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Patricia Bracewell – Die Normannin

AutorPatricia Bracewell
TitelDie Normannin
OriginaltitelShadow on the Crown
ÜbersetzerAnja Schünemann
SerieEmma von der Normandie Band 1
Seitenzahl633
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-26944-8
Bewertung

Inhalt
Normandie, 1001: Die fünfzehnjährige Emma ist die jüngste Schwester des Herzogs und als solche eine gute Partie auf dem Heiratsmarkt. Als nun Æthelred, der König der Angelsachsen, durch eine Heirat Verbindungen zur Normandie knüpfen will, ist es an ihr, diesen Pakt zu besiegeln, denn sie ist erwachsener als ihre ältere Schwester und zudem sprachbegabt, eine Eigenschaft, die sie in ihrer neuen Heimat dringend benötigen wird.
König Æthelred ist jedoch wesentlich älter als Emma und hat eigene Kinder in ihrem Alter, Söhne, die ihre Stellung als Thronfolger bedroht sehen, sollte die junge Frau ebenfalls Söhne bekommen. Und auch Elgiva, Tochter des Ealdormans von Northumbria, hasst die Normannin, hat sie sich doch bereits in der Rolle der neuen Königin gesehen…

Meine Meinung
Der Titel des Romans ist leider sehr nichtssagend, beinahe hätte ich diesen Roman deshalb übersehen. Der Originaltitel Shadow on the Crown ist dagegen wesentlich aussagekräftiger und deutet an, worum es hier geht, nämlich um eine junge Königin, deren Stand von mehreren Seiten bedroht wird.
Bei diesem Roman handelt es sich um den Auftakt einer Trilogie über Emma von der Normandie. Emma war eine der großen Frauen im Mittelalter, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten viel bewegt haben. Ihre späteren Jahre sind gut dokumentiert, über ihre Jugend und die Zeit an Æthelreds Seite ist allerdings weniger bekannt.
Patricia Bracewell hat gründlich recherchiert und ein stimmiges Bild einer jungen Königin geschaffen, die in einer neuen Umgebung überwiegend Ablehnung erfährt. Die Verbindung zwischen den Angelsachsen und den Normannen, auf die der spätere Thronanspruch von William I. zurückgeht, die Bedrohung der englischen Küsten durch die Wikinger, die Haltung der Normannen in dem Konflikt, all das sind Themen, die hier angesprochen werden. Politische Zusammenhänge werden einfach dargestellt, so dass man kein Vorwissen benötigt, sie machen jedoch einen nicht geringen Teil der Handlung aus. Lücken in Emmas Biografie und im historischen Ablauf wurden gekonnt gefüllt und mit den Tatsachen zu einer spannenden Geschichte verflochten. Das Ende des Romans bietet mit einem Wendepunkt in Emmas Leben einen passenden vorläufigen Abschluss, es wird auf Cliffhanger verzichtet, trotzdem hat er mich neugierig auf die Fortsetzung gemacht.
Alle paar Kapitel ist ein Ausschnitt aus der Angelsächsischen Chronik abgedruckt, der von dem handelt, was auf den folgenden Seiten beschrieben wird. Dadurch weiß man zwar oft schon grob, was passiert, doch gelegentlich stellt die Autorin dies ganz anders dar, als es die Verfasser der Chronik wahrgenommen haben, so dass diese Ausschnitte meine Neugier nur weiter geschürt haben. Wer aber gänzlich ohne Spoiler weiterlesen möchte, kann diese kurzen Absätze aber auch gut überspringen, da sie eindeutig gekennzeichnet sind.
Die meisten Charaktere werden glaubwürdig dargestellt, ohne dass sie schablonenhaft wirken. Dabei sind die Personen überwiegend historisch belegt, selbst bis hin zu den Nebenrollen.
Emma wird hier als recht erwachsene Fünfzehnjährige beschrieben, die versucht, mit ihrer Situation so gut es geht zurechtzukommen. Sie wird sympathisch dargestellt, so dass ich mit ihr über die Ungerechtigkeiten, die ihr widerfahren, mitgefühlt habe. Anstatt sich aber alles gefallen zu lassen, nimmt sie die Zügel, sofern es ihr möglich ist, selbst in die Hand, ohne dabei aber aus ihrer Rolle zu fallen.
König Æthelred dagegen nimmt hier die Position eines Monarchen ein, der aus Angst, seine Stellung könnte bedroht werden, alle Menschen in seinem Umfeld gegen sich aufbringt. Er war mir von Beginn an unsympathisch, jedoch ist auch seine Haltung in sich stimmig.
Einzig Elgiva, die Tochter eines Ealdormans, war mir als Gegenspielerin Emmas zu schablonenhaft dargestellt, um mich völlig überzeugen zu können.
Der Schreibstil in der Übersetzung ist flüssig zu lesen, so dass die Handlung dadurch gut transportiert wird. Übermäßige Längen habe ich keine festgestellt, hier wurde ein gutes Gespür für das richtige Timing gezeigt. Einige spezielle Begriffe kommen zwar im Roman vor und können den Lesefluss unterbrechen, diese werden jedoch in einem Glossar erklärt.
Daneben gibt es noch ein kurzes Personenregister, das Mitglieder von Adel und Klerus listet, eine Karte Englands, in der die wichtigsten Handlungsorte eingezeichnet sind, sowie ein Nachwort zum historischen Kontext.

Fazit
Hinter dem wenig aussagekräftigen Titel steckt für mich eine der großen Überraschungen dieses Jahres, mit ihrem Debütroman konnte mich Patricia Bracewell voll überzeugen. Wer Bücher von Elizabeth Chadwick mag und sich für diesen Zeitraum der englischen Geschichte interessiert, wird möglicherweise auch mit diesem Roman seine Freude haben.

Conn Iggulden – Das Bündnis

AutorConn Iggulden
TitelDas Bündnis
OriginaltitelTrinity
ÜbersetzerChristine Naegele
SerieDie Rosenkriege Band 2
Seitenzahl559
VerlagHeyne
ISBN978-3-453-41861-5
Bewertung

Achtung: Diese Rezension enthält kleinere Spoiler zu Sturmvogel!

Inhalt
England, 1454: Seit einiger Zeit ist Richard Neville, Earl of York, Lord Protector, König in allem außer dem Namen nach, denn König Henry VI befindet sich in einer Art Dämmerzustand. Doch auch wenn York sehr gewissenhaft vorgeht, gibt es viele, die mit seiner Regentschaft nicht einverstanden sind.
Doch dann wacht Henry auf und sprüht nur so vor Energie. Durch seine Berater auf den neuesten Stand gebracht, entschließt er sich, eine Gerichtsreise abzuhalten. Auf der Reise treten ihm jedoch York und seine Verbündeten Salisbury und Warwick in den Weg, jeder von ihnen mit einem anderen Ziel…

Meine Meinung
Mit Sturmvogel, dem ersten Band der Reihe um die englischen Rosenkriege, hat Conn Iggulden die Vorgeschichte beschrieben, wieso die Parteien in England so sehr gespalten sind, doch die Rosenkriege selbst waren da noch kein Thema. Dies ändert sich hier schon bald, und man ist sehr schnell mitten drin in den frühen Jahren dieses englischen Bürgerkriegs.
Das Buch ist in zwei Abschnitte eingeteilt, die mit den Zeitangaben 1454-1455 und 1459-1461 versehen sind. Die Zeit dazwischen, in der in England halbwegs Frieden geherrscht hat, wird ausgespart. Dies zeigt schon recht deutlich, dass es genau wie im ersten Band insbesondere die Kampfhandlungen sind, die den Roman ausmachen, während andere politische Themen neben dem Konflikt der Häuser Lancaster und York gar nicht thematisiert werden. Was war außenpolitisch los? Wie genau hat York angeblich die Nevilles bevorzugt? Wie geht es der normalen Bevölkerung unter York und später unter König Henry? Das alles wird, wenn überhaupt, dann nur im Zusammenhang mit dem Konflikt angesprochen. Man bekommt hier also eine sehr ausführliche Chronologie der Kampfhandlungen, wie sie auch möglicherweise gewesen sein mögen. Dies fand ich einerseits zwar sehr interessant, andererseits aber auch einseitig und wenig abwechslungsreich, denn wer mehr erwartet, beispielsweise zusätzliche Einblicke in das Leben der Menschen zu dieser Zeit oder vielleicht eine romantische Nebenhandlung, ist hier fehl am Platz.
Hauptperson ist wie im ersten Band der Reihe der fiktive Meisterspion Derry Brewer. Wieder hat er seine Finger in vielen Entscheidungen, seine Spione hat er überall, so dass er meist auf dem Laufenden ist. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass seine Rolle hier weniger zentral ist als noch im ersten Band, dennoch hat es hier gepasst, ist er doch kein Ritter und somit an den Kämpfen selbst eher indirekt beteiligt.
Überrascht hat mich hier die Darstellung von Richard Neville, Earl of York. Im ersten Band wurde er direkt als jemand eingeführt, der sich am Unglück Anderer erfreuen kann, das ganze Buch hindurch war er mir absolut unsympathisch. Hier jedoch wird er als jemand gezeigt, der zunächst nur Gerechtigkeit will und der seinen möglichen Thronanspruch gar nicht durchsetzen möchte, der in diese Position als Feind des Königs bloß hineingerutscht ist. Auch Henry VI und Margaret von Anjou werden nicht negativ gezeichnet, der Autor vermeidet also überwiegend, Partei für eine der beiden Konfliktparteien zu ergreifen. Stattdessen sind es die Verbündeten und Berater der Häuser York und Lancaster, die hier als die Schuldigen ausgemacht werden, besonders Percy und Salisbury, die ihren persönlichen Konflikt auf dem Rücken des Königs austragen.
Einer meiner größten Kritikpunkte mit dem ersten Band betrifft die fehlenden Zeitangaben. Dieses Problem besteht hier nicht, weil zunächst die Abschnitte klar mit Zeitangaben versehen sind und zudem auch in den beiden Teilen, die zugegebenermaßen jeweils nicht allzu viele Monate umfassen, immer mal wieder beschrieben wird, um welche Jahreszeit es sich handelt, wodurch der Überblick nie verloren geht.
Der Schreibstil ist für den Roman angemessen, meist ist er recht neutral und beschreibend gehalten. Obwohl die Kriegsszenen so eine zentrale Position in diesem Roman einnehmen, werden die Kämpfe nicht in brutalen Details ausgeschmückt, so ganz kann aber nicht auf blutige Beschreibungen verzichtet werden.
Wieder einmal wurde hier nicht mit Zusatzmaterial gespart. Neben einem recht ausführlichen Nachwort, in dem Conn Iggulden die Ereignisse noch einmal zusammenfasst und auf Fiktion und Realität eingeht, gibt es ein Personenregister, sechs Stammbäume sowie mehrere Karten, zwei davon farbig in den Klappen des Covers.

Fazit
Viel Abwechslung bietet der zweite Band aus der Feder Igguldens über die Rosenkriege nicht, wer sich jedoch für die Chronologie der Kampfhandlungen zu dieser Zeit interessiert, wird hier sicher seine Freude haben.

Vielen Dank an den Heyne-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!

Robert Low – Raubzug

AutorRobert Low
TitelRaubzug
OriginaltitelThe Whale Road
ÜbersetzerChristine Naegele
SerieDie Eingeschworenen Band 1
Seitenzahl465
VerlagHeyne
ISBN978-3-453-40905-7
Bewertung

Inhalt
Björnshafen in Norwegen, 965: Einige Jahre lang hat der junge Orm seinen Vater nicht gesehen. Als Steuermann der Eingeschworenen, einer Bande Söldner, ist er in der gesamten bekannten Welt unterwegs. Doch in dem Moment, in dem Orm auf Hilfe angewiesen ist, taucht Rurik wieder auf. Durch Zufall ist Orm zu dem Ruf gelangt, ein Bärentöter zu sein, und so wird er, obwohl er im Kampf unerfahren ist, von den Eingeschworenen aufgenommen.
Diese befinden sich auf der Suche nach Hinweisen auf einen besonderen Schatz, doch schon bald zeigt sich, dass es um viel mehr geht und dass sie nicht die einzigen sind, die ihn suchen.

Meine Meinung
Bei Raubzug handelt es sich um den Auftakt einer fünfbändigen Reihe. Der Roman ist allerdings in sich abgeschlossen und kann für sich gelesen werden, das Ende deutet allerdings eine Richtung an, in die sich die Reihe möglicherweise entwickeln wird.
Der Einstieg ist mir nicht leicht gefallen. Schon im ersten Kapitel wird der Leser mit einer großen Anzahl Namen bestürmt, und ständige kurze Rückblicke darüber, wie sich Orm in der aktuellen Situation findet, erleichtern den Überblick auch nicht gerade, so dass ich die ersten Seiten mehrmals gelesen habe, bis ich endlich verstanden habe, was passiert und wie der genaue Ablauf ist. Doch nach den ersten paar Seiten war ich richtig in der Geschichte drin und gespannt, wie es wohl weitergeht.
Im Zentrum des Romans steht der Ich-Erzähler Orm, ein unerfahrener Junge der sich im Kreise wilder, kämpferischer Männer beweisen muss. Einige neiden ihn seine Ruhm, den er durch Zufall erworben hat, und machen ihm das Leben schwer, andere werden ihm zu guten Freunden.
Dabei werden die meisten Personen recht oberflächlich beschrieben. Zwar ist dies für eine Ich-Erzählung nicht ungewöhnlich, doch ist es mir hier extrem negativ aufgefallen. Kaum eine Person wird genauer beschrieben, einzig Einar, der Anführer der Eingeschworenen, und Hild, eine finnische Gefangene, erhalten ein wenig Persönlichkeit. Selbst Rurik, Orms Vater, nimmt eher eine unwichtige Nebenrolle ein. Nur wenige der Männer werden zudem überhaupt mit Namen vorgestellt, was wohl daran liegt, dass es immer wieder zu Todesfällen kommt und neue Mitglieder aufgenommen werden und so ein ständiger Wechsel vorhanden ist. Dadurch ist es mir nicht leicht gefallen, überhaupt Sympathien für die Mitglieder dieser Kampftruppe zu entwickeln.
Die Sprache ist einfach und zweckmäßig gehalten, doch verzichtet Robert Low weitestgehend auf Flüche und Beschimpfungen, so dass der Bericht stellenweise nüchtern wirkt. Romantik sucht man hier vergebens, auch wenn sich zwischendurch zarte Gefühle zwischen Orm und Hild zu entwickeln scheinen, dafür nehmen Kämpfe und die Beschreibungen längerer Kriegshandlungen wie eine Belagerung viel Raum ein.
Die Geschichte folgt einer abenteuerlichen Handlung. Was zunächst als einfache Aufgabe erscheint, entwickelt sich nach und nach zu einer schwierigen Mission, deren Ziel sich nach und nach verschiebt. Doch während der Beginn noch recht glaubwürdig ist, wird es im späteren Verlauf immer abstruser und geht sogar in Richtung Fantasy. Dies hatte ich hier nicht erwartet, so dass es mich doch sehr irritiert hat. Dabei spielt der längst verstorbene Hunnenkönig Attila eine größere Rolle.
Neben einer Karte und einem Glossar zu überwiegend nordischen Begriffen runden historische Nachbemerkungen den Roman ab.

Fazit
Ein Reihenauftakt, der eine überraschende Wendung nimmt, die mich nicht ganz überzeugen konnte. Dennoch bin ich neugierig, wie es mit Orm weitergeht, ist doch das Ende gleichzeitig der Anfang einer neuen Ära. Für Leser, die sich für Wikinger und ihre Reisen interessieren, möglicherweise interessant, auch Leser von Bernard Cornwell könnten Gefallen an dieser Reihe finden.

Katia Fox – Der goldene Thron

AutorKatia Fox
TitelDer goldene Thron
SerieEllenweore-Trilogie Band 3
Seitenzahl767
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-16440-0
Bewertung

Achtung: Enthält Spoiler zu Das kupferne Zeichen und Der silberne Falke!

Inhalt
Tancarville, 1162: Als jüngster Sohn seines Vaters hat Guillaume kein Erbe zu erwarten. Die einzige Möglichkeit, ein Lehen zu erhalten, besteht für ihn darin, ein großer, erfolgreicher Ritter zu werden. Und so versucht er schon als Knappe, immer sein Bestes zu geben. Dies missfällt jedoch einigen seiner Kameraden, müssen sie sich an Guillaume messen lassen.
Eine Ablenkung von der Ausbildung bieten Guillaume die Sonntage, die er mit dem Schmiedelehrling Alan mit Schwertkampfübungen verbringt. Doch schon bald macht der junge Knappe eine überraschende Entdeckung, denn Alan ist gar kein Junge. Er beschließt, ihr Spiel mitzuspielen und das Geheimnis zu wahren…

Meine Meinung
Mit Der goldene Thron liegt hier der abschließende Band einer Trilogie vor, der parallel zu den beiden Vorgängern spielt. Während man die Vorgänger aber sehr gut für sich lesen kann, würde ich dies hier nicht empfehlen. Besonders im ersten Drittel werden sehr viele Szenen aufgegriffen, die bereits in Das kupferne Zeichen aus einer anderen Perspektive erzählt wurden, im späteren Verlauf werden es dann etwas weniger bekannte Szenen. Dies führt einerseits zu einigen Aha-Erlebnissen, weil sich manche Situation nun völlig anders darstellt, andererseits aber auch dazu, dass man das Gefühl hat, schon das meiste zu kennen. Dazu kommt, dass diese Szenen zum Teil völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind. Diese Ereignisse sind in den anderen Bänden der Reihe wichtig, die auftretenden Personen bekannt, hier wirken sie wie Fremdkörper, weil sie nur kurz erwähnt, aber noch nicht einmal in ihrer Funktion beschrieben werden. Am schlimmsten fand ich jedoch, dass es an einer Stelle zu einer großen Bedrohung kommt, die dann mal eben aus der Welt geschafft wird, während Guillaume nicht anwesend ist. Der Leser erfährt hier überhaupt nicht, was genau diese Bedrohung war, wie sie abgewendet wurde und was mit den Tätern geschehen ist, weil dies alles in Das kupferne Zeichen beschrieben wird. Selbst wenn dieses Buch eine Ergänzung zu den anderen Bänden bildet, so erwarte ich hier trotzdem, eine vollständige Geschichte vorzufinden.
Ein weiteres Problem, das ich mit dieser Erzählweise hatte, war, dass diese doppelten Szenen um Ellen und Guillaumes Sohn William exponiert beschrieben werden, William tritt immer mal wieder in Erscheinung, doch die realen Kinder Guillaumes werden kaum erwähnt, von einigen werden nicht einmal die Namen genannt.
Guillaume le Maréchal, auch als William Marshal bekannt, war einer der bekanntesten Ritter des Mittelalters. Er diente fünf gekrönten Häuptern und war selbst Regent und hat ein für die damalige Zeit nahezu biblisches Alter von über siebzig Jahren erreicht. In dieser Position, immer an der Seite von Königen, hat er ständig über politische Ereignisse auf dem Laufenden sein müssen, immer das Für und Wider einzelner Aktionen abwägen müssen. Einem solchen Mann in einem Roman von gut 760 Seiten gerecht zu werden ist eine große Herausforderung, kommen hier die oben erwähnten Probleme dazu, ist es unmöglich.
Immer wieder werden Jahre übersprungen, was der Darstellung der Charaktere nicht gerade zuträglich ist. Guillaume selbst ist hier immer und ausschließlich der gute, treue Ritter, der nie einen schlechten Gedanken hegt und im Gegensatz zu anderen Beratern nie auf eigenen Vorteil bedacht ist. Er ist einfach zu positiv beschrieben, als dass die Beschreibungen glaubhaft sein könnten. Die meisten Personen auf seinem Lebensweg werden meist sehr oberflächlich beschrieben, selbst Isabelle, Guillaumes spätere Frau, die eine große Rolle in seinem Leben spielt, zeigt nicht viel Persönlichkeit.
Während Katia Fox mit ihren ersten beiden Romanen einen Blick auf die Handwerker und Kaufleute geworfen hat, sollte hier auf die herrschende Klasse, die Könige und die hohen Adeligen geschaut werden. Doch anstatt hier politische Ereignisse im Zusammenhang darzustellen, so dass man sie als Leser einfach nachvollziehen kann, werden sie oftmals oberflächlich und von sonstigen Begebenheiten losgelöst betrachtet. Hier begehrt einer der Söhne des Königs auf, da der nächste, aber warum eigentlich genau oder was dazwischen passiert ist, das wird allerhöchstens am Rande erwähnt. Mal schenkt ein König Guillaume seine Gunst, dann wieder scheint etwas gegen ihn im Gange zu sein, dann plötzlich ist wieder alle in Ordnung, aber warum nun genau, wer dahinter steckt, wer Guillaume warum in Misskredit gebracht hat, das wird nicht klar.
Ausgestattet ist der Roman mit einer kleinen Karte und einem kurzen Nachwort. Ein Personenregister hätte hier bei der großen Anzahl an Personen auf keinen Fall geschadet.

Fazit
Haben mir die ersten beiden Bände der Reihe noch recht gut gefallen und waren sie in sich stimmig, kann ich das von diesem Roman nicht gerade sagen. Wenn man dieses Buch lesen möchte, sollte man zwingend die anderen beiden Bände kennen, da die Erzählung sonst lückenhaft ist, doch auch so bietet Der goldene Thron nur einen groben Abriss über das Leben Guillaume le Maréchals.

Robyn Young – Die Blutsfeinde

AutorRobyn Young
TitelDie Blutsfeinde
OriginaltitelRequiem
ÜbersetzerNina Bader
SerieBrethren-Trilogy Band 3
Seitenzahl703
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36659-0
Bewertung

Achtung: Enthält Spoiler zu Die Blutschrift und Die Blutritter!

Inhalt
Frankreich, 1295: Nach dem Fall von Akkon treibt den Tempelritter William Campbell nur noch eines: Die Rache an König Edward, dem Will die Schuld am Tod einiger geliebter Menschen gibt und der in das Geheimnis der Anima Templi, der geheimen Bruderschaft innerhalb des Tempels, eingeweiht ist. Doch außer Will weiß niemand, wie sehr Edward tatsächlich in finstere Machenschaften verwickelt ist, schließlich hat er über Jahre hinweg seine eigenen Geheimnisse verborgen gehalten.
Doch dann bittet Edward die Templer, ihn in seinem Kampf gegen die Schotten zu unterstützen, einen Kampf Christen gegen Christen in Wills Heimat. Als der Orden zustimmt, muss Will eine wichtige Entscheidung treffen…

Meine Meinung
Die ersten beiden Bände um den fiktiven Tempelritter William Campbell, der zudem auch noch Mitglied einer geheimen Bruderschaft ist, konnten mich beim Lesen mitreißen, beide habe ich nicht nur ein Mal mit Begeisterung gelesen. Dieser dritte Band dagegen hat mir zwar immer noch gefallen, kann aber nicht vollständig mithalten.
Geschichtlich gesehen beschreibt der Roman eine interessante Zeit, zum einen die letzten Jahre der Tempelritter, zum anderen die schottischen Unabhängigkeitskämpfe unter William Wallace und Robert Bruce, und Will, als Templer schottischer Herkunft, steckt hier mitten drin. Und genau darin liegt auch eine der Schwächen des Romans: Der Versuch, die Brücke zwischen beiden Ereignissen zu schlagen, gelingt der Autorin nicht vollständig, weil unweigerlich Vieles auf der Strecke bleiben muss. So bekommt man viele Dinge nur nebenbei mit, wer sich mit der Zeit beschäftigt hat, kann die Lücken mit Ereignissen füllen, wer sich jedoch nicht auskennt, wird sich möglicherweise häufiger fragen, wie es jetzt dazu gekommen ist.
Will Campbell ist inzwischen nahezu fünfzig Jahre alt, ein gestandener Mann und erfahrener Kämpfer, und trotzdem ist er noch immer ein Hitzkopf wie zu seiner Jugend. Und so lässt er sich zu einer unüberlegten Tat hinreißen, die sein weiteres Leben in eine ganz andere, unerwartete Richtung lenkt. Trotzdem ist er noch derselbe wie in den Vorgängern, er versucht auf seine eigene Weise, Unheil abzuwenden und kann sich nicht von der politischen Spielwiese zurückziehen. Nicht wenige seiner Entscheidungen waren mir hier zu übertrieben, scheint er doch alleine gegen zu viele Mächtige kämpfen zu wollen.
Intrigen, Spionage und politische Verwirrungen kommen in diesem Roman nicht zu kurz, Will ist mal hier, mal da beschäftigt, und immer wieder steht er auch in Kontakt zu alten Freunden. Die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Szenen sind dabei nicht immer klar, besonders wenn man ohne Vorkenntnisse dieser Zeit an diesen Roman herangeht, könnte es sehr verwirrend werden.
Mehr als ein Mal gerät Will in Gefangenschaft, für meinen Geschmack zu oft, zudem er meist nur durch viel Glück entkommen kann.
Die geheime Bruderschaft Anima Templi, deren Kopf Will zwischenzeitlich war und die er bald verlässt, spielt in diesem Roman eine wichtige Rolle. Wer die vorherigen Bände nicht kennt, könnte möglicherweise seine Schwierigkeiten mit dieser Geheimgesellschaft haben, wird doch kaum auf die ersten beiden Bände Bezug genommen. Aus diesem Grund würde ich nicht empfehlen, diesen dritten Band für sich zu lesen.
Der Schreibstil ist angenehm, die Übersetzung von Nina Bader wie gewohnt gut zu lesen. Allzu blutige Beschreibungen findet man hier nicht vor, doch sollte man sich bewusst sein, dass auch hier Krieg ein wichtiges Thema ist, selbst wenn ein Großteil der Handlung sich eher auf der politischen Ebene abspielt. Romantik wird man dagegen kaum vorfinden, auch wenn hier und da kleinere Andeutungen erkennbar sind.
Der Roman wird durch etliche Zusatzmaterialien abgerundet. So findet man vorne eine Europakarte, die grob die wichtigsten Orte darstellt, hinten im Buch sind zudem ein Personenregister, ein Glossar und ein Literaturverzeichnis zu finden. Ein Nachwort zum historischen Kontext liefert einige Hintergründe nach und erläutert, wo die Autorin von Tatsachen abgewichen ist.

Fazit
Auch wenn mich dieses Buch nicht so sehr packen konnte wie wie Vorgänger, habe ich es gerne gelesen. Im Gegensatz zu diesen wird es hier um einiges politischer, die Zusammenhänge sind nicht immer klar erkennbar, zudem sind mir manche von Wills Handlungen nicht ganz überzeugend dargestellt. Für diejenigen, die sich für die letzten Jahre der Templer interessieren, möglicherweise ein ansprechender Roman, jedoch sollten die Vorgängerbände bekannt sein, um Zusammenhänge verstehen zu können.