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Jan Guillou – Aufbruch

AutorJan Guillou
TitelAufbruch
OriginaltitelVägen till Jerusalem
ÜbersetzerHans-Joachim Maass
SerieDer Kreuzritter Band 1
Seitenzahl510
VerlagHeyne
ISBN978-3-453-47096-5
Bewertung

Inhalt
Westliches Götaland, 1150: Während der Weihe des Doms zu Skara hat Frau Sigrid eine Vision: Sie soll ihr Land Varnhem den Mönchen von Lurö stiften, auf dass diese dort ein neues Kloster gründen können.
Ihr Mann Magnus ist von dieser Idee zunächst nicht begeistert, erkennt jedoch bald die Vorteile, die sich seiner Familie dadurch ergeben. So bringen die Mönche, die aus dem fernen Frankenland stammen, neue Technologien mit, die sie Frau Sigrid und ihren Leibeigenen beibringen.
Als einige Jahre später Sigrids Sohn Arn einen schweren Sturz überlebt, weihen seine Eltern ihn der Arbeit Gottes. Und so beginnt seine Erziehung im Kloster Varnhem…

Meine Meinung
Der Roman Aufbruch ist der erste Band einer Trilogie, die sich mit dem fiktiven Tempelritter Arn Magnusson beschäftigt und die auch verfilmt wurde. Dabei ist zu bemerken, dass der Roman zuvor im Piper-Verlag unter dem Titel Die Frauen von Götaland veröffentlicht wurde. Der neue Titel ist da schon deutlich passender gewählt und auch dichter am schwedischen Original, schürt aber Erwartungen, die mit diesem Band noch nicht ganz erfüllt werden können, da die Hauptperson hier noch gar kein Kreuzritter ist.
Im Zentrum des Romans steht der Junge Arn, der im Kloster erzogen wird. Doch Arn wird nicht nur in Bereichen unterwiesen, die man im einem Kloster erwarten würde, sondern bekommt zudem von einem ehemaligen Tempelritter Unterricht in Bogenschießen und Schwertkampf.
Doch nahezu gleichberechtigt neben den Berichten über Arns Erziehung wird über die politischen Konflikte im westlichen und östlichen Götaland sowie dem Land der Svear berichtet, über König Sverker, Erik Jedwardson, Mord und Intrigen. Eigentlich ist dieses Thema sehr spannend, führen diese politischen Ereignisse doch etliche Jahrzehnte später zur Gründung Schwedens, doch leider war es sehr ermüdend, diesen Schilderungen zu folgen.
Dies liegt vor allen Dingen an Jan Guillous Schreibstil. Anstatt den Leser anwesend sein zu lassen, wird über die meisten Ereignisse des Romans rückblickend erzählt, und das in einer recht nüchternen Art und Weise. Es passiert dies, dann jenes, selbst Gespräche werden oft nur über die indirekte Rede vermittelt, doch wirklich nah am Geschehen ist der Leser nur gelegentlich für kurze Zeit. Dadurch wird sehr viel Potenzial verschenkt, denn Spannung kommt so kaum auf, und auch die Personen gehen einem nicht nahe, da zwar erzählt wird, welche Charakterzüge sie haben sollen, man diese aber kaum erfährt.
Deshalb fällt es mir auch recht schwer, Arn selbst zu verstehen, selbst zu einem Zeitpunkt, zu dem er als erwachsen gilt. Naiv ist hier das erste Wort, das mir zu ihm einfällt, denn über die Welt außerhalb des Klosters weiß der junge Mann überhaupt nichts. Er ist völlig selbstlos und versteht nicht, dass andere Menschen zunächst an sich denken, sei es, dass sie ihn bestehlen oder belügen, und auch Gier ist für ihn unverständlich. Und so gerät er unwillentlich in diverse Situationen, die geradezu lächerlich erscheinen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der Zugang zu so viel Lektüre hat, die Menschen nicht versteht, denn selbst in der Bibel gibt es genügend Beispiele über die Abgründe der Menschen.
Neben Arn gibt es eine ganze Reihe weiterer Charaktere. Viele davon sind fiktiv, andere basieren auf realen Personen, doch zu vielen, die tatsächlich existiert haben, weiß man kaum mehr als den Namen, so dass Guillou hier Beziehungen ehrstellen konnte, die es möglicherweise gegeben hat, möglicherweise auch nicht. In der Darstellung dieser Nebenacharaktere macht Guillou keinen Unterschied, denn fiktive wie reale verharren in der schablonenhaften Darstellung, Sigrid ist schlau, ihr Mann Magnus geschickt mit allem, was mit Geld zu tun hat, Bruder Guilbert ist Arns strenger Lehrer im Bereich der Kampfkünste und Pater Henri der nachsichtige, liebende Prior. Wesentlich mehr erfährt man hier über diese Personen kaum. Und selbst die Liebe, die doch eine so wichtige Rolle für Arns weiteren Lebensweg spielt, ist urplötzlich da, dabei haben sich die jungen Leute gerade erst ein paar Sätze zuvor kennen gelernt. Von Romantik oder Anziehung wurde berichtet, aber zu spüren war sie nicht. Zumindest diese Schlüsselszenen hätten hier besser vermittelt werden können.
Dem Buch vorangestellt ist eine Karte des westlichen Götalands, welche allerdings nicht ganz einfach zu deuten ist. Desweiteren existiert eine Auflistung und Beschreibung der wichtigsten Handlungsorte sowie ein Nachwort, in dem der Autor darlegt, wie er auf die Idee zu diesem Roman gekommen ist und wie der Plan für die Folgeromane aussieht. Auf die tatsächlichen historischen Ereignisse wird nur nebenbei eingegangen. Auch eine kurze Bemerkung des Regisseurs des Films zum Inhalt der kompletten Reihe ist im Anhang zu finden.

Fazit
Selten ist es mir so schwer gefallen, ein Buch zu bewerten, denn während es recht interessant war, Arns Erziehung zu verfolgen, waren die politischen Schilderungen doch eher ermüdend. Die Geschichte hat so viel Potenzial, welches jedoch durch die flachen Charaktere und die erzählende Schreibweise verschenkt wird.

Margaret Frazer – Die Magd

Autor Margaret Frazer
Titel Die Magd
Originaltitel The Servant's Tale
Übersetzer Anke Grube
Serie Schwester Frevisse Band 2
Seitenzahl 347
Verlag Econ
ISBN 3-612-25057-4
Bewertung

Inhalt
England, 1433: Als Gaukler in der Weihnachtszeit einen schwerverletzten Mann unter seinem umgekippten Wagen finden, bringen sie ihn ins nahegelegene Kloster. Schnell wird klar, dass der Leibeigene seine Hand nie mehr benutzen können wird. Seine Frau Meg, die im Kloster als Magd arbeitet, ist verzweifelt, weiß sie doch nicht, wie sie ihre Familie nun ernähren soll.
Doch in der Nacht stirbt der Mann, und während der ältere Sohn die Gaukler für den Tod des Vaters verantwortlich macht, ist der jüngere geradezu fasziniert von ihnen.
Plötzlich sterben weitere Menschen. Hatte der ältere Sohn doch Recht, sind die Schausteller gefährliche Leute? Schwester Frevisse ermittelt.

Meine Meinung
Dieser historische Krimi ist der zweite Band einer Reihe um Schwester Frevisse, einer Nonne, die gerne ihre Nase in Dinge hineinsteckt, die sie nichts angehen. Den Vorgänger kenne ich nicht, doch ist dies für das Verständnis auch nicht weiter wichtig. Es gibt zwar ein paar Anspielungen auf den ersten Band, und auch die Charakterisierungen der übrigen Nonnen fallen hier recht knapp aus, was daraufhin deuten könnte, dass sie im ersten Band ausführlicher beschrieben sind, doch abgesehen davon scheint es nicht weiter wichtig zu sein, diesen zu kennen.
Dafür, dass dieser Krimi mit knapp 350 Seiten eher dünn ist, sind die Personen recht gut ausgebaut. Insbesondere Schwester Frevisse, über deren Vergangenheit, die ihre Entscheidungen stark beeinflusst, man ein wenig erfährt, aber auch die Gaukler und Meg, die Frau des Verstorbenen, sind gut beschrieben. Nicht immer sind sie sympathisch, insbesondere mit den Schauspielern konnte ich wenig anfangen, doch wurden die meisten Personen trotz der Kürze sehr menschlich dargestellt.
Wie häufig bei historischen Krimis verläuft auch dieser sehr gemächlich. Ein Großteil des Kriminalfalls spielt sich erst in der zweiten Hälfte des Buches ab. Die Auflösung erfolgt entsprechend ziemlich knapp.
Diese Einteilung gefällt mir allerdings nicht so sehr, also eine Hälfte Einleitung mit Vorstellung der Charaktere und der Ausgangssituation, eine Hälfte Kriminalfall, Ermittlung und Aufklärung. Dadurch wird der erste Teil doch eher langweilig, der zweite dagegen viel zu knapp und komprimiert.
Dazu kommt, dass ich schon sehr früh eine Ahnung hatte, wer hinter den Morden stecken könnte, und diese hat sich dann auch am Ende bestätigt. Die falschen Fährten konnten mich nicht in die Irre führen, wodurch dann noch weniger Spannung aufkam.
An zwei Stellen im Buch führen die Gaukler Schauspiele auf. Diese werden ziemlich genau beschrieben, mitsamt sich öffnender Vorhänge und Pausenfüllern. Doch so, wie sie beschrieben sind, dürften die Stücke jeweils nur wenige Minuten gedauert haben und kaum den Aufwand Wert gewesen sein, dafür eine Bühne aufzubauen. Hier wäre es möglicherweise besser gewesen, auf eine solch genaue Beschreibung zu verzichten und dies der Fantasie des Lesers zu überlassen, denn so wirkt es nur wie ein Seitenfüller.

Fazit
Erst ein wenig zu langweilig, in der zweiten Hälfte zu schnell, dann noch die Seitenfüller und eine Auflösung, die mir schon beim ersten Todesfall klar war… Dieser Krimi konnte mich nicht überzeugen, und so werde ich die Reihe, die im Englischen immerhin 17 Bände umfasst, nicht weiter verfolgen.