Schlagwort-Archive: England

David Gilman – Das blutige Schwert

AutorDavid Gilman
TitelDas blutige Schwert
OriginaltitelMaster of War: A Legend Forged In Battle
ÜbersetzerAnja Schünemann
SerieMaster of War Band 1
Seitenzahl588
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-29076-3
Bewertung

Inhalt
England, 1346: Thomas Blackstone, ein junger Steinmetz, ist der Vormund seines minderjährigen Bruders Richard, dem bärenstarken tauben Dorftrottel. Als dieser des Mordes bezichtig wird, steht auch Thomas‘ Leben auf dem Spiel, ist er doch für die Taten seines Bruders verantwortlich. Die einzige Möglichkeit, ihrer beider Leben zu retten, besteht darin, sich dem englischen Heer als Bogenschützen anzuschließen, denn beide Jungen sind darin sehr geübt.
Doch die Realität des Krieges stellt sich doch ganz anders dar, als Thomas es sich hat vorstellen können, was er schon bald nach seiner Ankunft in der Normandie feststellen muss…

Meine Meinung
Schon seit einigen Jahren ist mir dieser Roman in der englischen Fassung immer wieder begegnet, wenn ich nach Empfehlungen gestöbert habe. Als die Reihe dann in deutscher Übersetzung angekündigt wurde, noch dazu in kurzer Folge, war es für mich schon bald selbstverständlich, dass ich sie mir genauer anschauen würde.
Es fällt schwer, hier nicht ständig Vergleiche zu Romanen von Bernard Cornwell zu ziehen, denn sie drängen sich von Beginn an geradezu auf. Dies ist nicht nur negativ zu sehen, da Gilman wirklich gut schreiben kann und es nicht wie gewollt, aber nicht gekonnt wirkt. Es gibt zu Beginn inhaltliche Parallelen, die sich schon aus dem gewählten Schauplatz ergeben, aber auch die Art, schonungslos und detailreich über Kriegshandlungen zu berichten, haben beide Autoren gemeinsam. Dadurch ergab sich für mich etwa im ersten Drittel das Gefühl, dies oder jenes bereits zu kennen und die Handlung vorhersagen zu können. Doch ab einem entscheidenden Wendepunkt entwickelt sich die Geschichte ganz anders, als ich erwartet hatte, und je weiter die Handlung fortschreitet, umso deutlicher ist ein eigener Stil zu erkennen. Im Gegensatz zu Cornwell schafft es Gilman beispielsweise, eine Liebesbeziehung glaubwürdig darzustellen, ohne dabei aber in schwülstige Beschreibungen zu verfallen.
Man mag bezweifeln, dass die Handlung ab dem beschriebenen Wendepunkt wirklich glaubwürdig ist. In meinen Augen ist es weit hergeholt, was dort mit Blackstone geschieht, ich halte es aber nicht für völlig unmöglich, dass ein Mann in dem Alter noch etwas völlig Neues lernt, insbesondere, wenn er eine große Körperbeherrschung besitzt. Außerdem ergeben sich so völlig neue Möglichkeiten, um aus einer anderen Perspektive über den Krieg zu berichten.
Dieser macht den Großteil der Handlung aus, erst die Schlacht von Crécy, über deren Ablauf ich durch diverse andere Romane bereits informiert war, aber eben auch Dinge, die mir weniger bekannt waren, wie beispielsweise die Haltung der Normandie zum französischen König.
Auch wenn Richard ebenfalls ein Blackstone ist, wird schnell klar, dass Thomas die alleinige Hauptperson des Romans ist. Nur er wird hier regelmäßig bei seinem Nachnamen gerufen und benannt.
Thomas ist der beste Bogenschütze des Dorfes, der sein Können zurückstellt, um seinem Bruder diesen Titel zukommen zu lassen. Er ist noch sehr jung, gerade einmal sechzehn Jahre alt, als er in den Krieg zieht, wirkt aber wesentlich älter, da er schon sehr früh schwer arbeiten und Verantwortung übernehmen musste, was ihn sowohl körperlich wie auch geistig und emotional hat reifen lassen. So hatte ich die meiste Zeit über beim Lesen einen wesentlich älteren Mann vor Augen, und nur in Momenten, zu denen seine Jugend zur Sprache kam, wurde mir dies wieder vor Augen gerufen.
Neben Thomas und Richard gibt es noch sehr viele weitere Charaktere. Leider sind die wenigsten individuell ausgearbeitet, oft werden sie nur mit Name und Rang beziehungsweise Funktion eingeführt, tauchen dann über viele Seiten nicht mehr auf, nur um dann plötzlich doch wieder eine Rolle zu spielen. Da es kein Personenregister gibt, habe ich so gelegentlich die Akteure durcheinander gebracht – was aber in den meisten Fällen gar keine so große Rolle spielt.
Die Ausstattung des Romans ist mit historischen Nachbemerkungen und einer farbigen Karte recht spärlich, aber ausreichend.

Fazit
Ein unterhaltsamer Auftakt einer Romanreihe mit einer spannenden Handlung, die stellenweise etwas weit hergeholt scheint.

Elizabeth Chadwick – Die Erbin der Festung

AutorElizabeth Chadwick
TitelDie Erbin der Festung
OriginaltitelShadows and Strongholds
ÜbersetzerNathalie Lemmens
SerieFitzWarin Band 1
Seitenzahl638
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36346-9
Bewertung

Inhalt
England, 1148: Fulke FitzWarin, der von allen nur Brunin genannt wird, wird im Alter von zehn Jahren zur Ausbildung in den Haushalt von Joscelin de Dinan, einem Freund seines Vaters, gegeben, ganz entgegen der Tradition, ist er doch der älteste Sohn und Erbe. Dort erfährt Brunin all das, was er in seiner eigenen Familie nicht bekommt: Anerkennung, Unterstützung und vor allem Liebe.
Doch in England herrscht Krieg, Lords bekämpfen sich untereinander, Allianzen sind unbeständig, und Frieden ist nicht in Sicht – eine Einladung für manchen Ritter, persönliche Fehden auf dem Schlachtfeld auszutragen…

Meine Meinung
Die Erbin der Festung ist einer der ersten Romane Elizabeth Chadwicks, in denen historisch belegte Personen die Hauptrolle spielen. Es handelt sich hierbei um ein Prequel zu dem einige Jahre zuvor erschienenen Roman Die Braut des Ritters, in dem es um Brunins Sohn und Erben geht. Beide Romane basieren auf einem mittelalterlichen Gedicht, das die historische Abfolge und Fakten nicht allzu genau nimmt, doch Mrs Chadwick hat daraus das beste gemacht und eine plausible Geschichte erzählt, die so oder ähnlich geschehen sein könnte.
Im Mittelpunkt der Handlung steht der junge Fulke FitzWarin, der aufgrund seiner dunklen Haut von allen nur Brunin genannt wird. Es wird beschrieben, wie er, der in seinem eigenen Zuhause nur Ablehnung erfahren hat, sich in seiner Ziehfamilie einlebt, Freundschaften schließt, seine Ausbildung zum Ritter und die erste Liebe erlebt. Auch wenn es die eine oder andere kämpferische Szene gibt, so ist der Roman die meiste Zeit über eher leise gehalten. Gelegentlich wird es ein wenig romantisch, ohne dass es jedoch in irgend einer Form kitschig wird.
Doch auch die Politik wird hier nicht völlig vernachlässigt. Trotz der eher vage gehaltenen zeitlichen Einordnung einzelner Ereignisse sind es doch der Krieg und im späteren Verlauf König Heinrichs Entscheidungen, die die Romanhandlung in gewisse Bahnen lenken, auch wenn sie für weite Teile der Geschichte eher im Hintergrund ablaufen.
Vorwissen über diese Zeit wird nicht benötigt, alles Nötige wird zu gegebener Zeit mitgeteilt und ist klar verständlich, aber wie immer schadet es auch nicht, wenn man sich bereits ein wenig auskennt.
Eine große Stärke des Romans sind die Charakterzeichnungen. Flache, eindimensionale Charaktere sucht man hier vergebens.
Brunin ist ein ruhiger, in sich gekehrter Junge, der es gewohnt ist, von seiner Großmutter beleidigt und von seinen Brüdern, die ihm um das Erstgeborenenrecht beneiden, geärgert zu werden. Hawise, Joscelin de Dinans Tochter, ist das ganze Gegenteil, temperamentvoll, wild und ungestüm und ganz begierig darauf, mit dem neuen Knappen Freundschaft zu schließen. Doch auch Marion, eine Ziehtochter Joscelins, die als Kind stark traumatisiert wurde, spielt eine wichtige Rolle und ist in ihrer verdrehten Art sehr glaubwürdig beschrieben.
Auf Brunins ärgste Gegenspieler trifft man hier schon auf den ersten Seiten, doch auch wenn sie von Beginn an als Antagonisten zu erkennen sind, sind auch sie sehr gut ausgearbeitet. Während Gilbert de Lacy wegen eines Erbstreits gute Gründe hat, Brunin abzulehnen, liegt die Motivation seines Knappen Ernalt in der Freude an der Quälerei Schwächerer.
Wie von Chadwick gewohnt ist an der Sprache nichts auszusetzen, auch die Übersetzung ist gelungen, wenn man von der Übersetzung der Königsnamen absieht.
Außer einem Nachwort zum historischen Kontext gibt es leider kein Zusatzmaterial, was aber für die Zeit der Veröffentlichung nicht ungewöhnlich ist.

Fazit
Eine spannende, überhaupt nicht kitschige Liebesgeschichte zweier historisch belegter Personen vor dem Hintergrund der Anarchy, die ich jedem empfehle, der sich nur im Entferntesten für diese Zeit interessiert.

Elizabeth Chadwick – Der scharlachrote Löwe

AutorElizabeth Chadwick
TitelDer scharlachrote Löwe
OriginaltitelThe Scarlet Lion
ÜbersetzerMonika Koch
SerieMarshal Band 3
Seitenzahl601
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36904-1
Bewertung

Inhalt
Normandie, 1197: William Marshal, inzwischen etwa 50 Jahre alt, Earl of Pembroke und vierfacher Vater, ist einer der angesehensten Ritter Englands, der schon mehreren Königen treue Dienste erwiesen hat. Auch König Richard steht er stets zur Seite und hat dessen Krone mehrfach gegen Richards rebellierenden Bruder Johann verteidigt. Doch dann stirbt Richard, und Johann wird Englands neuer König – nicht zuletzt durch Williams Hilfe.
Dennoch fällt es dem Earl sehr schwer, Johann seine Treue zu beweisen, egal, was er versucht, ihm werden immer wieder Steine in den Weg gelegt, die es mit viel Diplomatie und Geschick zu umschiffen gilt. Dabei steht ihm seine Frau Isabelle de Clare treu zur Seite.

Meine Meinung
Dies ist Elizabeth Chadwicks zweiter Roman über das Leben William Marshals. Von etwa seinem fünfzigsten Lebensjahr an begleiten wir ihn über 22 Jahre bis zu seinem Tod.
Da es weder Personenregister noch Zeittafel gibt, Elizabeth Chadwick aber weitestgehend darauf verzichtet, Personen, die bereits aus Der Ritter der Königin bekannt sind, nochmal einzuführen und Ereignisse zu wiederholen, ist es empfehlenswert, diesen Band direkt im Anschluss an den Vorgängerband zu lesen, um den Überblick nicht zu verlieren. Und Personen gibt es nicht wenige!
Dabei werden die meisten, wie von der Autorin gewohnt, recht vielschichtig beschrieben. Selbst König Johann, der ja in Literatur und Film oft als der Erzbösewicht dargestellt wird, wird als der Mensch gezeigt, der er möglicherweise tatsächlich gewesen sein könnte. Die Motive für seine Taten, die William ein ums andere Mal in Bedrängnis bringen, sind stets für den Leser erkennbar und aus Johanns Sicht auch nachvollziehbar, auch wenn wenn ich oft über sie den Kopf schütteln musste, weil sie so unsinnig erschienen.
William selbst ist hier wie schon im Vorgängerroman der edle Ritter, der zu seinem einmal gegebenen Wort steht. Immer wieder gerät er durch seine ehrbare Haltung in Schwierigkeiten. Dennoch handelt er nicht nur aus altruistischen Motiven, vielmehr ist es auch sein Ziel, sein Vermögen und seinen Einfluss zu mehren, wenn auch im Gegensatz zu einigen seiner Standesgenossen eben mit meist ehrbaren Mitteln, und das, obwohl er bereits vom mittellosen Ritter zu einem der reichsten und mächtigsten Männer des Landes aufgestiegen ist.
Da William nun Familienvater ist, bleibt es nicht aus, dass es in diesem Roman eben nicht nur um Williams Leben im Dienste der Krone geht, sondern auch seine Familie weiter ins Zentrum rückt, mit all ihren Konflikten, die dies mit sich bringt. Einige seiner Kinder erscheinen dort wichtiger als andere, insbesondere seine Tochter Mahelt, der Chadwick später noch einen eigenen Roman gewidmet hat, sticht dabei heraus, aber auch seine Söhne William und Richard spielen eine wichtige Rolle. Romantik ist enthalten, doch sind William und Isabelle ja kein junges Paar mehr, und je älter sie werden, umso stärker tritt dies in den Hintergrund.
Doch dass das Familienleben einen wichtigen Punkt einnimmt bedeutet nicht, dass dafür die Politik vernachlässigt wird, denn selbst zurückgezogen in Irland gibt es Konflikte, die es zu lösen gilt.
Die Sprache ist weitestgehend beschreibend und einfach gehalten, so dass man der Geschichte gut folgen kann, ohne über die Bedeutung der Worte nachdenken zu müssen, und die Übersetzung ins Deutsche ist dabei gut gelungen – wenn man von der gleichzeitigen Übersetzung der Königsnamen absieht, aber dazu habe ich mich in den vorhergehenden Rezensionen schon zu Genüge ausgelassen.
Wie schon erwähnt enthält das Buch weder Personenregister noch Zeitleiste, dafür ist ein Stammbaum der Marshal-Familie enthalten, so dass man zumindest innerhalb dieser Familie den Überblick nicht verliert. Daneben sind noch drei grobe Karten sowie historische Anmerkungen zu finden.

Fazit
Elizabeth Chadwicks Stil mag nicht so emotional, so mitreißend sein wie der einiger ihrer Kollegen, doch habe ich oft mitgehofft, -gebangt und -gelitten. Der Autorin ist ein großartiges Portrait eines der größten Ritter des Hochmittelalters gelungen! Eine klare Leseempfehlung, jedoch sollte man vorher den ersten Band, Der Ritter der Königin, gelesen haben.

Elizabeth Chadwick – Der Ritter der Königin

AutorElizabeth Chadwick
TitelDer Ritter der Königin
OriginaltitelThe Greatest Knight
ÜbersetzerMonika Koch
SerieMarshal Band 2
Seitenzahl608
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36903-4
Bewertung

Inhalt
Normandie, 1167: William Marshal ist der vierte Sohn von John FitzGilbert, Marshal von Heinrich II. Als solcher hat er keine Aussicht auf ein Erbe und muss seinen Platz in der Welt noch finden und sich hart erarbeiten. Als Knappe im Dienst von Guillaume de Tancarville, einem entfernten Verwandten, hat der Zwanzigjährige die bestmögliche Ausbildung erhalten, doch nach seinem Ritterschlag ist seine Zukunft ungewiss, auch wenn sein Können in der Schlacht und auf Turnierplätzen schon früh überzeugt.
Im Dienst unter seinem Onkel Patrick of Salisbury tritt er ins Gefolge von Königin Eleonore ein – ein Schritt mit großen Folgen!

Meine Meinung
Der Ritter der Königin, im englischen Original The Greatest Knight, ist der erste Roman, den ich von Elizabeth Chadwick gelesen habe, und er sollte nicht der letzte bleiben. Es handelt sich hierbei um den ersten von bisher zwei Bänden (ein dritter soll kommenden März in englischer Sprache erscheinen) über das Leben William Marshals, der es als zunächst mittelloser Ritter sehr weit gebracht hat. Sogar so weit, dass ich zunächst nicht glauben konnte, dass es sich hier eben nicht um einen fiktiven Romancharakter handelt, sondern um jemanden, der tatsächlich gelebt hat, auch wenn die Autorin einige Lücken in seiner Biografie zu füllen hatte. Inwieweit nun alles historisch korrekt ist kann ich nicht beurteilen, für mich erscheint die Handlung jedoch schlüssig und ist so spannend erzählt, dass ich dieses Buch auch zum wiederholten Mal kaum aus der Hand legen konnte.
Der historische Hintergrund wird durch Heinrich II., Königin Eleonore und deren Söhne gebildet, deren Konflikte untereinander und mit Adligen des Reiches, in die William schon bald hineingezogen wird. Vorwissen über diese Zeit ist nicht nötig, um den Roman genießen zu können, aber hilfreich, will man die Feinheiten aufnehmen. Neben dem politischen Hintergrund werden immer wieder zusätzliche Beschreibungen über den Alltag bei Hofe, die Kleidung, das Leben der Menschen eingeflochten, die dafür gesorgt haben, dass ich mir das Beschriebene sehr gut vorstellen konnte und ein regelrechtes Kopfkino abgelaufen ist, ohne dass es zu viele Informationen auf einen Schlag gewesen wären.
Chadwick stellt William Marshal als jemanden dar, der durch ein Erlebnis in jungen Jahren stark geprägt ist: Ihm geht Treue zu seinem jeweiligen Herrn über alles, und auch seine eigene Ehre ist ihm wichtig. Einen Schwur spricht er nicht leichtfertig aus, im Gegensatz zu manchen seiner Zeitgenossen. Da er zudem ein guter Kämpfer, sowohl in Turnieren als auch in echten Schlachten, ist, erscheint er hier schon fast übertrieben gut, edel und geschickt, dazu noch wortgewandt und gutaussehend. Negative Seiten sucht man beinahe vergeblich, denn seine Beschreibung als Vielfraß und Langschläfer sehe ich eher als spöttische Hänselei denn als echte negative Darstellung. Und dennoch kam er mir hier nicht wie ein Übermensch vor, sondern eben als Mensch seiner Zeit, der durch seine Erlebnisse und Mitmenschen geprägt ist. Wer mehr über Williams Jugend lesen will, kann darüber in Das Banner der Königin nachlesen, dies ist aber für das Verständnis nicht notwendig.
Es kommen eine Vielzahl an überwiegend belegt historischen Personen vor, so dass es nicht gerade einfach ist, den Überblick zu behalten – ein Personenregister ist leider in meiner Ausgabe nicht vorhanden, wäre hier aber hilfreich gewesen. An der Darstellung der wenigsten Personen habe ich etwas auszusetzen. Zwar sind einige Charaktere direkt bei ihrer Einführung als Gegenspieler und mögliche spätere Feinde Williams zu erkennen, aber diese Feindseligkeiten werden stets plausibel geschildert.
Sprachlich ist der Roman wenig auffällig. Er ist vielleicht nüchterner, nicht ganz so emotional gehalten wie die manch anderer Autorinnen, dies hat mich jedoch an keiner Stelle gestört. Auch die Übersetzung scheint gelungen, nur ist es, wie schon bei Das Banner der Königin, die Übersetzung einiger Namen, die mir sauer aufstößt. Warum müssen die Namen der Plantagenets eingedeutscht werden, wenn alle anderen Namen der englischen Version des Romans entsprechen?
Zusatzmaterial ist hier kaum vorhanden, einzig eine Anmerkung der Autorin über den historischen William Marshal und eine kurze Danksagung sind enthalten. Gegen ein Personenregister und eine Karte hätte ich nichts einzuwenden gehabt.

Fazit
Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für Interessierte an englischer Geschichte dieser Zeit, spannend erzählt.

Elizabeth Chadwick – Das Banner der Königin

AutorElizabeth Chadwick
TitelDas Banner der Königin
OriginaltitelA Place Beyond Courage
ÜbersetzerMonika Koch
SerieMarshal Band 1
Seitenzahl543
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-37235-5
Bewertung

Inhalt
Normandie, 1130: John FitzGilbert ist der junge Marshal des Königs, der Herr über die Ordnung bei Hofe, verantwortlich für reibungslose Abläufe und für die Hofdirnen. Mit dem jungen Robert of Gloucester, dem unehelichen Sohn des Königs, verbindet ihn eine tiefe Freundschaft. Sorgen bereitet ihm jedoch der Blick auf die Zukunft, denn es gibt keinen direkten männlichen Thronfolger.
Als der König unerwartet stirbt, entbrennt ein erbitterter Kampf um die Nachfolge. Wem soll sich John anschließen, Matilda, der legitimen Tochter des Königs, auf die die Edlen des Landes eingeschworen wurden, die aber mit dem verhassten Geoffrey von Anjou verheiratet ist, oder einem Neffen des Königs, Stephan von Blois?

Meine Meinung
Während der Recherchen über William Marshal ist der Autorin Elizabeth Chadwick aufgefallen, dass auch das Leben dessen Vaters genügend Material für einen spannenden Roman bietet. Und somit ist Das Banner der Königin nun der nachgeschobene Auftakt der Reihe über die Familie Marshal.
Den geschichtlichen Hintergrund bildet die sogenannte Anarchy, der Bürgerkrieg Englands, in dem es um die Nachfolge Heinrichs I. geht. Als jemand, der eine hohe Position bei Hofe einnimmt, ist John FitzGilbert dicht am Geschehen, und somit verkommt der Krieg nicht nur zur Kulisse, sondern ist entscheidender Teil der Handlung. Oft genug ist er selbst involviert, nimmt an Kämpfen teil, ist beratend tätig, oder seine Familie wird mit in den Krieg hineingezogen. Dabei orientiert sich die Autorin an Fakten, sofern überliefert, und zaubert ein stimmiges Bild dieser Zeit, verpackt in einer Geschichte, die erfunden auch kaum spannender hätte sein können. Ein wenig Vorwissen über diese Zeit kann aufgrund der Fülle der Nebenpersonen nicht schaden, weil man sonst doch recht schnell den Überblick verlieren kann, ist jedoch kein Muss.
Neben den politischen Handlungen ist auch das Familienleben ein großer und wichtiger Bestandteil des Romans, man erfährt etwas über das Alltags- und Liebesleben der Edlen des Landes. Dieses ist im Vergleich nicht ganz so spannend, auch weil man schon recht früh erkennen kann, in welche Richtung es sich entwickelt. Nimmt man jedoch alles zusammen ergibt sich ein stimmiges Bild über das Leben dieser Zeit, das eben nicht nur aus Kampf und Politik, sondern auch aus den schönen Dingen und Alltäglichem besteht.
John FitzGilbert wird als ehrgeiziger Mann geschildert, der durch sein Vermögen, immer den Überblick zu behalten, schon sehr jung eine wichtige Position erworben hat, der aber auch schon mal skrupellos sein kann, wenn es um die Vermehrung seines Vermögens geht und der sehr viel auf seine Ehre gibt. Er ist eben nicht nur ein Gutmensch, sondern ein Kind seiner Zeit, und dennoch war er mir die meiste Zeit über sympathisch.
Weitere wichtige Personen sind Aline Pipard, Johns Mündel und Frau, deren Frömmigkeit stark übertrieben anmutet, aber für die damalige Zeit nicht ganz ungewöhnlich gewesen sein dürfte und die mit der Führung eines Haushalts gnadenlos überfordert ist, sowie Sybilla von Salisbury, ein junges Mädchen, das John aus der Ferne bewundert. Auch wenn es hier einige Charaktere gibt, die eher negativ dargestellt werden, gibt es keine reine Schwarz-Weiß-Zeichnung, jeder, auch John FitzGilbert, zeigt sich von mehreren Seiten und hat einen Grund für sein Handeln.
Die Sprache ist klar und einfach, die Übersetzung gut lesbar. Einzig gestört hat mich, wie auch bei anderen Romanen von Elizabeth Chadwick, das Durcheinander von übersetzten und nicht-übersetzten Namen. Warum muss der englische König unbedingt Heinrich heißen? Sein Schwiegersohn heißt doch auf weiterhin Geoffrey, wenn auch „von“ Anjou, anstelle von Geoffroy oder Gottfried.
Die Taschenbuchausgabe ist mit diversem Zusatzmaterial ausgestattet. So gibt es einige Karten, einen Stammbaum der Marshals, historische Anmerkungen sowie eine kurze Bibliographie.

Fazit
Ein lesenswerter Roman über die Anarchy, den ich allen Interessierten über diese Zeit ans Herz legen möchte und an dem ich neben der übersetzten Namen kaum etwas auszusetzen habe.