ihrem Stil hier treu bleibt, kann ich diesen Roman all denjenigen empfehlen, die schon andere Bücher von ihr mochten, wer jedoch mit ihren Geschichten wenig anzufangen weiß, wird wohl seine Meinung durch diesen Roman kaum ändern.

Elizabeth Chadwick – Der scharlachrote Löwe

Autor Elizabeth Chadwick
Titel Der scharlachrote Löwe
Originaltitel The Scarlet Lion
Übersetzer Monika Koch
Serie Marshal Band 3
Seitenzahl 601
Verlag Blanvalet
ISBN 978-3-442-36904-1
Bewertung

Inhalt
Normandie, 1197: William Marshal, inzwischen etwa 50 Jahre alt, Earl of Pembroke und vierfacher Vater, ist einer der angesehensten Ritter Englands, der schon mehreren Königen treue Dienste erwiesen hat. Auch König Richard steht er stets zur Seite und hat dessen Krone mehrfach gegen Richards rebellierenden Bruder Johann verteidigt. Doch dann stirbt Richard, und Johann wird Englands neuer König – nicht zuletzt durch Williams Hilfe.
Dennoch fällt es dem Earl sehr schwer, Johann seine Treue zu beweisen, egal, was er versucht, ihm werden immer wieder Steine in den Weg gelegt, die es mit viel Diplomatie und Geschick zu umschiffen gilt. Dabei steht ihm seine Frau Isabelle de Clare treu zur Seite.

Meine Meinung
Dies ist Elizabeth Chadwicks zweiter Roman über das Leben William Marshals. Von etwa seinem fünfzigsten Lebensjahr an begleiten wir ihn über 22 Jahre bis zu seinem Tod.
Da es weder Personenregister noch Zeittafel gibt, Elizabeth Chadwick aber weitestgehend darauf verzichtet, Personen, die bereits aus Der Ritter der Königin bekannt sind, nochmal einzuführen und Ereignisse zu wiederholen, ist es empfehlenswert, diesen Band direkt im Anschluss an den Vorgängerband zu lesen, um den Überblick nicht zu verlieren. Und Personen gibt es nicht wenige!
Dabei werden die meisten, wie von der Autorin gewohnt, recht vielschichtig beschrieben. Selbst König Johann, der ja in Literatur und Film oft als der Erzbösewicht dargestellt wird, wird als der Mensch gezeigt, der er möglicherweise tatsächlich gewesen sein könnte. Die Motive für seine Taten, die William ein ums andere Mal in Bedrängnis bringen, sind stets für den Leser erkennbar und aus Johanns Sicht auch nachvollziehbar, auch wenn wenn ich oft über sie den Kopf schütteln musste, weil sie so unsinnig erschienen.
William selbst ist hier wie schon im Vorgängerroman der edle Ritter, der zu seinem einmal gegebenen Wort steht. Immer wieder gerät er durch seine ehrbare Haltung in Schwierigkeiten. Dennoch handelt er nicht nur aus altruistischen Motiven, vielmehr ist es auch sein Ziel, sein Vermögen und seinen Einfluss zu mehren, wenn auch im Gegensatz zu einigen seiner Standesgenossen eben mit meist ehrbaren Mitteln, und das, obwohl er bereits vom mittellosen Ritter zu einem der reichsten und mächtigsten Männer des Landes aufgestiegen ist.
Da William nun Familienvater ist, bleibt es nicht aus, dass es in diesem Roman eben nicht nur um Williams Leben im Dienste der Krone geht, sondern auch seine Familie weiter ins Zentrum rückt, mit all ihren Konflikten, die dies mit sich bringt. Einige seiner Kinder erscheinen dort wichtiger als andere, insbesondere seine Tochter Mahelt, der Chadwick später noch einen eigenen Roman gewidmet hat, sticht dabei heraus, aber auch seine Söhne William und Richard spielen eine wichtige Rolle. Romantik ist enthalten, doch sind William und Isabelle ja kein junges Paar mehr, und je älter sie werden, umso stärker tritt dies in den Hintergrund.
Doch dass das Familienleben einen wichtigen Punkt einnimmt bedeutet nicht, dass dafür die Politik vernachlässigt wird, denn selbst zurückgezogen in Irland gibt es Konflikte, die es zu lösen gilt.
Die Sprache ist weitestgehend beschreibend und einfach gehalten, so dass man der Geschichte gut folgen kann, ohne über die Bedeutung der Worte nachdenken zu müssen, und die Übersetzung ins Deutsche ist dabei gut gelungen – wenn man von der gleichzeitigen Übersetzung der Königsnamen absieht, aber dazu habe ich mich in den vorhergehenden Rezensionen schon zu Genüge ausgelassen.
Wie schon erwähnt enthält das Buch weder Personenregister noch Zeitleiste, dafür ist ein Stammbaum der Marshal-Familie enthalten, so dass man zumindest innerhalb dieser Familie den Überblick nicht verliert. Daneben sind noch drei grobe Karten sowie historische Anmerkungen zu finden.

Fazit
Elizabeth Chadwicks Stil mag nicht so emotional, so mitreißend sein wie der einiger ihrer Kollegen, doch habe ich oft mitgehofft, -gebangt und -gelitten. Der Autorin ist ein großartiges Portrait eines der größten Ritter des Hochmittelalters gelungen! Eine klare Leseempfehlung, jedoch sollte man vorher den ersten Band, Der Ritter der Königin, gelesen haben.