Schlagwort-Archive: Henry VIII.

Rebecca Gablé – Der dunkle Thron

AutorRebecca Gablé
TitelDer dunkle Thron
SerieWaringham Band 4
Seitenzahl956
VerlagLübbe
ISBN978-3-431-03840-8
Bewertung

Inhalt
Waringham, 1529: Mit vierzehn Jahren muss Nicholas of Waringham zusehen, wie sein Vater verhaftet wird. Ihm wird vorgeworfen, an der Verbreitung einer ketzerischen Schrift beteiligt zu sein. Im Tower stirbt er an den Folgen der Folter, aber nicht, ohne noch einmal mit seinem Sohn geredet zu haben.
Zurück auf Waringham muss Nick nicht nur mit dem Tod seines Vaters zurechtkommen, auch die finanzielle Lage der Baronie und des Gestüts ist verheerend. Doch schon bald wird er in die Wirren der Politik einbezogen, denn was sein Vater ihm auf dem Totenbett mitgeteilt hat, kann schwerwiegende Folgen für das ganze Königreich haben…

Meine Meinung
Mit diesem vierten Roman über die Familie Waringham verlässt die Autorin das Mittelalter und beschreitet neue Wege. Auf Kampfbeschreibungen wird hier fast völlig verzichtet, obwohl es bestimmt die Möglichkeit gegeben hätte, Nicholas in den Krieg ziehen zu lassen. Stattdessen beschäftigt sich dieser Roman sehr viel mit der Innenpolitik des Landes, viel mehr, als es bei den vorhergehenden Bänden der Reihe der Fall ist. Schließlich geht es unter anderem um die Reformation in England sowie die Ehen von König Henry VIII. Es ist nicht zwingend notwendig, Vorkenntnisse zu dieser Zeit zu besitzen, um der Handlung zu folgen, doch hat dies das Lesen ein wenig erleichtert. Nicht selten rollen hier Köpfe,
Anders als bei den anderen Englandromanen Gablés sind die Waringhams hier nicht Vertraute des Königs. Stattdessen ist es Prinzessin Mary, der Nicholas‘ Loyalität gehört. Diese wurde überwiegend sympathisch und als Opfer ihres Vaters dargestellt, meiner Meinung nach ein wenig zu positiv, wenn man bedenkt, welchen Beinamen Mary Tudor im späteren Verlauf ihres Lebens erhalten hat.
Trotz der Veränderungen, die Waringham in den letzten Jahren durchgemacht hat, ist Nicholas ein typischer Spross der Familie. Er ist hitzköpfig und handelt aus dem Bauch heraus, auch wenn er dadurch so manchen Leuten vor den Kopf stößt. Über den Verlauf des Romans, der immerhin 24 Jahre umfasst, lernt er allerdings in Bezug auf Zurückhaltung nichts dazu, was ihn das eine oder andere Mal in Schwierigkeiten bringt, auch hat er anscheinend seine Probleme, erwachsen zu werden. Die Spitznamen, mit denen er seiner Stiefmutter und Stiefschwester bedacht hat, sind nicht gerade schmeichelhaft und recht kindisch, werden allerdings bis zum Ende des Buches beibehalten, was mich nach einer Weile doch sehr genervt hat. Auch ist Nicholas Träger der Waringham’schen Gabe, durch die er ein besonderes Gespür für Pferde hat, jedoch spielt diese Gabe in diesem Roman nur eine untergeordnete Rolle.
Schon im dritten Band über die Waringhams ist mir aufgefallen, wie sehr die Autorin sich doch auf Charaktere bezieht, die Nachkommen von Protagonisten ihrer anderen Romanen sind. Dies ist hier noch viel mehr der Fall, nicht nur, dass mehr als nur ein paar Cousins und Cousinen aus verschiedenen Nebenlinien der Waringhams gerade dann ins Spiel kommen, wenn sie gerade mal hilfreich sind, auch Durhams spielen eine wichtige Rolle, und selbst ein Helmsby hat einen kleinen Gastauftritt. Auch wenn ich es ganz nett finde, hier und da mal eine kleine Verbindung zwischen den einzelnen Büchern entdecken zu können, war mir das hier eindeutig zu viel. Nun kenne ich sämtliche Vorgänger, habe sie noch gut in Erinnerung und kann deshalb mit diesen Beziehungen etwas anfangen, doch für einen Neueinsteiger mag dies alles recht verwirrend sein, auch wenn ein Stammbaum der Waringhams dem Buch beigefügt ist.
Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und auch so spannend beschrieben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte, obwohl ich doch das eine oder andere Mal von Nick und seinem gelegentlich kindischen Verhalten genervt war. Karten, Personenregister und ein ausführliches Nachwort runden das Buch ab.

Fazit
Auch wenn die Waringhams in der Neuzeit angekommen sind, handelt es sich hier um einen typischen Gablé-Roman. Wer die anderen Bücher der Autorin kennt, wird hier auch möglicherweise seine Freude haben, auch wenn Nick sich manchmal recht kindisch verhält, Neueinsteigern würde ich den Roman wegen der vielen Bezüge allerdings nicht empfehlen.

Charlotte Lyne – Die zwölfte Nacht

AutorCharlotte Lyne
TitelDie zwölfte Nacht
Seitenzahl671
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36717-7
Bewertung

Inhalt
England, 1518: In ihrer Kindheit verbringt Catherine Parr eine kurze Zeit auf Wolf Hall, dem Sitz der Seymours, wo sie sich mit den Brüdern Edward und Thomas anfreundet, die verschiedener kaum sein könnten. Seit dieser Zeit will sie unbedingt ein Buch schreiben und Latein lernen.
Als sie Jahre später wieder auf die Seymour-Brüder trifft, lebt die Freundschaft wieder auf. Durch Edward gelangt sie in Kontakt zu reformatorischen Bemühungen in England, und zu Thomas entbrennt eine tiefe Liebe. Doch Tom ist keine gute Partie, gilt er doch als mittelloser Lebemann. Und so ist Catherine gezwungen, den Antrag von Edwyn Borough anzunehmen…

Meine Meinung
In diesem Roman geht es um die späteren Jahre König Henrys VIII., etwa ab dem Zeitpunkt, zu dem er die Scheidung von seiner ersten Frau Catalina von Aragon durchsetzen will, bis kurz über seinen Tod hinaus. Dabei stehen die Bemühungen der englischen Reformatoren stark im Vordergrund, auch die Ehen Henrys werden aus dieser Perspektive beleuchtet.
Im Mittelpunkt des Romans aber steht das Leben der Catherine Parr, die als Frau zum Spielball der Mächtigeren wird. Sie wird als tiefgründige, aber äußerlich unscheinbare Person beschrieben, mit der ich aber nicht unbedingt mitfühlen konnte.
Das Bild, das hier von Thomas Seymour gezeichnet wird, ist das eines Mannes, der von allen Seiten missverstanden wird. Ob dies tatsächlich seinerzeit der Fall war oder ob er doch tatsächlich so berechnend war, wie er häufig von Zeitgenossen dargestellt wird, kann man heute nur raten. Auch die Frage, ob sich Tom und Catherine so früh kennen gelernt haben wie hier beschrieben, fällt in den Bereich der Spekulation, da wenig über Catherines Kindheit bekannt ist. Dennoch fühlt sich diese Theorie stimmig an.
Ein Motiv, das hier immer wieder erscheint, ist die Twelfthnight, das Ende der Weihnachtsfeierlichkeiten, das bei Hofe mehr oder weniger ausgelassen gefeiert wird. Die Motive aus dem bekannten Lied, das dem Roman vorangestellt ist, werden hier in den zwölf Kapiteln wieder aufgegriffen.
Über die Reformation in England wusste ich bisher sehr wenig, und so konnte ich durch diesen Roman einen guten Einblick erhalten. Ohne jegliche Vorkenntnisse ist es aber nicht allzu leicht, den Überblick zu behalten, insbesondere, wenn es um theologische Feinheiten wie Transsubstantiation oder Realpräsens geht. Auch die große Anzahl an überwiegend historischen Personen ist ohne Vorkenntnisse schwer zu überschauen, hier hilft jedoch ein Personenregister sehr. Die Autorin hat zudem kleinere Anpassungen vorgenommen, Namen verändert, damit man die Personen besser auseinanderhalten kann, und Schauplätze gestrichen. Informationen darüber finden sich im Nachwort, so dass die Änderungen nicht willkürlich erscheinen.
Obwohl hier eine Liebesgeschichte im Zentrum steht, kann man nicht davon ausgehen, dass sich dieser Roman schnell mal nebenbei weglesen lässt. Eher ist das Gegenteil der Fall. Dies liegt unter anderem an der verwendeten Sprache, die stellenweise derb ist, wenn von Ärschen und geilen Böcken die Rede ist, dann wieder eher poetisch erscheint, wenn Toms Schönheit beschrieben wird. Die Sprache ist insgesamt eher altertümlich gehalten, ohne dabei künstlich oder gestellt zu wirken.

Fazit
Ein Roman, der einen Überblick über die Stationen der Reformation und die Ehen Henrys VIII. liefert, dabei aber nicht mal eben nebenbei zu lesen ist.