Schlagwort-Archive: 19. Jh.

Lucia St. Clair Robson – Die mit dem Wind reitet

AutorLucia St. Clair Robson
TitelDie mit dem Wind reitet
OriginaltitelRide the Wind
ÜbersetzerHans-Joachim Maass
Seitenzahl862
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-12179-3
Bewertung

Inhalt
Texas, 1836: Die neunjährige Cynthia Ann Parker lebt mit ihrer Familie in einem Fort an der westlichen Siedlungsgrenze des Staates Texas. Als ihr Zuhause von Indianern angegriffen wird, wird sie zusammen mit ihrem kleinen Bruder John und ihrer Cousine Rachel gefangen genommen. Doch während Rachel als Sklavin gehalten wird, werden Cynthia und John von den Comanchen adoptiert.
Besonders fasziniert ist Cynthia, die nun den Namen Naduah trägt, von Nocona, dem jungen Mann, der sie gefangen genommen hat. Hat sie zunächst Angst vor ihm, bildet sich zwischen ihnen bald eine tiefe Freundschaft.
Doch die Familie Parker hört nicht auf, nach ihren vermissten Angehörigen zu suchen…

Meine Meinung
Cynthia Ann Parker hat tatsächlich gelebt. Wie viele ihrer Erlebnisse, die in diesem Roman beschrieben sind, auch tatsächlich stattgefunden haben, wird leider nicht erwähnt, doch auch so ist ihre Lebensgeschichte faszinierend.
Naduah ist eine interessante Person. Es ist sehr spannend, mitzuerleben, wie sie sich in ihr neues Leben eingewöhnt und in der neuen Kultur aufgeht. Dabei nimmt sie auch die teils grausamen Eigenschaften ihres Stammes Feinden gegenüber an, das Verzieren von Gegenständen mit Skalps, auch und besonders von Weißen, gehört für sie dazu.
Nocona ist eine Person, die mich sehr fasziniert hat. Durch seine vielen Reisen umgibt ihn etwas Geheimnisvolles. Immer wieder habe ich darauf gewartet, dass er wieder in Naduahs Leben tritt, denn schon früh lässt sich erkennen, dass das Mädchen mehr für ihn ist als ein Kind.
Lucia St. Clair Robson schildert das Leben der Comanchen eindringlich, der Alltag wird genauso beschrieben wie Ausnahmesituationen, ohne, dass es dabei langweilig wird. Es wird gezeigt, wie sehr die Menschen unter den weißen Eindringlingen zu leiden haben, andererseits wird aber auch nicht verheimlicht, dass die Comanchen selbst nicht weniger brutal vorgehen und ein sehr kriegerischer Stamm sind.
Immer wieder gibt es Sprünge in der Handlung, die leider meist nicht als solche gekennzeichnet sind, manchmal sogar mehrmals in einem Kapitel. So habe ich mehr als ein Mal die zeitliche Orientierung verloren. Gelegentlich werden Daten und Ereignisse nebenbei erwähnt, so dass ich wieder eine ungefähre Vorstellung darüber bekommen hatte, wie viel Zeit vergangen ist, davon hätte es aber gerne mehr geben dürfen.
Der Schreibstil hat mir leider nicht immer gefallen, ich kann aber nicht sagen, ob dies auf eine mittelmäßige Übersetzung zurückzuführen ist oder ob schon die Vorlage diese Defizite vorzuweisen hat. So werden einige Namen durchgängig in ihrer englischen Übersetzung genannt, während andere ausschließlich auf Comanche niedergeschrieben sind. Mir hätte es besser gefallen, wenn letzteres immer der Fall gewesen wäre oder aber die Namen ins Deutsche statt ins Englische übertragen worden wären. Auch sonst war die Sprache nicht immer flüssig, an einer Stelle findet sich sogar die Abkürzung „d.h.“, die meiner Meinung nach nichts in einem Roman zu suchen hat. Ein paar kleinere inhaltliche Unstimmigkeiten, besonders während Naduah die neue Sprache erlernt, kommen noch dazu. Insgesamt war dieser Prozess doch recht vereinfacht dargestellt.
Während man über den Großteil des Romans immer an Naduahs Seite ist, ihr über die Schulter sieht, verlässt der Roman ab einem bestimmten Punkt kurz vor Ende diese Perspektive. Ab da wird nur noch darüber berichtet, was mit Naduah passiert, man erfährt immer weniger über sie, während der Schwerpunkt auf andere Personen gelegt wird. Auch sonst hatte ich den Eindruck, dass das Buch gegen Ende schnell fertig werden musste, denn Personen, zu denen ich als Leser eine Bindung aufgebaut hatte, werden in einem Nebensatz aus dem Roman entfernt, oder aber sie werden einfach nicht mehr erwähnt. Das fand ich doch sehr schade, hier hätten es gerne ein paar Seiten mehr sein dürfen.

Fazit
Inhaltlich hat mich dieser Roman schon vor vielen Jahren fasziniert, und auch heute habe ich ihn noch gerne gelesen. Vom Schreibstil her kann er mich leider nicht völlig überzeugen. Trotzdem empfehle ich ihn gerne an all diejenigen weiter, die sich für das Leben der Comanchen im 19. Jahrhundert interessieren.

Michael Blake – Der mit dem Wolf tanzt

AutorMichael Blake
TitelDer mit dem Wolf tanzt
OriginaltitelDance with Wolves
ÜbersetzerJoachim Honnef
SerieDer mit dem Wolf tanzt Band 1
Seitenzahl283
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-13348-2
Bewertung

Inhalt
An der westlichen Siedlungsgrenze der USA, 1863: Der amerikanische Bürgerkrieg tobt, doch nach einer Heldentat wird Lieutenant John J. Dunbar auf eigenen Wunsch in den Westen versetzt. Doch als er Fort Sedgewick erreicht, ist es verlassen, und aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände gerät seine Versetzung in Vergessenheit.
Auf sich alleine gestellt versucht Dunbar, dennoch einen geregelten Tagesablauf zu führen und das vernachlässigte Fort herzurichten. Gesellschaft leisten ihm einzig sein Pferd Cisco sowie ein alter Wolf – bis eines Tages Indianer auf ihn aufmerksam werden, die ein Auge auf sein Pferd geworfen haben.
Als er allerdings eine schwer verletzte junge Frau auf der Prärie findet und sie in das Lager der Comanchen bringt, ändert sich sein ganzes Leben…

Meine Meinung
Den meisten sollte der Titel des Buches bekannt sein, wurde es doch mit großem Erfolg verfilmt. Ich selbst kenne den Film bisher nicht, was für eine unabhängige Betrachtung des Buches wahrscheinlich nicht verkehrt ist.
Inhaltlich bietet der Roman nicht allzu viel Neues. Es geht um einen aufgeschlossenen, noblen Mann, der sich an der Natur um ihn herum erfreut und sich nach und nach für die Comanchen erwärmt und an ihrem Leben Anteil nimmt. Über seine Vergangenheit erfährt der Leser so gut wie nichts. Es werden zwar ein paar Andeutungen gemacht, doch werden diese nicht weiter ausgeführt. Dadurch bleibt die ganze Figur doch ziemlich blass.
Auch die anderen Charaktere werden auf wenige Eigenschaften reduziert, der Medizinmann ist weise, verständnisvoll und neugierig, der Krieger wild und ungestüm, und auch Die-sich-mit-der-Faust-behauptet bleibt ziemlich blass, obwohl hier wenigstens ein winziger Einblick in ihre Vergangenheit gegeben wird.
Gleiches gilt für den Alltag und die Zeremonien im Lager der Comanchen, sie werden nur oberflächlich betrachtet, wenn sie gerade für den Fortgang der Geschichte wichtig sind. Etwas mehr Betonung wird auf die Beschreibung der Natur, der Prärie, der Büffeljagd und die mutwillige Zerstörung durch die Weißen gelegt, doch auch diese Beschreibungen sind recht knapp gehalten.
Gelegentlich erfährt man durch Tagebucheintragungen, wie viel Zeit vergangen ist. Diese kommt mir jedoch meist viel zu kurz für all das Erlebte vor. So wird beispielsweise beschrieben, wie der Wolf sich an Dunbar gewöhnt, doch beläuft sich diese Gewöhnungsphase, in der Dunbar den Wolf noch nicht einmal täglich sieht, auf ein paar wenige Tage. Auch die Zeit, in der er sich mit den Indianern anfreundet und ihre Sprache lernt, erscheint mir viel zu knapp.
Der Schreibstil lässt leider sehr zu wünschen übrig. Die Sätze sind sehr kurz gehalten und einfach strukturiert, wodurch sie oft abgehackt wirken und wenig Spannung aufkam. Auch hatte ich so meine Probleme mit dem Satzbau, bei dem gelegentlich mal das Prädikat gefehlt hat, was ich auf die Übersetzung zurückführe. Ich hoffe doch, dass das im Original nicht der Fall ist. Außerdem werden dem Leser offensichtliche Dinge erst noch unter die Nase gerieben. So wird beispielsweise erklärt, dass der Name Loo-Ten-Nant, mit dem die Indianer Dunbar zunächst bezeichnen, sich von Lieutenant, seinem Rang, mit dem er sich vorgestellt hat, ableitet.
Wörter aus der Sprache der Comanchen kommen nicht vor, sondern werden in die Sprache des Buches, in diesem Fall also die deutsche, übertragen, selbst sämtliche Namen, von denen Dunbar die Bedeutung zunächst nicht kennt, werden übersetzt.
Die meisten der Probleme, die ich mit diesem Buch hatte, lassen sich dadurch erklären, dass es wohl direkt mit der Absicht geschrieben wurde, als Grundlage für einen Film zu dienen, für den vertiefende Informationen einfach unwichtig sind. Das erklärt zwar die Defizite, doch wird das Buch dadurch leider nicht besser…

Fazit
Das Buch hätte gut sein können, doch die sehr knappen, oberflächlichen Beschreibungen und der schlechte Schreibstil verhindern dies. Während ich die erzählte Geschichte um den noblen Soldaten ganz interessant fand, konnte mich die Umsetzung nicht überzeugen. Ich fand das Buch schlichtweg langweilig.

Sarah Lark – Im Land der weißen Wolke

AutorSarah Lark
TitelIm Land der weißen Wolke
SerieMaori-Trilogie Band 1
Seitenzahl815
VerlagWeltbild
ISBN978-3-828-99206-1
Bewertung

Inhalt
Großbritannien, 1852: Gwyneira ist die Tochter eines walisischen Landadeligen, die nicht auf eine gute Partie hoffen kann, da ihre Mitgift gering ist und sie zudem für ihr rebellisches Verhalten bekannt ist. Als nun ein Schafbaron aus Neuseeland im Namen seines Sohnes um ihre Hand anhält, stimmt sie zu.
Helen ist eine Gouvernante, die mit Ende zwanzig die Hoffnung fast aufgegeben hat, noch eine Familie zu gründen. Über eine Anzeige aus Neuseeland gerät sie in Kontakt mit dem Gentleman-Farmer O’Keefe, dessen romantische Briefe sie überzeugen, das Wagnis einer Auswanderung einzugehen. Als sich ihr die Möglichkeit bietet, die Reise kostenfrei antreten zu können, indem sie Waisenmädchen auf der Überfahrt betreut, beginnt das Abenteuer viel früher als geplant.

Meine Meinung
Der Beginn dieses Romans hat mir sehr gefallen. Die Gründe für die Auswanderung wurden überzeugend dargestellt, auch wenn sie in beiden Fällen eher unkonventionell sind. Die Charaktere werden nach und nach und nicht alle auf einen Schlag eingeführt, was dazu führt, dass sie eine eigene Persönlichkeit erhalten. Insbesondere die Waisenmädchen haben mir in ihrer Darstellung gefallen, so dass ich der Ankunft in Neuseeland mit Spannung entgegengefiebert habe.
Doch schon kurze Zeit später, als sich die Wege der Mädchen und jungen Frauen trennen, lässt die Spannung merklich nach. Die Geschichte, die so interessant begonnen hat, wird zu einer Beschreibung der alltäglichen Probleme und des nicht ganz einfachen Lebens der jungen Frauen. Es wird schnell deutlich, wie naiv die Vorstellungen von Gwyn und Helen tatsächlich sind, was ihre Ehemänner und den Vollzug der Ehe, aber auch das Leben auf dem Land angeht. Dies hat mich doch sehr überrascht, denn gerade Gwyn sollte doch wissen, wie Kinder entstehen, da sie doch auf einer Schafzucht aufgewachsen ist.
Gwyn, die zu Beginn als die wilde, ungebärdige Tochter mit eigenem Willen dargestellt wird, wird in Neuseeland schnell zu einer Frau, die Wert auf Äußerlichkeiten legt. Dies fand ich sehr schade, war doch gerade ihre spontane Art zu Beginn sehr erfrischend. Auch die anderen ursprünglich sehr interessant beschriebenen Personen verkommen nach und nach zu Klischees. Dies trifft auch auf die Männer zu, die zudem oft nicht besonders gut wegkommen. Auf Darstellung von Gewalt wird nicht verzichtet, gerade Frauen in einem Land voller Männer sind da oft die Leidtragenden. Manches Mal hatte ich allerdings den Eindruck, dass es nur um den Effekt ging und die Gewaltdarstellung an sich für die Handlung unnötig war.
Einige der Mädchen verschwinden bald aus dem Buch, nur um zu einem späteren Zeitpunkt zufällig an ganz anderer Stelle auf andere Charaktere zu treffen. Diese Zufallsbegegnungen in solch einem großen Land wie Neuseeland finde ich etwas weit hergeholt. Auch wenn es schön war, mal wieder etwas über diese Personen zu lesen, wäre es glaubwürdiger gewesen, wenn sie ganz aus der Geschichte verschwunden wären.
Eine Liebesgeschichte gibt es natürlich auch. Sie steht nicht im Mittelpunkt des Romans, auch wenn sie eine wichtige Rolle spielt. Die Darstellung ist überwiegend gelungen, ich habe mich jedes Mal wieder über diese Szenen gefreut, jedoch werden auch hier wieder viele Klischees bedient.

Fazit
Ein historischer Frauenroman, der mal zum Träumen einlädt, mal spannend ist, dann aber wieder unnötig brutal erscheint. Auch spielt der Zufall meiner Meinung nach eine zu große Rolle, um glaubwürdig zu sein.

Michael Peinkofer – Die Bruderschaft der Runen

AutorMichael Peinkofer
TitelDie Bruderschaft der Runen
Seitenzahl669
VerlagBastei Lübbe
ISBN3-404-26481-9
Bewertung

Inhalt
Schottland, 1822: Nachdem einer seiner Studenten in einer Bibliothek durch einen Sturz ums Leben kommt, fühlt Sir Walter Scott sich verantwortlich. Schnell findet er heraus, dass der Sturz kein Unfall war. Als dann auch noch Scotts Neffe Quentin beinahe ein ähnliches Schicksal erleidet, mischt er sich in die Ermittlungen ein.
Doch eine merkwürdige Rune ist sein einziger Anhaltspunkt. Der Abt des Klosters, zu dem die Bibliothek gehört, scheint etwas zu verheimlichen, ebenso wie der englische Inspektor.
Zur gleichen Zeit ist Lady Mary of Egton auf dem Weg in die Highlands, um eine politisch motivierte Ehe einzugehen. Doch in letzter Zeit hat sie immer häufiger wiederkehrende und sehr reell wirkende Träume, die sie verwirren…

Meine Meinung
Bei diesem Roman handelt es sich um einen historischen Krimi mit fantastischen Elementen und einer Hauptperson, die tatsächlich gelebt hat. Nachdem ich diesen Roman gelesen habe muss ich feststellen, dass mir die Mischung nicht sonderlich zusagt. Insbesondere die Kombination aus fantastischem Szenario und historisch belegter Person passt für mich einfach nicht zusammen. In einem historischen Krimi kann ich mir Scott durchaus vorstellen, in einem Fantasyroman nicht.
Für mich ist es nachvollziehbar, das jemand, der als Richter tätig ist und sich für den Tod an einem jungen Menschen verantwortlich fühlt, sich über die Ermittlungen auf dem Laufenden hält und sich gelegentlich einmischt. Doch warum wird so ein Theater um die Rune gemacht? Aus welchem Grund sollten Quentin oder Scott sie mit dem Verbrechen in Verbindung setzen? Die Schlüsse, die hier gezogen wurden, fand ich nicht besonders logisch.
Quentin ist in meinen Augen eine sehr kindliche, konturlose Gestalt. Anscheinend soll er über den Roman hinweg eine starke Entwicklung durchmachen, doch fand ich ihn am Ende auch nicht wesentlich interessanter als zu Beginn, auch wenn er etwas erwachsener geworden zu sein scheint. Scott selbst war für mich lange ein Charakter, den ich mir schwer vorstellen konnte. Gelegentlich wird etwas über seine Person gesagt, dass er Richter ist, dass seine Gelenke nicht mitspielen wollen, doch blieb er sonst für mich sehr oberflächlich beschrieben.
Ein paar Handlungen waren mir bis zuletzt unklar. Was ist der Grund für die Taten des Inspektors? Was genau hat er als Engländer davon? Warum geht die Bruderschaft so brutal vor, wenn es doch anders einfacher und möglicherweise auch noch schneller gegangen wäre? Sowieso war mir der Inspektor sehr suspekt, und warum sich der Abt nicht Scott schon viel eher anvertraut hat konnte ich auch nicht nachvollziehen.
Die fantastischen Elemente fand ich, wie schon zuvor erwähnt, sehr aufgesetzt. Was hat es mit Marys Träumen wirklich auf sich? Ist dieser Handlungsstrang tatsächlich notwendig? Schon wie sie Bekanntschaft mit Sir Walter und dessen Neffen schließt ist doch eher ungewöhnlich, und zufällig ist sie auch noch ein großer Fan von Scott… Das wirkt mir einfach zu künstlich, zu weit hergeholt.

Fazit
Die Idee selbst ist ganz nett. Doch musste unbedingt Sir Walter Scott als Protagonist herhalten, und war der Fantasyaspekt wirklich nötig? Für mich zu viel des Guten…

Andrea Schacht – Die Ungehorsame

AutorAndrea Schacht
TitelDie Ungehorsame
Seitenzahl441
VerlagWeltbild
ISBN978-3-828-99267-2
Bewertung

Inhalt
Bonn, 1842: Leonora Gutermann, genannt Leonie, ist bereits Mitte Zwanzig und aus gutem katholischen Haus, als sie kurzentschlossen den Heiratsantrag des Protestanten Carl Hendryk Mansel annimmt, den sie kaum kennt. Zusammen beziehen sie ein Haus in Köln, in dem neben der übrigen Dienerschaft auch die Zwillinge Ursel und Lennard leben. Doch die Stellung der Kinder ist nicht ganz eindeutig festgelegt, und so weiß Leonie nicht, wie sie mit ihnen umgehen soll. Doch nicht nur die Herkunft der Kinder ist ein großes Geheimnis, sowohl Leonie als auch Hendryk tragen eigene mit sich herum, die sie niemandem anvertrauen können, was das Zusammenleben verkompliziert.
Doch dann stoßen die Zwillinge eines Tages auf eine Geheimgesellschaft, deren Mitglieder merkwürdige Riten durchführen…

Meine Meinung
Der Einstieg in diesen Roman ist mir nicht leicht gefallen. Man wird zwar direkt in die Geschichte geworfen und ist ohne Einleitung bei der Hochzeit dabei, doch ist hier zunächst der Erzählstil sehr trocken und nüchtern. Möglicherweise soll dieser Sprachstil die Distanz zwischen den Eheleuten darstellen, die sich eigentlich nicht kennen und sehr höflich und distanziert miteinander umgehen, wie es in der Biedermeierzeit wohl nicht unüblich war. Die Spritzigkeit, die ich sonst von Andrea Schacht gewohnt bin, habe ich hier zunächst vermisst, insbesondere, was die wörtliche Rede angeht. Etwa hundert Seiten hat es gedauert, bis ich in der Geschichte drin war. Dann aber nimmt sie aber an Geschwindigkeit zu, so dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte.
Zwischendurch war es mir aber auch mal zu viel des Guten. Die Geheimnisse, die Hendryk und Leonora voreinander haben, sind eigentlich interessant und gewichtig genug, um den Roman zu füllen. Den Geheimbund dagegen fand ich völlig übertrieben und unglaubwürdig, der hätte gerne weggelassen werden können.
Ganz nett fand ich es, zwischendurch auf bekannte Namen aus dem Roman Kreuzblume zu stoßen, der einige Jahre früher spielt.
Historisch gesehen hat der Roman nicht allzu viel Neues zu bieten, man könnte ihn auch als Familienroman vor der historischen Kulisse des Biedermeier bezeichnen, in dem es nebenbei ein klein wenig um den Bau der Eisenbahnlinie zwischen Bonn und Köln geht.
Der Titel des Romans erschließt sich mir bisher noch nicht, denn als ungehorsam sehe ich Leonie eigentlich nicht. Sie versucht, ihrem Mann eine gute Ehefrau zu sein und seinen Anordnungen Folge zu leisten, selbst wenn diese sich manches Mal widersprechen.

Fazit
Auch wenn der Einstieg möglicherweise etwas mühsam erfolgt ist dieser Roman wieder typisch für die Autorin. Wer ihre Bücher mag kann hier gerne zugreifen. Für alle Anderen könnte er aber durchaus zu seicht sein, bietet er doch wenig Hintergrundwissen über diese Zeit.