Autor | Rebecca Gablé |
Titel | Die Hüter der Rose |
Serie | Waringham Band 2 |
Seitenzahl | 1115 |
Verlag | Bastei Lübbe |
ISBN | 3-404-15683-8 |
Bewertung |
Inhalt
England, 1413: John ist mit seinen dreizehn Jahren der jüngste Spross aus dem Hause Waringham. Gerne würde er wie seine älteren Halbbrüder in den Dienst des neu gekrönten Königs treten und bei Hofe seine Ausbildung zum Ritter fortsetzen, doch sein Vater hat scheinbar andere Pläne mit ihm. Um diesen zuvorzukommen, beschließt John, auszureißen und auf eigene Faust nach Westminster zu reisen.
Dort angekommen muss er jedoch feststellen, dass es doch ein wenig anders ist als in seinen Vorstellungen. Unter den anderen Knappen macht er sich schnell einige Freunde, doch nicht jeder ist auf einen Waringham gut zu sprechen…
Meine Meinung
Wieder einmal entführt uns Rebecca Gablé ins England des Mittelalters. Einige Jahre nach Das Lächeln der Fortuna angesiedelt, führt dieser Roman die Geschichte der Waringhams fort, die eng mit der Geschichte Englands und den Königen aus dem Hause Lancaster verbunden ist.
Hauptperson ist John, der zwar den Namen Waringham trägt, aber im Gegensatz zu seinen Brüdern keinen Anspruch auf einen Titel hat. Über fast dreißig Jahre begleitet ihn der Leser, erfährt, wie er zum Mann heranwächst und sein Leben meistert, Kriege miterlebt und sein Leben in den Dienst der Krone stellt.
Auch wenn John eine fiktive Person ist, sind seine Erlebnisse doch passend in den historischen Kontext eingebettet. Bis auf die Tatsache, dass er ebenso wie sein Vater die Fähigkeit hat, mit Pferden zu kommunizieren, ist er ein Person, die so tatsächlich gelebt haben könnte. Vielleicht ist er ein wenig zu gutmütig und zu weichherzig, dafür war er mir aber umso sympathischer.
Auch andere Charaktere werden bildhaft beschrieben. Johns Halbbruder Raymond beispielsweise ist nicht unbedingt immer ein Sympathieträger, doch konnte ich ihn mir sehr gut vorstellen. Doch auch die historischen Personen wie Owen Tudor oder John Neville, genannt Somerset, konnten mich in ihrer Darstellung überzeugen.
Einige Personen, deren Namen oder Familienzugehörigkeit mir aus Das Lächeln der Fortuna bekannt waren, kommen auch vor, doch hält sich dies im Rahmen, so dass auch ein Leser, der den Vorgänger nicht kennt, das Buch ohne Schwierigkeiten verstehen können sollte.
Wie von der Autorin gewohnt werden hier geschichtliche Fakten mit den privaten Erlebnissen der Hauptperson geschickt verwoben, so dass ein Geflecht entsteht, das einem die politischen Ereignisse nahebringt, aber auch das normale Leben nicht vernachlässigt. Und so ist John häufig bei Erlebnissen dabei, die in die Geschichte eingegangen sind, wie beispielsweise der Schlacht bei Agincourt, die zwar nicht übermäßig blutig, aber auch nicht gerade oberflächlich beschrieben wird, und auch der Jungfrau von Orléans, der John skeptisch gegenüber steht, begegnet er. Genauso gut geht er aber auch seinen privaten Zielen nach, so dass es auch stellenweise romantisch wird.
Vorwissen über diese Zeit, über den Hundertjährigen Krieg und die Regierungszeit Henry V. sind für das Verständnis nicht nötig, da die Zusammenhänge leicht verständlich beschrieben werden. Selbst die große Anzahl an Personen, von denen die wichtigsten in einem Personenregister gelistet sind, hat mir hier keine Schwierigkeiten bereitet.
Fazit
Wieder einmal ein lesenswerter Roman über die Geschichte Englands, die ich allen ans Herz legen möchte, die sich für diese Zeit interessieren und Wälzern nicht abgeneigt sind.
Ich glaube, das war der Gablé-Roman, der mich ziemlich genervt hat, weil mir aufgrund der jedesmal ähnlichen Strukturen und Figuren die halbe Handlung schon im Voraus klar war. Danach habe ich länger nichts mehr von Gablé gelesen, es dann aber noch mit „Hiobs Brüder“ versucht. Den Roman fand ich anfangs super, aber später wurde er mir wieder zu schwarz/weiß in der Figurenzeichnung.
Trotzdem komm ich offensichtlich nicht ganz von Gablé los – derzeit hab ich „Das Haupt der Welt“ auf dem SuB (hat mir eine Freundin geschenkt).
Das stimmt schon, gewissen Handlungselemente und Antagonistentypen kommen immer wieder vor, und man weiß im Prinzip auch, wie es ausgeht. Bis vor Kurzem war mir das noch nicht bewusst, aber jetzt habe ich fast alle Gablé-Romane innerhalb weniger Monate gelesen, und da ist es doch sehr auffällig.
Trotzdem können mich die Romane der Autorin immer wieder begeistern. Die Vermischung von Tatsachen und Fiktion, wie sie die geschichtlichen Ereignisse darstellt, gerade das gefällt mir doch sehr. Was am Ende mit der Hauptperson passiert ist dann gar nicht so wichtig, viel wichtiger ist mir, wie es dazu kommt.
Die nächste Rezension ist schon vorbereitet, ich kann aber schon verraten, dass mich – zumindest dieses Mal – Das Spiel der Könige nicht ganz überzeugen konnte. Vielleicht war es mir doch zu viel Gablé in zu kurzer Zeit…
Ob dir Das Haupt der Welt gefallen wird, ist schwer zu sagen. Zum Teil geht sie damit neue Wege, doch trifft man eben auch auf viele bekannte Handlungselemente. Vielleicht solltest du es einfach mal anlesen, abbrechen kannst du es immer noch…
Ja, ich glaube, bei mir war „Die Hüter der Rose“ auch der dritte Gablé-Roman in relativ kurzer Folge hintereinander und da wurde mir das schon sehr deutlich bewusst.
„Das zweite Königreich“ hingegen hab ich ja geliebt – das war der erste Roman, den ich von ihr gelesen habe und ich frage mich, ob ich den immer noch mögen würde (oder ob ich damals auch einfacher zufriedenzustellen war).
Immerhin ist es inzwischen schon eine ganze Weile her, seit ich zuletzt etwas von ihr gelesen habe, also vielleicht hatte ich für „Das Haupt der Welt“ nun auch genug Pause.