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Robert Lyndon – Der Thron der Welt

AutorRobert Lyndon
TitelDer Thron der Welt
OriginaltitelHawk Quest
ÜbersetzerKarolina Fell
SerieHawk Quest Band 1
Seitenzahl957
VerlagWunderlich
ISBN978-3-8052-5026-9
Bewertung

Inhalt
Wenige Jahre nach der Eroberung Englands durch die Normannen trifft der fränkische Söldner Vallon in den Alpen auf den jungen sizilianischen Studenten Hero. Dieser bittet den Söldner, ihn nach England zu begleiten, damit er eine Lösegeldforderung überbringen und damit einen Auftrag erfüllen kann. Doch mit der Überbringung der Forderung ist es nicht getan, denn da die Familie zu wenig Geld für die Auslösung besitzt, muss Ersatz beschafft werden: Weiße Gerfalken aus dem hohen Norden sollen dem türkischen Sultan überbracht werden.
Mit einigen neu gefundenen Freunden machen sich Hero und Vallon auf den Weg, gefolgt von neuen Feinden, die verhindern wollen, dass das Lösegeld überbracht wird.
Die Reise führt nun von England aus unter anderem nach Island, Norwegen und Russland bis hin nach Anatolien, und immer ist der Ausgang der Reise ungewiss.

Meine Meinung
Ich mochte das Buch kaum aus der Hand legen, da eine spannende Szene nach der anderen beschrieben wird. Störende Längen habe ich dagegen kaum wahrgenommen.
Andererseits werden dafür die Charaktere recht oberflächlich beschrieben, die angedeutete Entwicklung einzelner Personen sind mir oft überhaupt nicht aufgefallen, bis sie im Roman selbst angesprochen wurde, und auch die Gefühle blieben mir weitestgehend verborgen. Die Liebesgeschichten, die sich im Verlauf des Romans angedeutet haben, waren für mich völlig nebensächlich und zum Teil auch noch unverständlich, da ich in den Handlungen der betreffenden Charaktere nichts erkennen konnte, das darauf hingedeutet hat. Und so bleiben einzelne Personen für mich regelrecht austauschbar, da sie keinen unverwechselbaren Charakter und wenig Vorgeschichte besitzen.
Selbst die Motivation der Hauptpersonen, überhaupt weiter an dieser Reise teilzunehmen, bleibt mir größtenteils verborgen.
Trotz dieser Kritikpunkte finde ich den Roman gelungen!
Immer wieder folgen unvorhergesehene Ereignisse, auch Vallon als Hauptperson verhält sich nicht immer berechenbar. Es werden viele Länder beschrieben, und alleine die enthaltene Information über die Falknerei des 11. Jahrhunderts ist sehr interessant. Einige Kämpfe werden sehr detailreich geschildert, und auch vor sonstigen grausamen Beschreibungen schreckt der Autor nicht zurück.
Das Ende lässt die Möglichkeit offen, hier noch einen zweiten Band anzuschließen, auch wenn diese Geschichte abgeschlossen ist.

Fazit
Robert Lyndon schafft es, mit seinem Erstlingswerk einen Roman abzuliefern, der über fast 1000 Seiten spannend bleibt und wenige Längen beinhaltet. Ich würde diesen Roman allen Lesern empfehlen, die sich einfach unterhalten lassen wollen und sich dabei nicht von Beschreibungen brutalerer Szenen abschrecken lassen.

Vielen Dank an den Wunderlich-Verlag und Vorablesen für das Rezensionsexemplar!

Katia Fox – Das kupferne Zeichen

AutorKatia Fox
TitelDas kupferne Zeichen
SerieEllenweore-Trilogie Band 1
Seitenzahl637
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-15700-6
Bewertung

Inhalt
Orford, 1161. Jahrhundert: Die rothaarige Ellenweore, ein temperamentvolles Mädchen, hilft lieber ihrem Vater in der Schmiede als ihrer Mutter bei der Hausarbeit. Als sie eines Tages etwas beobachtet, das sie nicht hätte sehen dürfen, beschließt Ellen zu fliehen und ihr Glück in der Welt zu suchen. Um aber nicht gleich erkannt zu werden und um gefahrlos reisen zu können, verkleidet sie sich als Junge. Als Gehilfe eines Schwertschmieds reist Alan, wie sie sich nun nennt, in die Normandie.
Gemeinsam mit ihrer englischen Freundin Rose warten dort viele Abenteuer auf sie, sie lernt viele Menschen kennen, findet neue Freunde und auch Feinde. Ellens großer Traum ist es, irgendwann ein Schwert für den König zu schmieden. Doch dann fliegt ihre Tarnung auf…

Meine Meinung
Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hatte, hat mich der Klappentext überhaupt nicht angesprochen. Erwartet hatte ich einen typischen Hosenroman, in dem die Heldin, als Mann verkleidet, irgendwann ihren Partner fürs Leben findet, eine Geschichte, deren Schwerpunkt auf der Liebe liegt und bei der am Ende alle glücklich sind, eine typische Geschichte, wie man sie schon mehrfach gelesen hat und bei der die Historie zur Kulisse für die Handlung verkommt. Doch genau dies bekommt man hier nicht geliefert.
Vielmehr handelt es sich um einen historischen Roman, der das Leben der Handwerker zur Zeit König Henry II. beschreibt. Dabei wird die Schmiedekunst, wie sie im 12. Jahrhundert praktiziert wurde, eindrucksvoll erklärt, wenn ich mir auch nicht alle Vorgänge bildlich vorstellen konnte. Die Zeit ist glaubwürdig dargestellt, politische Entscheidungen bekommt der Leser etwa so viel mitgeteilt, wie die Handwerker wie Ellen darüber mitbekommen haben könnten – also nicht allzu viel – , und auch die eine oder andere historische Person spielt eine wichtige Rolle. Insbesondere auf Guillaume le Maréchal, der besser unter dem Namen William Marshal bekannt sein sollte, trifft Ellen hier immer mal wieder.
Liebe ist zwar auch ein Thema, doch genauso sehr geht es um tiefe Freundschaft und Vertrauen, Missgunst und die Erfüllung eines Wunsches, der über allen anderen Dingen steht.
Ellenweore ist eine interessante Person, sie ist nicht leicht unterzukriegen. Auch wenn mit ihr hier eine starke Frau im Zentrum steht, die sich ihren eigenen Weg durchs Leben sucht, bleibt sie dennoch immer ein Kind ihrer Zeit, was an einigen Stellen auch schon mal Unverständnis ihr gegenüber hervorrufen kann. Da Ellen über etwa zwanzig Jahre ihres Lebens begleitet wird, gibt es schon mal Lücken oder es kann auf einzelne Begebenheiten nicht ganz so detailreich eingegangen werden, wie ich es mir gewünscht hätte, doch sind ihre Motive im Großen und Ganzen verständlich, die Darstellung ihrer Person war für mich weitestgehend stimmig.
Ellens Gegenspieler Thibault ist dagegen ein Charakter, dessen Antrieb ich nicht nachvollziehen kann: Wodurch ist sein Hass motiviert? Dass die beiden sich über Jahren hinweg immer wieder über den Weg laufen ist zwar in den Rollen als Schmiedelehrling bzw. Schwertschmiedin und Knappe bzw. Ritter nicht so unwahrscheinlich, doch dass dies gefühlt sehr häufig passiert und der Hass nicht weniger, sondern über die Jahre immer stärker wird, hat mich schon ein wenig gewundert.

Fazit
Ein gut lesbares Buch für Leser historischer Romane, deren Schwerpunkt weder auf Politik noch auf Liebesgeschichten liegt.

Vielen Dank an Bastei Lübbe und die Lesejury für das Leserunden-Exemplar!