Rebecca Gablé – Von Ratlosen und Löwenherzen

AutorRebecca Gablé
TitelVon Ratlosen und Löwenherzen
Seitenzahl239
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-64242-7
Bewertung

Inhalt
Von 450 bis 1485, vom Zeitpunkt, zu dem die Römer England verließen und die Angeln die Insel zu bevölkern begannen, bis zur Schlacht von Bosworth, die das Ende der Rosenkriege markiert, so wird in England das Mittelalter definiert. Rebecca Gablé, die vor allen Dingen durch ihre England-Romane bekannt geworden ist, gibt hier einen kurzen Überblick über diese Zeit.

Meine Meinung
Sachbücher gehören eigentlich nicht zu meinem bevorzugten Lesestoff, viel lieber tauche ich durch Romane in vergangene Zeiten ein. Doch da ich bisher von Rebecca Gablé noch nicht enttäuscht worden bin, war ich auf dieses Buch doch sehr gespannt.
Die Autorin führt hier chronologisch durch das englische Mittelalter, erklärt, wie manche verzwickte Situation zustande gekommen ist, und während das Hauptaugenmerk zwar auf der regierenden Schicht liegt, so wird der Blick auf die normale Bevölkerung auch nicht vergessen.
Auch wenn dieses Sachbuch mit etwa 240 Seiten nicht gerade umfangreich ist, war ich doch etwas enttäuscht darüber, dass dem halben Jahrtausend, in dem England von Angelsachsen beherrscht wurde, und damit der Hälfte der Zeit, die als Mittelalter bezeichnet wird, nicht einmal dreißig Seiten gewidmet wird. Und während dieser wenigen Seiten geht es überwiegend um die Besiedelung beziehungsweise Eroberung des Landes durch die verschiedenen Völker, Sachsen wie Nordmänner. Auch wenn es da noch kein „Königreich England“ gegeben hat, wäre es doch interessant gewesen, mehr über diese Zeit zu erfahren. Erst König Alfred dem Großen wird mehr Aufmerksamkeit gewidmet, danach geht es direkt zu den Ereignissen über, die zu dem Einzug der Normannen in 1066 geführt haben.
Dafür bleibt für die besser dokumentierten Jahrhunderte nach 1066 mehr Raum. Nur ist es aber auch gerade diese Zeit, über die ich bereits recht gut Bescheid weiß und über die es eine große Auswahl an Romanen gibt – zu einigen Jahren und Ereignissen mehr, zu anderen eher weniger – weshalb ich wenig neue Informationen aus dem Buch ziehen konnte. Und leider bleibt die Autorin auch sehr auf England konzentriert, doch Geschichte eines Landes funktioniert nicht, ohne dass man auch einen Blick auf die benachbarter Länder wirft. So wird zwar immer mal wieder Bezug auf diese genommen, doch fehlt da oft der Gesamtzusammenhang, so dass der Überblick schnell verloren gehen kann, wenn man sich mit der Zeit wenig auskennt.
Der Schreibstil ist es jedoch, der dafür gesorgt hat, dass keine Langeweile aufkam, denn er ist spritzig und humorvoll, manche Formulierung hat mich zum Schmunzeln gebracht. Die eine oder andere Formulierung war mir dann allerdings doch zu locker und unpassend, wenn beispielsweise Alienor von Aquitanien als Skandalnudel bezeichnet wird.
Etwas verwirrt hat mich die Erwähnung von Artus. So wird ziemlich zu Beginn behauptet, dass es Belege dafür gibt, dass er sich den Angelsachsen in zwölf Schlachten entgegenwarf und zwölf Mal siegte (S. 12). Im späteren Verlauf wird jedoch gesagt, dass es Artus nie gegeben hätte (S. 150).
Wie man es bei einem Sachbuch erwarten kann, erhält auch dieses Buch diverse Zusatzmaterialien wie Karten von England und Frankreich, eine Zeittafel, einen Stammbaum der Könige ab Alfred dem Großen sowie zahlreiche Illustrationen, leider nur in Schwarz-Weiß. Diese Zusatzinformationen hätten gerne noch umfangreicher und detaillierter ausfallen können, insbesondere der Stammbaum englischer Könige ist doch sehr knapp gehalten und bietet kaum mehr als die direkte Abstammungslinie von Alfred dem Großen bis hin zu den Kontrahenten der Rosenkriege.

Fazit
Ein seriöses Sachbuch liegt hier nicht vor, aber das will dieses Buch auch gar nicht sein. Wer sich einen groben Überblick über das englische Mittelalter verschaffen will, insbesondere über die Könige von 1066 bis 1485, und sich dabei gut unterhalten wissen will, der macht mit diesem Buch wenig falsch. Wenn man sich dagegen schon recht gut mit der genannten Zeit auskennt, bietet dieses Buch wenig Neues.

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