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Daniel Wolf – Der Vasall des Königs

AutorDaniel Wolf
TitelDer Vasall des Königs
SerieVarennes-Saint-Jacques Prequel zu Band 3
Seitenzahl95
VerlagGoldmann
ISBN978-3-641-18079-9
Bewertung

Inhalt
Varennes-Saint-Jaques, Lothringen, 1255: Balian ist das schwarze Schaf der Familie Fleury. Weder ist er geduldig genug für die Kunst der Buchmalerei, sehr zum Verdruss seines Vaters, noch hat er genügend mathematisches Geschick, um ein guter Händler wie sein Bruder zu sein. Daran gewohnt, von allen als Versager gesehen zu werden, sehnt er sich danach, endlich einmal erfolgreich zu sein und zu erleben, dass seine Familie stolz auf ihn ist.
Als König Wilhelm von Holland ein Heer zusammenstellt, um damit gegen die aufständischen Friesen zu ziehen, folgen die Städte Lothringens dem Aufruf nicht. Doch sieht Balian hier eine Chance, Ruhm zu erwerben. Heimlich schließt er sich dem Kriegszug an…

Meine Meinung
Der Vasall des Königs ist eine Novelle von knapp 100 Ebook-Seiten, die als Prequel zu Das Gold des Meeres geschrieben wurde und die Wartezeit auf diesen Roman ein wenig überbrückt hat.
Aufgrund des geringen Umfangs kann man hier keine ausschweifende Handlung erwarten. Das, was hier beschrieben wird, ist jedoch stimmig und spannend.
Den historischen Hintergrund bildet der Friesenfeldzug König Wilhelms von Holland. Wer wie ich noch nie davon gehört hat muss sich aber keiner großen Bildungslücke schuldig bekennen, denn es handelt sich um kein sehr bedeutsames Ereignis.
Für Balian Fleury jedoch handelt es sich um eine wichtige Erfahrung.
Balian ist zweiundzwanzig Jahre alt, hat aber seinen Platz in der Welt noch nicht gefunden. Von seiner Familie wird er in die Position des Händlergehilfen gedrängt, eine Arbeit, die Balian überhaupt nicht liegt, denn mit Zahlen tut er sich schwer. Sprachen dagegen erlernt er im Handumdrehen, und an den Waffen übt er sich regelmäßig, selbst wenn sein Bruder dies nicht gerne sieht.
Während seines Abenteuers trifft er auf diverse Personen, die ihn prägen, und er erlebt Dinge, die er vorher nicht erwartet hätte.
Der Schreibstil ist angenehm, nicht kompliziert, man kann der Handlung leicht folgen. Die Spannung wird dadurch hoch gehalten, dass man zu Beginn wie auch im späteren Verlauf immer wieder mitten in die Geschichte geworfen wird, während längere Handlungspausen übersprungen werden, wodurch sich die Handlung auf ein gutes halbes Jahr streckt. Dennoch wird man nicht im Unklaren darüber gelassen, wie die aktuelle Situation ist, auch Hintergrundinformationen lässt der Autor so einfließen, dass sie nicht aufgesetzt wirken.
An Zusatzmaterial ist dem Ebook einzig eine Leseprobe für den Folgeroman, Das Gold des Meeres, beigefügt, dabei wäre es sicher nicht verkehrt, wenn auch hier eine Karte enthalten wäre.

Fazit
Dieser Kurzroman ist sicher kein Muss, man kann den Roman Das Gold des Meeres auch lesen, ohne diese Kurzgeschichte zu kennen. Jedoch denke ich, dass es einfach eine nette Zusatzgeschichte ist, die Balian als Hauptfigur des Folgeromans sehr gut charakterisiert, weshalb ich die Lektüre dieser interessanten Zusatzepisode empfehlen würde. Ob diese jedoch 1,99€ wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Daniel Wolf – Das Licht der Welt

Autor Daniel Wolf
Titel Das Licht der Welt
Serie Varennes-Saint-Jacques Band 2
Seitenzahl 1152
Verlag Goldmann
ISBN 978-3-442-48050-0
Bewertung

Achtung: Rezension enthält Spoiler zu Das Salz der Erde

Inhalt
Varennes-Saint-Jacques, Oberlothringen, 1214: Rémy Fleury kehrt nach Ende seiner Ausbildung in seine Heimatstadt zurück, um dort eine eigene Werkstatt als Schreiber zu eröffnen. Doch damit zieht er sich den Zorn des Abtes von Longchamps zu, der in Rémy einen Konkurrenten sieht, verfügt seine Abtei doch über ein Skriptorium, dessen Dienste sich die Mönche gut bezahlen lassen.
Vier Jahre später: Einige junge Männer Varennes dienen im Heer von König Friedrich II. bei der Belagerung von Amance. Angeführt wird die Schar Freiwilliger von Anseau Lefèvre, der seine Männer für eigenen Ruhm opfert. Als Michel Fleury nach dem Rechten sieht, macht er sich in Lefèvre einen Feind fürs Leben…

Meine Meinung
Wie schon in Das Salz der Erde erzählt Christoph Lode unter dem Pseudonym Daniel Wolf eine Geschichte, die viele Jahre umspannt. Auch wenn zwischen den beiden Romanen einige Jahre liegen, so sind die Verhältnisse doch weitestgehend unverändert, und man trifft auf viele alte Bekannte. Obwohl es nicht zwingend notwendig ist, den ersten Band der Reihe zu kennen, um die Handlung in Das Licht der Welt zu verstehen, so empfiehlt es sich dennoch, ihn vorher gelesen zu haben.
Dreh- und Angelpunkt des Romans ist mal wieder die fiktive lothringische Stadt Varennes-Saint-Jacques, die sich seit Beginn des ersten Bandes stark verändert hat. Zwar laufen immer mal wieder historische Personen durchs Bild, und reale Ereignisse haben einen Einfluss auf die Stadt, im Großen und Ganzen ist die Handlung aber fiktiv, so dass der Autor große Freiheiten hat, seine Handlung zu gestalten.
War im ersten Roman noch Michel die Hauptperson, nimmt diese Rolle hier Rémy ein, ohne jedoch seinen Vater komplett in den Hintergrund zu drängen.
Wer den ersten Band kennt, ist mit Rémys Persönlichkeit vertraut. Er ist ein Sturkopf, der seinen eigenen Weg geht, der keinen Sinn darin sieht, vor Autoritäten zu buckeln und sich durch seine eigenbrötlerische Art nicht nur Freunde macht. Mit seinem Vater verbindet ihn auch keine innige Liebe. Im Großen und Ganzen ist er dennoch ein liebenswerter Hauptcharakter, der im Gegensatz zu seinem Vater im ersten Band schon seine Ecken und Kanten hat.
Im Vergleich zu Rémy fällt jedoch rin Großteil der anderen Charaktere stark ab. So kann man die meisten mit ihrem ersten Auftreten in Gut und Böse einteilen. Und Böse bedeutet hier nicht nur, gegen Rémy oder Michel eingestellt zu sein, vielmehr zeigen etliche Charaktere eine solche Boshaftigkeit gegenüber ihrer Mitmenschen, dass es mir deutlich übertrieben vorkam. Insbesondere Anseau Lefèvre zeigt geradezu satanische Züge und zögert auch nicht, unbeteiligten Menschen Schaden zuzufügen, solange er einen Nutzen daraus zieht, und wenn es nur dem eigenen vergnügen dient.
Dadurch sind leider Teile der Handlung vorhersehbar. Geschickte Wendungen führen jedoch dazu, dass das Buch spannend bleibt, auch wenn man sich bereits auf eben diese engestellt hat. Manche Entwicklungen waren dabei logisch, andere erschienen mir doch recht weit hergeholt.
Die Handlung folgt im Großen und Ganzen einem roten Faden, der sich jedoch immer mal wieder in Kleinigkeiten und neuen Handlungssträngen verliert, so dass ich mich schon gelegentlich gefragt habe, worauf das alles hinauslaufen soll.
Die Sprache ist einfach und zweckmäßig, so dass man der Handlung problemlos folgen kann. Auch wenn die Personen mal in deutschen, mal in französischen Gebieten unterwegs sind, so wird doch auf die Verwendung französischer Begriffe weitestgehend verzichtet. Nur in Fällen, in denen es für die Handlung wichtig ist, wird überhaupt auf die Zweisprachigkeit hingewiesen.
Die Taschenbuchausgabe verfügt in der vorderen Klappe über eine farbige Karte der fiktiven Stadt Varennes Saint Jacques sowie einer weiteren Karte der Region Oberlothringen, ein ausführliches Personenregister, ein Glossar sowie ein Nachwort zum historischen Kontext und ist somit sehr gut ausgestattet.

Fazit
Ein spannender Roman, der insbesondere unter den stark stereotypen Charakteren leidet, der mich aber dennoch gut unterhalten konnte. Für Leser von Rebecca Gablé, Ken Follett oder Ildefonso Falcones einen Blick wert, jedoch empfehle ich, vorher den ersten Band der Reihe zu lesen.

Daniel Wolf – Das Salz der Erde

Autor Daniel Wolf
Titel Das Salz der Erde
Serie Varennes-Saint-Jacques Band 1
Seitenzahl 1149
Verlag Goldmann
ISBN 978-3-442-47947-4
Bewertung

Inhalt
Varennes-Saint-Jacques, Oberlothringen, 1187: Michel de Fleury ist der Sohn eines ehemaligen Leibeigenen, der nach seiner Flucht die Freiheit erlangt hat und zu Wohlstand gekommen ist. Nachdem er einige Jahre in Mailand verbracht hat, wo er eine Händlerlehre absolviert hat, kehrt der junge Mann nach Hause zurück. Doch schnell muss er feststellen, dass seine Heimat sich zum Negativen verändert hat. Nicht nur wird das gemeine Volk von dem Ritter Aristide de Guillory terrorisiert, auch Bischof Ulman, der Herr der Stadt, sorgt für Unmut. Und so wundert es Michel nicht, als er von seinem alten Freund Gaspard Caron in einen Plan eingeweiht wird, um sich des Bischofs zu entledigen. Michel aber ist für eine gewaltfreie Lösung…

Meine Meinung
Bei diesem Roman handelt es sich um den Auftakt einer Serie, die in der fiktiven lothringischen Stadt Varennes-Saint-Jacques zur Zeit Kaiser Barbarossas spielt. Der historische Hintergrund spielt hier nur eine untergeordnete Rolle, der Kreuzzug sowie diverse innenpolitische Themen werden zwar angesprochen, vordergründig geht es jedoch um die kleine Stadt und Michels persönliches Schicksal. Dadurch, dass die Stadt fiktiv ist, hat der Autor große Freiheiten in der Gestaltung und Entwicklung seines Handlungsortes und seiner Charaktere.
Während ich die Darstellung einiger Charaktere wie Michels Bruder Jean oder auch Isabelle Caron sehr gelungen fand, waren mir leider einige der anderen Personen zu platt dargestellt. Michel selbst fällt leider auch darunter, Ecken und Kanten hat er kaum, sein einziger Fehler ist, dass er die falsche Frau liebt. Dabei ist er sehr fortschrittlich, ja geradezu modern eingestellt, was die Stellung der Frau und soziale Verantwortung betrifft. Und auch die Gegenspieler zeigen nicht besonders viele Facetten. So ist Bischof Ulman vor allen Dingen eitel und schert sich überhaupt nicht um das Wohl seiner Stadt, und de Guillory macht sich einen Spaß daraus, die Menschen zu schikanieren, egal, was diese von ihm denken, schließlich steht er über ihnen.
Über einfach gestrickte Charaktere kann ich hinwegsehen, wenn die Handlung mich dafür umso mehr anspricht und in sich stimmig ist. In diesem Fall ist sie nicht allzu kompliziert gestaltet, etwa ab der Hälfte hatte ich den Eindruck, dass es ein paar Wiederholungen gibt: Während Michel eigentlich nur das Beste für seine Heimatstadt will und dafür auch eine Stellung annimmt, die er nie einnehmen wollte, sehen seine Gegenspieler alle seine Handlungen als persönlichen Angriff, weshalb sie immer wieder intrigieren und selbst positive Entwicklungen in der Stadt und dem Umfeld negativ sehen, und so hat mal die Gilde, mal einer der Gegenspieler die Oberhand.
Ein paar Handlungsstränge waren in meinen Augen unnötig, hatten sie doch keine Auswirkungen auf das weitere Geschehen, und auch ein paar eher unlogische Dinge sind mir negativ aufgefallen, beispielsweise der rasante Aufstieg von Michels Familie innerhalb von nur 13 Jahren von Leibeigenen ohne Vermögen zu angesehenen Händlern mit eigenem Haus und Dienstboten oder auch die späte Reue, die diverse Charaktere Michel gegenüber an den Tag legen. Doch sind dies nur Kleinigkeiten, die über die vielen Jahre, die das Buch umfasst, kaum ins Gewicht fallen. Auch war längst nicht alles vorhersehbar, einige Ereignisse wie der Tod der einen oder anderen wichtigen Person hätte ich so überhaupt nicht erwartet, so dass die Handlung bis zum Ende selten langweilig ist. Eine leichte Kürzung und vielleicht die eine oder andere Wendung weniger hätte dem Roman aber sicher nicht geschadet.
Das Buch besticht mit einer hervorragenden Ausstattung. So gibt es Karten von Varennes-Saint-Jacques und Oberlothringen, ein Personenregister, ein umfangreiches Glossar sowie Anmerkungen zum historischen Hintergrund, durch die man ein paar weitere Hintergrundinformationen erhalten kann.

Fazit
Die durchaus spannende Geschichte wird leider durch die schwache Charaktergestaltung und repetitive Handlungen leicht getrübt, langweilig war mir trotzdem zu keinem Zeitpunkt, so dass ich meinen Spaß mit diesem Roman hatte, auch wenn es noch genügend Raum für Verbesserungen gibt. Für Fans von Rebecca Gablé oder Ken Follet einen Blick wert, wer mit Romanen der beiden Autoren allerdings wenig anfangen kann, wird möglicherweise mit Daniel Wolf ebenfalls nicht glücklich werden.