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Posie Graeme-Evans – Der Eid der Heilerin

AutorPosie Graeme-Evans
TitelDer Eid der Heilerin
OriginaltitelThe Innocent
ÜbersetzerCornelia Stoll
SerieHeilerin Anne Band 1
Seitenzahl512
VerlagGoldmann
ISBN978-3-442-45910-0
Bewertung

Inhalt
England, 1450: Nach einer wilden Flucht bringt eine junge Frau im Wald ein Mädchen zur Welt, unterstützt von ihrer Zofe. Doch die Mutter überlebt die Geburt nicht. Um das Kind vor den Verfolgern zu schützen, überlässt die Zofe es einer Kräuterkundigen, die im Wald wohnt.
Fünfzehn Jahre später: Anne reist nach London, um hier eine Stellung als Dienstmädchen im Haus eines Kaufmanns anzutreten. Ihr Wissen um die Heilkunst kommt ihr schon bald zugute, denn die Herrin ist schwer erkrankt. Ihre Erfolge werden jedoch nicht von jedem Mitglied des Haushalts wohlwollend betrachtet, denn die erste Kammerjungfer der Herrin ist auf Anne eifersüchtig. Und auch der Sohn des Hausherrn wird auf Anne aufmerksam und stellt ihr nach…

Meine Meinung
Diese Trilogie von Posie Graeme-Evans war vor rund fünfzehn Jahren mein Einstieg in das Thema der englischen Rosenkriege. Der Eid der Heilerin ist der erste Band. Damals, so ganz ohne Vorwissen, konnte mich die Reihe begeistern. Dieses Mal jedoch bin ich mit einer gewissen Skepsis an dieses Buch herangegangen – dazu später mehr.
Den historischen Hintergrund bildet hier die Regierungszeit Edwards IV. Auch wenn der Schwerpunkt nicht auf dem politischen Geschehen liegt, so erfährt der Leser nebenbei ein wenig über Edwards Probleme mit dem „Königsmacher“ Richard of Warwick und seinem Bruder George, genügend, um neugierig zu machen, aber nicht so viel, um dies in den Fokus zu stellen, denn dieser liegt auf der Liebesgeschichte zwischen Anne und Edward.
Der Roman ist mehr oder weniger zweigeteilt. Während man in der ersten Hälfte Annes Aufstieg im Haus des Kaufmanns Mathew Cuttifer beobachtet, folgt man ihr in der zweiten Hälfte in den Haushalt der Königin Elizabeth Wydeville.
Anne, die zwar nicht dem Schönheitsideal ihrer Zeit entspricht, aber über eine unvergleichliche Ausstrahlung verfügt, dabei so gebildet ist, dass sie neben Englisch und Französisch auch Latein spricht, in der Heilkunde und auch noch in vielen Haushaltstätigkeiten bewandert ist, stellt hier die weibliche Hauptperson dar. Sie ist selbstlos und drängt sich niemals in den Mittelpunkt, und dennoch zieht sie die Augen aller Männer auf sich. Während dies sie in den Augen der Leser schon sehr sympathisch erscheinen lässt, ist mir dies doch einfach zu viel es Guten, weniger wäre hier wohl mehr gewesen.
Über König Edward erfahren wir im Vergleich doch deutlich weniger. Seine politischen Tätigkeiten werden hier nicht allzu genau beschrieben, sondern nur angerissen, dafür erfährt man wesentlich mehr über seinen Verschleiß an willigen jungen Frauen.
Insgesamt sind die Charaktere doch sehr schablonenhaft und ohne wesentliche Entwicklung beschrieben. Nicht nur die Hauptpersonen bleiben recht eindimensional, auch sämtliche Nebencharaktere kann man in Gut und Böse einteilen. Dabei ist der Personenkreis schon eher klein gehalten, so dass es nicht allzu schwer fällt, den Überblick zu behalten.
Sexszenen gibt es in diesem Roman einige, meiner Meinung nach auch einige zu viele, und die wenigsten haben mit Anne direkt zu tun. Auch sind einige recht explizit, was nicht hätte sein müssen.
Die Liebesgeschichte im Zentrum des Romans ist recht dünn, denn aus Schwärmerei auf der einen Seite und Lust auf der anderen wird viel zu schnell mehr, ein Prickeln zwischen den Charakteren kann man selten wahrnehmen, und auch Romantik sucht man meist vergebens.
Während ich den überwiegenden Teil der Handlung durchaus spannend und, abgesehen von den starren Charakteren, gut dargestellt finde, so gibt es doch insbesondere ein Element des Romans, mit dem ich mich nicht anfreunden kann. Dies ist die Herkunft Annes, die den Dreh- und Angelpunkt des Romans darstellt und eine deutliche Wendung herbeiführt. Um Spoiler zu vermeiden möchte ich diese hier nicht auflösen.
Über einen guten Teil des Romans bleibt sie ein Rätsel, doch die Erklärung stellt Anne vor neue Probleme und manch einen Leser vor ein Rätsel. Denn während die Autorin versucht, Annes Zeugung schlüssig darzulegen, so kann eine solche Theorie mit Recht angezweifelt werden, so dass es unwahrscheinlich ist, dass das Beschriebene so hätte passieren können. Innerhalb des Romans funktioniert diese Darstellung jedoch. Drückt man also ein Auge zu, ist der Roman durchaus unterhaltsam.
Der Schreibstil ist wenig auffällig, so dass man der nicht allzu komplizierten Handlung sehr gut folgen kann, gerät teilweise jedoch etwas ausschweifend und schwülstig, jedoch nie so, dass es mich gestört hätte.
Zusatzmaterial ist leider nicht vorhanden, dabei wäre ein Nachwort schon sehr begrüßenswert gewesen. Auch eine Karte hätte sicher nicht geschadet.

Fazit
Sieht man davon ab, dass der Dreh- und Angelpunkt der Handlung auf Annes Abstammung beruht, die, betrachtet man die Beteiligten genauer, extrem unwahrscheinlich ist, so handelt es sich hier um einen netten Roman um eine Liebe (oder Schwärmerei), die nicht sein darf, mit leider etwas zu starren Charakteren.

Martha Sophie Marcus – Herrin wider Willen

AutorMartha Sophie Marcus
TitelHerrin wieder Willen
Seitenzahl382
VerlagMSM Books
ASINB07BJLDM3M
Bewertung

Inhalt
1641, in der Nähe von Lüneburg: Am Vorabend eines Scharmützels heiratet der Grafensohn und Fernhändler Lenz die Kaufmannstochter Ada, obwohl sich das Paar kaum kennt, in der Annahme, dass Lenz den nächsten Tag nicht überleben wird. Adas Ziel ist es, durch diese Ehe ihrem Vater zu entkommen, der sie mit seinem Gehilfen verheiraten will, während Lenz verhindern möchte, dass sein Erbe seinem Onkel in die Finger gerät.
Wider Erwarten überlebt Lenz den folgenden Tag, jedoch schwer verwundet, und an Ada und die leidenschaftliche Hochzeitsnacht kann er sich nicht erinnern.
Während Ada auf ein glückliches Leben hofft, will Lenz jedoch nur schnellstens das Land verlassen…

Meine Meinung
Von Martha Sophie Marcus habe ich bereits zwei andere Romane gelesen, die mir recht gut gefallen haben. Bei Herrin wider Willen handelt es sich um ihren Debütroman, der leicht überarbeitet neu herausgegeben wurde.
Man merkt es dem Roman an, dass es sich hier um ein frühes Werk handelt, denn der Roman ist deutlich weniger umfangreich als die meisten späteren Romane der Autorin, auch die Handlung ist noch etwas dünn, und historische Personen oder Ereignisse spielen abseits der allgemeinen Lage keine Rolle.
Dennoch ist der historische Hintergrund deutlich beschrieben. Diesen bildet der Dreißigjährige Krieg: Plündernde Soldaten der verschiedenen Lager stellen eine ständige Bedrohung für die Menschen dar, der Handel ist von großen Verlusten geprägt, und viele Menschen hungern.
Vor dieser düsteren Zeit lässt die Autorin ihre Liebesgeschichte spielen, denn darum handelt es sich hier vorrangig.
Ada ist mit ihren zweiundzwanzig Jahren eigentlich noch ein schüchternes Mädchen ohne Selbstvertrauen, das nie gelernt hat, sich durchzusetzen, und immer wieder zu hören bekommen hat, wie dumm sie doch sei, da sie nur langsam lesen und schreiben kann.
Ihr gegenüber steht Lenz, ein Grafensohn, der in England aufgewachsen ist und als Fernhändler abseits aller Standesdünkel tätig ist. Auf das Erbe seines im Sterben liegenden Vaters ist er nicht angewiesen, jedoch möchte er dieses nicht seinem intriganten Onkel überlassen. Zum Militärdienst gepresst und vom nahen Tod bedroht, lässt er sich somit auf die Heirat ein. Doch als er dann ohne Erinnerung an die Hochzeitsnacht genesen ist, ist es sein dringlichstes Ziel, das Land und seine Frau zu verlassen.
Vor diesem Hintergrund hat eine Liebe eigentlich keine Chance. Doch durch die Umstände kommt alles ganz anders, als zunächst gedacht.
Beide Protagonisten machen eine deutliche Entwicklung durch, was sich schon bald nach Eintreffen auf dem Gut zeigt. Für mich stand ein Happy End von Beginn an außer Frage, doch es war einfach interessant, zu erleben, wie es dazu kommt, bei solch grundauf verschiedenen Persönlichkeiten.
Doch auch die anderen Charaktere, der elfjährige Dierk, der vorerst von dem Ehepaar aufgenommen wird, oder die Magd Luise, die Schlimmes durchgemacht hat und trotz ihrer Grimmigkeit dennoch sympathisch erscheint, sind recht interessante Persönlichkeiten, denen man ihre Rolle abkauft. Denen gegenüber stehen die recht eindimensional gezeichneten Gegenspieler wie Adas Vater und ihren Paten.
Auch wenn der Roman sich stark auf die Personen konzentriert und daneben immer nur kurz Spannung aufkommt, wenn gerade einmal wieder Soldaten vor der Tür stehen oder gegen das junge Ehepaar intrigiert wird, so passiert doch genügend, dass ich das Buch nahezu am Stück durchgelesen habe.
Während der Großteil des Romans in einer leicht veständlichen, flüssigen Sprache verfasst ist, kommt es gelegentlich zu Dialogen in plattdeutschem Dialekt, nämlich immer mal wieder dann, wenn sich die edlen Herrschaften mit dem Gesinde unterhalten. Dies dient dazu, die Verständnisschwierigkeiten darzustellen, denen Ada sich zu Beginn ausgesetzt sieht, aber auch, um zu zeigen, wie schnell die junge Frau diesen Dialekt zu verstehen lernt. Diese Sätze sind in der Regel einfach zu verstehen, kompliziertere Begriffe werden zudem auch auf Hochdeutsch wiederholt, so dass es beim Lesen nicht zu Schwierigkeiten kommen sollte. Auch eine wenige englische Sätze gibt es, die leicht verständlich sind und auf Lenz‘ zweite Heimat verweisen.
Ein weiteres besonderes Element der verwendeten Sprache ist das Erzen Untergebener, also diese in der dritten Person anzureden, selbst wenn dies nicht konsequent umgesetzt wird, denn mal wird geerzt, mal geduzt. Aber das Erzen ist mir noch nicht in allzu vielen Romanen begegnet, und da es jedoch durchaus üblich war, finde ich es gut, dass es hier Verwendung findet.
Neben dem bereits erwähnten Glossar findet sich im Anhang des Romans ein Personenregister sowie ein kurzes Nachwort, in dem die Autorin überwiegend auf die Änderungen der bearbeiteten Fassung gegenüber des Originals eingeht, die im Übrigen nicht allzu weitläufig ausfallen – wer die Taschenbuchausgabe besitzt, verpasst somit nichts Wesentliches.

Fazit
Dieser frühen Roman von Martha Sophie Marcus vermag zu unterhalten, selbst wenn er inhaltlich noch nicht ganz so viel hergibt wie spätere Werke. Es ist eher eine Geschichte der leisen Töne, die immer mal wieder durch einen Paukenschlag aufschreckt.

Sabine Wassermann – Die Teufelsmalerin

AutorSabine Wassermann
TitelDie Teufelsmalerin
Seitenzahl331
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-24491-9
Bewertung

Inhalt
Mainz, 1631: Als ein Apotheker einen Tonklumpen für einen Dämon hält und deshalb die Malerin Henrietta Güntelein als Hexe anzeigt, glaubt sie sich verloren. Doch einige Wochen später erreichen die Schweden Mainz, im Tross den Maler Thomas Hartenberg. Als Sachverständiger hinzugezogen kann er den „Dämon“ benennen und Henrietta so entlasten, doch wird ihr das Malen bei Strafe verboten.
Zu allem Überfluss wird eine Rotte Soldaten bei ihr und ihrem schwer kranken Vater einquartiert. Und da ist auch noch ein Heiligenbild, das sie unbedingt fertig stellen muss…

Meine Meinung
Als ich diesen Roman vor etlichen Jahren das erste Mal gelesen habe, war mir die leider inzwischen verstorbene Autorin Sabine Wassermann noch völlig unbekannt. Doch hat mich dieser Roman genügend gefesselt, um in den folgenden Jahren noch weitere Bücher von ihr zu lesen.
Der Roman spielt im Mainz des Dreißigjährigen Krieges, direkt zu Beginn der Besetzung durch schwedische Truppen. Durch die Pest, die sieben Jahre zuvor gewütet hat, und durch den Krieg, der Geschäfte zum Stillstand gebracht hat, sind viele Menschen abgestumpft, nehmen Dinge als gegeben hin, während andere hier das Wirken von Dämonen und Hexen sehen wollen. Dieser Hintergrund, insbesondere die teils stoische Akzeptanz von Gräueltaten, wird authentisch beschrieben, ohne, dass hier jedoch zu sehr ins Detail gegangen wird, da der Leser über die meisten der besagten Grausamkeiten nur aus zweiter Hand informiert wird oder diese in einem Nebensatz erwähnt werden. Die Atmosphäre ist bedrückend und unglaublich dicht.
In dieser trostlosen Umgebung setzt die Autorin ihre Geschichte an. Diese umfasst, lässt man den Prolog außen vor, gerade einmal zehn Wochen und beschreibt den Kampf einer Malerin um ihre Identität, welcher plötzlich durch sich entwickelnde Gefühle eine andere Wendung nimmt.
Diese Liebesgeschichte ist an keiner Stelle kitschig beschrieben, auch dominiert sie den Roman nicht, sondern ist stimmig eingebunden, beinahe beiläufig beschrieben.
Die Anklage der Hexerei zu Beginn des Romans dient überwiegend als Aufhänger und ist nicht eigentlich Inhalt des Romans, auch wenn die Gefahr einer erneuten Anklage immer wieder im Raum steht. Wer also einen Roman über Hexenprozesse sucht, ist hier falsch bedient.
Nicht nur die Handlung ist eher kompakt gehalten, auch die Anzahl der handelnden Personen ist nicht sehr groß, so dass auf den gerade einmal 331 Seiten genügend Raum bleibt, um sie ausreichend zu charakterisieren. Selbst Nebenfiguren sind gut herausgearbeitet, selbst wenn sie nur mit wenigen Worten skizziert werden. Auch wenn die Sympathien wohl schnell eindeutig verteilt sein sollten, so wird auf platte Klischees verzichtet, auch ist bei einigen Charakteren eine deutliche Entwicklung zu erkennen.
So ist die Protagonistin Henrietta Güntelein sicher kein Unschuldslamm. Mit 23 Jahren ist sie eine alte Jungfer, die sich damit abgefunden hat, keinen Ehemann zu finden. Sie ist nicht gerade zugänglich, hat in der Stadt mehr Feinde als Freunde, doch sie liebt ihren an Syphilis erkrankten Vater und verhindert, dass er ins Siechenhaus abgeschoben wird. Die Kunst ist ihr Leben, alles dreht sich um sie, doch wie kann sie Künstlerin sein, wenn sie weder malen noch zeichnen darf?
In diesen inneren Zwiespalt tritt nun Thomas Hartenberg, der sie als Gehilfin anstellt und ihr so ein geringes Einkommen verschafft. Thomas hat seine Heimat verloren, hat aber das große Glück, dass er im schwedischen Statthalter Sparre einen Förderer gefunden hat. Auch wenn er seine aktuelle Lage als gegeben hinnimmt und weiß, dass er gegen viele Untaten nichts ausrichten kann, so versucht er, zumindest unnötige Grausamkeit zu verhindern.
Sven Persson ist der Anführer der Rotte Schweden, die in Henriettas Haus einquartiert wird. Man kann ihn nicht gerade als liebevoll bezeichnen, er quält Henrietta aber auch nicht. Vielmehr scheint es, als sei er durch den Krieg so weit abgestumpft, dass er manche Dinge als völlig normal sieht, die Besatzer den Bewohner antun, und sieht Gewalt als Mittel zum Zweck, nicht aber als Selbstzweck an. Im Vergleich zu seinem Bruder Ole, der bekannt dafür ist, Frauen zu bedrängen und gerne einen über den Durst zu trinken, ist Sven noch sehr gemäßigt.
Ob es nun die Magd Priska ist, die einarmige Trosshure Jette, der stumme Junge Jörg, man erfährt genügend, um zu erfahren, wieso sie handeln wie beschrieben.
Der Schreibstil ist dem Hintergrund angemessen eher nüchtern gehalten, man findet keine romantische Verklärung der Situation vor, vielmehr wird diese mit knappen Worten treffend beschrieben, so dass die Geschichte ohne Längen erzählt wird. Einzig über Details der Malerei verliert Sabine Wassermann ein paar mehr Worte, was für mich in diesem Zusammenhang völlig in Ordnung ist.
Leider weist der Roman keinerlei Zusatzausstattung auf, über eine Karte der Stadt Mainz oder ein Nachwort zum historischen Kontext hätte ich mich schon gefreut.

Fazit
Ein unglaublich dichter Roman über das Leben und die Liebe zu Kriegszeiten, der keinesfalls kitschig, aber auch nicht übertrieben grausam geschrieben ist.

Jules Watson – Tartan und Schwert

Autor Jules Watson
Titel Tartan und Schwert
Originaltitel The White Mare
Übersetzer Nina Bader
Serie Dalriada Trilogie Band 1
Seitenzahl 704
Verlag Blanvalet
ISBN 978-3-442-36129-8
Bewertung

Inhalt
Alba im Jahr 79 nach Christus: Rhiann ist nicht nur Priesterin der Göttin und Heilerin ihres Dorfes, sondern auch die einzige Nichte des Königs der Epidier. Als dieser stirbt, ist sie gezwungen, einen Ehemann zu nehmen, denn bei den Epidiern ist die Erbfolge über die weibliche Linie geregelt.
Der geeignete Mann scheint bald gefunden zu sein, als während einer wichtigen Zeremonie ein Prinz aus Erin mit einigen seiner Männer an Land gespült wird, ein mutiger Krieger, der den Epidiern Unterstützung im Kampf gegen die Römer anbietet, die Alba bedrohen.
Doch Rhiann will nicht heiraten, hat sie doch schlimme Erfahrungen mit Kriegern gemacht, und auch Prinz Eremon trägt ein Geheimnis in sich…

Meine Meinung
Wie man aus dem Nachwort dieses Romans entnehmen kann, ist über das Leben der Pikten im ersten Jahrhundert sehr wenig bekannt, einzig römische Quellen, die sich entsprechend überwiegend mit der Position der Invasoren beschäftigen, beschreiben den Widerstand der Bewohner Albas. Aus diesem Grund hat die Autorin hier viele Freiheiten, die die Religion, den Alltag, aber auch die Vorbereitung auf die Verteidigung gegen die Invasoren betreffen. Diese Freiheiten werden mal mehr, mal weniger geschickt genutzt.
Weniger gefallen haben mir Entscheidungen in Bezug auf Begrifflichkeiten. So werden die Bewohner Albas als Albaner bezeichnet, während die Stämme des Landes die römischen Bezeichnungen führen. Auch über die Sprache ist nichts bekannt, und so hat sich die Autorin dazu entschieden, die Menschen aus Alba und Erin dieselbe Sprache sprechen zu lassen, obwohl es bisher kaum Austausch zwischen beiden Ländern gibt, während mindestens ein Stamm auf Alba dann doch wieder einen anderen Dialekt spricht. Das passt meiner Meinung nach so einfach nicht.
Andererseits ist die Geschichte um Eremon, der die Epidier im Kampf schult und den Römern widerstehen will, gut ausgearbeitet, und auch die Entwicklungen zwischen Rhiann und Eremon sind nachvollziehbar und gelungen dargestellt, ohne schwülstig zu sein.
Auch phantastische Elemente sind in diesem Roman zu finden. So kennen sich Frauen, die eine Ausbildung zur Priesterin erfahren haben, nicht nur mit Heilkräuter aus, sondern können auch Visionen empfangen oder kleinere Zauber wirken.
Auch Rhiann ist eine Priesterin der Göttin, doch ist ihre Macht seit einem bestimmten Ereignis eingeschränkt. Der Hass, den sie seitdem für Männer, insbesondere aber Krieger empfindet, schränkt sie in ihrem Leben stark ein, ist sie doch nicht selten voreingenommen. Prinz Eremon macht es Rhiann aber auch nicht leicht. Nicht nur hütet er ein großes Geheimnis, auch Annehmlichkeiten, die ihm andere Frauen anbieten, ist er nicht abgeneigt. Und so wundert es eigentlich nicht, dass die Beziehung zwischen den beiden nicht gerade glücklich verläuft.
Beide Hauptcharaktere sind zumindest zu Beginn nicht gerade sympathisch, doch ändert sich dies mit der Zeit, ihre Entwicklung macht einen nicht geringen Teil des Inhalts aus.
Leider sind einige Nebencharaktere doch sehr stereotyp. Eremons Ziehbruder Conaire ist der starke, beste Freund, der zwar nicht allzu schlau, dafür aber treu ist, und in dem Druiden Gelert erkennt man direkt einen Gegenspieler Rhianns. Dagegen ist Agricola, der römische Feldherr, der nur seinen Befehlen folgt, regelrecht sympathisch, obwohl er doch die große Bedrohung darstellt.
Abgerundet wird dieser historische Fantasyroman durch eine Karte Albas sowie ein ausführliches Nachwort, in dem auf einzelne Punkte gezielt eingegangen wird.

Fazit
Ein historischer Fantasyroman mit römischem Setting mag nicht jedermanns Geschmack entsprechen, wer sich aber dafür begeistern kann, darf ihn sich gerne genauer anschauen, auch wenn der deutsche Titel extrem unglücklich gewählt ist.

Sonia Marmen – Dolch und Lilie

Autor Sonia Marmen
Titel Dolch und Lilie
Originaltitel La Rivière des promesses
Übersetzer Barbara Röhl
Serie Cœur de Gaël Band 4
Seitenzahl 860
Verlag Blanvalet
ISBN 978-3-442-36924-9
Bewertung

Achtung: Diese Rezension enthält Spoiler zu Schild und Harfe!

Inhalt
Kanada, 1764: Gut drei Jahre sind seit den Ereignissen in Québec vergangen. Isabelle ist mit einem wohlhabenden Notar verheiratet, den ihr Sohn Gabriel als seinen Vater ansieht. Alexander Macdonald dagegen ist nach dem Krieg aus der Armee entlassen worden und will nun als Trapper genügend Geld verdienen, um sich ein Leben in der Neuen Welt aufzubauen.
Als sich die beiden zufällig begegnen, müssen sie erkennen, dass die Zeit ihre Liebe zueinander nicht hat verlöschen lassen. Doch Alexander lehnt ein erneutes Aufleben der Beziehung ab, kennt er doch die Gründe nicht, die Isabelle in die Ehe getrieben haben. Und auch Isabelles Mann und ihr Bruder wollen mit allen Mitteln verhindern, dass Alex erneut einen Platz in Isabelles Leben einnimmt.

Meine Meinung
Während zwischen den vorhergehenden Bänden der Reihe immer ein Sprung von einer Generation zur nächsten lag, handelt es sich hier um einen nahezu direkten Nachfolger des dritten Bandes der Reihe. Aus diesem Grund würde ich nicht empfehlen, diesen vierten und letzten Band ohne Vorkenntnisse zu lesen.
Auch wenn sich Isabelle und Alexander einige Jahre nicht gesehen und sich ihre Lebensumstände während dieser Zeit gravierend verändert haben, so sind sie doch im Grund dieselben geblieben. Alex ist noch immer der nahezu mittellose Fremde aus Schottland, während Isabelle eine Frau aus gutem Hause ist, die sich auch gelegentlich entsprechend überheblich verhält. Beide Charaktere sind nicht gerade die typischen Romanhelden, sind sie doch alles Andere als Sympathieträger, auch wenn es mir in diesem Band leichter gefallen ist, sie zu mögen, als es im Vorgänger der Fall war.
Es handelt sich hier nicht um einen typischen historischen Liebesroman, denn das Ziel der beiden Hauptpersonen ist zumindest vorerst nicht eine gemeinsame Zukunft, sondern vielmehr, den jeweils anderen zu vergessen. Und so lebt Isabelle ihr sorgenfreies Leben, während Alex noch dabei ist, sich eine Zukunft zu erarbeiten und sich dabei auch anderen Frauen zuwendet. Doch gibt es immer wieder neue Wendungen, die dazu führen, dass die beiden einander nicht vergessen können. Die Autorin schreckt hier auch nicht davor zurück, Charaktere, liebgewonnene wie verhasste, sterben zu lassen. Dies sorgt für Abwechslung und hebt das Buch aus der breiten Masse der historischen Romane heraus, in denen kaum eine wichtige Person zu Schaden kommt, auch wenn es für mich gerne eine Wendung weniger hätte sein können.
Nicht immer fand ich die Entscheidungen der Charaktere nachvollziehbar. So kann ich nicht verstehen, warum Isabelle Alex nicht erklärt hat, warum sie jemand anderen geheiratet und nicht auf ihn gewartet hat, und auch Etiennes Hass und seine daraus folgenden Taten sind für mich schwer verständlich. Andererseits sind sie auch nicht absolut unlogisch, sondern einfach nur menschlich.
Weite Teile der Handlung spielen fern der Zivilisation, man erfährt nicht wenig über die Indianerstämme und über die widersprüchliche Indianerpolitik Kanadas. Die Indianer werden hier nicht als reine Opfer dargestellt, auch diverse Grausamkeiten werden dem Leser nicht vorenthalten.
Sprachlich unterscheidet sich dieser Roman nicht von den Vorgängern. Auffällig ist auch hier die häufige Verwendung von englischer oder gälischer, gelegentlich auch der einen oder anderen indianischen Sprache in der wörtlichen Rede, die dann direkt im Anschluss ins Deutsche übersetzt wird. Auch Fußnoten zu diversen Begriffen findet man recht häufig, wobei die meisten für das Verständnis eher nebensächlich sind.

Fazit
Wer zumindest den Vorgänger kennt und mag, kann hier wenig falsch machen. Mir hat dieser Roman auf jeden Fall wieder ein wenig besser gefallen, auch wenn es für mich dann die eine oder andere Wendung zu viel war. Somit handelt es sich hier um einen befriedigenden Abschluss der Reihe, den ich in der Form nach dem ersten Band nie erwartet hätte. Mit einer Highland-Saga hat dieses Buch aber nichts mehr zu tun.