Schlagwort-Archive: 5. Jh.

Stephen Lawhead – Der Sohn der grünen Insel

AutorStephen Lawhead
TitelDer Sohn der grünen Insel
OriginaltitelPatrick - Son of Ireland
ÜbersetzerRainer Schumacher
Seitenzahl682
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-15603-0
Bewertung

Inhalt
Britannien im Jahr 405: Irische Piraten fallen in Britannien ein, doch die römischen Legionen können nicht überall zugleich sein und die Dörfer schützen. Und so wird der junge Brite Succat bei dem Versuch, sein Dorf rechtzeitig zu erreichen, von den Piraten gefangen genommen, nach Irland verschleppt und dort als Sklave verkauft. Von nun an soll Succat, zuvor Mitglied der Oberschicht und verwöhntes Einzelkind, Schafe hüten. Doch für den jungen Mann ist diese Situation unannehmbar, so dass er fleißig Fluchtpläne schmiedet. Dass ihm die Flucht gelingt, davon ist er fest überzeugt. Schon bald aber zeigt sich, dass er die Schwierigkeiten, auf die er stoßen könnte, unterschätzt hat…

Meine Meinung
Selten habe ich einen Roman mit einem so unsympathischen Protagonisten gelesen. Schon auf den ersten Seiten war mir Succat viel zu überheblich, was noch schlimmer dadurch wird, dass er selbst als Ich-Erzähler auftritt. Versprechen gibt er leichtfertig, nicht selten mit dem Ziel, sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu brechen. Und so habe ich mich schon gelegentlich darüber gefreut, wenn wieder etwas nicht so gelungen ist, wie er es geplant hatte. Erst frühestens ab der Mitte des Buches haben seine Abenteuer in dahingehend verändert, dass er etwas sympathischer wurde, so dass ich auch mal mit ihm mitfühlen konnte, wenn ihm wieder etwas misslungen ist oder ihm das Schicksal einen weiteren Streich gespielt hat. Doch meistens hat sich mein Mitleid eher in Grenzen gehalten.
Andere Personen werden ausschließlich aus Succats Sicht beschrieben, die meisten davon oberflächlich.
Einige von Succats Erlebnissen in der zweiten Hälfte kamen mir auf den ersten Blick recht weit hergeholt vor, bis ich mir in Erinnerung gerufen habe, dass er ja nicht irgendwer ist, sondern in die britisch-römische Oberschicht hineingeboren wurde. So aber erscheinen sie dagegen durchaus logisch, wenn der Aufstieg auch immer noch sehr rasant ist.
Möglicherweise ist rasant hier aber auch das falsche Wort, da es im Text kaum Hinweise auf die vergangene Zeit gibt. Manchmal hatte ich das Gefühl, als ob nur wenige Wochen vergangen sein konnten, obwohl es Jahre hätten sein müssen, dann wieder habe ich gedacht, dass insgesamt viel mehr Zeit vergangen sein müsse. Und so erklärt sich auch das Gefühl, dass einzelne Dinge doch sehr kurz nacheinander geschehen sind.
Zusammen mit de jungen Römer erlebt der Leser hier nach und nach das Zurückweichen des weströmischen Reiches, erst die Aufgabe Britanniens, dann Angriffe in Gallien, der Versuch, das römische Reich wieder zu stärken. Dies bleibt leider ein wenig oberflächlich, schließlich werden immer nur Succats Erlebnisse beschrieben und nur gelegentlich Berichte Anderer eingestreut, doch auch so bekommt man zumindest einen groben Überblick über die Verhältnisse.
Einen kleinen Fantasyanteil gibt es auch, dieser betrifft die Druiden in Irland. Er ist aber nicht so dominant, dass man hier von historischer Fantasy reden müsste.
Interessant fand ich, dass auch in diesem Roman die Cele De eine größere Rolle spielen – schon in Lawheads Kreuzfahrer-Trilogie ist diese Gruppierung nicht unwichtig.

Fazit
Der Roman hätte mir gut gefallen können, wenn Succat nicht so schrecklich unsympathisch wäre. So konnte er mich leider nicht ganz überzeugen. Wer sich jedoch für das römische Reich interessiert und nichts gegen Hauptpersonen hat, die überall anecken, könnte seine Freude mit diesem Roman haben.

Bernard Cornwell – Der Winterkönig

AutorBernard Cornwell
TitelDer Winterkönig
OriginaltitelThe Winter King
ÜbersetzerGisela Stege
SerieDie Artus-Chroniken Band 1
Seitenzahl683
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-24624-1
Bewertung

Inhalt
Britannien, um 480: Das Land wird von allen Seiten bedroht, doch auch untereinander sind die Briten nicht immer friedlich gesinnt. In dieser schwierigen Zeit wird der Enkel des Großkönigs Uther Pendragon geboren, die große Hoffnung für den Zusammenhalt des Reiches. Doch Mordred ist ein Krüppel.
Als Uther stirbt, bricht Chaos aus, da viele der britischen Unterkönige nach der Macht greifen wollen.
Arthur, der uneheliche Sohn Uthers, hat geschworen, Mordred zu beschützen und ihm das Reich heil zu übergeben, sobald der Junge alt genug ist. Doch als er Guinevere kennen lernt, ist ihm Politik zunächst einmal unwichtig.
In Arthurs Diensten steht Derfel, der Sohn einer sächsischen Sklavin, aufgewachsen an Merlins Hof, in Kriegskünsten unterwiesen.

Meine Meinung
Der Einstieg in diesen Roman ist mir schwerer gefallen, als es bei anderen Romanen des Autors der Fall war. Ein Grund dafür sind die vielen walisischen Namen, die unaussprechlich erscheinen. So hatte ich Probleme damit, mir diese zu merken und Personen und Orten zuzuordnen, insbesondere, da es verhältnismäßig viele gibt, die dann oftmals über längere Zeit nicht vorkommen. Das Personenregister ist hier sehr hilfreich, ohne dies hätte ich das Buch möglicherweise abgebrochen.
Ein weiterer Grund ist wohl, dass die Geschichte aus Derfels Sicht geschrieben ist. Derfel lernt Arthur aber erst kennen, nachdem Mordred geboren ist. So erfährt der Leser nur aus zweiter Hand, warum Arthur bei seinem Vater in Ungnade gefallen ist, was es mit Excalibur auf sich hat etc. Für mich fehlt somit ein großer und wichtiger Teil der Geschichte um Arthur, über den ich gerne mehr erfahren hätte.
Obwohl Derfel der Erzähler ist, hatte ich nie das Gefühl, dass er im Mittelpunkt steht. Stattdessen geht es in diesem Roman in der Hauptsache um Arthur, um seine Taten, seine Entscheidungen. Selbst in Kapiteln, in denen sich Derfel fern von ihm aufhält, war es für mich immer noch nur Arthurs und nicht Derfels Geschichte, so dass dieser mir über den Roman hinweg nur als Nebenfigur vorgekommen ist.
Der Schreibstil ist wieder typisch für Bernard Cornwell. Blutige Schlachten gehören in seinen Romanen einfach dazu, ebenso wie oberflächliche Frauenbekanntschaften, bei denen Gefühle nicht erwähnt werden und in den meisten Fällen anscheinend auch keine Rolle spielen.
Auch nicht völlig unerwartet ist, dass Cornwell einzelne Charaktere anders darstellt, als man erwarten könnte. Insbesondere die Darstellung Lancelots gefällt mir sehr gut, aber auch Merlin, der über weite Teile des Romans gar nicht vorkommt, hat mich sehr überrascht.
Mit seiner Version der Sage geht Cornwell eigene Wege. Er verzichtet auf mystische Elemente wie den heiligen Gral, der wohl auch erst sehr spät der Sage hinzugefügt wurde, und auch bei der Magie, die die Druiden wirken, scheint es sich eher um Tricks zu handeln.
Das Christentum kommt in dem Roman nicht gut weg, Derfel ist schließlich Heide und der neuen Religion gegenüber skeptisch eingestellt.

Fazit
Für mich nicht der beste Cornwell, den ich bisher gelesen habe, aber durchaus lesenswert, wenn man seinen Stil mag und mit den walisischen Namen zurechtkommt. Zudem eine interessante Umsetzung der Artussage, die doch einige Überraschungen bereithält.