Archiv für den Monat: November 2013

Juliet Marillier – Die Tochter der Wälder

AutorJuliet Marillier
TitelDie Tochter der Wälder
OriginaltitelDaughter of the Forest
ÜbersetzerRegina Winter
SerieSevenwaters Band 1
Seitenzahl646
VerlagKnaur
ISBN3-426-70226-6
Bewertung

Inhalt
Irland im 9. Jahrhundert: Sorcha und ihre sechs älteren Brüder wachsen zwar mutterlos, doch unbeschwert in den Wäldern von Sevenwaters auf. Doch je älter sie werden, umso mehr werden sie in die Fehde mit einer englischen Familie, in die ihr Vater, Lord Colum of Sevenwaters, verwickelt ist, hineingezogen. Auch Sorcha als Heilerin lernt die Grausamkeiten dieser Fehde kennen.
Doch die größte Gefahr geht von einer Frau aus, die plötzlich und unerwartet an Lord Colums Seite auftaucht und Zwietracht in der Familie sät. Als die Geschwister sich dazu entschließen, etwas gegen diese Bedrohung zu unternehmen, verzaubert sie die Brüder, und es ist an Sorcha, diesen Bann zu brechen.

Meine Meinung
Bei diesem ersten Band einer Reihe handelt es sich um die Umsetzung eines Grimmschen Märchens in Romanform. Doch auch, wenn man das Märchen und somit die groben Züge der Handlung kennt, ist dieser Roman lesenswert, schließlich ist ein solcher Roman doch wesentlich umfangreicher und kann durch seine Erzählweise überzeugen.
Schon alleine durch seine Einbettung in die irische Mythologie erhält er noch etwas Zauberhaftes, und da die Autorin sich nicht strikt an die Vorlage hält. sondern Elemente der irischen Mythologie einbaut, erhält er auch eine große Eigenständigkeit.
Durch das irische Setting sind auch Namen und andere Begriffe irischen Ursprungs, im Anhang gibt es deshalb eine Hilfe zur Aussprache sowie ein Glossar.
Schon auf den ersten Seiten fällt der recht schlichte, gemächliche Schreibstil auf, in dem Sorcha rückblickend ihre Geschichte erzählt. Über recht viele Seiten passiert eher wenig, stattdessen werden mehrere einzelne Episoden aus Sorchas Kindheit wiedergegeben, die die Brüder und Sorcha selbst charakterisieren und in denen das unbeschwerte Leben auf und um Sevenwaters dargestellt wird, aber auch auf Kriegszeiten wird hier eingegangen. Für einige Leser mag dies ein wenig langatmig dargestellt sein, mir jedoch gefällt die Art des Erzählens, die ein wenig erscheint, als ob die Ich-Erzählerin Sorcha nicht wüsste, wo genau sie mit der Geschichte anfangen soll. Manchmal wirken Ich-Erzählungen doch recht steril, hier aber habe ich mich manches Mal direkt angesprochen gefühlt.
Spätestens jedoch zu dem Zeitpunkt, zu dem die Braut des Vaters das erste Mal erwähnt wird, nimmt die Handlung Geschwindigkeit auf. Wer also bis dahin von dem Roman gelangweilt war, sollte ruhig noch ein paar Seiten weiterlesen – es könnte sich lohnen.
Auch in diesem Roman gibt es einige Szenen, die Gewalt beinhalten, doch deutet Sorcha diese nur an und überlässt es damit der Fantasie der Leser, sich vorzustellen, was da passiert sein könnte.
Den Charakterisierungen der verschiedenen Haupt- und Nebenfiguren wird hier sehr viel Raum gegeben. Schon alleine die Brüder werden so dargestellt, dass ich mir jeden einzelnen sehr gut vorstellen konnte, jeder hat seine eigene Persönlichkeit, seine eigenen Vorlieben. Doch auch später, als Sorcha plötzlich Steine in den Weg gelegt werden, bleiben die Personen vielschichtig beschrieben, es gibt kein Schwarz und Weiß, sondern nur verschiedene Grautöne, die Motive für die diversen Entscheidungen bleiben verständlich. Einzig die Motivation von Lord Colums Braut bleibt hier unklar, darauf wird jedoch in einem späteren Band der Reihe eingegangen.
Besonders historisch ist dieser Roman nicht, es gibt so einige Dinge, die unstimmig sind. So tragen die Engländer, die hier als Briten bezeichnet werden, Namen, die wohl normannischen Ursprungs sind, obwohl sie von der zeitlichen Einordnung eher angelsächsisch sein sollten. Doch da es sich sowieso um historische Fantasy handelt, noch dazu um den Debütroman der Autorin, und die historischen Bezüge rar gesät sind, sehe ich dies hier nicht allzu eng.
Auch wenn es sich um den Auftakt einer mehrbändigen Reihe handelt, kann man diesen ersten Band auch für sich lesen, da er in sich abgeschlossen ist.

Fazit
Ein traumhaft schöner Roman mit einer wunderschönen Liebesgeschichte, den ich schon mehrfach gelesen habe und der mich immer wieder verzaubert, der aber sehr gemächlich beginnt.

Oliver Pötzsch – Die Burg der Könige

AutorOliver Pötzsch
TitelDie Burg der Könige
Seitenzahl939
VerlagList
ISBN978-3-471-35083-6
Bewertung

Inhalt
Wasgau, 1524: Um die einst stolze Burg Trifels ranken sich diverse Sagen und Geschichten, doch inzwischen ist sie wenig mehr als eine Ruine, auf der der verarmte Burgvogt mit seiner Tochter Agnes und ein paar Bediensteten lebt und der ruhmreichen Vergangenheit hinterher trauert.
Agnes ist schon seit ihrer Kindheit mit Mathis, dem Sohn des Schmieds, befreundet. In letzter Zeit sympathisiert dieser jedoch mit den Bauern, die durch die Willkür der Obrigkeit kaum genug zum Überleben haben. Seine Experimente mit Schießpulver sind dem Burgvogt und Mathis‘ Vater ein Dorn im Auge.
Doch dann bringt Agnes‘ Falke einen geheimnisvollen Ring von einem Ausflug zurück, woraufhin Agnes beginnt, äußerst lebhaft von der Vergangenheit auf Burg Trifels zu träumen…

Meine Meinung
Ich bin ein wenig zwiegespalten, was den Roman angeht.
Die historischen Hintergründe sind interessant gewählt, denn die Bauernaufstände sind ein interessantes Thema. Die Darstellung dieser Zeit, auch, wie sich die Anführer herauskristallisieren und selbst zu dem werden, was sie eigentlich verurteilen, finde ich sehr gelungen. Zum Teil werden grausame Dinge beschrieben, jedoch wird nicht jedes Detail wiedergegeben, so dass es nicht übertrieben wirkt. Auch so kann man sich die Unsicherheit und das Leben zu dieser Zeit gut genug vorstellen.
Der Aufhänger für die Handlung ist mir jedoch zu weit hergeholt – wieso begeben sich ausgerechnet jetzt die beiden Parteien auf die Suche nach den Gegenständen und schrecken dabei nicht vor Mord zurück? Die Begründung erscheint mir doch sehr unlogisch, denn ob sie nach so vielen Generationen überhaupt noch einen Wert gehabt hätten, bezweifle ich doch sehr.
Die Abenteuer, die Agnes, Mathis und ihre Freunde erleben, erscheinen mir ebenfalls gelegentlich übertrieben und einfach unnötig, hier hätten ein paar Abstecher und hundert Seiten weniger auch gereicht, insbesondere, da trotz der Umwege das Ergebnis eigentlich offensichtlich war.
Die Charaktere sind relativ einfach gestrickt. Mathis ist ein junger Hitzkopf, der lieber heute als morgen eine gerechte Welt erschaffen würde, wenn nötig auch mit Waffengewalt. Er ist in gewissem Maße gebildet, denn er kann lesen und hat sich die Fertigkeiten bei der Herstellung von Schießpulver und dem Gießen von Geschützen angelesen – etwas, was ich mir nur sehr schwer vorstellen kann, erfordert dies doch mehr als nur ein wenig Geschick. Aber auch Agnes als Angehörige des Adels sieht die Missstände um sie herum. Sie gilt jedoch als aufsässig, streift sie doch lieber in Beinlingen durch den Wald, als sich mit weiblichen Tätigkeiten zu beschäftigen. Beide sind sie mir ein wenig zu modern geraten für einen Roman, der im 16. Jahrhundert spielt, und dabei viel zu gut. Andere Charaktere wie der Schreiber des Vogts oder der Schäfer-Jockel sind Abziehbilder ohne eigenes Leben, für meinen Geschmack viel zu einseitig dargestellt.
Die Träume, die Agnes heimsuchen, erschienen mir zu Beginn als unnötiger Abstecher in den Fantasybereich, doch gegen Ende hin gibt es eine halbwegs zufriedenstellende Erklärung, so dass ich mit ihnen ganz gut leben kann.
Im Anhang des Romans findet sich noch Charakterisierungen der Hauptpersonen, ich würde davon abraten, diese zu früh zu lesen, da sie doch einiges aus der Romanhandlung verraten.
Zusätzlich gibt es einen Burgenführer, der Informationen über einige deutsche Burgen enthält, sowie eine Zeittafel über die Bauernaufstände.

Fazit
Der Roman ist spannend, keine Frage, dabei auch lehrreich, was die Bauernaufstände angeht. Die Haupthandlung war mir jedoch zu weit hergeholt und einfach zu abenteuerlich, die Charaktere zu platt.

Vielen Dank an den List-Verlag und Vorablesen für das Rezensionsexemplar!

Wolf Serno – Hexenkammer

AutorWolf Serno
TitelHexenkammer
Seitenzahl350
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-62953-6
Bewertung

Inhalt
Kirchrode im 16. Jahrhundert: Die junge Kräuterfrau Freyja wird als Hexe angeklagt und soll peinlich befragt werden, doch diagnostiziert der Alchimist Lapidius, der als medizinischer Berater hinzugezogen wird, bei ihr eine Syphilis. Lapidius setzt durch, dass er sie behandeln darf und die Folter so lange ausgesetzt wird.
Während die junge Frau in der Hitzkammer eingeschlossen und einer Quecksilberbehandlung ausgesetzt ist, ermittelt der Alchimist und versucht, die Beschuldigungen zu widerlegen und Freyjas Namen reinzuwaschen. Doch dann geschehen einige Morde, und Lapidius wird immer tiefer in die Geschehnisse verstrickt.

Meine Meinung
Wolf Sernos Erzähltempo ist sehr gemächlich. Es gibt nicht sehr viele hektische oder sehr spannende Szenen, doch ist das für einen historischen Krimi genau richtig, schließlich handelt es sich bei Lapidius nicht um einen Vollzeitermittler, sondern um einen Laien ohne Erfahrung auf diesem Gebiet. In der Regel war ich Lapidius gedanklich schon einen Schritt voraus und hätte ihn auch gerne mal auf den richtigen Weg gebracht. Die Geschichte fand ich von Beginn an schlüssig, doch große Überraschungen habe ich nicht erlebt.
Neu für mich war, dass es schon so früh erste und zum Teil erfolgreiche Behandlungsmethoden (wenn auch mit schwerwiegenden Nebenwirkungen) gegen die Syphilis gab, ist diese doch nur etwa 50 Jahre zuvor erstmals aufgetreten, deshalb war dieser medizinische Teil für mich sehr interessant. Nicht neu war dagegen, wie schnell es doch passieren konnte, dass jemand als Hexe angeklagt wird, doch ist dies hier verständlich und nicht übertrieben dargestellt.
Mit einigen Charakteren bin ich nicht besonders gut warm geworden. Lapidius scheint überheblich und herablassend in seiner Gelehrsamkeit, allerdings erfährt man so nach und nach, wie er zu dem geworden ist, was er heute ist, und man kann ihn gegen Ende besser verstehen. Marthe hat mich in ihrer Art einfach nur genervt, sie ist zwar fürsorglich, übertreibt es aber. Freyja dagegen, die ja gezwungenermaßen über einen Großteil des Romans eher passiv vorhanden ist, hat mir gefallen, denn sie ist keine einfache Person und spricht, wie es ihr gefällt, und macht deutlich, was sie von der Behandlung hält.
Ein besonderes Merkmal dieses historischen Krimis ist, dass Serno einige seiner Charaktere ihrer Bildung entsprechend reden lässt. So spricht die Magd Marthe ausschließlich umgangssprachlich, während Lapidius als studierter Mann reinstes Hochdeutsch, gelegentlich gespickt mit ein wenig Latein, spricht. Dies mag mir nicht wirklich gefallen, da es in meinen Augen einfach inkonsequent durchgeführt wurde. Viel mehr Personen aus Kirchrode müssten wohl mehr oder weniger umgangssprachlich reden, denn die meisten, mit denen Lapidius ins Gespräch kommt, werden kaum schulische Bildung genossen haben und ähnlich gebildet oder ungebildet sein wir die Magd Marthe. Insbesondere Freyja selbst, die als fahrende Händlerin wohl kaum eine Schule besucht hat, ist mir hier aufgefallen, denn sie verwendet nur wenige umgangssprachliche Ausdrücke.

Anmerkung
Der historische Krimi ist als Hardcover schon unter dem Titel Die Hitzkammer erschienen.

Fazit
Alles in Allem ein solider historischer Krimi, nicht unbedingt ein Höhepunkt im Genre, dabei aber trotzdem unterhaltsam.

Rebecca Gablé – Das Haupt der Welt

AutorRebecca Gablé
TitelDas Haupt der Welt
SerieOtto der Große Band 1
Seitenzahl864
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-431-03883-5
Bewertung

Inhalt
Brandenburg, 929: Die slawischen Heveller werden von den Sachsen unter König Heinrich angegriffen. Als die Burg fällt, werden der achtzehnjährige Priesteranwärter Tugomir und seine vier Jahre jüngere Schwester Dragomira, beide Kinder des slawischen Fürsten Vaclavic, als Geiseln genommen. Während Dragomira als Geliebte des Prinzen Otto aber gut mit ihrer neuen Situation zurechtzukommen scheint, hat Tugomir Probleme, sich in seine neue Rolle als Geisel zu gewöhnen und seinen Platz zu finden. Insbesondere Gero, einer der Kommandanten des Königs, macht ihm das Leben schwer. Doch dann wird bekannt, dass Tugomir in der Heilkunst ausgebildet wurde…

Meine Meinung
Über diesen Teilbereich der deutschen Geschichte wusste ich bisher wenig bis gar nichts, und so freut es mich, dass sich gerade Rebecca Gablé an dieses Thema gewagt hat, auch wenn ich zunächst ein wenig skeptisch war, denn mit dieser Autorin verbinde ich überwiegend ihre herausragenden Englandromane.
Der Einstieg in diesen Roman verlief bei mir etwas holprig, da die Handlung mich zwar direkt fesseln konnte, ich mich aber erst einmal auf die ungewohnten slawischen Namen einstellen musste. Dass hier direkt ein Dragomir und eine Dragomira vorkommen, war auf den ersten Blick ein wenig irritierend. Auch treten auf einen Schlag viele Personen auf, die etwa gleich viel Raum einnehmen, so dass Tugomir als eigentliche Hauptperson etwas kurz kommt. Dies legt sich aber spätestens nach dem ersten Viertel des Romans, und zu diesem Zeitpunkt war ich völlig gefesselt.
Da die Hauptpersonen nicht fiktiv sind, erschienen mir einige Charaktere ein wenig steif, dennoch haben sie mir sehr gut gefallen. Insbesondere Tugomir, der ständig mit seiner Situation hadert, da er zwischen den Stühlen steht und beide Seiten kennt, hat mich überzeugt. Otto dagegen bleibt, obwohl ihm ein guter Teil des Romans gewidmet ist, ein wenig blass.
Die Handlung ist bestimmt von den historischen Ereignissen über etwa zwölf Jahre, soweit sie bekannt sind, hierbei spielt die sächsische Politik König Heinrichs und seines Nachfolgers eine große Rolle. Einige Entscheidungen scheinen allerdings so weit hergeholt, dass ich sie, wären sie nicht belegt, sondern erfunden, für sehr unglaubwürdig halten würde.
Auch das Christentum nimmt eine nicht gerade unwichtige Rolle in diesem Roman ein, schließlich geht es auch um den Konflikt zwischen Christen und Heiden, und die Missionierung ist ein nicht unwesentlicher Bestandteil im Kampf zwischen Sachsen und Slawen.
Wie schon in einigen ihrer anderen Romane gibt es auch hier ein kleines übernatürliches Element, für das es keine Erklärung gibt, es passt aber einfach sehr gut in die Handlung, da es Tugomirs Glauben verdeutlicht.
Der Schreibstil ist wie von Rebecca Gablé gewohnt gut, leicht zu lesen, dabei aber nicht zu simpel, dadurch werden aber kompliziertere Verhältnisse leicht verständlich dargestellt.
Die Autorin verzichtet auch nicht darauf, Kampfszenen so zu schildern, dass man ihnen die Brutalität anmerkt, dabei geht sie aber auch nicht zu sehr ins Detail.

Fazit
Es fällt mir schwer, diesen Roman nicht mit den anderen Romanen der Autorin zu vergleichen, denn er ist einfach ein wenig anders, schon allein aufgrund des Handlungsortes, und trotzdem handelt es sich um einen typischen Roman von Rebecca Gablé: Wer Gefallen an ihren anderen Romanen hat und sich für deutsche Geschichte interessiert, wird hier wohl auch seine Freude daran haben, wer jedoch von Politik in Romanen gelangweilt ist, wird hier nicht glücklich werden.
Für mich ein Jahreshighlight!

Vielen Dank an Bastei Lübbe und die Lesejury für das Leserunden-Exemplar!

Thomas Ziebula – Der Gaukler

AutorThomas Ziebula
TitelDer Gaukler
Seitenzahl655
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-16837-8
Bewertung

Inhalt
Umland um Heidelberg, um 1618: Susanna und Hannes sind seit ihrer Kindheit ineinander verliebt, doch Susannas Vater ist gegen die Heirat, da Hannes katholisch getauft ist.
David ist der Ziehsohn des Kroaten Stephan, mit einer kleinen Gauklertruppe ziehen sie von Stadt zu Stadt. Durch Davids Sprüche in seiner Rolle als Jean Potage bereitet er seiner Truppe allerdings immer wieder Probleme.
Schon bald verbreiten sich erste Gerüchte über Angriffe auf deutsche Städte durch Tillys Soldaten im ganzen Land. Susannas Eltern jedoch wägen die Familie in Sicherheit, denn die Kämpfe scheinen weit entfernt und Heidelberg gut geschützt. Doch der Krieg rückt näher und wird schon bald große Auswirkungen auf das Leben der drei jungen Leute haben…

Meine Meinung
Zu Beginn hatte ich leichte Probleme, mich zeitlich zurechtzufinden, da der Autor sparsam mit der Nennung von Jahreszahlen umgeht, es aber insbesondere zwischen den ersten Kapiteln große zeitliche Sprünge gibt. Hier sollte man schon sehr genau lesen, um die Hinweise nicht zu übersehen. Dies gibt sich jedoch ein wenig nach ein paar Kapiteln, spätestens mit dem zweiten Abschnitt, da hier die Kapitel zeitlich dichter aufeinander folgen.
Auch wird darauf verzichtet, allzu tiefe Einblicke in die Gedanken der Hauptpersonen zu gewähren, diese muss man aus der Handlung erschließen. Somit hat es ein wenig länger gedauert, bis ich das Gefühl hatte, sie richtig zu kennen. Sie haben mir aber sehr gut gefallen, da sie menschlich wirken und in ihre Zeit passen: David ist jemand, der scheinbar nicht erwachsen werden will und aus seinen Fehlern kaum Lehren zieht, Susanna eine fest verwurzelte junge Frau, die es sich nicht vorstellen kann, ihre Heimat zu verlassen, Hannes dagegen ist ein weitsichtiger Zimmermannsgeselle, der sehr genau plant und Susanna in Sicherheit wissen will. Alle drei machen im Verlauf des Romans eine große Entwicklung durch, ohne aus ihrer Rolle zu fallen. Einzig Susannas Schönheit, durch die sie ungewollt Aufmerksamkeit auf sich zieht, scheint mir ein wenig übertrieben.
Während ich eine Weile gebraucht habe, um richtig in den Roman einzusteigen, hat er mich immer mehr gefesselt, je mehr ich gelesen habe. Insbesondere der dritte Abschnitt hat einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Der Schreibstil des Autors hat mich überzeugt. Auffällig ist, dass darauf verzichtet wird, einigen Nebenfiguren Namen zu geben. Stattdessen werden sie nach Berufsbezeichnung oder Verwandtschaftsgrad benannt. Dies ist ungewohnt, dient aber der Übersichtlichkeit, da man so nicht noch mehr Namen zuordnen muss, sondern sich auf die Handlung konzentrieren kann, die nicht immer unkompliziert ist.
Sehr informativ fand ich die Passagen über die Gaukler und Schauspieler, da ich hierüber sehr wenig wusste.
In einem Nachwort finden sich hierzu noch mehr Informationen, auch wird dort erwähnt, welche Aspekte fiktiv und welche historisch belegt sind.
Man kann diesen Roman auch ohne Vorwissen über den Dreißigjährigen Krieg lesen, es fällt allerdings ein wenig leichter, wenn man schon ein wenig über die verschiedenen Parteien weiß und einige Namen zuordnen kann. Eine Zeittafel oder ein Personenregister wären hilfreich gewesen, fehlen aber leider.
Der Klappentext enthält leider massive Spoiler, ich würde davon abraten, ihn zu lesen.

Fazit
Ein sehr ergreifender Roman über eine traurige Zeit, die durch die Gaukler und Schauspieler ein bisschen weniger trostlos erscheint.

Vielen Dank an Bastei Lübbe und Lovely Books für das Leserunden-Exemplar!