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Ruben Laurin – Die Kathedrale des Lichts

AutorRuben Laurin
TitelDie Kathedrale des Lichts
Seitenzahl591
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-17636-6
Bewertung

Inhalt
1227: Nach der Vollendung eines Auftrags in Maulbronn will der Baumeister Bohnsack mit seiner Tochter nach Magdeburg ziehen, um dort am Neubau der Kathedrale mitzuwirken, doch Helena ist von dieser Aussicht gar nicht begeistert.
Der Ritter Ansgar von Lund muss aus Prag fliehen, nachdem er in flagranti erwischt wurde. Unterwegs trifft er auf die wunderhübsche Tochter des Baumeisters.
Moritz besitzt ein großes Talent für die Bildhauerei, doch er ist ein Sklave und arbeitet im Steinbruch. Regelmäßig wiederkehrende Anfälle, während denen er Menschen in seiner Nähe angreift, lassen ihn viel Ablehnung erfahren. Als er auf eine Verurteilung nach einem solchen Anfall wartet, treffen Reisende auf der Burg ein…

Meine Meinung
Wenn es um Romane geht, in denen der Bau einer Kathedrale thematisiert wird, werde ich schon hellhörig. Wenn diese Romane dann auch noch von Autoren stammen, die mich bisher nicht enttäuscht haben, muss ich sie unbedingt lesen.
So auch hier, denn sobald ich erfahren hatte, dass sich hinter dem Pseudonym der Autor Thomas Ziebula verbirgt, dessen Romane über den Dreißigjährigen Krieg mir sehr gefallen haben, ist das Buch nach ganz oben auf der Prioritätenliste gewandert.
Den geschichtlichen Hintergrund des Romans bildet, wie schon erwähnt, der Neubau der Kathedrale zu Magdeburg sowie die Entstehung der bekanntesten Skulpturen, die dort zu finden sind, allen voran die der Skulptur des Heiligen Mauritius. Da über die Künstler jedoch nahezu nichts bekannt ist, hat der Autor hier große Freiheiten, seine eigene Geschichte um deren Entstehung zu spinnen.
Im Zentrum der Geschichte steht die schöne Helena, Tochter des Bauherren Bohnsack, von Vielen verehrt, aber noch unverheiratet, die nicht weiß, was und wen sie will und von ihrem Vater auch nicht gerade in die Ehe gedrängt wird.
Bewerber um ihre Hand sind unter anderem der Ritter Ansgar, der sich Aufgrund seiner früheren Liebschaften an vielen Orten Europas nicht mehr blicken lassen kann, der Bildhauer Gotthart, der ein dunkles Geheimnis in sich trägt, sowie der wendische Waisenjunge Moritz, ehemaliger Sklave und ebenfalls Bildhauer mit großem Talent, der den Mord an seinen Eltern rächen will.
Eine weitere wichtige Person ist Mechthild, eine junge, fromme Frau, die viel Zeit auf dem Baustellengelände verbringt, immer ins Gebet vertieft.
Der Autor nimmt sich sehr viel Zeit, etwa ein Drittel des gesamten Buches, die Vorgeschichte seiner Figuren zu erzählen. Man erfährt, was ihre Wünsche und Ängste sind, und so nach und nach führen die Wege Aller nach Magdeburg.
Ab hier jedoch wird die Zeit schon mal sehr gerafft, und je mehr sich der Roman dem Ende nähert, umso länger sind die Zeiten, die übersprungen werden. Hier ging es mir dann doch oft einfach zu schnell, und es passte vom Tempo einfach nicht zum Beginn der Geschichte. So sind die Charaktere zu Beginn noch recht gut ausgebaut, je weiter die Geschichte fortschreitet, umso stärker werden sie auf wenige Eigenschaften reduziert.
Auch gibt es einige Szenen, die mir etwas weit her geholt waren und von denen ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie so hätten passieren können. So hatte ich beispielsweise meine Probleme damit, wenn Moritz innerhalb kurzer Zeit den Umgang mit Waffen erlernt und sich gestandenen Rittern gegenüber im Kampf behaupten kann, auch wenn er zuvor schon ein guter Faustkämpfer ist. Und auch der Umgang mit „Unzucht“, ein Thema, das hier, insbesondere gegen Ende, immer wieder vorkommt und dann auch näher erläutert wird, erschien mir nicht ganz schlüssig.
Gut dagegen fand ich, dass der Autor sich nicht davor scheut, selbst Hauptcharaktere recht früh ableben zu lassen. Zudem treffen einige der Figuren auch schon mal Entscheidungen, die sie im Nachhinein bereuen. So bleibt zumindest ein gewisser Teil an Spannung enthalten, während andere Entwicklungen schon recht früh zu erahnen sind.
Ein zweiter Handlungsstrang spielt im Jahr 285 und erklärt, wer denn der Heilige Mauritius eigentlich ist. Leider wird hier nur die Heiligenlegende nacherzählt, dabei aber auch im Nachwort außen vor gelassen, dass es sich eben nur um eine Legende handelt und dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass sich das Beschriebene tatsächlich so abgespielt hat.
Der Erzählstil ist weitestgehend einfach gehalten und gut lesbar. Jedoch hat es mich schon sehr irritiert, dass der Handlungsstrang über Mauritius rückblickend erzählt wurde, mit dem Wissen von heute. Ich möchte eigentlich nicht im Romantext lesen, dass ein Fluss heute anders heißt als damals oder dass erst nachfolgende Generationen etwas mit einer Prophezeiung anfangen konnten. Doch auch in den Kapiteln der Haupthandlung fällt der Autor schon mal aus der Zeit.
Ergänzt wird der Roman durch ein Personenverzeichnis, eine Zeittafel, ein Glossar sowie ein Nachwort zum historischen Kontext und ist somit recht gut ausgestattet, auch wenn ich, wie schon erwähnt, mehr Informationen zu Mauritius erwartet hätte.

Fazit
Dieser Roman sollte ein Neuanfang werden, doch ist dieser in meinen Augen nicht ganz geglückt. Eine Fortsetzung des Stils der ersten historischen Romane Ziebulas hätte mir wohl eher zugesagt.