Robert Lyndon – Schwert und Feuer

AutorRobert Lyndon
TitelSchwert und Feuer
OriginaltitelImperial Fire
ÜbersetzerLeonard Thamm
SerieHawk Quest Band 2
Seitenzahl704
VerlagWunderlich
ISBN978-3-8052-5076-4
Bewertung

Achtung: Diese Rezension enthält kleinere Spoiler zu Der Thron der Welt!

Inhalt
Byzanz, 1081: Der Franke Vallon, Anführer einer Kampftruppe des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos, erlangt dessen Aufmerksamkeit, nachdem er sein Leben gerettet hat.
Zum General befördert, wird er nun auf eine diplomatische Mission geschickt, die von Beginn an zum Scheitern verurteilt zu sein scheint: Er soll nach China reisen und dort das Rezept für das sogenannte Donnerkraut, eine gefährliche Waffe, beschaffen.
Doch Vallon ist nicht alleine, seine Gefährten Wayland und Hero, die mit ihm schon um die halbe Welt gereist sind, schließen sich auch dieser Mission an. Und dann ist da noch Lucas, Vallons totgeglaubter Sohn aus erster Ehe, der sich nicht zu erkennen gibt und noch eine Rechnung mit seinem Vater offen hat…

Meine Meinung
Mit Schwert und Feuer hat Robert Lyndon eine Fortsetzung zu Der Thron der Welt geschrieben. Auch wenn dieser zweite Band etliche Jahre nach dem ersten spielt und nicht direkt an ihn anschließt, würde ich nicht dazu raten, ihn ohne den ersten Band zu lesen, denn es wird nahezu vollständig auf eine Einführung der Hauptcharaktere verzichtet. Es wird einfach vorausgesetzt, dass man weiß, wer sie sind und welche Rolle sie im ersten Band gespielt haben, ihre Vergangenheit und die gemeinsamen Erlebnisse werden immer mal wieder kurz angesprochen, ohne, dass es konkret wird und man sich dadurch ein Bild machen könnte.
Trotz der etwa acht Jahre, die zwischen den beiden Romanhandlungen liegen, macht der Autor da weiter, wo er aufgehört hat. Wieder gibt es eine nahezu aussichtslose Reise ins Ungewisse, während der die Gruppe immer wieder in Schwierigkeiten gerät.
Wie schon im ersten Band fällt es mir hier schwer, die Hauptpersonen richtig zu charakterisieren, denn so wirklich viel Persönlichkeit zeigt kaum einer von ihnen. Vallon ist noch immer der Sturkopf, der einfach seinen Weg geht und dabei auch mal die falsche Entscheidung trifft, Hero ist der Gelehrte, der in den acht Jahren sein Wissen erweitert hat und nun zur Anwendung bringt, und Wayland ist der einfühlsame Gefährte, der trotzdem oder auch gerade deswegen Probleme ganz unvorhergesehener Art bekommt. Mit am interessantesten ist wohl Lucas, die heimliche Hauptperson dieses Romans, dessen Mission von Beginn an klar ist, der sich aber nicht unbedingt als Sympathieträger anbietet.
Bis auf ein paar wenige Offiziere bleiben die meisten Söldner aus Vallons Truppe anonym, so dass mich nicht groß berührt hat, wenn hier jemand desertiert oder dort ums Leben gekommen ist, und das war nicht selten der Fall, schließlich geht die Reise durch schwierige Gebiete, und immer wieder muss sich die kleine Kampfeinheit gegen feindliche Soldaten oder gegen die Elemente zur Wehr setzen. Manchmal war mir das dann schon ein wenig eintönig, hat sich das eine oder andere doch wiederholt, dafür gab es dann andere Stellen, die über diese repetitiven Handlungen hinweggetröstet haben. Und auch das geheimnisvolle Reich, das im ersten Band bereits erwähnt wird, spielt wieder eine Rolle, so dass es einen größeren Zusammenhang zwischen den beiden Bänden der Reihe gibt.
Insgesamt hat mir die Handlung des Romans gut gefallen, die Reise selbst war spannend und dabei auch überwiegend glaubwürdig beschrieben, auch wenn ich nicht beurteilen kann, ob der historische Kontext stimmig ist. Manche Nebenstränge der Handlung werden ein wenig schnell abgeschlossen, doch ist dieses Buch auch so umfangreich genug.
Das Ende kam mir dann allerdings wieder ein wenig zu schnell. War der erste Band noch in sich abgeschlossen und ließ die Möglichkeit der Fortsetzung offen, kann man hier von einem regelrechten Cliffhanger reden. Noch konnte ich keine Informationen über einen möglichen Nachfolger finden, doch wäre der hier unbedingt notwendig.
Leider konnte mich der Schreibstil oder vielmehr die Übersetzung nicht völlig überzeugen. Während der erste Band noch von Karolina Fell übersetzt wurde, war hier Leonard Thamm am Werk, der mir bisher völlig unbekannt war. Besonders hat es mich irritiert, dass Vallon hier immer mit „Sir“ angesprochen wurde. Im englischen Original mag diese Anrede die passende sein, aber warum sollte ein Wikinger einen Franken in Byzanz so betiteln? Auch Meter und Grad (Celsius) haben in einem Roman, der im 11. Jahrhundert spielt, nichts verloren, und ich bezweifle, dass sie im Original so zu finden sind, und diverse andere Begriffe kamen mir ebenfalls fehl am Platz vor. Kann man über diese Punkte hinweg sehen, ist der Roman flüssig zu lesen.
Ergänzt wird der Roman noch, wie bereits der Vorgänger, durch eine kurze Chronologie der Ereignisse vor und zum Teil auch während der Romanhandlung sowie eine Karte, auf der die Hauptpunkte der Reise zu finden sind. Auf ein Nachwort zum historischen Kontext wurde leider verzichtet, so dass unklar ist, inwiefern der Romaninhalt nun pure Fiktion und wo vielleicht ein Körnchen Wahrheit enthalten ist.

Fazit
Lässt man die Defizite der Übersetzung außen vor, so ist auch dieser Roman wieder sehr unterhaltsam, die Reise spannend beschrieben, wenn er auch nicht ganz an den Vorgänger heranreicht. Große Gefühle sollte man nicht erwarten, dafür wird man in Gegenden entführt, die man sehr selten in historischen Romanen betritt.

Vielen Dank an den Wunderlich-Verlag für das Rezensionsexemplar!

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