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Ulf Schiewe – Die Mission des Kreuzritters

AutorUlf Schiewe
TitelDie Mission des Kreuzritters
SerieMontalban Band 2
Seitenzahl525
VerlagLübbe
ISBN978-3-7857-2759-1
Bewertung

Inhalt
Jerusalem, 1129: Melisande, die älteste Tochters des Königs von Jerusalem, wurde zur Thronerbin erzogen und in allem unterwiesen, was man zum regieren wissen muss. Nun soll sie den Grafen Foulques d’Anjou heiraten, einen deutlich älteren Mann, der frisch aus dem Frankenreich eingetroffen ist und verächtlich auf den Lebensstil der Christen im Land herab sieht.
Da ihre Ablehnung bei ihrem Vater auf taube Ohren stößt, beschließt Melisande auszureißen, in der Hoffnung, dadurch ihre Hochzeit zu verhindern.
Doch dann verläuft die Reise alles andere als geplant und Melisande gerät in große Gefahr.
Helfen soll Raol Montalban, seit zehn Jahren Tempelritter im Heiligen Land…

Meine Meinung
Schon als Ulf Schiewes neuester Roman Die Mission des Kreuzritters angekündigt wurde, wusste ich, dass ich ihn unbedingt lesen muss, denn mit seinem nunmehr fünfzehnten Roman kehrt der Autor zu seinen Anfängen zurück. Genauer gesagt handelt es sich hier um eine lose Fortsetzung seines Debütromans Der Bastard von Tolosa. Ging es dort um den Ritter Jaufré Montalban, der seine Lebensgeschichte für seinen Sohn Raol niederschreiben lässt, so ist Raol nun eine der Hauptpersonen in dem neuesten Werk.
Erzählt wird die fiktive Geschichte über den Widerstand Melisandes gegen die Ehe mit Foulques d’Anjou, über ihre Flucht vor der arrangierten und ungewollten Ehe, ihre Gefangennahme und darauf folgende Ereignisse. Nahezu die gesamte Handlung ist erfunden, dabei aber in einen sehr authentisch beschriebenen historischen Hintergrund eingebettet, nämlich die spannungsreiche Zeit zwischen den Kreuzzügen. Dadurch wirkt die Geschichte zu keinem Zeitpunkt unglaubwürdig. Die politischen Hintergründe, so verwirrend sie auch sein mögen, werden bestmöglich und leicht verständlich beschrieben, dennoch sollte man hier aufmerksam lesen, um nicht durcheinander zu geraten. Auch über die Anfänge der Tempelritter sowie deren Anerkennung als Orden erhält man nebenbei ein paar Informationen.
Der Roman umfasst eine Zeitspanne von ein paar Wochen – genauer lässt sich das schwer sagen, weil es kaum Zeitangaben gibt. Was zunächst als mehr oder weniger harmloses Abenteuer beginnt, dessen größte Gefahr darin besteht, von den Rittern des Königs entdeckt und zurück geleitet zu werden, wird schon bald zu einem Alptraum, als Melisandes Reisegruppe überfallen, ihre bewaffneten Begleiter größtenteils getötet und sie selbst gefangen genommen wird.
Zu Beginn des Romans ist Melisande so, wie man sich eine verwöhnte Prinzessin vorstellt. Leicht kindlich-naiv, trotz ihrer 24 Jahre, beruht ihre Ablehnung gegen Foulques zunächst nur auf Äußerlichkeiten, dabei hätte sie genug andere Gründe vorzubringen, die ihn als zukünftigen König des Reiches disqualifizieren. Im Verlauf des Romans macht sie aber eine deutliche Entwicklung durch, wodurch sie etliche Sympathiepunkte hinzugewinnt.
Als zweite Hauptperson kommt Raol Montalban ins Spiel. Als Überlebender der Schlacht von Ager Sanguinis ist er den Tempelrittern beigetreten und hat sich dazu verpflichtet, die Pilgerwege zu schützen. Daneben setzt er sich auch für andere Bewohner des Landes ein. Ist er zunächst recht unnahbar, zeigt er später seine wahren Qualitäten. Er ist sehr prinzipientreu, steht zu seinem Wort, weiß noch dazu mit dem Schwert umzugehen und ist auch taktisch sehr geschickt.
Anhand dieser Konstellation kann man sich vorstellen, dass es hier wohl auch eine Liebesgeschichte geben wird. Tatsächlich steht diese deutlich mehr im Mittelpunkt, als dies bei Ulf Schiewes Romanen sonst der Fall ist. Das Knistern ist deutlich zu spüren, kitschig wird es aber nie.
Trotz des erhöhten Fokus‘ auf die Liebesgeschichte sollte man hier nicht von einem Liebesroman ausgehen, denn die Zeiten waren brutal. Es wird viel gekämpft und gestorben, und es trifft auch Charaktere, deren Lebensgeschichte dem Leser bekannt ist. Die Kämpfe werden nicht zelebriert, aber auch nicht verharmlost. Dadurch wird die Gefahr noch deutlicher spürbar, die Geschichte noch lebendiger.
Sprachlich ist insbesondere auffällig, dass der Roman durchgängig im Präsens verfasst ist. Dadurch sowie durch ein recht hohes Erzähltempo wird die Spannung hoch gehalten. Ich empfinde dies allerdings als gewöhnungsbedürftig, immer wieder bin ich kurz über die Verwendung des Präsens gestolpert. Dennoch ist der Roman gut lesbar und leicht verständlich. Auch wenige Sätze in französischer Sprache, die gelegentlich eingeflochten werden, stören den Lesefluss nicht, für das Verständnis sind diese nicht wichtig.
Hilfreich ist das Glossar, durch das einige nicht alltägliche sowie fremdsprachliceh Begriffe erklärt werden. Weiteres Zusatzmateril findet sich in Form eines Personenregisters, einer Karte mit eingetragener Reiseroute im inneren Cover sowie kurzen historische Anmerkungen des Autors.

Fazit
Die Mission des Kreuzritters ist ein spannender Abenteuerroman um ein fiktives Ereignis, eingebettet in ein lebendiges historisches Umfeld. Wer nach der Lektüre von Schiewes Bastard von Tolosa schon immer wissen wollte, was Raol all die Jahre in Jerusalem getrieben hat, kommt um diesen Roman nicht drum herum.
Auch wenn der Fokus auf die Liebesgeschichte nicht ganz das war, was ich erwartet hatte, wurde ich gut unterhalten und empfehle den Roman gerne all denjenigen weiter, die Abenteuergeschichten lieben.

Jack Whyte – Der Schwur der Ritter

Autor Jack Whyte
Titel Der Schwur der Ritter
Originaltitel Order in Chaos
Übersetzer Barbara Schnell
Serie Die Templer Band 3
Seitenzahl 448
Verlag Blanvalet
ISBN 978-3-442-36349-0
Bewertung

Inhalt
La Rochelle, Frankreich, 1307: Am Freitag, dem 13. Oktober, sollen alle Angehörigen des Templerordens in Frankreich auf Befehl König Philipps verhaftet werden. Einzig die Kommandantur in La Rochelle konnte frühzeitig gewarnt werden, so dass nicht nur die Ritter und Knappen, sondern auch ein Teil der Flotte und der sagenumwobene Templerschatz in Sicherheit gebracht werden kann.
Auf der Suche nach einem sicheren Hafen einigt man sich darauf, Schottland anzusteuern, die Heimat von William Sinclair, dem ranghöchsten Templer und Angehörigen einer geheimen Bruderschaft innerhalb des Ordens, denn der neue schottische König, Robert Bruce, hat sicher Verwendung für gut ausgebildete Krieger…

Meine Meinung
Die ersten beiden Bände der Reihe, in denen es um die Gründung des Ordens sowie die Zeit nach der Schlacht von Hattin geht, haben mir so gar nicht gefallen, weshalb es merkwürdig erscheinen mag, dass ich den dritten Band dann überhaupt noch zur Hand nehme. Ich hatte ihn aber bereits gekauft, und da habe ich eben kurz hineinlesen wollen, um zu schauen, ob er wohl genauso enttäuschend ist wie die ersten Bände. Ich muss sagen, dass ich in gewisser Weise positiv überrascht war, und da das Buch dann mit etwa 440 Seiten um einiges dünner ist als der Rest der Reihe, war es dann auch schnell gelesen.
Wirklich glaubwürdig war die Geschichte zwar trotzdem nicht, aber wenigstens wurde der Fehler der Vorgänger, eine Geschichte anzufangen und mittendrin abzubrechen, nicht wiederholt. Stattdessen gibt es einen einzigen Handlungsbogen, der sich mit der Frage befasst, wie es nun mit dem Templerorden weitergehen soll.
Aufhänger der Handlung ist die Idee, dass eine einzige Kommandantur in Frankreich rechtzeitig von den Plänen Philipps des Schönen informiert werden und so mitsamt dem Templerschatz entkommen konnte. Da ja der sagenumwobene Templerschatz anscheinend nie gefunden wurde, ist dies nicht der einzige Roman, der sich mit diesem Gedankenspiel beschäftigt. Und so beginnt der Roman mit einem richtigen Knaller, es wird spannend, denn jemand versucht zu verhindern, dass die Warnung das richtige Ohr erreicht, und auch die Flucht muss glücken.
Leider war dies aber auch eine der wenigen spannenden Stellen im Roman, denn von nun an plätschert die Geschichte die meiste Zeit auf einem recht geringen Spannungsniveau vor sich hin, nur gelegentlich lodert sie kurz auf, um gleich danach wieder abzuflauen. Gekämpft wird selten, dafür wird mehr geredet und geplant. Als Sir William, der seit seiner Kindheit das erste Mal wieder schottischen Boden betritt, auf Anhänger von Robert Bruce trifft, erhält der Leser erst einmal seitenweise Informationen, wer Bruce überhaupt ist, wie er zum englischen und französischen König und zur Kirche steht. Die meisten dieser Informationen scheinen auch direkt an den Leser gerichtet zu sein, nicht an Sinclair, der zumindest über einen Teil der Dinge informiert sein sollte. Obwohl ich bereits einige Romane gelesen habe, in denen Robert Bruce eine wichtige Rolle spielt, waren mir diese Informationen einfach zu viel und zu geballt untergebracht, dies hätte man viel beiläufiger tun können.
Einer der Pläne, der einen Teil der Templer betrifft, beschäftigt sich mit der Legende eines Landes im Westen, das „Merica“ genannt wird. Hier musste ich doch sehr stutzen. Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass es Legenden über ein Land im Westen gegeben hat, aber „Merica“? Das ähnelt doch zu sehr dem Namen, den der Kontinent heute trägt, dieser aber leitet sich vom Namen des Entdeckers Amerigo Vespucci ab und stammt aus dem 16. Jahrhundert, nicht von irgendwelchen Legenden aus dem Mittelalter. Hier frage ich mich, wie des Autor darauf gekommen ist, ausgerechnet diesen Namen zu verwenden, jeder andere Vorschlag wäre besser gewesen.
Die geheime Bruderschaft innerhalb des Templerordens, die es so meiner Meinung nach gar nicht hätte geben können, spielt auch hier wieder eine Rolle, jedoch wird hier auch wieder kaum erklärt, was es mit ihr auf sich hat. Die Informationen, die man hier erhalten hat, waren doch recht oberflächlich – zum Glück, denn so konnte man sie weitestgehend überlesen, und für das Verständnis ist es auch nicht wichtig.
Überraschenderweise gibt es hier eine Liebesgeschichte, die sich aber erst zum Ende hin richtig entwickelt, auch wenn man sie schon sehr früh erahnen kann. Zunächst kam mir dieser Handlungsstrang zu aufgesetzt vor, doch zum Ende hin passt er zum Buch: Nicht zu hundert Prozent überzeugend, aber innerhalb der Buchlogik stimmig.

Fazit
Kein Highlight, aber für mich trotz der Spannungsarmut der beste Band der Reihe. Man verpasst aber auch nichts, wenn man diesen Roman nicht liest.

Ulrike Schweikert – Das Siegel des Templers

Autor Ulrike Schweikert
Titel Das Siegel des Templers
Seitenzahl 604
Verlag Blanvalet
ISBN 978-3-442-36992-8
Bewertung

Inhalt
Pyrenäenpass, 1307: Der Ritter Kraft von Ehrenberg soll einen Tempelritter ermordet haben. Um Buße zu tun, wird er von seinem Beichtvater auf den Jakobsweg geschickt.
Als in Abwesenheit des Vaters merkwürdige Dinge geschehen und die Mutter tatenlos zusieht, entschließt sich das Edelfräulein Juliana, ihrem Vater zu folgen und nach Antworten auf ihre Fragen zu suchen. Um mögliche Verfolger abzuschütteln und die allgemeinen Gefahren zu reduzieren schneidet sie ihr Haar und reist als Junge. Gerne würde sie ganz alleine reisen, doch hat sich eine kleine Reisegruppe zusammengefunden, von denen einige Mitglieder sich recht merkwürdig verhalten und die sie nicht abschütteln kann…

Meine Meinung
Auf den ersten Blick erscheint Das Siegel des Templers als weiterer typischer Hosenroman. Wie bei den meisten Vertretern dieser Gattung werden Probleme, die sich durch diese Verkleidung ergeben, weitestgehend ignoriert, so dass die männlichen Begleiter der jungen Frau keinerlei Verdacht schöpfen. Dies hat mir einen guten Teil der Freude an dem Roman genommen, wird er dadurch doch recht unglaubwürdig.
Durch den ungewöhnlichen Aufbau gewinnt der Roman jedoch wieder ein wenig dazu, denn während die Reise auf dem Jakobsweg von den Pyrenäen bis nach Santiago chronologisch beschrieben wird, werden abwechselnd dazu Kapitel über Erlebnisse aus Julianas Vergangenheit erzählt, die mal viele Jahre zurück liegen, dann aber auch wieder kurz vor der Abreise spielen. Diese Erzählweise kann schon mal verwirren, zumal die Kapitel, die in der Vergangenheit spielen, im Präsens geschrieben sind, während für die spätere Reise die Vergangenheitsform gewählt wurde, jedoch werden so immer wieder aufgekommene Fragen im richtigen Moment beantwortet und die Spannung dadurch hoch gehalten, was durch eine rein chronologische Beschreibung nicht der Fall gewesen wäre. Es erfordert jedoch ein wenig Konzentration und einen Blick auf die Jahreszahl zu Beginn jedes Kapitels, um den Überblick nicht zu verlieren und jedes Puzzleteil an seinen Platz setzen zu können. Zusammengenommen ergeben sie ein grobes Bild darüber, was in der Vergangenheit wirklich geschehen ist und welche Rolle Julianas Vater in der ganzen Geschichte spielt.
Dagegen ist die Beschreibung von Julianas Reise zwar überwiegend spannend, gelegentlich aber auch langatmig erzählt. An manchen Stellen erscheint es mir, als ob die Autorin hier einen Reiseführer über den Jakobsweg im Mittelalter schreiben wollte, mit längeren Passagen, in denen einer der Reisegefährten die Stationen und Sehenswürdigkeiten des nächsten Abschnitts beschreibt. Mir war es etwas zu viel des Guten, das hätte man auch anders umsetzen können. So kamen mir die Reisenden wie Touristen vor, obwohl Juliana doch ihren Vater so dringend finden muss.
Stellenweise war der Roman vorhersehbar, doch immer mal wieder gab es dann, oft durch einen Blick in die Vergangenheit eingeleitet, eine neue Wendung, die ein ganz anderes Licht auf die Ereignisse geworfen hat.
So hatte ich zunächst das Gefühl, es hier doch sehr mit platten, stereotypen Charakteren zu tun zu haben. Da wäre natürlich zuerst Juliana, die locker als junger Mann durchgeht – darüber habe ich mich weiter oben schon ausgelassen. Obwohl sie in ihrer Kindheit viele Freiheiten hatte, kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass sie sich so problemlos in diese Rolle einfinden kann. In den Rückblicken sieht man sie jedoch als das verwöhnte Kind, das ihren Kopf oftmals durchzusetzen weiß.
Ihre Reisegruppe besteht aus zwei Kirchenmännern und zwei Rittern, und alle zeigen in irgend einer Form Interesse an Juliana, so dass sie das Gefühl hat, von allen Seiten bedroht zu werden. Doch nicht alles ist, wie es scheint, und so zeigt sich erst ziemlich am Ende, wer hier mit welchen Motiven auf die Reise gegangen ist. Auch das Ende selbst war so ganz anders als erwartet, was mich doch sehr gefreut hat, zeigt es doch, dass Ulrike Schweikert es nicht nötig hat, bekannten Schemata zu folgen.
Tempelritter selbst spielen in diesem Roman eine untergeordnete Rolle. Sie tauchen hier und da mal auf, abgesehen davon ist der Name des Romans allerdings eher irreführend. Es wird erst ganz zum Schluss deutlich, worum es eigentlich genau bei dem Mord zu Beginn geht und was es mit dem Siegel auf sich hat, wer sich mit der Geschichte der Tempelritter allerdings nicht auskennt, ist möglicherweise auf Aufklärung durch das ausführliche Nachwort angewiesen.
Der Schreibstil war überwiegend gut und flüssig zu lesen, manche Ausdrücke kamen mir jedoch regional geprägt vor und sind mir so in Büchern selten untergekommen. Auffällig ist zudem, dass Städtenamen oft in alter Schreibweise verwendet werden, die aktuellen Namen aber durch Fußnoten deutlich gemacht werden.
Neben dem Nachwort wird der Roman durch ein Personenregister, ein Glossar sowie ein Literaturverzeichnis ergänzt. Eine Karte, durch die man Julianas Weg nachvollziehen kann, fehlt leider – möglicherweise ist sie für diejenigen, die bereits mit dem Jakobsweg vertraut sind, unnötig, mir jedenfalls hätte sie sehr geholfen.

Fazit
Eine überwiegend fesselnde Rahmenhandlung und ein ungewöhnliches Konzept treffen hier mit dem typisch seichten Hosenroman zusammen. Heraus kommt eine Mischung, die ich zwar mit großer Spannung gelesen habe, die mich aber nicht völlig überzeugen konnte.

Robyn Young – Die Blutsfeinde

Autor Robyn Young
Titel Die Blutsfeinde
Originaltitel Requiem
Übersetzer Nina Bader
Serie Brethren-Trilogy Band 3
Seitenzahl 703
Verlag Blanvalet
ISBN 978-3-442-36659-0
Bewertung

Achtung: Enthält Spoiler zu Die Blutschrift und Die Blutritter!

Inhalt
Frankreich, 1295: Nach dem Fall von Akkon treibt den Tempelritter William Campbell nur noch eines: Die Rache an König Edward, dem Will die Schuld am Tod einiger geliebter Menschen gibt und der in das Geheimnis der Anima Templi, der geheimen Bruderschaft innerhalb des Tempels, eingeweiht ist. Doch außer Will weiß niemand, wie sehr Edward tatsächlich in finstere Machenschaften verwickelt ist, schließlich hat er über Jahre hinweg seine eigenen Geheimnisse verborgen gehalten.
Doch dann bittet Edward die Templer, ihn in seinem Kampf gegen die Schotten zu unterstützen, einen Kampf Christen gegen Christen in Wills Heimat. Als der Orden zustimmt, muss Will eine wichtige Entscheidung treffen…

Meine Meinung
Die ersten beiden Bände um den fiktiven Tempelritter William Campbell, der zudem auch noch Mitglied einer geheimen Bruderschaft ist, konnten mich beim Lesen mitreißen, beide habe ich nicht nur ein Mal mit Begeisterung gelesen. Dieser dritte Band dagegen hat mir zwar immer noch gefallen, kann aber nicht vollständig mithalten.
Geschichtlich gesehen beschreibt der Roman eine interessante Zeit, zum einen die letzten Jahre der Tempelritter, zum anderen die schottischen Unabhängigkeitskämpfe unter William Wallace und Robert Bruce, und Will, als Templer schottischer Herkunft, steckt hier mitten drin. Und genau darin liegt auch eine der Schwächen des Romans: Der Versuch, die Brücke zwischen beiden Ereignissen zu schlagen, gelingt der Autorin nicht vollständig, weil unweigerlich Vieles auf der Strecke bleiben muss. So bekommt man viele Dinge nur nebenbei mit, wer sich mit der Zeit beschäftigt hat, kann die Lücken mit Ereignissen füllen, wer sich jedoch nicht auskennt, wird sich möglicherweise häufiger fragen, wie es jetzt dazu gekommen ist.
Will Campbell ist inzwischen nahezu fünfzig Jahre alt, ein gestandener Mann und erfahrener Kämpfer, und trotzdem ist er noch immer ein Hitzkopf wie zu seiner Jugend. Und so lässt er sich zu einer unüberlegten Tat hinreißen, die sein weiteres Leben in eine ganz andere, unerwartete Richtung lenkt. Trotzdem ist er noch derselbe wie in den Vorgängern, er versucht auf seine eigene Weise, Unheil abzuwenden und kann sich nicht von der politischen Spielwiese zurückziehen. Nicht wenige seiner Entscheidungen waren mir hier zu übertrieben, scheint er doch alleine gegen zu viele Mächtige kämpfen zu wollen.
Intrigen, Spionage und politische Verwirrungen kommen in diesem Roman nicht zu kurz, Will ist mal hier, mal da beschäftigt, und immer wieder steht er auch in Kontakt zu alten Freunden. Die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Szenen sind dabei nicht immer klar, besonders wenn man ohne Vorkenntnisse dieser Zeit an diesen Roman herangeht, könnte es sehr verwirrend werden.
Mehr als ein Mal gerät Will in Gefangenschaft, für meinen Geschmack zu oft, zudem er meist nur durch viel Glück entkommen kann.
Die geheime Bruderschaft Anima Templi, deren Kopf Will zwischenzeitlich war und die er bald verlässt, spielt in diesem Roman eine wichtige Rolle. Wer die vorherigen Bände nicht kennt, könnte möglicherweise seine Schwierigkeiten mit dieser Geheimgesellschaft haben, wird doch kaum auf die ersten beiden Bände Bezug genommen. Aus diesem Grund würde ich nicht empfehlen, diesen dritten Band für sich zu lesen.
Der Schreibstil ist angenehm, die Übersetzung von Nina Bader wie gewohnt gut zu lesen. Allzu blutige Beschreibungen findet man hier nicht vor, doch sollte man sich bewusst sein, dass auch hier Krieg ein wichtiges Thema ist, selbst wenn ein Großteil der Handlung sich eher auf der politischen Ebene abspielt. Romantik wird man dagegen kaum vorfinden, auch wenn hier und da kleinere Andeutungen erkennbar sind.
Der Roman wird durch etliche Zusatzmaterialien abgerundet. So findet man vorne eine Europakarte, die grob die wichtigsten Orte darstellt, hinten im Buch sind zudem ein Personenregister, ein Glossar und ein Literaturverzeichnis zu finden. Ein Nachwort zum historischen Kontext liefert einige Hintergründe nach und erläutert, wo die Autorin von Tatsachen abgewichen ist.

Fazit
Auch wenn mich dieses Buch nicht so sehr packen konnte wie wie Vorgänger, habe ich es gerne gelesen. Im Gegensatz zu diesen wird es hier um einiges politischer, die Zusammenhänge sind nicht immer klar erkennbar, zudem sind mir manche von Wills Handlungen nicht ganz überzeugend dargestellt. Für diejenigen, die sich für die letzten Jahre der Templer interessieren, möglicherweise ein ansprechender Roman, jedoch sollten die Vorgängerbände bekannt sein, um Zusammenhänge verstehen zu können.

Jack Whyte – Die Brüder des Kreuzes

Autor Jack Whyte
Titel Die Brüder des Kreuzes
Originaltitel Standard of Honor
Übersetzer Barbara Schnell
Serie Die Templer Band 2
Seitenzahl 670
Verlag Blanvalet
ISBN 978-3-442-36348-3
Bewertung

Inhalt
Heiliges Land, 1187: Bei der Schlacht von Hattin wird das Heer der Franken vernichtend geschlagen. Alexander Sinclair, ein schottischer Tempelritter, ist dem Tod nur durch die Hilfe seines Freundes Lachlan Moray entgangen. Doch Alexander ist schwer verletzt, die nächste Zuflucht, die noch nicht von den Feinden überrannt ist, weit entfernt…
Aquitanien, zwei Jahre später: Als Gegenleistung für gebotene Hilfe soll André St. Clair seinen Lehnsherrn Richard Plantagenet auf seinen geplanten Kreuzzug folgen – als Tempelritter, wenn der Orden ihn aufnehmen sollte. Als Mitglied einer geheimen Bruderschaft steht der Aufnahme kaum etwas im Wege, und schon bald erhält er seinen ersten Auftrag: Seinen Vetter Alexander Sinclair zu finden…

Meine Meinung
Nach dem enttäuschenden ersten Band hatte ich an diesen Roman recht geringe Erwartungen und war dementsprechend vorerst positiv überrascht. Die Geschichte beginnt mit der Schlacht von Hattin, man ist direkt mitten in der Geschichte drin, und die Spannung wird auch zunächst hoch gehalten. Doch nach etwa hundert Seiten kam die Ernüchterung, nämlich mit dem Bruch in der Handlung. Denn hier zeigt sich, dass dieser Band genau die gleichen Schwächen aufweist wie der Auftakt der Trilogie: Anstatt einem roten Faden zu folgen, einen Handlungsbogen auszubreiten und sich an ihm entlangzuhangeln, anstatt die Erwartungen an den Roman zu erfüllen, die auf den ersten Seiten geschürt werden, verliert sich der Autor in Beschreibungen von Botendiensten, die André St. Clair für seinen ehemaligen Lehnsherrn ausführen soll, und das, obwohl er doch als Novize bei den Templern nur noch diesen Gehorsam schuldig sein sollte, sowie der Vorbereitungen für den Kreuzzug und die Reise nach Outremer. Dadurch hatte ich das Gefühl, als ob der Autor einfach drauflos geschrieben hätte, völlig ohne Konzept.
Dabei nimmt es der Autor auch nicht ganz genau, was historische Details anbelangt. So wird aus dem römisch-katholischen Kaiser Friedrich Barbarossa mal eben ein Anhänger der orthodoxen Kirche, und auch der Deutsche Orden – der zu dem Zeitpunkt der Romanhandlung noch gar nicht gegründet war – soll dieser angehören. Aus König Richard wird auch mal eben ein Judenhasser, der jede sich bietende Gelegenheit nutzt, um diese zur Belustigung seines Hofes zu quälen, während ich bisher immer der Meinung war, dass Richard mehr oder weniger darum bemüht war, die Juden in seinem Land zu schützen. Erklärungen dazu, beispielsweise in einem Nachwort, sind leider nicht vorhanden, und so bleiben diese Behauptungen in der Luft stehen.
Was es mit der geheimen Bruderschaft auf sich hat, wird hier nur am Rande erläutert, wer weitergehende Informationen sucht, muss den ersten Band der Reihe lesen. Ich halte es allerdings für unwahrscheinlich, dass die Existenz einer solchen Bruderschaft überhaupt möglich gewesen wäre, schaut man sich die religiösen Verhältnisse des Mittelalters an. Und so ist es meiner Meinung nach ganz gut, dass sie hier eher als Mittel zum Zweck dient und nicht als wesentlicher Inhalt des Romans.
Die Schreibweise ist durchaus fesselnd, der Autor versteht es sehr gut, Spannung aufzubauen. Leider wird sehr häufig im entscheidenden Moment weggeblendet, das Ergebnis dem Leser beiläufig mitgeteilt, so dass ich mich häufig gefragt habe, warum diese Episode eigentlich beschrieben wurde, statt dem Leser ebenfalls eine Kurzfassung zu präsentieren.
Die beiden Hauptpersonen Alexander und André sind schnell charakterisiert: Sie sind belesen, gebildet und lernen schnell, sie sind gute Kämpfer mit Schwert und Armbrust, und Ehre ist für sie essentiell, kurz gesagt entsprechen sie einem hohen Ritterideal und sind dabei doch langweilig und austauschbar.

Fazit
Wie schon im ersten Band hätte man aus diesem guten und auch spannenden Ansatz eine wunderbar fesselnde Abenteuergeschichte machen können, doch kann der spannende Schreibstil das verschenkte Potenzial und die sehr freie Interpretation historischer Details nicht ausgleichen.