Schlagwort-Archive: Mercien

Bernard Cornwell – Schwertgesang

AutorBernard Cornwell
TitelSchwertgesang
OriginaltitelSwordsong
ÜbersetzerKarolina Fell
SerieSaxon Chronicles Band 4
Seitenzahl479
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-24802-3
Bewertung

Inhalt
Mercien, 885: Im Auftrag König Alfreds kämpft Uhtred gegen die Dänen, die Wessex bedrohen, sowohl zu Lande als auch zu Wasser. Dennoch will der König Uhtred nicht völlig vertrauen, denn dieser ist kein Christ, sondern hängt dem alten Glauben an.
Als Alfreds Neffe Aethelwold Uhtred erzählt, dass ein Toter, aus dem Grab auferstanden, ihnen eine Zukunft als König weissagt, wird er hellhörig und möchte mehr erfahren. Und so trifft er auf die Besatzer Lundenes, die Norweger Sigefrid und Eric.
Doch schon bald muss er erkennen, dass er einem Betrug aufgesessen ist. Und so bleibt er weiterhin Alfred treu, in dessen Auftrag er Lundene und somit den Zugang zur Themse befreien soll…

Meine Meinung
Schwertgesang ist der vierte Band der Reihe um den angelsächsischen Krieger Uhtred. Und auch dieses Mal führt Bernard Cornwell sein bewährtes Rezept fort und bietet dem Leser einen kleinen Abschnitt englische Geschichte, eingebettet in viele Kämpfe.
Wieder einmal ist dieses Ereignis, von dem Cornwell hier berichtet, nämlich die Eroberung Londons unter König Alfred, zwar überliefert, man weiß aber fast nichts darüber, selbst über das Jahr ist man sich nicht sicher, so dass dem Autor viele Freiheiten bleiben, eine spannende Geschichte zu verfassen. Somit ist ein großer Teil der Romanhandlung fiktiv, was aber der Glaubwürdigkeit keinen Abbruch tut, denn man kann sich gut vorstellen, dass es so oder ähnlich durchaus hätte passiert sein können. Doch man erfährt auch genügend Details, die sich tatsächlich ereignet haben. So wird berichtet, wie Alfred eine große Anzahl Orte im Land befestigen lässt, und auch Æthelflaeds Ehe mit Æthelred, im Roman Uhtreds Cousin, spielt eine wichtige Rolle.
Man merkt Uhtred an, dass er, inzwischen rund dreißig Jahre alt, kein ganz junger Spund mehr ist. Noch immer ist er ein großartiger Kämpfer, der zunächst an sich denkt, der auch nicht davor zurückschreckt, Gewalt anzuwenden, um seinen Standpunkt zu bekräftigen und seine Wünsche durchzusetzen. Seine Ehre ist ihm aber sehr wichtig, und so nimmt er einmal gesprochene Eide sehr ernst.
Doch ist er auch zu einem Familienmenschen geworden, der zwei Kinder hat und sich um seine Frau sorgt. Auch um Æthelflaed, die Tochter König Alfreds, empfindet der Krieger viel, liebt er sich doch wie eine Tochter. Somit erscheint Uhtred hier deutlich menschlicher als noch in den vorherigen Bänden, in denen über zartere Gefühle kaum ein Wort verloren wurde.
Dennoch liegt der Schwerpunkt weiterhin auf diversen Kämpfen, von kleinen Scharmützeln, wie sie direkt im Prolog beschrieben werden, bis hin zu Großereignissen. Spannend sind sie alle, aber manche sind eher oberflächlich gehalten, andere schon deutlicher bis in alle brutale Einzelheiten. Insgesamt lässt sich die Handlung in zwei große Spannungsbögen einteilen, die zusammengenommen eine runde Geschichte ergeben. Diese deckt aber nur eine sehr kurze Zeitspanne von wenigen Monaten ab, während es in vorherigen Bänden meist mehrere Jahre waren.
Viele Weggefährten Uhtreds, Freunde wie Feinde, haben in diesem Roman einen weiteren Auftritt, manche nur kurz, andere sind als Krieger in Uhtreds Reihen ständig präsent. Da diese hier nur mit wenigen Worten vorgestellt werden, empfiehlt es sich sehr, die Reihe von Beginn an zu lesen und die Einzelbände nicht für sich zu lesen.
Vielen Autoren scheint es schwer zu fallen, bei Ich-Erzählungen auch die Nebencharaktere lebendig werden zu lassen. Damit hat Cornwell jedoch keine Probleme, denn auch wenn einige wie Bischof Asser sehr einseitig beschrieben werden, kann man sie sich doch sehr gut vorstellen, sie sind mehr als nur eine Ansammlung von Namen auf dem Papier. Auch die Antagonisten, die in diesem Roman auftreten, nämlich die Norweger Sigefrid und Erik, werden hier gekonnt dargestellt. Dabei gelingt der Spagat, Gegenspieler Uhtreds nicht einseitig, sondern durchaus auch mit ihren sympathischen Seiten darzustellen.
Der Schreibstil ist, wie man es von Cornwell gewohnt ist, sehr gut verständlich und zudem so bildlich, dass sich bei mir ein sehr gutes Kopfkino einstellt. Die Ortsnamen sind auch dieses Mal an der damaligen Schreibweise orientiert, eine Auflistung zu Beginn des Buches erleichtert die Orientierung. Daneben gibt es noch eine Karte, die die Gegend um London sowie eine schematische Darstellung der Stadt selbst zeigt. Diese sind für das Verständnis der Beschreibungen im Roman sehr hilfreich. Auch ein Nachwort darf natürlich nicht fehlen.

Fazit
Schwertgesang bietet, wie man es von Bernard Cornwell gewohnt ist, eine spannende Handlung eingebettet in ein Stück englische Geschichte. Für Fans der Reihe absolut lesenswert!

V.M. Whitworth – Der letzte Getreue der Königin

Autor V.M. Whitworth
Titel Der letzte Getreue der Königin
Originaltitel The Bone Thief
Übersetzer Katharina Naumann
Serie Wulfgar Band 1
Seitenzahl 446
Verlag Rowohlt Polaris
ISBN 978-3-86252-018-3
Bewertung

Inhalt
Worcester, Mercien, im Jahr 900: Nach dem Tod König Alfreds regieren seine Tochter Athelfled und ihr Mann, König Athelred, über Mercien.
Doch dann wird König Athelred vom Schlag getroffen, und Athelfled sieht Mercien von allen Seiten bedroht. Die einzige Möglichkeit, die Herrschaft über das Land zu erhalten, sieht sie in der Wiederbeschaffung einer Reliquie, den Gebeinen des Heiligen Oswald. Diese befinden sich jedoch in Bardney, einem Ort, der von Dänen besetzt ist.
Wulfgar ist ein junger Mönch, der als Sekretär in Athelfleds Diensten steht. Nur begleitet von dem noch jüngeren und unerfahrenen Edelmann Ednoth soll er die Gebeine aufspüren und nach Gloucester bringen. Doch die beiden sind nicht die einzigen, die sich für diese Reliquien interessieren….

Meine Meinung
Zu Beginn habe ich mir nicht allzu viel von diesem Roman versprochen, denn die Ausgangslage klingt einfach nur zu gewöhnlich: Zwei Männer sollen einen Gegenstand besorgen und erleben dabei ein paar Abenteuer. Das Besondere an diesem Roman sind jedoch die beiden Hauptpersonen. Wulfgar hat so überhaupt nichts Heldenhaftes an sich. Er ist leicht einzuschüchtern, kein bisschen wortgewandt, dabei auch noch recht tollpatschig. Ednoth dagegen ist großspurig und von sich selbst überzeugt, für ihn ist diese Reise ein aufregendes Abenteuer.
Und so wundert es nicht, wenn sie doch ganz anders verläuft, als ich anhand des Klappentextes erwartet hatte. Der Roman beginnt gemächlich, die Spannung steigt jedoch bald, und ab der Mitte konnte ich das Buch kaum noch zur Seite legen, weil einfach so viele fesselnde Dinge passieren. Das Ende kam mir dann allerdings etwas plötzlich, ich hatte den Eindruck, dass die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist, obwohl das Abenteuer abgeschlossen war. Eine Fortsetzung ist schon angekündigt, und so gehe ich davon aus, dass diese Lücken in späteren Bänden dieser Reihe geschlossen werden.
Obwohl es sich bei diesem Roman um eine Erzählung in der Dritten Person handelt, steht Wulfgar ganz klar im Zentrum. Seine Gedanken und Gefühle bekommt der Leser mitgeteilt, und so wird der Mönch zu einem Charakter, den ich mir ganz gut vorstellen konnte. Auch eine Entwicklung im Laufe des Romans ist erkennbar.
Im Vergleich zu Wulfgar bleibt Ednoth leider sehr blass. Man erfährt kaum etwas über ihn, weder wie alt er genau ist, noch, ob er Familie hat, und selbst seine Persönlichkeit bleibt bis auf die offensichtlichen Dinge recht vage. Auch aus den anderen Personen, die nach und nach eingeführt werden, wurde ich nicht schlau, deren Motive für die Handlungen waren nicht immer offensichtlich. Hier hätte ich mich über etwas tiefere Einblicke gefreut.
Die Idee, mal Charaktere in ein Abenteuer zu schicken, die kaum weniger dafür geeignet sein könnten, finde ich an sich nicht schlecht. Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass eine solch wichtige Mission, von der das Schicksal eines ganzen Königreichs abhängt, zwei unerfahrenen und eigentlich völlig unvorbereiteten Männern übertragen worden wäre. Dieser Ansatz ist für mich ziemlich unlogisch, auch in Hinblick auf den Zeitrahmen, der für die Reise angesetzt ist.
Aufklärung darüber, was über die Wiederbeschaffung dieser Reliquie tatsächlich bekannt ist, finden sich im Nachwort. Zudem gibt es ein kleines Glossar, ein Personenverzeichnis und einen kurzen Hinweis zur Währung. Diese wären nicht zwingend nötig gewesen, doch sind sie als Ergänzung recht nett. Eine Karte, um die Reiseroute verfolgen zu können, hätte mir allerdings mehr geholfen.

Fazit
Wer Gefallen an mittelalterlichen Abenteuerromanen mit ungewöhnlichen Hauptcharakteren findet, kann sich diesen Roman gerne genauer anschauen. Als Auftakt einer Reihe gut lesbar.