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Andrea Schacht – Der Lilienring

AutorAndrea Schacht
TitelDer Lilienring
SerieRing-Trilogie Band 3
Seitenzahl476
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36034-5
Bewertung

Inhalt
Köln, 2002: Endlich weiß Anita, wie sie ihren Valerius finden kann. Doch dann werden die Ermittlungen zum Unfalltod ihres Vaters wieder aufgenommen und Anita und Rose geraten in Verdacht, etwas damit zu tun zu haben, so dass Valerius sich zurückzieht. Und so überbrücken die beiden jungen Frauen die Zeit bis zum Ende der Ermittlungen mit der Analyse von alten Tagebüchern aus dem 19. Jahrhundert.
Köln, 1810: Marie-Anna hat die Wahl, ins Gefängnis zu gehen oder für den Sous-Préfet Romain Faucon in Erfahrung zu bringen, wer Schmuckstücke aus dem Bestand des Händlers Valerian Raabe stiehlt, um damit die revolutionären Strömungen zu unterstützen. Und so nimmt die gebildete Frau eine Stelle als Hauslehrerin an. Der Hausherr ist ihr aber ein großes Rätsel…

Meine Meinung
Der Lilienring ist der abschließende Band der Ring-Trilogie von Andrea Schacht. Wie schon die Vorgänger habe ich auch diesen Roman in den letzten gut fünfzehn Jahren mehrfach zur Hand genommen und das Lesen jedes Mal aufs Neue genossen.
Auch hier gibt es wieder eine Geschichte aus der Vergangenheit, die in eine Rahmenhandlung aus der Gegenwart eingebettet ist. Diese Rahmenhandlung schießt auch hier direkt an das Ende des zweiten Bandes an. Es gibt immer wieder mal mehr, mal weniger ausführliche Informationen darüber, was in den vorherigen Bänden passiert ist, dennoch würde ich auch weiterhin empfehlen, diesen dritten Band nur dann zu lesen, wenn man auch die Vorgänger kennt, denn es wird längst nicht alles erklärt. Liest man alle Bücher am Stück, wird man sich vielleicht an den Rückschauen stören, um die Erinnerung nach einer längeren Pause aufzufrischen sind sie jedoch genau richtig.
Im Vergleich zu den Vorgängern ist die Rahmenhandlung deutlich umfangreicher, denn in Anitas und Roses Leben passiert recht viel. Nicht nur wird der Fall um den Unfalltod des Vaters neu aufgerollt, auch in Liebesdingen wird hier geplant, und dieses Mal sind es handfeste Dokumente aus der napoleonischen Zeit, aus denen sich die Geschichte der Vergangenheit zusammensetzt.
Hier geht es um Marie-Anna de Kerjean, eine junge Bretonin niederen Adels, die eine hohe Bildung aufweist, durch die Umstände aber auf eine schiefe Bahn gerät. Als sie in eine Schlägerei verwickelt wird, wird sie gefasst, doch anstatt durch Haft bestraft zu werden, soll sie dem Sous-Préfet bei einem schwierigen Fall helfen.
Während die ersten beiden Ring-Geschichten eher vor sich hin plätschern und kaum echte Spannung aufkommt, geht es hier immerhin um die Aufklärung von Anschlägen, ein für sich genommen spannendes Thema. Und auch wenn sich ein Großteil der Handlung mit dem Alltag Marie-Annas sowie der anderen Frauen im Haushalt beschäftigt, so ist diese Spannung unterschwellig immer vorhanden: Wer hat die Schmuckstücke entwendet und aus welchem Grund, und ist der Dieb auch gleichzeitig derjenige, der die Anschläge in Auftrag gibt?
Die Seelenwanderung oder Wiedergeburt ist weiterhin ein zentrales Thema, wobei jedoch oft nicht ganz klar ist, wie sehr die Beteiligten nun daran glauben oder alles auf Zufall oder Schicksal schieben, doch wird es hier auch in den Passagen aus der Vergangenheit aufgegriffen.
Sprachlich kann auch dieser Roman an die Vorgänger anschließen. In der Gegenwart ist der Schreibstil weiterhin sehr locker, die Charaktere reagieren schlagfertig, auch die wörtliche Rede ist weiterhin sehr dominant vertreten, und manches Mal muss man sich schon sehr konzentrieren, um den Überblick darüber zu behalten, wer nun gerade spricht. Dies trifft weitestgehend auch auf die Vergangenheit zu, allerdings ist hier die wörtliche Rede um einiges steifer, was an den sprachlichen Gepflogenheiten dieser Zeit liegt: Es wird regelmäßig gesiezt, generell herrscht ein sehr formaler Umgangston, zudem finden sehr viele französische Begriffe Verwendung, wie es damals wohl üblich war, den Eindruck der distanzierten Sprache aber noch einmal verschärft.
Wer sich das Personenregister anschaut, kann erkennen, dass es wieder einmal Entsprechungen der Charaktere aus der Vergangenheit zu denen der Gegenwart gibt. Wieder sind die Charaktere nicht direkt übernommen, es gibt Unterschiede in Alter, Aussehen, Beziehungen zueinander, ihre Rolle ist jedoch immer recht ähnlich. Wer die ersten Bände kennt, wird hier Parallelen zu den Handlungen der früheren Zeitebenen beider Romane finden, insbesondere gegen Ende hin, diese zeigen jedoch genügend Unterschiede zu den vorhergegangenen Geschichten auf, um nicht langweilig zu werden.
Wie schon zuvor gibt es leider wenig Zusatzmaterial, einzig ein kurzes Vorwort und ein amüsant verfasstes Personenregister.

Fazit
Ein würdiger Abschluss der Trilogie, der den Kreis schließt. Dabei weist er in beiden Zeitebenen mehr Spannung auf als der Vorgängerband, ist aber in den Abschnitten, die in der Vergangenheit spielen, durch die sprachlichen Gepflogenheiten im 19. Jahrhundert doch deutlich steifer.

Andrea Schacht – Der Bernsteinring

AutorAndrea Schacht
TitelDer Bernsteinring
SerieRing-Trilogie Band 2
Seitenzahl445
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36033-8
Bewertung

Inhalt
Köln, ca. 2002: Nachdem Anahita Kaiser und ihre Halbschwester Rose die Geschichte der Keltin Annik zusammen gesetzt haben, die ihr Vater ihnen episodenhaft erzählt hat, müssen sie erkennen, dass diese sehr viele Parallelen zu ihrem eigenen Leben bereit hält. Und so hält Anita die Augen offen, in der Hoffnung, dem mysteriösen Valerius wieder zu begegnen.
In der Zwischenzeit analysieren die jungen Frauen ein Stundenbuch, das über Umwege in den Besitz ihres Vaters gelangt ist und das ebenfalls irgendwie in Verbindung zu ihnen zu stehen scheint.
Köln, 1486: Anna Dennes ist als Tochter einer Kurtisane ohne große Zukunftsaussichten. Doch durch die Hilfe eines Gönners wird sie in einem Damenstift aufgenommen. Ihre Liebe zu dem älteren Mann bleibt allerdings unerwidert…

Meine Meinung
Als ich vor vielen Jahren auf die Ring-Trilogie von Andrea Schacht gestoßen bin, habe ich mir alle drei Bände sofort gekauft und diesen Kauf nie bereut. Inzwischen habe ich die kurzweilige Reihe mehrfach gelesen und jedes Mal genossen.
Dieser zweite Band schließt mit der Rahmenhandlung der Gegenwart direkt an die des ersten Bandes an. Zwar gibt es eine kurze Zusammenfassung über die Ereignisse aus dem ersten Band, über weitere Details wird man nach und nach informiert, nämlich immer dann, wenn es für die weitere Handlung nötig ist. Dennoch würde ich nicht empfehlen, den zweiten Band zu lesen, ohne den ersten zu kennen, auch wenn die Handlung der Vergangenheit, die den Großteil des Romans ausmacht, in sich abgeschlossen ist, denn dann verpasst man einfach zu viel.
Die Handlung in der Vergangenheit ist dagegen in sich abgeschlossen und beschreibt das Leben einer jungen Frau Ende des 15. Jahrhunderts in Köln. Anna Dennes würde gerne einem Damenstift beitreten, wo sie ein ruhiges Leben führen, zeichnen und lesen kann. Als Tochter einer Kurtisane steht ihr dieser Weg jedoch nicht offen. Doch dann findet sich plötzlich ein reicher Gönner, der eine Geschichte erfindet, die Anna dennoch ein solches Leben ermöglicht.
Die Geschichte verläuft eher gemächlich, tatsächliche Spannung entwickelt sich erst gegen Ende hin. Dennoch weiß der historische Teil des Romans zu fesseln, gibt es doch so manche Wendung, die überraschen kann. Zudem ist es spannend, zu sehen, wie die Charaktere, die denen der Gegenwart wie auch denen aus dem ersten Band entsprechen, hier in die Geschichte eingebunden werden, dabei aber doch immer wieder deutliche Unterschiede in Alter, Verwandtschaftsbeziehung, dem äußeren Erscheinungsbild oder der Herkunft zeigen.
Beschrieben wird ein Zeitraum von rund zwölf Jahren. Dabei wird das Leben in der Stadt Köln sehr anschaulich dargestellt, der Umbruch vom Mittelalter zur Renaissance ist deutlich spürbar, und auch die Entdeckung der Neuen Welt spielt zumindest nebensächlich eine Rolle. Dennoch sollte man nicht erwarten, viel über historische Großereignisse zu erfahren, dafür ist aber der Alltag umso bildlicher beschrieben.
Diese Geschichte aus der Vergangenheit wird immer wieder durch die Rahmenhandlung der Gegenwart unterbrochen, in der berichtet wird, wie sich die jungen Frauen Rose und Anita mit einem geheimnisvollen Stundenbuch beschäftigen, kräftig unterstützt durch Roses Halbschwester Cilly. Daneben versucht Anita, Informationen über den geheimnisvollen Valerius zu erhalten, der kurzzeitig in ihr Leben getreten, dann aber wieder verschwunden ist. Und auch das Leben nach den Operationen, die nach Anitas schrecklichen Unfall nötig sind, will geplant werden…
Die Rahmenhandlung beschreibt einen Zeitraum von einigen Monaten, wobei immer wieder längere Passagen ausgelassen oder nachträglich zusammengefasst werden. Sie ist sehr kurzweilig beschrieben. Aus der Ich-Perspektive wird erzählt, welche Fortschritte Anita in jedem der oben erwähnten Bereiche macht. Dabei ist die junge Frau nicht auf den Mund gefallen, nicht selten haben mich ihre Aussagen zum Schmunzeln gebracht.
Nicht ganz offensichtlich ist, wie die jungen Frauen nur anhand einiger Bilder und Sprüche aus einem Stundenbuch, eines Rings sowie weniger Träume eine Geschichte entwickeln können, die nicht nur ihrer Phantasie entspricht, aber dies ist ein eher kleiner Kritikpunkt.
Gestört hat mich dagegen ein wenig, wie schnell Anita, Rose und Cilly die mystischen Aspekte ihres Lebens akzeptieren. Egal ob Horoskope oder eben die Tatsache, dass sie möglicherweise schon einmal gelebt haben, alles wird sehr schnell als gegeben hingenommen und darauf aufgebaut. Dabei spielt dieser Aspekt eine größere Rolle als noch im ersten Band.
Die Charaktere der Vergangenheit wie auch der Gegenwart sind sehr vielschichtig beschrieben, manche sind sympathischer, andere weniger, die meisten zeigen verschiedene Facetten, so dass hier keine starre Schwarz-Weiß-Malerei festzustellen ist.
Die Liebe spielt in beiden Handlungssträngen eine nicht unwichtige Rolle, ist jedoch nie dominant. Auf Sexszenen wird nicht völlig verzichtet, sie sind jedoch alles andere als explizit.
Sprachlich ist auffällig, dass hier, wie schon beim Vorgänger, in beiden Zeitebenen sehr viel mit wörtlicher Rede gearbeitet wird, manchmal mehrere Seiten am Stück, nur sehr selten unterbrochen durch ergänzende Sätze. Gelegentlich kann man da schon mal den Überblick darüber verlieren, wer nun gerade spricht, abgesehen davon sorgt dies aber für eine hohe Lebendigkeit der Geschichte, so dass man geradezu durch die Seiten fliegen kann.
Die Sprache ist modern gehalten, was in der Gegenwart nicht weiter auffällt, in den historischen Passagen aber eher ungewohnt ist.
Auf Zusatzmaterial muss man weitestgehend verzichten, einzig ein amüsantes Personenregister ist neben einem kurzen Vorwort vorhanden.

Fazit
Auch der zweite Band der Trilogie ist wieder sehr unterhaltsam und durch die lockere Schreibweise sehr gut und flüssig zu lesen, so dass das Lesen an sich einfach Spaß macht. Leider ist die Handlung der früheren Zeitebene doch recht unscheinbar und wenig spannend. Im Rahmen der Trilogie ist dieser Roman auf jeden Fall lesenswert, als Einzelband würde ich ihn nicht empfehlen.

Andrea Schacht – Der Siegelring

AutorAndrea Schacht
TitelDer Siegelring
SerieRing-Trilogie Band 1
Seitenzahl447
VerlagBlanvalet
ISBN978-3442359905
Bewertung

Inhalt
Köln, Gegenwart: Nach dem Unfalltod ihres Vaters erfährt Anahita Kaiser, genannt Anita, dass sie eine Halbschwester in ihrem Alter hat. Schnell freunden sich die beiden Frauen an. Im Gespräch erfahren sie, dass ihr Vater ihnen in ihrer Kindheit Geschichten erzählt hat, die zusammengesetzt eine Geschichte aus der Römerzeit ergeben.
Colonia Claudia Ara Agrippinensium, 1. Jahrhundert nach Christus: Die gallische Töpferin Annik, die ihre gesamte Familie bei einem Unwetter verloren hat, findet eine Anstellung in der Nähe der Colonia im Haus des Stadtrats Gaius Valerius Corvus, in dessen Frau Ulpia Rosina sie eine gute Freundin findet. Doch die Germanen sind unruhig, ein Aufstand scheint bevorzustehen…

Meine Meinung
Als mir dieser Auftakt einer Trilogie vor etlichen Jahren in die Hände gefallen ist, war mir Andrea Schacht bereits als Autorin kurzweiliger zeitgenössischer Romane mit Fantasyanteil bekannt. Das vorliegende Buch ist einer ihrer ersten Ausflüge in den Bereich der historischen Romane, doch auch hier ist ein mystischer Aspekt enthalten, nämlich die Seelenwanderung oder Wiedergeburt. Man muss nicht daran glauben, um diese Romanreihe genießen zu können, wer aber gar nichts mit dem Thema anfangen kann, sollte sie besser meiden.
Die Rahmenhandlung um Anita und Rose zieht sich über alle drei Bände der Reihe und wird aus der Ich-Perspektive beschrieben. Man erfährt, wie Anita den Alltag neu zu meistern lernt, mit ihren Verletzungen zu kämpfen hat, und wie sie und ihre Halbschwester mehr und mehr in die Geschichte hineingesogen werden.
Mit jedem Band der Trilogie wird jedoch eine andere Geschichte aus der Vergangenheit zusammengetragen, hier ist es eine aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Die Handlung aus der Römerzeit macht einen Großteil des Romans aus, wird jedoch immer wieder durch Szenen aus der Gegenwart unterbrochen.
Den historischen Hintergrund bilden die Konflikte zwischen gallischen und germanischen Stämmen auf der einen und den Römern auf der anderen Seite, und auch einen kleinen Einblick in die politische Lage kann der Leser erhaschen, da der Statthalter Trajan als Kandidat als nächster Kaiser gehandelt wird. Der Schwerpunkt liegt jedoch eher auf alltäglichen Dingen, die zwar nicht sehr ausführlich, aber dennoch erstaunlich bildlich beschrieben werden.
Die Geschichte die hier Stück für Stück zusammengetragen wird, ist eher gemächlicher Art, man kann auch sagen, dass sie so vor sich hin plätschert. Liebesszenen werden nur umschrieben, Spannung ist eher mäßig vorhanden, auch große Überraschungen gibt es wenige. Dazu kommt, dass hier in den Dialogen sehr viel mit Umgangssprache gearbeitet wird, was für einen historischen Roman doch sehr ungewöhnlich ist. Insbesondere Valeria Gratia, ein Mädchen im Teenageralter, spricht und benimmt sich eher so, wie es heutige Teenager tun würden. Und dennoch habe ich dieses Buch recht gerne gelesen, fliegt man durch diese unkomplizierte Erzählweise doch geradezu durch die Seiten.
Auch wenn die meisten Charaktere aus der Gegenwart Entsprechungen in der Vergangenheit haben, handelt es sich nicht um vollständige Spiegelbilder, es gibt genügend Unterschiede in Alter, Verwandtschaftsgrad und Charakter, so dass es schon interessant war, die genauen Verbindungen ausfindig zu machen. Und so sind manche Charaktere, die man meint, zugeordnet zu haben, doch für eine Überraschung gut.
In der Antike beispielsweise ist Annik die verständnisvolle Gallierin vom Ende der Welt, während Ulpia Rosina Äußerlichkeiten zu schätzen weiß und sich von Hässlichem abgestoßen fühlt, in der Gegenwart dagegen ist solch ein negativer Charakterzug bei Rose nicht zu erkennen, Anita jedoch scheint Annik sehr gut zu entsprechen.
Nicht ganz nachvollziehen kann ich, wie schnell sich Anita und Rose angefreundet haben, nachdem sie sich gerade das erste Mal begegnet sind. Aber anders hätte sich die Handlung der Vergangenheit nicht so schnell entwickeln können.
Auch so schon wird recht viel Zeit auf ehe wenigen Seiten abgehandelt. Nicht nur in der Vergangenheit vergehen viele Wochen, ohne dass darüber berichtet wird, auch in der Gegenwart werden immer wieder Wochen übersprungen.
Der Schreibstil ist, wie schon erwähnt, recht locker und sehr leicht zu lesen. In kürzester Zeit habe ich diesen Roman nun zum wiederholten Male gelesen, ich habe kaum bemerkt, wie schnell ich durch die Seiten geflogen bin. Auffällig ist jedoch die häufige Verwendung von wörtlicher Rede, nicht nur über kurze Absätze, sondern teilweise über recht viele Zeilen, die eher spärlich mit Hinweisen darüber bestückt sind, wer gerade redet. In der Regel ist dies offensichtlich, manchmal musste ich aber schon etliche Zeilen wiederholt lesen, weil etwas für mich nicht schlüssig war, bis ich dies wieder sortiert hatte.
Der Lesespaß wird leider etwas durch kleinere Fehler getrübt, wenn beispielsweise mal Anitas rechter, dann wieder der linke Arm verbrannt ist. Das hätte im Lektorat auffallen können.
Zusatzmaterial ist eher spärlich vorhanden, neben einem recht amüsant geschriebenen Personenregister gibt es nur ein winziges Vorwort.

Fazit
Ein netter Roman mit mystischen Bezügen, der keine allzu große Konzentration fordert. Schnelle unterhaltsame Lektüre für zwischendurch, nicht allzu tiefgründig, aber das soll wohl so sein. Zum Abschalten genau das Richtige.

Hannes Wertheim – Der Kapuzinermönch

Autor Hannes Wertheim
Titel Der Kapuzinermönch
Seitenzahl 543
Verlag Bastei Lübbe
ISBN 978-3-404-25296-1
Bewertung

Inhalt
Thüringen, 1525: Nach der Schlacht bei Frankenhausen ist der Bauernführer Thomas Müntzer gefangen genommen, seine Anhänger vernichtend geschlagen worden. In den Wirren nach dem Krieg suchen einige Flüchtige in einem Stollen Zuflucht, wo sie auf Märthe treffen, eine hässliche Alte mit einer wunderschönen Stimme, die nicht nur im medizinischen Bereich großes Wissen vorweisen kann. Zusammen beschließen sie, das Werk Müntzers im Geheimen, als Gaukler verkleidet, fortzuführen.
Doch Claudius, einem falscher Dominikaner und Anhänger des Doktor Faustus, ist diese Gruppe ein Dorn im Auge, durchkreuzt sie doch immer wieder seine teuflischen Pläne…

Meine Meinung
Der Beginn dieses Romans, der schon vor längerer Zeit erschienen ist, ist sehr vielversprechend. Nicht nur finde ich den historischen Hintergrund des Bauernkrieges sehr interessant, auch die Recherche scheint sehr fundiert zu sein, was man immer mal wieder an kleinen Details erkennen kann. Während es zu Beginn wirklich um die Themen Bauernkrieg und Reformation geht, um die gefangengenommenen Bauern, das Leid, das der Adel über die Menschen niederen Standes bringt und das diese einfach so hinnehmen müssen, den brodelnden Widerstand, so verschiebt sich der Schwerpunkt der Geschichte bald in Richtung eines Katz-und-Maus-Spiels zwischen Claudius und Märthe und ihren Anhängern. Hier wird jemand gefangen genommen und befreit, dann der nächste, und immer wieder bringt sich jemand aus der Gruppe bei einem Befreiungsversuch in Gefahr. Dies zieht sich über einen nicht geringen Teil des Romans hin. Die Verlagerung der Handlung in die Stadt Köln macht den Wendepunkt in diesem Roman aus. Auch wenn das Leben in der Stadt noch so authentisch dargestellt ist, so hat es mir einfach kaum Spaß gemacht, immer wieder ähnliche Dinge zu lesen.
Ein weiterer Punkt, der mir nicht so zugesagt hat, sind die Visionen, die sowohl Märthe als auch Claudius haben. Auch der weiße Rabe Hesekiel, der nicht nur sprechen kann, sondern scheinbar auch noch weiß, was er wann zu sagen hat, und ein besonderes Gift, von dem ich bezweifle, dass es so etwas gegeben haben könnte, lassen den Roman doch stark in Richtung Fantasy kippen. Nun habe ich nichts gegen kleinere Ausflüge in diese Richtung, schließlich glaubten die Menschen zu dieser Zeit noch an Zauberei, doch war es mir hier einfach zu viel, das zusammenkam und das dem Roman die Glaubwürdigkeit genommen hat.
Während die Geschichte also vor sich her plätschert, streift sie noch andere Themen wie die Pest und Hexerei. Nach und nach steigert sie sich zu einem Höhepunkt, nur um dann völlig abrupt und halb offen zu enden. Mit dem Beginn des Romans hat das Ende kaum noch etwas zu tun, auch nicht mit der Mission, der sich die Freunde Märthes verschrieben haben.
Auch der Name des Romans ist ein wenig irreführend, denn der Kapuzinermönch Fresenius ist einfach nur Teil der Gruppe. Ein wichtiger zwar, schließlich war er früher im Krieg, weiß mit Sprengstoffen umzugehen und hat sich zudem noch eine gewisse Bildung angeeignet, doch ist er nicht der Anführer. Diese Rolle hat Märthe inne, die durch ihren gelegentlichen Blick in die Zukunft die Flüchtigen überhaupt erst zu einer Gruppe mit einem gemeinsamen Ziel zusammengeschweißt hat. Weitere Mitglieder sind der Graf Traubstedt, der auf Seiten der Bauern gekämpft hat und deshalb nicht nach Hause zurück kann, der Landsknecht Michael, dessen Frau ermordet wurde, der Bauer Rufus, der während der Schlacht seinen Arm verloren hat, der Geselle Hans, die Magd Katharina sowie der stumme Sebastian und seine kleine Schwester Marie. Für mich waren das fast schon zu viele Charaktere, zumal einige über weite Teile des Romans völlig unwichtig sind und einfach mitgeschleppt werden.
Die Gegenspieler der Gruppe, der falsche Mönch Claudius und sein Gefährte, der Ritter von Bogenwald, sind teuflisch böse, Claudius gibt auch geradewegs zu, seine Seele dem Teufel verschrieben zu haben. Im Gegensatz dazu kann man die Freunde Märthes allerdings nicht gerade als Heilige bezeichnen – zum Glück, sonst wäre das Buch wirklich langweilig geworden.
Der Schreibstil ist teilweise ein wenig auf alt getrimmt, auch kommt gelegentlich Dialekt vor, doch wird beides in Maßen eingesetzt, so dass dies nicht aufgesetzt wird und sich der Roman recht gut lesen lässt.
Gerne hätte ich von der Autorin (Hannes Wertheim ist ein Pseudonym der Autorin Sabine Werz) selbst gehört, was insbesondere von den Ereignissen in Köln den Tatsachen entspricht, aber ein erklärendes Nachwort oder sonstiges Zusatzmaterial war in den 1990ern einfach noch nicht üblich, so dass auch dieser Roman ohne diese auskommen muss.

Fazit
Der Roman beginnt interessant und spannend, lässt dann aber stark nach und driftet nach etwa der ersten Hälfte in ein Katz-und-Maus-Spiel ab, das mich dann nicht mehr so wirklich fesseln konnte. Schade eigentlich, denn der Ansatz war wirklich interessant. So ist der Roman einfach nur durchschnittlich.

Andrea Schacht – Das Werk der Teufelin

Autor Andrea Schacht
Titel Das Werk der Teufelin
Serie Begine Almut Band 2
Seitenzahl 383
Verlag Blanvalet
ISBN 978-3-764-50157-0
Bewertung

Inhalt
Köln, 1376: Als der Kirchturm von Sankt Kunibert brennt und die Glocke einen Domherrn erschlägt, lauscht Pater Ivo dessen letzten Worten: Sucht die Teufelin bei den Beginen! Am Eigelstein!
Neben dem Domherrn wird ein kunstvoll verzierter, blutiger Dolch gefunden. Wurde er womöglich verletzt, bevor er von der Glocke erschlagen wurde? Und was haben die Beginen mit der Sache zu tun?
Am Eigelstein selbst hat sich viel getan. Eine Begine, die einige Zeit ihre Familie besucht hat, benimmt sich seit ihrer Rückkehr merkwürdig, zusätzlich haben sich innerhalb eines Tages drei Neuzugänge bei den Beginen eingefunden. Ist eine von ihnen die erwähnte Teufelin?
Almut Bossart und Pater Ivo begeben sich gemeinsam auf die Suche nach Antworten…

Meine Meinung
Dieser zweite Band der Reihe um die Begine Almut Bossart spielt nur wenige Monate nach den Ereignissen des ersten Bandes. Wenig hat sich verändert, noch immer ist Almut recht vorlaut, was sie gelegentlich in Schwierigkeiten geraten lässt, dabei aber klug, so dass sie Zusammenhänge schnell erkennt. Ihre Art zu beten, ist sehr unterhaltsam, mit „Mist, Maria“ leitet sie häufig ihre Gebete ein, was überwiegend humorvoll wirkt, für einige Leser aber auch respektlos erscheinen mag. Zudem wirft sie gerne mit Bibelzitaten um sich. In diesem Band handelt es sich um Sprüche aus dem Buch Jesus Sirach, die sie auf alle möglichen Situationen bezieht. Mir wurde dies ein wenig zu oft eingesetzt, so viele Zitate kann man sich doch kaum merken, noch dazu in so kurzer Zeit, schließlich hat sie das Buch gerade erst das erste Mal gelesen.
Besonders auffällig ist, dass in diesem Band ziemlich viele Dinge geschehen, die zunächst nichts miteinander zu tun zu haben scheinen, tatsächlich aber alle irgendwie im Zusammenhang zueinander stehen. Dazu kommt, dass auch der Zufall bei der Lösung des Falls eine sehr große Rolle spielt. Mehr als ein Mal spielt er bei der Auflösung mit hinein und bringt Almut auf die richtige Spur. Beides ist an sich in Romanen nichts Besonderes, doch zusammen genommen war mir das ein wenig viel, so dass die Glaubwürdigkeit stark darunter leidet. Dennoch ist es spannend, den Ermittlungen zu folgen und zusammen mit Almut herauszufinden, wer denn nun tatsächlich die angesprochene Teufelin sein könnte, auch wenn ich schon recht früh eine Ahnung hatte.
Spielte der historische Hintergrund im ersten Band der Reihe noch eine eher untergeordnete Rolle, nimmt er hier an Wichtigkeit zu. Der Schöffenstreit ist noch immer im Gange und Söldner treiben sich vor der Stadt herum, die Bedrohung für die Bürger der Stadt ist immer mal wieder spürbar. Doch auch der Alltag wird wieder ansprechend und bildhaft beschrieben, gelegentlich erhält man auch einen Einblick in den Dombau, der in vielen Romanen von Andrea Schacht eine Rolle spielt.
Wenig ansprechend fand ich eine gewaltsame Szene gegen Ende des Buches. Für mich war sie absolut unnötig, insbesondere, da die betroffene Person dies einfach so wegzustecken scheint und diese Tat somit scheinbar keinerlei Auswirkungen hat. Eine Gewaltdarstellung nur zum Selbstzweck muss nicht sein.

Fazit
Durch die großen Zufälle hat mir dieser Roman weniger gut gefallen als der erste Band. Dennoch konnte er mich ein paar Stunden unterhalten, und durch den spritzigen Schreibstil ist keine Langeweile aufgekommen. Ich hoffe jedoch, dass die Reihe mit den folgenden Bänden wieder besser wird.