Schlagwort-Archive: 13. Jh.

Katia Fox – Der goldene Thron

AutorKatia Fox
TitelDer goldene Thron
SerieEllenweore-Trilogie Band 3
Seitenzahl767
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-16440-0
Bewertung

Achtung: Enthält Spoiler zu Das kupferne Zeichen und Der silberne Falke!

Inhalt
Tancarville, 1162: Als jüngster Sohn seines Vaters hat Guillaume kein Erbe zu erwarten. Die einzige Möglichkeit, ein Lehen zu erhalten, besteht für ihn darin, ein großer, erfolgreicher Ritter zu werden. Und so versucht er schon als Knappe, immer sein Bestes zu geben. Dies missfällt jedoch einigen seiner Kameraden, müssen sie sich an Guillaume messen lassen.
Eine Ablenkung von der Ausbildung bieten Guillaume die Sonntage, die er mit dem Schmiedelehrling Alan mit Schwertkampfübungen verbringt. Doch schon bald macht der junge Knappe eine überraschende Entdeckung, denn Alan ist gar kein Junge. Er beschließt, ihr Spiel mitzuspielen und das Geheimnis zu wahren…

Meine Meinung
Mit Der goldene Thron liegt hier der abschließende Band einer Trilogie vor, der parallel zu den beiden Vorgängern spielt. Während man die Vorgänger aber sehr gut für sich lesen kann, würde ich dies hier nicht empfehlen. Besonders im ersten Drittel werden sehr viele Szenen aufgegriffen, die bereits in Das kupferne Zeichen aus einer anderen Perspektive erzählt wurden, im späteren Verlauf werden es dann etwas weniger bekannte Szenen. Dies führt einerseits zu einigen Aha-Erlebnissen, weil sich manche Situation nun völlig anders darstellt, andererseits aber auch dazu, dass man das Gefühl hat, schon das meiste zu kennen. Dazu kommt, dass diese Szenen zum Teil völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind. Diese Ereignisse sind in den anderen Bänden der Reihe wichtig, die auftretenden Personen bekannt, hier wirken sie wie Fremdkörper, weil sie nur kurz erwähnt, aber noch nicht einmal in ihrer Funktion beschrieben werden. Am schlimmsten fand ich jedoch, dass es an einer Stelle zu einer großen Bedrohung kommt, die dann mal eben aus der Welt geschafft wird, während Guillaume nicht anwesend ist. Der Leser erfährt hier überhaupt nicht, was genau diese Bedrohung war, wie sie abgewendet wurde und was mit den Tätern geschehen ist, weil dies alles in Das kupferne Zeichen beschrieben wird. Selbst wenn dieses Buch eine Ergänzung zu den anderen Bänden bildet, so erwarte ich hier trotzdem, eine vollständige Geschichte vorzufinden.
Ein weiteres Problem, das ich mit dieser Erzählweise hatte, war, dass diese doppelten Szenen um Ellen und Guillaumes Sohn William exponiert beschrieben werden, William tritt immer mal wieder in Erscheinung, doch die realen Kinder Guillaumes werden kaum erwähnt, von einigen werden nicht einmal die Namen genannt.
Guillaume le Maréchal, auch als William Marshal bekannt, war einer der bekanntesten Ritter des Mittelalters. Er diente fünf gekrönten Häuptern und war selbst Regent und hat ein für die damalige Zeit nahezu biblisches Alter von über siebzig Jahren erreicht. In dieser Position, immer an der Seite von Königen, hat er ständig über politische Ereignisse auf dem Laufenden sein müssen, immer das Für und Wider einzelner Aktionen abwägen müssen. Einem solchen Mann in einem Roman von gut 760 Seiten gerecht zu werden ist eine große Herausforderung, kommen hier die oben erwähnten Probleme dazu, ist es unmöglich.
Immer wieder werden Jahre übersprungen, was der Darstellung der Charaktere nicht gerade zuträglich ist. Guillaume selbst ist hier immer und ausschließlich der gute, treue Ritter, der nie einen schlechten Gedanken hegt und im Gegensatz zu anderen Beratern nie auf eigenen Vorteil bedacht ist. Er ist einfach zu positiv beschrieben, als dass die Beschreibungen glaubhaft sein könnten. Die meisten Personen auf seinem Lebensweg werden meist sehr oberflächlich beschrieben, selbst Isabelle, Guillaumes spätere Frau, die eine große Rolle in seinem Leben spielt, zeigt nicht viel Persönlichkeit.
Während Katia Fox mit ihren ersten beiden Romanen einen Blick auf die Handwerker und Kaufleute geworfen hat, sollte hier auf die herrschende Klasse, die Könige und die hohen Adeligen geschaut werden. Doch anstatt hier politische Ereignisse im Zusammenhang darzustellen, so dass man sie als Leser einfach nachvollziehen kann, werden sie oftmals oberflächlich und von sonstigen Begebenheiten losgelöst betrachtet. Hier begehrt einer der Söhne des Königs auf, da der nächste, aber warum eigentlich genau oder was dazwischen passiert ist, das wird allerhöchstens am Rande erwähnt. Mal schenkt ein König Guillaume seine Gunst, dann wieder scheint etwas gegen ihn im Gange zu sein, dann plötzlich ist wieder alle in Ordnung, aber warum nun genau, wer dahinter steckt, wer Guillaume warum in Misskredit gebracht hat, das wird nicht klar.
Ausgestattet ist der Roman mit einer kleinen Karte und einem kurzen Nachwort. Ein Personenregister hätte hier bei der großen Anzahl an Personen auf keinen Fall geschadet.

Fazit
Haben mir die ersten beiden Bände der Reihe noch recht gut gefallen und waren sie in sich stimmig, kann ich das von diesem Roman nicht gerade sagen. Wenn man dieses Buch lesen möchte, sollte man zwingend die anderen beiden Bände kennen, da die Erzählung sonst lückenhaft ist, doch auch so bietet Der goldene Thron nur einen groben Abriss über das Leben Guillaume le Maréchals.

Robyn Young – Die Blutsfeinde

AutorRobyn Young
TitelDie Blutsfeinde
OriginaltitelRequiem
ÜbersetzerNina Bader
SerieBrethren-Trilogy Band 3
Seitenzahl703
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36659-0
Bewertung

Achtung: Enthält Spoiler zu Die Blutschrift und Die Blutritter!

Inhalt
Frankreich, 1295: Nach dem Fall von Akkon treibt den Tempelritter William Campbell nur noch eines: Die Rache an König Edward, dem Will die Schuld am Tod einiger geliebter Menschen gibt und der in das Geheimnis der Anima Templi, der geheimen Bruderschaft innerhalb des Tempels, eingeweiht ist. Doch außer Will weiß niemand, wie sehr Edward tatsächlich in finstere Machenschaften verwickelt ist, schließlich hat er über Jahre hinweg seine eigenen Geheimnisse verborgen gehalten.
Doch dann bittet Edward die Templer, ihn in seinem Kampf gegen die Schotten zu unterstützen, einen Kampf Christen gegen Christen in Wills Heimat. Als der Orden zustimmt, muss Will eine wichtige Entscheidung treffen…

Meine Meinung
Die ersten beiden Bände um den fiktiven Tempelritter William Campbell, der zudem auch noch Mitglied einer geheimen Bruderschaft ist, konnten mich beim Lesen mitreißen, beide habe ich nicht nur ein Mal mit Begeisterung gelesen. Dieser dritte Band dagegen hat mir zwar immer noch gefallen, kann aber nicht vollständig mithalten.
Geschichtlich gesehen beschreibt der Roman eine interessante Zeit, zum einen die letzten Jahre der Tempelritter, zum anderen die schottischen Unabhängigkeitskämpfe unter William Wallace und Robert Bruce, und Will, als Templer schottischer Herkunft, steckt hier mitten drin. Und genau darin liegt auch eine der Schwächen des Romans: Der Versuch, die Brücke zwischen beiden Ereignissen zu schlagen, gelingt der Autorin nicht vollständig, weil unweigerlich Vieles auf der Strecke bleiben muss. So bekommt man viele Dinge nur nebenbei mit, wer sich mit der Zeit beschäftigt hat, kann die Lücken mit Ereignissen füllen, wer sich jedoch nicht auskennt, wird sich möglicherweise häufiger fragen, wie es jetzt dazu gekommen ist.
Will Campbell ist inzwischen nahezu fünfzig Jahre alt, ein gestandener Mann und erfahrener Kämpfer, und trotzdem ist er noch immer ein Hitzkopf wie zu seiner Jugend. Und so lässt er sich zu einer unüberlegten Tat hinreißen, die sein weiteres Leben in eine ganz andere, unerwartete Richtung lenkt. Trotzdem ist er noch derselbe wie in den Vorgängern, er versucht auf seine eigene Weise, Unheil abzuwenden und kann sich nicht von der politischen Spielwiese zurückziehen. Nicht wenige seiner Entscheidungen waren mir hier zu übertrieben, scheint er doch alleine gegen zu viele Mächtige kämpfen zu wollen.
Intrigen, Spionage und politische Verwirrungen kommen in diesem Roman nicht zu kurz, Will ist mal hier, mal da beschäftigt, und immer wieder steht er auch in Kontakt zu alten Freunden. Die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Szenen sind dabei nicht immer klar, besonders wenn man ohne Vorkenntnisse dieser Zeit an diesen Roman herangeht, könnte es sehr verwirrend werden.
Mehr als ein Mal gerät Will in Gefangenschaft, für meinen Geschmack zu oft, zudem er meist nur durch viel Glück entkommen kann.
Die geheime Bruderschaft Anima Templi, deren Kopf Will zwischenzeitlich war und die er bald verlässt, spielt in diesem Roman eine wichtige Rolle. Wer die vorherigen Bände nicht kennt, könnte möglicherweise seine Schwierigkeiten mit dieser Geheimgesellschaft haben, wird doch kaum auf die ersten beiden Bände Bezug genommen. Aus diesem Grund würde ich nicht empfehlen, diesen dritten Band für sich zu lesen.
Der Schreibstil ist angenehm, die Übersetzung von Nina Bader wie gewohnt gut zu lesen. Allzu blutige Beschreibungen findet man hier nicht vor, doch sollte man sich bewusst sein, dass auch hier Krieg ein wichtiges Thema ist, selbst wenn ein Großteil der Handlung sich eher auf der politischen Ebene abspielt. Romantik wird man dagegen kaum vorfinden, auch wenn hier und da kleinere Andeutungen erkennbar sind.
Der Roman wird durch etliche Zusatzmaterialien abgerundet. So findet man vorne eine Europakarte, die grob die wichtigsten Orte darstellt, hinten im Buch sind zudem ein Personenregister, ein Glossar und ein Literaturverzeichnis zu finden. Ein Nachwort zum historischen Kontext liefert einige Hintergründe nach und erläutert, wo die Autorin von Tatsachen abgewichen ist.

Fazit
Auch wenn mich dieses Buch nicht so sehr packen konnte wie wie Vorgänger, habe ich es gerne gelesen. Im Gegensatz zu diesen wird es hier um einiges politischer, die Zusammenhänge sind nicht immer klar erkennbar, zudem sind mir manche von Wills Handlungen nicht ganz überzeugend dargestellt. Für diejenigen, die sich für die letzten Jahre der Templer interessieren, möglicherweise ein ansprechender Roman, jedoch sollten die Vorgängerbände bekannt sein, um Zusammenhänge verstehen zu können.

Robyn Young – Krieger des Friedens

AutorRobyn Young
TitelKrieger des Friedens
OriginaltitelRenegade
ÜbersetzerNina Bader
SerieInsurrection Trilogie Band 2
Seitenzahl638
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-37247-8
Bewertung

Achtung: Diese Rezension enthält kleinere Spoiler zu Rebell der Krone!

Inhalt
Irland, 1299: Robert Bruce ist von seinem Amt als Hüter Schottlands zurückgetreten, um sich auf die Suche nach dem Stab des Malachias zu begeben. Er will verhindern, dass dieser König Edward in die Hände fällt, denn einer Prophezeiung zufolge würde dies eine Einigung der britischen Reiche unter englischer Herrschaft bedeuten, dabei ist die Unabhängigkeit Schottlands Roberts größter Wunsch.
Während die Suche selbst erfolgreich verläuft, endet die Reise für Robert selbst nicht ganz so glimpflich, denn er wird gefasst und von Richard de Burgh, dem Earl of Ulster, gefangen gehalten.
In der Zwischenzeit befindet sich Edward wieder einmal auf Kriegszug in Schottland.

Meine Meinung
Der zweite Band dieser Trilogie setzt einige Monate nach Ende des ersten ein, so dass die Geschichte nahezu nahtlos weitererzählt wird. Auf Rückblicke auf den ersten Band wird weitestgehend verzichtet, Personen werden höchstens ganz kurz vorgestellt, nicht so ausführlich, wie es in Rebell der Krone der Fall war. Auch wenn ein sehr umfangreiches Personenregister die Orientierung erleichtert, würde ich nicht empfehlen, mit diesem Band in die Geschichte um Robert Bruce einzusteigen.
Wie schon im letzten Band wird Robert überwiegend sympathisch beschrieben, dennoch tut er Dinge, die mir nicht gefallen haben oder die ich aus meiner Sicht schwierig nachvollziehen kann, die aber im Rahmen des Romans logisch erscheinen. Er ist ein Mensch seiner Zeit, er hat das große Ziel im Auge und setzt dafür viel aufs Spiel. Robyn Young schafft es, Robert Bruce lebendig werden zu lassen und findet Motive für sein Handeln wie beispielsweise gelegentliche Wechsel der Seiten. Er hat Ecken und Kanten, und besonders im Umgang mit Elizabeth de Burgh zeigt er seine negativen Seiten.
Auch manch andere Charaktere werden vielschichtig und glaubwürdig beschrieben, doch aufgrund der Fülle an Personen kann einfach nicht jede vollständig charakterisiert werden, so dass einige eher oberflächlich dargestellt werden. Insbesondere König Edward wird hier überwiegend negativ beschrieben, ist er doch der Aggressor, der für Unfrieden in Schottland sorgt, doch ist die Darstellung nicht so einseitig, dass sie vollständig aus der Luft gegriffen wirkt.
In Krieger des Friedens wird ein Zeitraum von etwa sechs Jahren abgedeckt, in denen der Freiheitskampf der Schotten mal mehr, mal weniger erfolgreich war. Dadurch kommt es zu einigen Kämpfen, die zwar ausführlich, aber nicht bis ins Detail beschrieben werden. Dennoch sollte man nicht allzu zart besaitet sein, denn ganz kann auf blutige Darstellung von Gewalt nicht verzichtet werden.
Lücken in der Überlieferung werden wie im Vorgängerband gekonnt genutzt, um eine spannende Geschichte zu erzählen, auch wenn dadurch Abweichungen in der eigentlichen Abfolge der Ereignisse in Kauf genommen werden müssen. Die Darstellung ist dennoch glaubhaft und hat dazu geführt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte.
Der Schreibstil in der Übersetzung von Nina Bader ist gewohnt gut und flüssig, einzig die Häufung an erweiterten Partizipien hat mich manches Mal leicht irritiert, aber man gewöhnt sich daran.
Das Buch weist einiges an Zusatzmaterial auf: Neben dem oben erwähnten Personenregister und einem Nachwort zum historischen Hintergrund gibt es noch ein Glossar sowie zwei Karten.

Fazit
Eine gelungene, spannende Fortsetzung zu Rebell der Krone, die ich Interessierten an schottischer Geschichte empfehlen möchte und die sich trotz der Fülle an Personen auch als Einstieg in dieses Thema eignet.

Vielen Dank an den Blanvalet-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!

Robert Low – Der Löwe erwacht

AutorRobert Low
TitelDer Löwe erwacht
OriginaltitelThe Lion Wakes
ÜbersetzerChristine Naegele
SerieDie Königskriege Band 1
Seitenzahl464
VerlagHeyne
ISBN978-3-453-41168-5
Bewertung

Inhalt
Schottland, 1297: John Balliol, König der Schotten, ist von Englands König, Edward I., abgesetzt und seiner Insignien beraubt worden. Doch noch immer brodelt der Widerstand gegen die englische Besatzung, immer wieder begehrt das Volk gegen die Unterdrücker auf, und auch die Adeligen Schottlands müssen sich für eine Seite entscheiden.
Henry „Hal“ Sientcler ist ein junger Ritter, der sich eigentlich aus den Kriegshandlungen heraushalten will, doch so einfach ist dies nicht. Auf der Burg Douglas trifft er auf Robert Bruce und John Comyn, den Earl of Buchan, deren Familien verfeindet sind. Als während einer Jagd eine Leiche gefunden wird, sind mehrere Parteien an der Aufklärung des Mordes interessiert…

Meine Meinung
Wenn ich diesen Einstieg in eine Trilogie mit einem einzigen Wort beschreiben müsste, so wäre dies „verwirrend“. Denn obwohl ich durch andere Romane bereits mit einem Großteil der historischen Persönlichkeiten vertraut bin, hatte ich hier doch meine Schwierigkeiten, überhaupt durchzusteigen.
Dies liegt zunächst an der großen Anzahl der Charaktere, die gleich zu Beginn eingeführt werden, fiktive wie auch historische. Aber nicht die Anzahl ist so verwirrend, sondern besonders die Art und Weise der Einführung hat mir Schwierigkeiten bereitet.
So geht es zu Beginn seitenweise um den „Hundejungen“, der keinen anderen Namen trägt, darum, wie er in diese Position gekommen ist, wie er von den Menschen um ihn herum behandelt wird. Doch viele der in dem Zusammenhang eingeführten Personen tauchen im weiteren Verlauf des Romans gar nicht weiter auf, stattdessen wird die nächste Person und deren Umkreis genauer vorgestellt. Und so hat es eine ganze Weile gedauert, bis sich eine richtige Hauptperson herauskristallisiert hat.
Dabei handelt es sich um Hal Sientcler von Herdmanston, einen jungen Ritter ohne großes Vermögen, der eigentlich Sir Patrick Dunbar lehnspflichtig ist, durch die Umstände aber in den Dienst der Bruces gerät. Durch die Ermittlungen in dem Mordfall und die Liebe gerät er zwischen die Fronten. Seine Motive konnte ich größtenteils nachvollziehen, auch wenn mir ein wenig der Einblick in sein Innenleben gefehlt hat.
Bei vielen der Nebenfiguren handelt es sich um Leute niederen Standes. Da wären Hals Gefährten, die mit ihm durchs Land ziehen und auch an Kämpfen gegen die Engländer teilnehmen, doch mit den wenigsten bin ich in irgend einer Form warm geworden, sie waren bloß eine Reihe von Namen, die dann nach und nach aus dem Roman verschwunden oder auch mal dazugekommen sind und die sich höchstens durch äußere Merkmale hervorgetan haben. Dann ist da noch der walisische Bogenschütze Addaf, der auf Seiten der Engländern an den Schlachten bei Stirling Bridge und Falkirk teilnimmt und durch dessen Augen man einen Blick auf die andere Seite erhaschen kann, der aber eigentlich keine große Rolle spielt. Und dann sind da noch diejenigen, die in irgendeiner Form in den Mordfall verwickelt sind.
Um einen Überblick über die ganzen Charaktere zu behalten, gibt es ein sehr ausführliches Personenregister. Zum Nachschlagen zwischendurch finde ich es jedoch ungeeignet, weil auf Ereignisse, die lange nach Ende des ersten Bandes der Trilogie geschehen, eingegangen wird.
Zusätzlich war auch die Handlung zunächst schwer nachzuvollziehen. Wer steht hier gerade auf welcher Seite und warum, warum treffen alle auf Burg Douglas zusammen, und warum ist der Tote, der während der Jagd aufgefunden wird, plötzlich so wichtig? Der Mordfall wirkt hier meiner Meinung nach doch recht aufgesetzt, denn auch wenn er mit einem großen Geheimnis zusammenhängt, so konnte er mich gar nicht packen.
Erst nach etwa der Hälfte des Romans war ich in der Geschichte drin, nachdem die vielen handelnden Personen aufgestellt und die Fronten geklärt waren. Große Schwierigkeiten haben mir weiterhin viele Rückblicke bereitet, wenn plötzlich mitten in einer Szene über Vergangenes nachgedacht wird, dies aber nicht sofort ersichtlich wird. Auch größere Zeitsprünge um einige Wochen oder Monate, die gerade dann ansetzen, wenn etwas Spannendes passiert ist und ich auf die Reaktion der anderen Beteiligten gespannt war, haben den Lesefluss gestört.
Dabei ist die Geschichte gar nicht mal unspannend. Die Schlachten bei Stirling Bridge und Falkirk stehen zwar nicht im Zentrum des Romans, doch werden sie glaubwürdig überwiegend aus der Sicht der kleinen Leute beschrieben, der Fußsoldaten und Bogenschützen. Das Kämpfen wird hier nicht so ausführlich zelebriert, wie es bei manch anderem Autor der Fall ist, doch fließt auch hier recht viel Blut. Doch kann dieser positive Aspekt leider nicht über die Kritikpunkte hinwegtrösten.
Dennoch hat mir das Ende dieses ersten Bandes Hoffnung auf den zweiten Teil gemacht, so dass ich die Reihe noch nicht abschreiben mag.

Fazit
Der Auftakt dieser Trilogie überhäuft einen direkt mit Informationen, so dass der Einstieg sich schwierig gestaltet. Wer sich für diesen Abschnitt der schottischen Geschichte interessiert, kann sich den Roman gerne genauer anschauen, doch sollten schon einige Vorkenntnisse vorhanden sein, auch sollte man keine allzu leichte Lektüre erwarten.

Vielen Dank an den Heyne-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!

Tanja Kinkel – Das Spiel der Nachtigall

AutorTanja Kinkel
TitelDas Spiel der Nachtigall
Seitenzahl924
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-63632-9
Bewertung

Inhalt
Wien, 1194: Nichts ist dem jungen Walther lieber, als Verse zur Musik zu dichten, und so steht er bald in Konkurrenz zu seinem Lehrherrn Reinmar. Doch am herzoglichen Hof ist nicht alles, wie es sein sollte, denn wegen der Gefangennahme König Richards von England zwei Jahre zuvor steht Herzog Leopold unter dem Kirchenbann. Ein Reitunfall hat schwerwiegende Folgen.
Die Jüdin Judith will in Salerno ihre Ausbildung als Medica antreten. Auf der Durchreise geraten sie und ihr Vater, der ebenfalls Arzt ist, auch nach Wien, wo Josef dem Herzog seine Dienste anbietet, doch ist diesem nicht mehr zu helfen. Als Sündenbock kommt Josef den anderen Ärzten gerade recht.
Auf der Suche nach Gerechtigkeit trifft Judith auf Walther…

Meine Meinung
Mit Walther von der Vogelweide und der jüdischen Ärztin Judith treffen hier eine historisch belegte und eine fiktive Hauptperson zusammen. Über den historischen Walther ist jedoch außer seiner erhaltenen Lieder so wenig bekannt, dass auch dessen Darstellung fast vollständig auf Tanja Kinkels Vorstellung zurückgeht.
Beide Hauptpersonen konnten mich in ihrer Darstellung überzeugen. So ist Walther ein nicht ganz einfacher Charakter. Er provoziert gerne, findet überall schnell ein warmes Bett, nutzt sein politisches Fingerspitzengefühl, um gefährliche Situationen oft nur haarscharf zu umgehen und biegt sich die Wahrheit zu seinen Gunsten zurecht. Dabei dient er oftmals als Überbringer von Nachrichten, eine nicht ungefährliche Aufgabe in unruhigen Zeiten. Auch Judith ist nicht die Frau, die man hier vielleicht erwarten würde. Sie ist emanzipiert, was in historischen Romanen zwar nicht ungewöhnlich ist, doch anders als in den meisten ist durch ihre Erziehung, die Ausbildung in Salerno und ihre Lebenserfahrung diese Eigenständigkeit glaubwürdig begründet. Zudem werden auch die Schwierigkeiten, die damit einhergehen, nicht verschwiegen, und auch die Tatsache, dass sie als Jüdin in einer Welt der Christen lebt, stellt sie vor manch schwierige Entscheidung.
Beide Personen agieren für sich, während ihr Weg sich über die Jahre immer wieder kreuzt. Mal haben sie gemeinsame Ziele, mal könnten diese kaum unterschiedlicher sein, und am Ende sind sie doch nur Spielsteine in den Händen der Mächtigen.
Auch andere Charaktere sind vielschichtig angelegt, starre Figuren in festen Rollen oder eine Zuordnung zu gut und böse wird man hier nicht finden.
Die deutsche Geschichte spielt hier nicht nur eine Nebenrolle, vielmehr ist der gesamte Roman sehr politisch. Es geht um die deutsche Krone, die plötzlich zwei Könige für sich beanspruchen, um den Krieg zwischen Welfen und Staufern, politische Intrigen und Propaganda. Einen seichten Frauenroman darf man hier keinesfalls erwarten, denn auch wenn es eine Liebesgeschichte gibt, so steht diese neben den ganzen anderen Ereignissen eher im Hintergrund. Ein gewisses Interesse für die politischen Zusammenhänge sollte man mitbringen, um dem Roman mit Freude folgen zu können. Vorwissen über die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches oder der Nachbarländer ist nicht notwendig, doch schadet es nicht, dieses zu besitzen, denn obwohl Frau Kinkel die Hintergründe sehr geschickt vermittelt, sind diese doch so komplex, dass sich die gut 900 Seiten nicht mal eben nebenbei weg lesen lassen. Dadurch kommt es auch zu gelegentlichen Längen, die mir den Spaß an diesem Buch jedoch nicht nehmen konnten.
An den Schreibstil der Autorin musste ich mich erst gewöhnen, manche Satzkonstruktionen erscheinen unnötig kompliziert, wenn nicht sogar falsch, was mir den Einstieg in den Roman doch sehr erschwert hat. Zudem ist die Wortwahl stellenweise recht derb, was auch zu Walthers Liedern passt, die immer mal wieder in neuer Übersetzung ins Hochdeutsche in den Roman eingebunden sind und in denen kein Blatt vor den Mund genommen wird.
Ergänzt wird der Roman in der Taschenbuchausgabe durch ein Personenregister, dies gleich in zweifacher Ausführung vorne sowie in der hinteren Klappe, sowie ein Nachwort der Autorin zum historischen Hintergrund. Eine Karte anstelle des doppelten Personenregisters wäre hilfreich gewesen, besonders in Anbetracht der vielen Reisen, in meiner Ausgabe ist jedoch keine enthalten, Käufer des Ebooks werden hier leicht bevorzugt.

Fazit
Das Spiel der Nachtigall ist ganz sicher kein Buch nach jedermanns Geschmack, es ist politisch, wenig emotional und sprachlich anspruchsvoll, also keinesfalls ein seichter Liebesroman, wie der Klappentext vermuten lassen könnte. Deshalb eine klare Empfehlung an diejenigen, die sich für deutsche Geschichte interessieren und auch die eine oder andere Länge in der Handlung um Walther und Judith akzeptieren.