Archiv für den Monat: August 2015

Guido Dieckmann – Die Stadt der schwarzen Schwestern

AutorGuido Dieckmann
TitelDie Stadt der schwarzen Schwestern
Seitenzahl511
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-25937-1
Bewertung

Inhalt
Oudenaarde, 1582: Die flämische Stadt wird nach einem Aufstand von den Spaniern eingenommen, die meisten Ratsherren hingerichtet. Einzig Frans Marx, ein alter, kranker Teppichweber, wird verschont. Schon bald verbreitet sich das Gerücht, dass die Familie Marx mit den Besatzern gemeinsame Sache macht, und besonders Griet, Frans‘ verwitwete Schwiegertochter, hat darunter zu leiden.
Doch während ihre angeheiratete Familie in Oudenaarde keine Zukunft mehr sieht, nutzt Griet die Gelegenheit, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Unterstützung erhält sie dabei von unerwarteter Seite. Doch schon bald gerät ihr kleines Unternehmen in große Schwierigkeiten…

Meine Meinung
Über den Achtzigjährigen Krieg wusste ich bisher recht wenig, einzig, dass es ihn gab und dass Glaubensfragen auch eine Rolle gespielt haben. Umso gespannter war ich auf dieses Buch, bietet es doch zumindest einen kleinen Einblick auf die Lebensumstände während des Krieges.
Die ersten Kapitel waren hier durchaus interessant, erfährt man doch ein wenig über das Leben der Menschen unter den spanischen Besatzern, über Schwierigkeiten und Willkür. Doch schon bald ändert sich die Richtung, und aus dem Roman wird vielmehr ein historischer Krimi, den ich hier so nicht erwartet hatte.
Leider ist dieser überwiegend vorhersehbar, denn auch wenn nicht direkt von Beginn an bekannt ist, womit Griet es hier zu tun hat, so war ich doch gedanklich immer mindestens zwei Schritte voraus. Und auch der Gegenstand, hinter dem alle her sind, spielt eigentlich für sich genommen keine große Rolle, vielmehr dient er alleine dazu, die Handlung voranzutreiben. Schade eigentlich, hier hätte man mehr daraus machen können.
Ein Großteil des Romans verbringen die Hauptpersonen mit dieser Suche, immer wieder werden hier Hintergrundinformationen zur Situation in den Niederlanden eingeflochten, so dass der historische Bezug nicht verloren geht. Diese sind allerdings nicht immer leicht zu durchschauen, manches Mal war ich mir nicht ganz sicher, welcher Fraktion nun die Bewohner der jeweiligen Stadt angehörten.
Die Hauptperson Griet ist eine zwar schüchterne, aber entscheidungsfreudige junge Frau, die trotz eines lahmen Arms bereit ist, ihr Leben selbständig zu meistern und dabei Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch für ihren Sohn zu übernehmen.
Eine weitere Hauptperson ist Don Luis, ein Spanier mit niederländischen Wurzeln, der mehr über Griet zu wissen scheint, als er zugibt. Gerne steht er ihr zur Seite, kann Griet doch mit ihrem gelähmten Arm kaum alleine auf die Suche gehen, doch auch er hat eine Mission. Schnell wird klar, dass sich die beiden Hauptpersonen perfekt ergänzen, und so ist auch in dieser Hinsicht keine große Überraschung zu erwarten.
Neben den beiden offensichtlichen Hauptpersonen gibt es noch einige Nebencharaktere, welche aber überwiegend einzig in ihren festgelegten Rollen agieren und darüber hinaus kaum Entwicklung zeigen, erst in den letzten Kapiteln ändert sich dies ein wenig. Auch dies ist schade, unterstützt dies doch die Vorhersehbarkeit der gesamten Handlung.
Sprachlich ist der Roman wenig auffällig. Einzig einige niederländische Namen haben mir Schwierigkeiten bereitet, sind sie für mich doch eher ungewohnt.
In einem kurzen Nachwort geht der Autor auf den historischen Hintergrund ein und erklärt auch, was es mit diesem mysteriösen Gegenstand auf sich hat. Leider gibt es kein weiteres Zusatzmaterial, zumindest eine Karte wäre hilfreich gewesen, um die Grenze zwischen den einzelnen Fraktionen und Griets Reiseroute nachzuvollziehen.

Fazit
Ein Kriminalfall, dessen Auflösung kaum jemanden interessiert, eine Suche nach einem MacGuffin, der nur Leid zu bringen scheint. Kann man lesen, muss man aber nicht.

Monatsrückblick Juli 2015

Und wieder ist ein Monat vorbei. Inzwischen habe ich das Gefühl, dass die Zeit immer schneller rennt. Ich hoffe, ihr habt auch die sommerliche Hitze gut verkraftet! Hier im Marburger Umland war es ja nicht ganz so schlimm wie in anderen Ecken Deutschlands…

Gelesene Bücher
Im Juli habe ich fünf Bücher gelesen beziehungsweise abgeschlossen, alle durchschnittlich bis gut, ein richtiges Highlight war leider nicht dabei. Rezensionen folgen, wie eigentlich immer, irgendwann im Laufe des Jahres…

Emma Campion – Die Vertraute des Königs
Bernard Cornwell – Das Zeichen des Sieges
Ricarda Jordan – Die Geisel des Löwen *FLOP*
Ulrike Schweikert – Das Siegel des Templers *TOP*
Ricarda Jordan – Die Pestärztin

Challenges
Hier gibt es gemischte Erfolge. Während alle gelesenen Bücher über 550 Seiten hatten und somit für die Wälzer-Challege zählen, stammt nur eins aus dem Blanvalet-Verlag, so dass es hier nur eine kleines Erfolgserlebnis zu vermelden gibt.
Nach gut einem halben Jahr habe ich mein Ziel in der Wälzer-Challenge fast erreicht, es fehlt nur noch ein Buch (und natürlich diverse Rezensionen), dann kann ich hier den Abschluss vermelden. Bei der Blanvalet-Challenge sind bisher acht von zwanzig Büchern gelesen. Ob ich die restlichen noch alle schaffe und dann auch noch die Rezensionen zeitnah fertig haben werde, bezweifle ich allmählich. Zur Zeit reizen mich einfach Bücher aus anderen Verlagen mehr.

Neuzugänge
Eigentlich hatte ich geplant, diesen Monat völlig auf Neuzugänge zu verzichten. Doch hier hat mir der Knaur-Verlag einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn als ich meine Eltern das letzte Mal besucht habe, hat mich dort ein unangefordertes Rezensionsexemplar erwartet. Ich muss unbedingt meine neue Adresse weitergeben…

Heidi Rehn – Tanz des Vergessens

Habt ihr das Buch schon gelesen? Wie hat es euch gefallen? Von mir aus hätte ich das Buch kaum selbst gekauft, weil das einfach eine Zeit ist, die mich weniger anspricht, aber ich lasse mich überraschen.

Sonstiges
Im Juli habe ich geschafft, was ich mir schon die letzten Monate vorgenommen hatte: Ich habe endlich eins der seit längerem halb gelesenen Bücher durchgelesen, und auch sonst bin ich recht zielstrebig ans Lesen herangegangen. Ich habe wenig parallel gelesen und mich meist nur auf ein Buch konzentriert, auch wenn es überwiegend nicht die Bücher waren, die ich mir zu Beginn des Monats eigentlich vorgenommen hatte.

Ausblick
Im August will ich da weitermachen, wo ich im Juli aufgehört habe, nämlich bereits angelesene Bücher durchlesen. Bisher sieht es damit nicht schlecht aus, mal schauen, wie es zum Monatsende aussieht.
Das Ziel, die Rezensionsliste weiter abzubauen, steht noch immer. Seit einigen Wochen ändert sich die Anzahl auf der Liste kaum, aber wenigstens steigt sie auch nicht weiter. Deshalb ist mein Ziel für diesen Monat, die Liste auf sechs Einträge zu reduzieren. Ich bin gespannt, ob das wohl klappt.

Ich wünsche euch noch einen wunderschönen und nicht zu heißen August!

Bernard Cornwell – Das letzte Königreich

AutorBernard Cornwell
TitelDas letzte Königreich
OriginaltitelThe Last Kingdom
ÜbersetzerMichael Windgassen
SerieSaxon Chronicles Band 1
Seitenzahl475
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-24222-9
Bewertung

Inhalt
Northumbria, 866: Als Drachenboote an der Küste gesichtet werden, stellen sich die Angelsachsen den Wikingern entgegen. Unter ihnen ist Uhtred, Aldermann der Bebbanburg, der von einem Sieg ausgeht und deshalb seinen zehnjährigen Sohn, der ebenfalls Uhtred genannt wird, mit in den Krieg ziehen lässt.
Doch die Engländer geraten in eine Falle, die Verteidiger werden von den Dänen besiegt, der junge Uhtred, der in der Schlacht großen Mut bewiesen hat, gefangen genommen. Doch der Junge fühlt sich bei Earl Ragnar wohl, ist dieses Leben doch so ganz anders als das, was er bisher geführt hat. Nur eines ärgert ihn: Sein Onkel nennt sich nun Aldermann, ein Titel, der einzig ihm zusteht…

Meine Meinung
Das letzte Königreich ist der Auftakt zu einer längeren Romanreihe, deren Ende zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen ist. Der Ich-Erzähler Uhtred berichtet hier sehr subjektiv über die Ereignisse in seiner Jugend und wertet diese gelegentlich in seinem Rückblick. Dabei erkennt man schon sehr früh, wie hier die Prioritäten gesetzt werden: Die Demonstration von Stärke durch Muskelkraft oder durch Siege im Krieg ringen Uhtred Bewunderung ab, Lesen und Schreiben sowie die christliche Religion, die Barmherzigkeit anstelle von Kampfesmut belohnt, stoßen ihn ab. Romantik kann man hier kaum erwarten, treten insgesamt doch eher wenige Frauen auf, meistens werden sie nur dann genauer beschrieben, wenn sie für die Entwicklung von Uhtreds Lebensweg verantwortlich sind. Dafür gibt es die eine oder andere längere Beschreibung von Schlachten, die zwar nicht ganz so exzessiv ausfallen wie in einigen anderen Büchern Cornwells, dafür aber nicht weniger blutig beschrieben werden. Die Sprache ist direkt, manches Mal auch fast obszön, auch wird mit Schimpfwörtern nicht gespart, doch passt dies zu dem Charakter der Hauptperson.
Zu Beginn des Romans ist Uhtred ein kleiner Junge von gerade einmal zehn Jahren. Obwohl mit dem Tod seines Vaters und mit Sklavenarbeit verbunden, ist das Leben bei den Dänen für ihn aufregend und seinem alten Leben vorzuziehen. Und so ist es kein Wunder, dass er sich bald den Dänen näher fühlt als den Angelsachsen, er spricht ihre Sprache, zieht ihre Götter dem Christentum vor und wird später sogar von Ragnar als Ziehsohn anerkannt. Dennoch ist seine Loyalität nicht unerschütterlich.
Andere Charaktere werden zwar anschaulich, aber nicht allzu ausschweifend beschrieben, was für eine Ich-Erzählung eigentlich die Regel ist. Dies wird dadurch unterstützt, dass Uhtred immer wieder von anderen Personen umgeben ist und selten jemand über einen längeren Zeitraum an seiner Seite bleibt.
In diesem Roman werden, durch die subjektive Beschreibung Uhtreds gewertet, die Eroberung weiter Teile Englands durch die Wikinger und die ersten Jahre Alfreds des Großen als König von Wessex beschrieben. Sehr oft ist der junge Mann Teil des Geschehens und nicht bloß außenstehender Beobachter. Zwischen den großen Ereignissen wird das Leben der Menschen, Däne wie Engländer, beschrieben, wobei hier nicht allzu sehr auf Details eingegangen wird. Die Darstellung halte ich für überwiegend glaubwürdig, auch wenn Uhtred so manches Mal sehr viel Glück hat. Dabei gibt es hier nicht den einen großen Spannungsbogen, vielmehr hangelt sich die Geschichte von Wendepunkt zu Wendepunkt mit kleineren Höhepunkten zwischendurch und einem etwas größeren gegen Ende.
An Zusatzausstattung weist dieses Buch eine Karte sowie Erläuterungen zu Ortsnamen auf, die hier zeitgenössischen Schreibweisen entsprechen. Auch ein Nachwort, unter anderem zum historischen Kontext, ist enthalten und bietet einige weiterreichende Informationen.

Fazit
Der Auftakt zu Cornwells Saxon Chronicles hat mir ausgesprochen gut gefallen, er ist spannend, informativ und herrlich subjektiv. Romantik sollte man nicht erwarten, und große Gefühle gibt es vor allem dann, wenn Uhtred seine Liebe für den Kampf deutlich macht. Wer sich für die Zeit Alfreds des Großen und die Wikinger in England interessiert, dabei aber keine Probleme mit blutigen Beschreibungen hat, darf hier gerne genauer hinschauen.

Robyn Young – Die Blutsfeinde

AutorRobyn Young
TitelDie Blutsfeinde
OriginaltitelRequiem
ÜbersetzerNina Bader
SerieBrethren-Trilogy Band 3
Seitenzahl703
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36659-0
Bewertung

Achtung: Enthält Spoiler zu Die Blutschrift und Die Blutritter!

Inhalt
Frankreich, 1295: Nach dem Fall von Akkon treibt den Tempelritter William Campbell nur noch eines: Die Rache an König Edward, dem Will die Schuld am Tod einiger geliebter Menschen gibt und der in das Geheimnis der Anima Templi, der geheimen Bruderschaft innerhalb des Tempels, eingeweiht ist. Doch außer Will weiß niemand, wie sehr Edward tatsächlich in finstere Machenschaften verwickelt ist, schließlich hat er über Jahre hinweg seine eigenen Geheimnisse verborgen gehalten.
Doch dann bittet Edward die Templer, ihn in seinem Kampf gegen die Schotten zu unterstützen, einen Kampf Christen gegen Christen in Wills Heimat. Als der Orden zustimmt, muss Will eine wichtige Entscheidung treffen…

Meine Meinung
Die ersten beiden Bände um den fiktiven Tempelritter William Campbell, der zudem auch noch Mitglied einer geheimen Bruderschaft ist, konnten mich beim Lesen mitreißen, beide habe ich nicht nur ein Mal mit Begeisterung gelesen. Dieser dritte Band dagegen hat mir zwar immer noch gefallen, kann aber nicht vollständig mithalten.
Geschichtlich gesehen beschreibt der Roman eine interessante Zeit, zum einen die letzten Jahre der Tempelritter, zum anderen die schottischen Unabhängigkeitskämpfe unter William Wallace und Robert Bruce, und Will, als Templer schottischer Herkunft, steckt hier mitten drin. Und genau darin liegt auch eine der Schwächen des Romans: Der Versuch, die Brücke zwischen beiden Ereignissen zu schlagen, gelingt der Autorin nicht vollständig, weil unweigerlich Vieles auf der Strecke bleiben muss. So bekommt man viele Dinge nur nebenbei mit, wer sich mit der Zeit beschäftigt hat, kann die Lücken mit Ereignissen füllen, wer sich jedoch nicht auskennt, wird sich möglicherweise häufiger fragen, wie es jetzt dazu gekommen ist.
Will Campbell ist inzwischen nahezu fünfzig Jahre alt, ein gestandener Mann und erfahrener Kämpfer, und trotzdem ist er noch immer ein Hitzkopf wie zu seiner Jugend. Und so lässt er sich zu einer unüberlegten Tat hinreißen, die sein weiteres Leben in eine ganz andere, unerwartete Richtung lenkt. Trotzdem ist er noch derselbe wie in den Vorgängern, er versucht auf seine eigene Weise, Unheil abzuwenden und kann sich nicht von der politischen Spielwiese zurückziehen. Nicht wenige seiner Entscheidungen waren mir hier zu übertrieben, scheint er doch alleine gegen zu viele Mächtige kämpfen zu wollen.
Intrigen, Spionage und politische Verwirrungen kommen in diesem Roman nicht zu kurz, Will ist mal hier, mal da beschäftigt, und immer wieder steht er auch in Kontakt zu alten Freunden. Die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Szenen sind dabei nicht immer klar, besonders wenn man ohne Vorkenntnisse dieser Zeit an diesen Roman herangeht, könnte es sehr verwirrend werden.
Mehr als ein Mal gerät Will in Gefangenschaft, für meinen Geschmack zu oft, zudem er meist nur durch viel Glück entkommen kann.
Die geheime Bruderschaft Anima Templi, deren Kopf Will zwischenzeitlich war und die er bald verlässt, spielt in diesem Roman eine wichtige Rolle. Wer die vorherigen Bände nicht kennt, könnte möglicherweise seine Schwierigkeiten mit dieser Geheimgesellschaft haben, wird doch kaum auf die ersten beiden Bände Bezug genommen. Aus diesem Grund würde ich nicht empfehlen, diesen dritten Band für sich zu lesen.
Der Schreibstil ist angenehm, die Übersetzung von Nina Bader wie gewohnt gut zu lesen. Allzu blutige Beschreibungen findet man hier nicht vor, doch sollte man sich bewusst sein, dass auch hier Krieg ein wichtiges Thema ist, selbst wenn ein Großteil der Handlung sich eher auf der politischen Ebene abspielt. Romantik wird man dagegen kaum vorfinden, auch wenn hier und da kleinere Andeutungen erkennbar sind.
Der Roman wird durch etliche Zusatzmaterialien abgerundet. So findet man vorne eine Europakarte, die grob die wichtigsten Orte darstellt, hinten im Buch sind zudem ein Personenregister, ein Glossar und ein Literaturverzeichnis zu finden. Ein Nachwort zum historischen Kontext liefert einige Hintergründe nach und erläutert, wo die Autorin von Tatsachen abgewichen ist.

Fazit
Auch wenn mich dieses Buch nicht so sehr packen konnte wie wie Vorgänger, habe ich es gerne gelesen. Im Gegensatz zu diesen wird es hier um einiges politischer, die Zusammenhänge sind nicht immer klar erkennbar, zudem sind mir manche von Wills Handlungen nicht ganz überzeugend dargestellt. Für diejenigen, die sich für die letzten Jahre der Templer interessieren, möglicherweise ein ansprechender Roman, jedoch sollten die Vorgängerbände bekannt sein, um Zusammenhänge verstehen zu können.