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Martha Sophie Marcus – Herrin wider Willen

AutorMartha Sophie Marcus
TitelHerrin wieder Willen
Seitenzahl382
VerlagMSM Books
ASINB07BJLDM3M
Bewertung

Inhalt
1641, in der Nähe von Lüneburg: Am Vorabend eines Scharmützels heiratet der Grafensohn und Fernhändler Lenz die Kaufmannstochter Ada, obwohl sich das Paar kaum kennt, in der Annahme, dass Lenz den nächsten Tag nicht überleben wird. Adas Ziel ist es, durch diese Ehe ihrem Vater zu entkommen, der sie mit seinem Gehilfen verheiraten will, während Lenz verhindern möchte, dass sein Erbe seinem Onkel in die Finger gerät.
Wider Erwarten überlebt Lenz den folgenden Tag, jedoch schwer verwundet, und an Ada und die leidenschaftliche Hochzeitsnacht kann er sich nicht erinnern.
Während Ada auf ein glückliches Leben hofft, will Lenz jedoch nur schnellstens das Land verlassen…

Meine Meinung
Von Martha Sophie Marcus habe ich bereits zwei andere Romane gelesen, die mir recht gut gefallen haben. Bei Herrin wider Willen handelt es sich um ihren Debütroman, der leicht überarbeitet neu herausgegeben wurde.
Man merkt es dem Roman an, dass es sich hier um ein frühes Werk handelt, denn der Roman ist deutlich weniger umfangreich als die meisten späteren Romane der Autorin, auch die Handlung ist noch etwas dünn, und historische Personen oder Ereignisse spielen abseits der allgemeinen Lage keine Rolle.
Dennoch ist der historische Hintergrund deutlich beschrieben. Diesen bildet der Dreißigjährige Krieg: Plündernde Soldaten der verschiedenen Lager stellen eine ständige Bedrohung für die Menschen dar, der Handel ist von großen Verlusten geprägt, und viele Menschen hungern.
Vor dieser düsteren Zeit lässt die Autorin ihre Liebesgeschichte spielen, denn darum handelt es sich hier vorrangig.
Ada ist mit ihren zweiundzwanzig Jahren eigentlich noch ein schüchternes Mädchen ohne Selbstvertrauen, das nie gelernt hat, sich durchzusetzen, und immer wieder zu hören bekommen hat, wie dumm sie doch sei, da sie nur langsam lesen und schreiben kann.
Ihr gegenüber steht Lenz, ein Grafensohn, der in England aufgewachsen ist und als Fernhändler abseits aller Standesdünkel tätig ist. Auf das Erbe seines im Sterben liegenden Vaters ist er nicht angewiesen, jedoch möchte er dieses nicht seinem intriganten Onkel überlassen. Zum Militärdienst gepresst und vom nahen Tod bedroht, lässt er sich somit auf die Heirat ein. Doch als er dann ohne Erinnerung an die Hochzeitsnacht genesen ist, ist es sein dringlichstes Ziel, das Land und seine Frau zu verlassen.
Vor diesem Hintergrund hat eine Liebe eigentlich keine Chance. Doch durch die Umstände kommt alles ganz anders, als zunächst gedacht.
Beide Protagonisten machen eine deutliche Entwicklung durch, was sich schon bald nach Eintreffen auf dem Gut zeigt. Für mich stand ein Happy End von Beginn an außer Frage, doch es war einfach interessant, zu erleben, wie es dazu kommt, bei solch grundauf verschiedenen Persönlichkeiten.
Doch auch die anderen Charaktere, der elfjährige Dierk, der vorerst von dem Ehepaar aufgenommen wird, oder die Magd Luise, die Schlimmes durchgemacht hat und trotz ihrer Grimmigkeit dennoch sympathisch erscheint, sind recht interessante Persönlichkeiten, denen man ihre Rolle abkauft. Denen gegenüber stehen die recht eindimensional gezeichneten Gegenspieler wie Adas Vater und ihren Paten.
Auch wenn der Roman sich stark auf die Personen konzentriert und daneben immer nur kurz Spannung aufkommt, wenn gerade einmal wieder Soldaten vor der Tür stehen oder gegen das junge Ehepaar intrigiert wird, so passiert doch genügend, dass ich das Buch nahezu am Stück durchgelesen habe.
Während der Großteil des Romans in einer leicht veständlichen, flüssigen Sprache verfasst ist, kommt es gelegentlich zu Dialogen in plattdeutschem Dialekt, nämlich immer mal wieder dann, wenn sich die edlen Herrschaften mit dem Gesinde unterhalten. Dies dient dazu, die Verständnisschwierigkeiten darzustellen, denen Ada sich zu Beginn ausgesetzt sieht, aber auch, um zu zeigen, wie schnell die junge Frau diesen Dialekt zu verstehen lernt. Diese Sätze sind in der Regel einfach zu verstehen, kompliziertere Begriffe werden zudem auch auf Hochdeutsch wiederholt, so dass es beim Lesen nicht zu Schwierigkeiten kommen sollte. Auch eine wenige englische Sätze gibt es, die leicht verständlich sind und auf Lenz‘ zweite Heimat verweisen.
Ein weiteres besonderes Element der verwendeten Sprache ist das Erzen Untergebener, also diese in der dritten Person anzureden, selbst wenn dies nicht konsequent umgesetzt wird, denn mal wird geerzt, mal geduzt. Aber das Erzen ist mir noch nicht in allzu vielen Romanen begegnet, und da es jedoch durchaus üblich war, finde ich es gut, dass es hier Verwendung findet.
Neben dem bereits erwähnten Glossar findet sich im Anhang des Romans ein Personenregister sowie ein kurzes Nachwort, in dem die Autorin überwiegend auf die Änderungen der bearbeiteten Fassung gegenüber des Originals eingeht, die im Übrigen nicht allzu weitläufig ausfallen – wer die Taschenbuchausgabe besitzt, verpasst somit nichts Wesentliches.

Fazit
Dieser frühen Roman von Martha Sophie Marcus vermag zu unterhalten, selbst wenn er inhaltlich noch nicht ganz so viel hergibt wie spätere Werke. Es ist eher eine Geschichte der leisen Töne, die immer mal wieder durch einen Paukenschlag aufschreckt.