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Juliet Marillier – Das Kind der Stürme

AutorJuliet Marillier
TitelDas Kind der Stürme
OriginaltitelChild of the Prophecy
ÜbersetzerRegina Winter
SerieSevenwaters Band 3
Seitenzahl746
VerlagKnaur
ISBN3-426-70248-7
Bewertung

Inhalt
Irland, 9. Jahrhundert: Fainne lebt zusammen mit ihrem Vater, einem Zauberer, recht isoliert in einer Höhle an der irischen Küste. Seit ihrer frühesten Kindheit wird sie in der Kunst ihres Vaters unterwiesen. Abwechslung bieten nur die fahrenden Leute, die sich jeden Sommer für ein paar Wochen in der Nähe niederlassen.
Doch dann verschwindet Fainnes Vater, und an seiner Stelle erscheint ihre Großmutter, die die weitere Unterweisung auf grausame Art übernimmt, mit dem Ziel, das Mädchen nach Sevenwaters zu den Verwandten zu schicken. Dort soll sie das Eintreten einer Prophezeiung verhindern.
Fainne muss sich der Freundlichkeit ihrer Verwandten gegenüber verschließen, denn das Leben ihres Vaters steht auf dem Spiel…

Meine Meinung
Im Gegensatz zum zweiten Band der Reihe benötigt die Autorin hier wieder ein paar Seiten mehr, bevor die Geschichte richtig beginnt, denn zunächst beschreibt Fainne, wie und wo sie aufgewachsen ist, worin sie unterrichtet wurde, wer ihre Freunde sind, wie ihre Beziehung zu ihrem Vater ist. Dies ist zwar sehr interessant und für den weiteren Verlauf des Romans sehr wichtig, doch erscheint dies alles recht kalt, von den Emotionen, die in der Einleitung im ersten Band überall zu finden waren, ist hier wenig zu spüren. Dies ist wohl beabsichtigt, schließlich sind die Voraussetzungen völlig unterschiedlich, allerdings fehlt dadurch ein wenig der Zauber, der mich bei Die Tochter der Wälder vom ersten Satz an gepackt hat.
War die Prophezeiung in den beiden Vorgängerbänden zwar präsent, aber eher Nebensache, rückt sie hier klar in den Mittelpunkt. Alles dreht sich darum: Es wird als gesichert angesehen, dass Johnny das Kind der Prophezeiung ist und dass sie in Kürze eintreten wird. Und Fainnes Gedanken drehen sich häufig darum, wie eben dies verhindern werden kann. Auch dadurch wirkt die Geschichte nicht ganz so märchenhaft wie der Vorgängerbände, es scheint einfach zu vieles von Beginn an festzustehen, so dass einige Ereignisse doch sehr vorhersehbar sind und wenig überraschen können.
Während man diesen Roman auch lesen kann, ohne die Vorgänger zu kennen, empfiehlt es sich trotzdem, diese zuerst zu lesen, da viele Ereignisse aus diesen eine größere Rolle spielen. Fainne als Ich-Erzählerin weiß nichts oder sehr wenig von ihnen und kann nur Vermutungen anstellen, außerdem hilft es dabei, die Beziehungen der inzwischen doch recht vielen Personen untereinander besser verstehen zu können.
Fainne selbst ist als Hauptperson anders als Sorcha und Liadan, nicht ganz so selbstsicher und von Gewissensbissen gepeinigt. Während die anderen ein klares Ziel vor Augen hatten, das sie für sich selbst allen Widerständen zum Trotz erreichen wollten, ist die Aufgabe, die Fainne erreichen soll, nicht ihre. Dadurch wird die Geschichte aber nicht weniger ansprechend.
Die anderen Charaktere sind auch recht gut ausgearbeitet. Viele Bekannte treten hier wieder auf, manche zum Lieben, andere zum Hassen, und bei den meisten hatte ich wirklich das Gefühl, dass sie Persönlichkeit haben. Einzig mit Fainnes jüngeren Cousinen konnte ich nicht groß warm werden, was aber auch daran liegt, dass Fainne versucht, sie nicht in ihr Herz zu lassen.
Auch eine Liebesgeschichte gibt es wieder, allerdings rückt sie hier doch sehr in den Hintergrund, oder besser gesagt verdrängt Fainne ihre Gefühle gezwungenermaßen so sehr, dass sie hier zur Nebensache wird.

Fazit
Trotz aller Kritikpunkte, die sich insbesondere im direkten Vergleich mit den ersten Bänden der Reihe ergeben, handelt es sich hier um einen würdigen vorläufigen Abschluss der Reihe, der absolut lesenswert ist, wenn man die Vorgänger mochte. Als Einzelband würde ich ihn jedoch nicht empfehlen.

Juliet Marillier – Der Sohn der Schatten

AutorJuliet Marillier
TitelDer Sohn der Schatten
OriginaltitelSon of the Shadows
ÜbersetzerRegina Winter
SerieSevenwaters Band 2
Seitenzahl776
VerlagKnaur
ISBN3-426-70247-9
Bewertung

Inhalt
Irland, 9. Jahrhundert.: Liadan wächst mit ihren Geschwistern Sean und Niamh wohlbehütet auf Sevenwaters auf. Den Mädchen gesteht man zu, sich ihren Ehemann selbst wählen zu dürfen. Doch während die sechzehnjährige Liadan sich als Heilerin noch nicht binden möchte, entscheidet sich Niamh für den einzigen Mann, den sie nicht haben kann, und trifft sich heimlich mit ihm. Als dies entdeckt wird, verheiratet ihre Familie sie mit einem älteren Mann, in der Hoffnung, dadurch eine Allianz mit dessen Familie einzugehen.
Doch kurz nach Niamhs Hochzeit wird Liadan entführt – von Mitgliedern der Bande des bemalten Mannes, einer Söldnerhorde, die Angst und Schrecken unter den Verbündeten von Sevenwaters verbreitet.

Meine Meinung
Während der erste Band der Reihe sehr gemächlich beginnt, muss man hier nicht so lange warten, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt. Die Vorgeschichte wird zwischendurch in kleinen Happen präsentiert. Man erfährt aber auch nicht so viel, dass sich das Lesen dieses ersten Bandes nicht mehr lohnt, sollte man ihn nicht kennen. Ich würde empfehlen, ihn trotzdem zu lesen, für das Verständnis dieses zweiten Bandes ist es aber nicht notwendig.
Erzählt wird wieder aus der Ich-Perspektive einer Tochter aus dem Hause Sevenwaters. Zu Beginn dieses Romans, dem zweiten Band der ursprünglichen Sevenwaters-Trilogie, ist Liadan so alt wie ihre Mutter am Ende ihrer Geschichte im ersten Band.
Der Schreibstil ist schlicht und ohne Schnörkel, was sehr gut zu der Erzählung aus Sicht eines Mädchens, das zur jungen Frau wird, passt. Einige irische Namen und Begriffe können gegebenenfalls den Lesefluss hemmen, doch ein Glossar bietet neben zusätzlichen Informationen zur irischen Mythologie auch Hinweise zur Aussprache.
Durch Geschichten, die im Roman nacherzählt werden, gibt es immer wieder Einblicke in die irische Sagenwelt, die ich sehr faszinierend finde. Allerdings waren sie mir gelegentlich zu lang, da sie in die Romanhandlung eingebunden sind und diese dadurch ausbremsen.
Der Roman selbst basiert im Gegensatz zum ersten Band der Reihe nicht auf einer mythologischen Vorlage, er erscheint mir deshalb ein bisschen weniger märchenhaft. Das Mystische beschränkt sich in auf Begegnungen mit den mythologischen Völkern, Zauberei spielt weniger eine Rolle.
Familie, Wahrheit und Lüge, Treue, Freundschaft, verpasste Gelegenheiten und falsche Entscheidungen machen einen guten Teil des Romans aus. Es ist schon recht früh klar, dass es sich auch um eine Liebesgeschichte handelt, wollte man den Roman aber auf diesen Punkt reduzieren, würde man ihm nicht gerecht. Dabei hält sich die Autorin beim Beschreiben der Liebesszenen dezent zurück und überlässt das meiste der Fantasie des Lesers.
Die Prophezeiung, die im ersten Band eher am Rande erwähnt wird, nimmt hier an Bedeutung zu. Allerdings wird ihr nicht so viel Bedeutung zugemessen, dass sich die handelnden Personen davon lenken lassen.
Die Personen haben alle ihren eigenen Charakter, die Handlungen sind begründet, einige Personen sind einsichtig, andere nicht, die Fehler, die gemacht werden, menschlich.
Auch schreckt die Autorin nicht davor zurück, liebgewonnene Charaktere aus dem Vorgängerband sterben zu lassen, schließlich befinden wir uns im frühen Mittelalter und die Sterblichkeit ist hoch, und so gibt es auch gelegentlich traurige Momente.

Fazit
Auch bei diesem zweiten Band der ursprünglichen Sevenwaters-Trilogie handelt es sich um einen historischen Fantasyroman, der zum Träumen einlädt. Ich kann ihn nur jedem empfehlen, der sich in diesem Genre wohlfühlt.

Juliet Marillier – Die Tochter der Wälder

AutorJuliet Marillier
TitelDie Tochter der Wälder
OriginaltitelDaughter of the Forest
ÜbersetzerRegina Winter
SerieSevenwaters Band 1
Seitenzahl646
VerlagKnaur
ISBN3-426-70226-6
Bewertung

Inhalt
Irland im 9. Jahrhundert: Sorcha und ihre sechs älteren Brüder wachsen zwar mutterlos, doch unbeschwert in den Wäldern von Sevenwaters auf. Doch je älter sie werden, umso mehr werden sie in die Fehde mit einer englischen Familie, in die ihr Vater, Lord Colum of Sevenwaters, verwickelt ist, hineingezogen. Auch Sorcha als Heilerin lernt die Grausamkeiten dieser Fehde kennen.
Doch die größte Gefahr geht von einer Frau aus, die plötzlich und unerwartet an Lord Colums Seite auftaucht und Zwietracht in der Familie sät. Als die Geschwister sich dazu entschließen, etwas gegen diese Bedrohung zu unternehmen, verzaubert sie die Brüder, und es ist an Sorcha, diesen Bann zu brechen.

Meine Meinung
Bei diesem ersten Band einer Reihe handelt es sich um die Umsetzung eines Grimmschen Märchens in Romanform. Doch auch, wenn man das Märchen und somit die groben Züge der Handlung kennt, ist dieser Roman lesenswert, schließlich ist ein solcher Roman doch wesentlich umfangreicher und kann durch seine Erzählweise überzeugen.
Schon alleine durch seine Einbettung in die irische Mythologie erhält er noch etwas Zauberhaftes, und da die Autorin sich nicht strikt an die Vorlage hält. sondern Elemente der irischen Mythologie einbaut, erhält er auch eine große Eigenständigkeit.
Durch das irische Setting sind auch Namen und andere Begriffe irischen Ursprungs, im Anhang gibt es deshalb eine Hilfe zur Aussprache sowie ein Glossar.
Schon auf den ersten Seiten fällt der recht schlichte, gemächliche Schreibstil auf, in dem Sorcha rückblickend ihre Geschichte erzählt. Über recht viele Seiten passiert eher wenig, stattdessen werden mehrere einzelne Episoden aus Sorchas Kindheit wiedergegeben, die die Brüder und Sorcha selbst charakterisieren und in denen das unbeschwerte Leben auf und um Sevenwaters dargestellt wird, aber auch auf Kriegszeiten wird hier eingegangen. Für einige Leser mag dies ein wenig langatmig dargestellt sein, mir jedoch gefällt die Art des Erzählens, die ein wenig erscheint, als ob die Ich-Erzählerin Sorcha nicht wüsste, wo genau sie mit der Geschichte anfangen soll. Manchmal wirken Ich-Erzählungen doch recht steril, hier aber habe ich mich manches Mal direkt angesprochen gefühlt.
Spätestens jedoch zu dem Zeitpunkt, zu dem die Braut des Vaters das erste Mal erwähnt wird, nimmt die Handlung Geschwindigkeit auf. Wer also bis dahin von dem Roman gelangweilt war, sollte ruhig noch ein paar Seiten weiterlesen – es könnte sich lohnen.
Auch in diesem Roman gibt es einige Szenen, die Gewalt beinhalten, doch deutet Sorcha diese nur an und überlässt es damit der Fantasie der Leser, sich vorzustellen, was da passiert sein könnte.
Den Charakterisierungen der verschiedenen Haupt- und Nebenfiguren wird hier sehr viel Raum gegeben. Schon alleine die Brüder werden so dargestellt, dass ich mir jeden einzelnen sehr gut vorstellen konnte, jeder hat seine eigene Persönlichkeit, seine eigenen Vorlieben. Doch auch später, als Sorcha plötzlich Steine in den Weg gelegt werden, bleiben die Personen vielschichtig beschrieben, es gibt kein Schwarz und Weiß, sondern nur verschiedene Grautöne, die Motive für die diversen Entscheidungen bleiben verständlich. Einzig die Motivation von Lord Colums Braut bleibt hier unklar, darauf wird jedoch in einem späteren Band der Reihe eingegangen.
Besonders historisch ist dieser Roman nicht, es gibt so einige Dinge, die unstimmig sind. So tragen die Engländer, die hier als Briten bezeichnet werden, Namen, die wohl normannischen Ursprungs sind, obwohl sie von der zeitlichen Einordnung eher angelsächsisch sein sollten. Doch da es sich sowieso um historische Fantasy handelt, noch dazu um den Debütroman der Autorin, und die historischen Bezüge rar gesät sind, sehe ich dies hier nicht allzu eng.
Auch wenn es sich um den Auftakt einer mehrbändigen Reihe handelt, kann man diesen ersten Band auch für sich lesen, da er in sich abgeschlossen ist.

Fazit
Ein traumhaft schöner Roman mit einer wunderschönen Liebesgeschichte, den ich schon mehrfach gelesen habe und der mich immer wieder verzaubert, der aber sehr gemächlich beginnt.