Schlagwort-Archive: 16. Jh.

Oliver Pötzsch – Die Burg der Könige

AutorOliver Pötzsch
TitelDie Burg der Könige
Seitenzahl939
VerlagList
ISBN978-3-471-35083-6
Bewertung

Inhalt
Wasgau, 1524: Um die einst stolze Burg Trifels ranken sich diverse Sagen und Geschichten, doch inzwischen ist sie wenig mehr als eine Ruine, auf der der verarmte Burgvogt mit seiner Tochter Agnes und ein paar Bediensteten lebt und der ruhmreichen Vergangenheit hinterher trauert.
Agnes ist schon seit ihrer Kindheit mit Mathis, dem Sohn des Schmieds, befreundet. In letzter Zeit sympathisiert dieser jedoch mit den Bauern, die durch die Willkür der Obrigkeit kaum genug zum Überleben haben. Seine Experimente mit Schießpulver sind dem Burgvogt und Mathis‘ Vater ein Dorn im Auge.
Doch dann bringt Agnes‘ Falke einen geheimnisvollen Ring von einem Ausflug zurück, woraufhin Agnes beginnt, äußerst lebhaft von der Vergangenheit auf Burg Trifels zu träumen…

Meine Meinung
Ich bin ein wenig zwiegespalten, was den Roman angeht.
Die historischen Hintergründe sind interessant gewählt, denn die Bauernaufstände sind ein interessantes Thema. Die Darstellung dieser Zeit, auch, wie sich die Anführer herauskristallisieren und selbst zu dem werden, was sie eigentlich verurteilen, finde ich sehr gelungen. Zum Teil werden grausame Dinge beschrieben, jedoch wird nicht jedes Detail wiedergegeben, so dass es nicht übertrieben wirkt. Auch so kann man sich die Unsicherheit und das Leben zu dieser Zeit gut genug vorstellen.
Der Aufhänger für die Handlung ist mir jedoch zu weit hergeholt – wieso begeben sich ausgerechnet jetzt die beiden Parteien auf die Suche nach den Gegenständen und schrecken dabei nicht vor Mord zurück? Die Begründung erscheint mir doch sehr unlogisch, denn ob sie nach so vielen Generationen überhaupt noch einen Wert gehabt hätten, bezweifle ich doch sehr.
Die Abenteuer, die Agnes, Mathis und ihre Freunde erleben, erscheinen mir ebenfalls gelegentlich übertrieben und einfach unnötig, hier hätten ein paar Abstecher und hundert Seiten weniger auch gereicht, insbesondere, da trotz der Umwege das Ergebnis eigentlich offensichtlich war.
Die Charaktere sind relativ einfach gestrickt. Mathis ist ein junger Hitzkopf, der lieber heute als morgen eine gerechte Welt erschaffen würde, wenn nötig auch mit Waffengewalt. Er ist in gewissem Maße gebildet, denn er kann lesen und hat sich die Fertigkeiten bei der Herstellung von Schießpulver und dem Gießen von Geschützen angelesen – etwas, was ich mir nur sehr schwer vorstellen kann, erfordert dies doch mehr als nur ein wenig Geschick. Aber auch Agnes als Angehörige des Adels sieht die Missstände um sie herum. Sie gilt jedoch als aufsässig, streift sie doch lieber in Beinlingen durch den Wald, als sich mit weiblichen Tätigkeiten zu beschäftigen. Beide sind sie mir ein wenig zu modern geraten für einen Roman, der im 16. Jahrhundert spielt, und dabei viel zu gut. Andere Charaktere wie der Schreiber des Vogts oder der Schäfer-Jockel sind Abziehbilder ohne eigenes Leben, für meinen Geschmack viel zu einseitig dargestellt.
Die Träume, die Agnes heimsuchen, erschienen mir zu Beginn als unnötiger Abstecher in den Fantasybereich, doch gegen Ende hin gibt es eine halbwegs zufriedenstellende Erklärung, so dass ich mit ihnen ganz gut leben kann.
Im Anhang des Romans findet sich noch Charakterisierungen der Hauptpersonen, ich würde davon abraten, diese zu früh zu lesen, da sie doch einiges aus der Romanhandlung verraten.
Zusätzlich gibt es einen Burgenführer, der Informationen über einige deutsche Burgen enthält, sowie eine Zeittafel über die Bauernaufstände.

Fazit
Der Roman ist spannend, keine Frage, dabei auch lehrreich, was die Bauernaufstände angeht. Die Haupthandlung war mir jedoch zu weit hergeholt und einfach zu abenteuerlich, die Charaktere zu platt.

Vielen Dank an den List-Verlag und Vorablesen für das Rezensionsexemplar!

Wolf Serno – Hexenkammer

AutorWolf Serno
TitelHexenkammer
Seitenzahl350
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-62953-6
Bewertung

Inhalt
Kirchrode im 16. Jahrhundert: Die junge Kräuterfrau Freyja wird als Hexe angeklagt und soll peinlich befragt werden, doch diagnostiziert der Alchimist Lapidius, der als medizinischer Berater hinzugezogen wird, bei ihr eine Syphilis. Lapidius setzt durch, dass er sie behandeln darf und die Folter so lange ausgesetzt wird.
Während die junge Frau in der Hitzkammer eingeschlossen und einer Quecksilberbehandlung ausgesetzt ist, ermittelt der Alchimist und versucht, die Beschuldigungen zu widerlegen und Freyjas Namen reinzuwaschen. Doch dann geschehen einige Morde, und Lapidius wird immer tiefer in die Geschehnisse verstrickt.

Meine Meinung
Wolf Sernos Erzähltempo ist sehr gemächlich. Es gibt nicht sehr viele hektische oder sehr spannende Szenen, doch ist das für einen historischen Krimi genau richtig, schließlich handelt es sich bei Lapidius nicht um einen Vollzeitermittler, sondern um einen Laien ohne Erfahrung auf diesem Gebiet. In der Regel war ich Lapidius gedanklich schon einen Schritt voraus und hätte ihn auch gerne mal auf den richtigen Weg gebracht. Die Geschichte fand ich von Beginn an schlüssig, doch große Überraschungen habe ich nicht erlebt.
Neu für mich war, dass es schon so früh erste und zum Teil erfolgreiche Behandlungsmethoden (wenn auch mit schwerwiegenden Nebenwirkungen) gegen die Syphilis gab, ist diese doch nur etwa 50 Jahre zuvor erstmals aufgetreten, deshalb war dieser medizinische Teil für mich sehr interessant. Nicht neu war dagegen, wie schnell es doch passieren konnte, dass jemand als Hexe angeklagt wird, doch ist dies hier verständlich und nicht übertrieben dargestellt.
Mit einigen Charakteren bin ich nicht besonders gut warm geworden. Lapidius scheint überheblich und herablassend in seiner Gelehrsamkeit, allerdings erfährt man so nach und nach, wie er zu dem geworden ist, was er heute ist, und man kann ihn gegen Ende besser verstehen. Marthe hat mich in ihrer Art einfach nur genervt, sie ist zwar fürsorglich, übertreibt es aber. Freyja dagegen, die ja gezwungenermaßen über einen Großteil des Romans eher passiv vorhanden ist, hat mir gefallen, denn sie ist keine einfache Person und spricht, wie es ihr gefällt, und macht deutlich, was sie von der Behandlung hält.
Ein besonderes Merkmal dieses historischen Krimis ist, dass Serno einige seiner Charaktere ihrer Bildung entsprechend reden lässt. So spricht die Magd Marthe ausschließlich umgangssprachlich, während Lapidius als studierter Mann reinstes Hochdeutsch, gelegentlich gespickt mit ein wenig Latein, spricht. Dies mag mir nicht wirklich gefallen, da es in meinen Augen einfach inkonsequent durchgeführt wurde. Viel mehr Personen aus Kirchrode müssten wohl mehr oder weniger umgangssprachlich reden, denn die meisten, mit denen Lapidius ins Gespräch kommt, werden kaum schulische Bildung genossen haben und ähnlich gebildet oder ungebildet sein wir die Magd Marthe. Insbesondere Freyja selbst, die als fahrende Händlerin wohl kaum eine Schule besucht hat, ist mir hier aufgefallen, denn sie verwendet nur wenige umgangssprachliche Ausdrücke.

Anmerkung
Der historische Krimi ist als Hardcover schon unter dem Titel Die Hitzkammer erschienen.

Fazit
Alles in Allem ein solider historischer Krimi, nicht unbedingt ein Höhepunkt im Genre, dabei aber trotzdem unterhaltsam.

Barbara Goldstein – Der Maler der Liebe

AutorBarbara Goldstein
TitelDer Maler der Liebe
Seitenzahl764
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-26596-1
Bewertung

Inhalt
Italien, 1504: Der junge Maler Raffaello Santi ist auf dem Weg von Urbino nach Florenz, um dort von den großen Künstlern zu lernen. Unterwegs jedoch beobachtet er, wie eine Kutsche überfallen wird. Er kann die junge Frau retten, die sich als Felice della Rovere, Tochter des Papstes und Cousine von Raffaellos bestem Freund Francesco, zu erkennen gibt. Der Maler verliebt sich in die Schönheit, doch diese ist mir Gian Giordano Orsini verlobt…
In Florenz trifft Raffaello bald auf Künstler wie Leonardo da Vinci, Sandro Botticelli und Michelangelo Buonarotti sowie einflussreiche Leute wie den Bänker Taddeo Taddei und den Kardinal Giovanni de‘ Medici. Doch dann belauscht er Pläne einer Verschwörung gegen den Papst…

Meine Meinung
Die frühe Renaissance in Italien ist eine Epoche, mit der ich mich noch nicht intensiv auseinandergesetzt hatte. Dennoch waren mir zumindest ein paar Namen und Zusammenhänge bekannt, so dass ich zu Beginn auch keine großen Probleme damit hatte, in die Handlung hineinzukommen. Doch werden es im Verlauf des Romans immer mehr und mehr Namen, Künstlernamen und Titel, die es zu merken und auseinanderhalten gilt, was nicht immer leicht war. Insbesondere bei längeren Aneinanderreihungen von Namen, die es doch häufiger gibt, ist es mir schwergefallen, sie alle zuzuordnen. Ein Personenregister im Anhang erleichtert dies ein wenig, doch musste ich schon sehr genau lesen, um nicht ständig Personen mit ähnlichen Namen zu verwechseln. Dazu kommen viele italienische Begriffe, die einmal kurz erklärt werden und dann immer mal wieder vorkommen, lateinische und, etwas seltener, auch französische Sätze, die nicht immer auch übersetzt werden. Wenn man also eins nicht tun sollte, dann ist es, diesen Roman mal eben nebenbei lesen zu wollen.
Der Roman spielt über einen Zeitraum von etwa 13 Jahren, was dazu führt, dass es gelegentlich zeitliche Sprünge zwischen den Kapiteln gibt. Nicht immer ist sofort klar, wie viel Zeit nun genau vergangen ist, da nur sporadisch Jahreszahlen genannt werden, dazu mitten im Kapitel, statt zu Beginn, was gelegentlich noch zu meiner Orientierungslosigkeit beigetragen hat.
Die Handlung orientiert sich an der Biografie Raffaellos, aus dessen Sicht der Roman geschrieben ist. Dabei ist Malerei eins der Hauptthemen, aber es geht auch um Freundschaft, Liebe, Selbstfindung und um römische Politik. Inwieweit sich die Autorin an die Fakten hält, kann ich nicht beurteilen. Leider wird auf ein erklärendes Nachwort und auf Quellenangaben völlig verzichtet.
Mit dem Charakter Raffaello Santi bin ich nicht ganz warm geworden. Er ist zwar nicht unbedingt unsympathisch, bleibt mir aber irgendwie zu unpersönlich. Er liebt mehrere Frauen, jede auf ihre Weise, doch bleiben diese sehr unpersönlich. Santi hat wenige Feinde, zwischen seinen Freunden, die häufig in verschiedenen Lagern stehen, muss er gelegentlich vermitteln und bleibt dabei meist erstaunlich neutral. Selbst wenn seine Freunde ihm großes Unrecht angetan und sich von ihm abgewandt haben, steht er noch zu ihnen. Er ist mir einfach zu gut, zu nett, und das in einer Welt, in der eine Intrige auf eine andere folgt.
Dennoch hatte ich das Gefühl, recht gut unterhalten worden zu sein und nebenbei ein wenig über diese Zeit gelernt zu haben, selbst wenn es nicht immer einfach war, den Überblick zu behalten.

Anmerkung
Dieser Roman ist als Ebook mit dem Titel Der Fürst der Maler erschienen.

Fazit
Ein Roman, der einen kleinen Einblick in die politische Welt Italiens zur Zeit der Renaissance und ins Leben Raffaello Santis bietet, dabei aber den nicht ganz aufmerksamen Leser schnell verwirren kann.

Diana Norman – Die Piratenkönigin

AutorDiana Norman
TitelDie Piratenkönigin
OriginaltitelThe Pirate Queen
ÜbersetzerHanna Neves
Seitenzahl846
Verlagdtv
ISBN978-3-423-122986
Bewertung

Inhalt
London, 1587: Seit sie denken kann lebt Barbary mit ihrem Ziehvater Will in London. Sie ist Mitglied des Ordens, einer Organisation der Unterwelt. Um jedoch unbehelligt zu bleiben, gibt sie sich als Junge aus.
Eines Tages jedoch wird sie gezielt festgenommen – sie wird für den Enkel der irischen Piratin Grace O‘ Malley gehalten. Doch Barbary kann sich nicht an die Zeit erinnern, bevor Will sie aufgenommen hat, und da zudem davon ausgegangen wird, dass es sich bei dem Enkel der Piratin um einen Jungen handeln muss, glaubt sie nicht daran, dass sie wirklich Irin und Enkelin der Piratin sein könnte. Dennoch spielt sie die Posse zunächst mit…

Meine Meinung
Bei dem Klappentext hatte ich zunächst die Befürchtung, dass es sich hier um einen weiteren Hosenroman der seichten Sorte handelt. Doch war die Furcht hier unbegründet.
Da Barbary schon als Junge verkleidet lebt, seit die sich erinnern kann, dabei im Orden auch noch das Lügen und Betrügen gelernt hat, ist ihre Verkleidung durchaus glaubwürdig. Nicht ganz so glaubwürdig finde ich dagegen, dass in ganz London niemand zu wissen scheint, dass Barbary eben kein Jungenname ist. Weder im Orden noch bei Hofe zweifelt man jedoch an ihrer Männlichkeit.
Dass Barbary mit ihrer Jungenkleidung plötzlich auch alles Männliche ablegt und ganz zur Frau wird, kann ich mir nicht so richtig vorstellen, hier ging mir der Übergang zu abrupt. Dies könnte aber auch einfach daran liegen, dass in dem Roman zeitliche Angaben spärlich gesät sind, nur selten findet man einen Hinweis darauf, in welchem Jahr man sich gerade befindet oder wie alt Brabray im Moment ist. So konnte ich sehr oft nicht einschätzen, wie viel Zeit nun genau vergangen ist, und habe mich dann über einige Dinge wie die schnelle Fertigstellung eines Hauses gewundert.
Da Barbary ja aus politischen Gründen nach Irland geschickt wurde, spielt die englische Politik im Umgang mit den Iren und der englischen Besiedelung Irlands eine große Rolle. Zwar wurden einige Dinge von der Autorin vereinfacht dargestellt, wie sie in einem Nachwort erklärt, dennoch ist es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Die Piraterie ist dabei aber eher nebensächlich.
Grace O’Malley wird hier als eine Frau dargestellt, die für Gefühle keine Zeit hat, für sie ist das Leben ein Geschäft. Diese Darstellung hat mir sehr gefallen, es war nicht überzogen, sondern einfach passend und glaubwürdig, ganz im Gegenteil zu ihrer Darstellung in Die Piratin von Manfred Böckl, die für mich eher wie eine Karikatur wirkt.
Barbary ist ein Mädchen, das es faustdick hinter den Ohren hat, sobald sie aber enttarnt ist ihre Schwierigkeiten hat. Wenn sie eine Rolle spielen kann fühlt sie sich sicher, weiß aber nicht, wer sie selbst wirklich ist.
Mit dem Ende des Romans bin ich nicht ganz glücklich, da es mir zu offen ist, doch denke ich, dass ein anderes nicht ganz so gut zum sonstigen Verlauf des Romans gepasst hätte. Von daher bin ich schon zufrieden

Fazit
Ein schöner Roman über eine junge Frau, die ihren Platz im Leben sucht. Wer gerne mehr über Irland zur Zeit Elizabeths I. wissen möchte sollte hier genauer hinschauen.

Manfred Böckl – Die Piratin

AutorManfred Böckl
TitelDie Piratin
Seitenzahl383
VerlagUllstein
ISBN978-3-548-23234-8
Bewertung

Inhalt
1599 auf Schloss Carrigahowly auf der Insel Clare: Grainne O’Malley, die berühmte und berüchtigte irische Piratin, ist gestorben. Neun Weggefährten der Frau treffen hier zusammen, um ihrer zu gedenken und um ihr Leben und ihren Tod zu feiern. Als Nachruf erzählt jeder der Männer eine Episode aus seinem Leben, in der Grainne eine wichtige Rolle gespielt hat, egal ob im positiven oder negativen Sinn. Zu Wort kommen Söhne und Bruder, Freunde und Mannschaftsmitglieder, aber auch Feinde der Piratin. Und nach jeder Erzählung wird ein Band, das die Männer mit Grainne verknüpft, der Piratin zurückgegeben…

Meine Meinung
Grainne O’Malley, auch Grace O’Malley oder Granuaille genannt, ist eine historische Persönlichkeit. Dennoch zögere ich, dieses Buch als biografischen Roman zu bezeichnen, zu übertrieben erscheinen mir so manche Darstellungen. Einige der beschriebenen Weggefährten scheinen zudem der Fantasie des Autors entsprungen zu sein, da sich ihr Leben in Biografien anders darstellt. So hat Grainne wahrscheinlich beide Ehemänner überlebt, und einen Sohn namens Padraic konnte ich auch nirgends finden. Auf ein erklärendes Nachwort, in dem hierauf Bezug genommen worden sein könnte, wird leider verzichtet. Nur in einigen wenigen Fällen klären Fußnoten darüber auf, dass eine Begebenheit tatsächlich so überliefert ist. Leider fehlen auch hier Quellenangaben.
Die beschriebenen Episoden fand ich größtenteils nicht sehr überzeugend in ihrer Darstellung. Warum die Wahl gerade auf diese gefallen ist, erschließt sich mir nicht, denn einige fand ich einfach nur langweilig. Möglicherweise handelt es sich aber gerade bei diesen um überlieferte Geschichten. Hier hätte ich einfach mehr erwartet, das Leben der Piratin hätte viel mehr hergegeben, aber einige wichtige Details ihrer Biografie, zum Beispiel ihre Zeit in englischer Gefangenschaft, wurden nicht einmal in einem Nebensatz erwähnt.
Der Erzählstil sagt mir auch nicht sonderlich zu. Hier sind mindestens angetrunkene, zum Teil aber wohl ziemlich besoffene Männer dabei, ihr jeweiliges denkwürdiges Erlebnis mit Grainne zu beschreiben. Diese Szenen sind teilweise einfach nur übertrieben geschildert, einige fand ich aber auch nur auf eine lächerliche Weise beschrieben. Einige der Weggefährten versuchen während der Erzählung, sich selbst ins rechte Licht zu rücken, machen sich dadurch aber auch einfach nur lächerlich. Wenn man in einer Episode außerdem auf fast jeder Seite einmal „Ich, Sir Henry Sidney“ lesen muss, ist dies auch ziemlich ermüdend. Über Verluste an Menschenleben wird genauso wenig ein Wort verloren wie über weitere Gefühle. Grainne selbst wird als extrem unsympathische, übermenschlich starke, überhebliche, dabei aber recht naive Person dargestellt, die tut, was sie will, egal, wie sehr sie dabei lügt und wer zu Schaden kommt. Es kann ja sein, dass sie wirklich so war, durch die Art der Beschreibung wirkt sie aber wie eine Karikatur, so dass ich sie nicht ernst nehmen konnte.
Die Szenen zwischen den einzelnen Kapiteln fand ich zum Teil eher unappetitlich, liegt doch die Leiche auf dem Tisch direkt neben dem Essen. Auf einige Beschreibungen hätte ich gut verzichten können.

Anmerkung
Der Roman ist auch unter dem Titel Die neun Leben der Grainne O’Malley erschienen.

Fazit
Als biografischen Roman über Graine O’Malley nicht zu gebrauchen, eher als reine Unterhaltungslektüre, sofern einem der übertriebene Erzählstil zusagt – mein Fall war er nicht. Wer mehr über die irische Piratin erfahren möchte, sollte wohl eher zu anderen Romanen oder Sachbüchern greifen.