Archiv der Kategorie: Rezensionen

Claudia & Nadja Beinert – Die Herrin der Kathedrale

AutorClaudia & Nadja Beinert
TitelDie Herrin der Kathedrale
SerieUta von Ballenstedt Band 1
Seitenzahl767
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-51404-7
Bewertung

Inhalt
Ballenstedt, 1018: Mit zwölf Jahren wird Uta beinahe Opfer einer Vergewaltigung, woraufhin ihr despotischer Vater, der Graf von Ballenstedt, sie der Unzucht bezichtigt, sie verbannt und fast zu Tode prügelt. Als sie einige Tage später aus der Ohnmacht erwacht, wird sie auf Veranlassung der Mutter zum Kloster und Damenstift Gernrode gebracht, wo sie fern des väterlichen Zorns aufwachsen soll. Doch als die Mutter kurze Zeit später stirbt, verdächtigt Uta ihren Vater, etwas mit deren Tod zu tun zu haben, und schwört sich, für Gerechtigkeit zu sorgen.
Im Kloster fühlt sie sich bald wohl, nicht zuletzt wegen der Arbeit in der Schreibstube. Einige Mitschwestern machen Uta jedoch das Leben schwer…

Meine Meinung
Bei diesem Buch handelt es sich um den Debütroman der Schwestern Claudia und Nadja Beinert. Leider merkt man es ihm an, dass es sich um ein Erstlingswerk handelt, denn er zeigt einige Schwächen.
So leidet Uta in gewissen Situationen unter Stottern, was aber nicht konsequent umgesetzt wurde. So geschieht dies immer nur dann, wenn es für die Handlung gerade wichtig ist. Zudem besitzt Uta schon in sehr jungen Jahren ein fotografisches Gedächtnis, was Texte angeht, doch für die Handlung ist diese Fähigkeit fast völlig irrelevant.
Die Autorinnen haben bewusst auf anachronistische Begriffe wie Tee oder Monat verzichtet, stattdessen wird von Aufgüssen und Mondumdrehungen geredet, und auch auf das lateinische Wort Reliquie wird zugunsten des deutschen Wortes Überbleibsel verzichtet – diese letzte Entscheidung wiederum kann ich nicht nachvollziehen, da das lateinische Wort für uns heute eindeutig ist und meines Wissens damals ebenso gebräuchlich gewesen sein sollte, die deutsche Übersetzung dagegen fremd wirkt und nicht zu passen scheint. Die verwendete Sprache, insbesondere in der wörtlichen Rede, erscheint recht altertümlich, so dass es eine Weile gedauert hat, bis ich mich daran gewöhnt hatte und richtig in das Buch eintauchen konnte.
Interessant fand ich die Einbettung historischer Texte, die mit Fußnoten kenntlich gemacht wurden, in den Romantext, auch wenn ich manches Mal das Gefühl hatte, dass sie nicht ganz passen.
Auch die Handlung konnte mich nicht völlig überzeugen, spielen doch zu viele missgünstige Personen mit hinein, und nicht immer sind alle Entscheidungen logisch. So wäre es schon zu Beginn ein Leichtes gewesen, dem Vater mitzuteilen, dass es für die Blutung eine Erklärung abseits des Beischlafes gibt, schließlich wurde Uta mehrere Tage lang gepflegt, da hätte dies irgend jemandem auffallen müssen. Und die Hildesheimer Schwestern scheinen ohne Grund einfach gemein zu sein. Uta dagegen ist mir zu naiv, immer wieder traut sie den Falschen, dabei sollte sie über die Jahre langsam dazugelernt haben.
Da der Roman eine Handlung von etwa zwanzig Jahren umfasst, bleiben zeitliche Sprünge nicht aus. Leider werden diese nicht weiter kenntlich gemacht, so dass es abgesehen von den Jahreszahlen zu Beginn jedes Abschnitts kaum Hinweise auf die vergangene Zeit gibt. Und so habe ich mich manches Mal gewundert, dass weniger oder mehr Zeit vergangen ist, als ich angenommen hatte.
Im Anhang befinden sich Informationen über die wenigen Details, die über die historische Uta von Ballenstedt und deren Geschwister bekannt sind sowie Hinweise darauf, wo die Autorinnen von den Fakten abgewichen sind und wo sie ihrer Phantasie freien Lauf gelassen haben.
Während ich der Meinung bin, dass ein historischer Roman in erster Linie unterhalten und erst danach informieren soll, finde ich doch, dass sich Autoren, was ihre historischen Charaktere betrifft, so weit wie möglich an die Quellen halten sollten. Gegen Vereinfachungen oder kleinere Anpassungen aus dramaturgischen Gründen habe ich nichts, wohl aber gegen die Änderung der Lebensdaten von Personen, die für die Hauptperson wichtig sind, um mehrere Jahre.

Fazit
Der Roman ist durchaus unterhaltsam, sobald man sich einmal an die Sprache gewöhnt hat. Wer ihn als bloße Unterhaltung sieht, könnte seine Freude damit haben. Wer allerdings wie ich Wert darauf legt, dass Fakten nicht zu sehr zugunsten der eigenen Romanhandlung verdreht werden, könnte enttäuscht werden.

Vielen Dank an den Knaur-Verlag und Vorablesen für das Rezensionsexemplar!

Michael Wilcke – Die Frau des Täuferkönigs

AutorMichale Wilcke
TitelDie Frau des Täuferkönigs
Seitenzahl390
VerlagAufbau
ISBN978-3-7466-2997-1
Bewertung

Inhalt
Osnabrück, 1534: Mit seiner Tochter Mieke, seiner Gefährtin Jasmin und dem falschen Medicus Reymond reist der Reliquienhändler Emanuel von Stadt zu Stadt, gelegentlich halten sie sich auch mit Betrügereien und Diebstählen über Wasser, die aber nicht selten schief gehen.
Als die Gruppe wieder einmal eine Gaunerei ausführen will, werden sie von den den Männern des Gutsherrn Clunsevoet gefangen gesetzt, der zuvor durch die Truppe einen größeren Schaden erlangt hat. Er fordert von den Gauklern einen Dienst: Sie sollen seine Tochter in Münster aufspüren und zu ihm zurückbringen, als Druckmittel nutzt er Emanuels Tochter Mieke. Doch Münster ist von den Täufern besetzt und von einem Heer belagert…

Meine Meinung
Dieser Roman ist aus der Sicht Emanuels geschrieben. Dadurch erfährt man einerseits, wie dieser die Welt sieht, nämlich nicht allzu ernst, andererseits bedeutet es, dass auch die anderen Personen durch ihn charakterisiert werden. Dadurch bleiben sie meist oberflächlich, nicht selten beschränkt sich dies auf Äußerlichkeiten, bis auf einige wenige Charakterzüge bleiben sie doch sehr blass. Einige Charaktere dagegen werden recht überzogen dargestellt, wie ich sie in diesem Roman nicht erwartet hätte.
Der Schreibstil ist sehr humorvoll, an keiner Stelle wirkt der Roman sehr ernst, vielmehr werden auch eigentlich traurige Ereignisse humorvoll dargestellt. So wird jemand, der von einer Kanonenkugel zerfetzt wird, später als zerstreut beschrieben, was mir in dem Zusammenhang zwar ein Schmunzeln entlockt hat, mir dann aber doch etwas zu viel war.
Durch den lockeren und leicht zu lesenden Schreibstil ist der Roman recht zügig zu lesen, und durch die kurzen Kapitel hatte ich den Eindruck, nur so durch den Roman zu fliegen. Und so war ich doch verwundert, als schon mehr als ein Drittel des Buches gelesen war und die Gefährten die Stadt immer noch nicht betreten hatten. Somit kann man sich ausrechnen, dass die Abenteuer bei den Täufern nicht sehr ausführlich ausfallen und auch nicht viel Wert auf die Darstellung vom Leben in der belagerten Stadt und Personenbeschreibungen gelegt wurde. Ein paar Hintergrundinformationen erhält man zwar schon, dann allerdings meist als Informationsblock. Gerne hätte ich hier mehr über die Menschen in der Stadt erfahren, doch ist dies wohl mit der Beschreibung aus Emanuels Sicht nicht vereinbar.
Viele Ereignisse ergeben sich durch glückliche Fügung des Schicksals, was ich nach ein paar Kapiteln doch recht unglaubwürdig fand. Sieht man den Roman jedoch als temporeiche Abenteuergeschichte, dessen Ziel die Unterhaltung ist, passt es wieder. Das Ende ist ein wenig unerwartet, doch auch dies passt einfach zum Stil des gesamten Buches.
In einem Nachwort gibt der Autor noch ein paar Informationen zur Quellenlage über die Zeit der Täuferherrschaft in Münster und erklärt, welche Ereignisse wohl so oder ähnlich stattgefunden haben und welche seiner eigenen Fantasie entsprungen sind.

Fazit
Dieser Roman ist der erste Versuch Michael Wilckes, einen humoristischen Ansatz für ein eher ernstes Thema zu wählen. Dies finde ich recht gelungen, auch wenn ich an keiner Stelle so richtig gelacht habe. Als Abenteuerroman weiß er gut zu unterhalten und ist dabei sehr spannend, jedoch geht der Witz und die straffe Handlung auf Kosten der Tiefe und genaueren Beschreibungen.

Vielen Dank an Lovely Books und den Aufbau-Verlag für das Leserunden-Exemplar!

Ildefonso Falcones – Die Kathedrale des Meeres

AutorIldefonso Falcones
TitelDie Kathedrale des Meeres
OriginaltitelLa Catedral del Mar
ÜbersetzerLisa Grüneisen
Seitenzahl862
VerlagWeltbild
ISBN978-3-828-99310-5
Bewertung

Inhalt
Katalonien, 1320: Nachdem ihm von seinem Herrn großes Unrecht zugefügt wird, flüchtet der Leibeigene Bernat Estanyol mit seinem Sohn Arnau nach Barcelona, wo Leibeigene die Möglichkeit erhalten, frei zu werden.
Aufnahme finden sie bei Bernats Schwester, wo Arnau zunächst mit seinen Cousins und Cousinen aufwächst, bis ein Unglück geschieht, durch das er die Zuneigung seiner Tante verliert.
Die Freundschaft mit dem Bastard Jeanet öffnet ihm jedoch neue Wege, und so streifen die Jungen regelmäßig durch die Stadt. Insbesondere der Bau der Kirche Santa María del Mar und die Lastenträger Barcelonas haben es ihnen angetan. Dies soll sich später als ihr großes Glück erweisen…

Meine Meinung
Gleich zu Beginn ist mir der beschreibende Erzählstil des Autors aufgefallen. Über viele Erlebnisse und Ereignisse wird nur berichtet, ohne, dass ich das Gefühl hatte, dabei zu sein. Dies finde ich sehr schade, führt dieser eher oberflächliche Erzählstil doch dazu, dass ich mich nicht tief genug in das Geschehen eingebunden fühle und deshalb weniger mitfiebere. Dies beschränkt sich auch nicht nur auf Ereignisse, sondern auch auf Personen, die nur oberflächlich beschrieben werden, deren Motivation ich zum Teil auch einfach nicht nachvollziehen kann. Zum Beispiel stellt sich mir die Frage, warum Arnaus Cousine ihn so hasst, da er doch nichts Schlimmes getan hat. Maria dagegen ist für mich eine charakterlose, gesichtslose Figur, Aledis wieder jemand, den ich überhaupt nicht verstehen kann. An vielen Stellen konnte ich die beschriebenen Gefühle überhaupt nicht herauslesen, da mich die betroffenen Personen kalt gelassen haben, weil ihnen einfach Leben gefehlt hat. Sie erscheinen mir nicht als Menschen, sondern als Figuren, die nur eine Rolle zu erfüllen haben und dabei keinerlei Vielschichtigkeit zeigen.
Einzig Arnau erscheint mir ein wenig besser charakterisiert, er hat seine Fehler und handelt nicht immer logisch, orientiert sich dabei an seinem eigenen Ehrenkodex. Nur einige wenige Handlungen, die Frauen betreffen, kann ich nicht unbedingt nachvollziehen.
Die Handlung an sich finde ich dagegen recht gut gelungen. Arnaus Aufstieg vom Sohn eines Leibeigenen bis hin zum angesehenen und reichen Bürger Barcelonas ist spannend, allerdings gelegentlich auch ein wenig weit hergeholt und recht abenteuerlich. Dabei sind es gar nicht mal übermäßig viele Zufälle, sondern ein paar wenige glückliche Fügungen, die Arnaus Schicksal beeinflussen. Ein paar Schicksalsschläge führen jedoch auch dazu, dass die Handlung interessant bleibt.
Dabei wird viel Wert darauf gelegt, die Geschichte und die Sonderstellung Barcelonas zu beschreiben. So spielt die Kirche Santa María del Mar eine große Rolle in Arnaus Leben, Holocaust ist ein Thema genau wie das Bürgerheer der Stadt Barcelona, und auch die Inquisition wird im späteren Verlauf sehr wichtig.
In einem ausführlichen Nachwort geht der Autor darauf ein, welche Ereignisse historisch belegt sind und wo er Anpassungen für seinen Roman vorgenommen hat. Zudem gibt es eine Karte von Barcelona, zu der es eine ausführliche Legende gibt.

Fazit
Eine spannende Geschichte um den Aufstieg eines jungen Mannes in Barcelona, dessen Leben eng mit dem Bau einer Kirche und den Ereignissen in seiner Heimatstadt verknüpft ist. Den Schreibstil finde ich dabei leider enttäuschend.

Juliet Marillier – Die Tochter der Wälder

AutorJuliet Marillier
TitelDie Tochter der Wälder
OriginaltitelDaughter of the Forest
ÜbersetzerRegina Winter
SerieSevenwaters Band 1
Seitenzahl646
VerlagKnaur
ISBN3-426-70226-6
Bewertung

Inhalt
Irland im 9. Jahrhundert: Sorcha und ihre sechs älteren Brüder wachsen zwar mutterlos, doch unbeschwert in den Wäldern von Sevenwaters auf. Doch je älter sie werden, umso mehr werden sie in die Fehde mit einer englischen Familie, in die ihr Vater, Lord Colum of Sevenwaters, verwickelt ist, hineingezogen. Auch Sorcha als Heilerin lernt die Grausamkeiten dieser Fehde kennen.
Doch die größte Gefahr geht von einer Frau aus, die plötzlich und unerwartet an Lord Colums Seite auftaucht und Zwietracht in der Familie sät. Als die Geschwister sich dazu entschließen, etwas gegen diese Bedrohung zu unternehmen, verzaubert sie die Brüder, und es ist an Sorcha, diesen Bann zu brechen.

Meine Meinung
Bei diesem ersten Band einer Reihe handelt es sich um die Umsetzung eines Grimmschen Märchens in Romanform. Doch auch, wenn man das Märchen und somit die groben Züge der Handlung kennt, ist dieser Roman lesenswert, schließlich ist ein solcher Roman doch wesentlich umfangreicher und kann durch seine Erzählweise überzeugen.
Schon alleine durch seine Einbettung in die irische Mythologie erhält er noch etwas Zauberhaftes, und da die Autorin sich nicht strikt an die Vorlage hält. sondern Elemente der irischen Mythologie einbaut, erhält er auch eine große Eigenständigkeit.
Durch das irische Setting sind auch Namen und andere Begriffe irischen Ursprungs, im Anhang gibt es deshalb eine Hilfe zur Aussprache sowie ein Glossar.
Schon auf den ersten Seiten fällt der recht schlichte, gemächliche Schreibstil auf, in dem Sorcha rückblickend ihre Geschichte erzählt. Über recht viele Seiten passiert eher wenig, stattdessen werden mehrere einzelne Episoden aus Sorchas Kindheit wiedergegeben, die die Brüder und Sorcha selbst charakterisieren und in denen das unbeschwerte Leben auf und um Sevenwaters dargestellt wird, aber auch auf Kriegszeiten wird hier eingegangen. Für einige Leser mag dies ein wenig langatmig dargestellt sein, mir jedoch gefällt die Art des Erzählens, die ein wenig erscheint, als ob die Ich-Erzählerin Sorcha nicht wüsste, wo genau sie mit der Geschichte anfangen soll. Manchmal wirken Ich-Erzählungen doch recht steril, hier aber habe ich mich manches Mal direkt angesprochen gefühlt.
Spätestens jedoch zu dem Zeitpunkt, zu dem die Braut des Vaters das erste Mal erwähnt wird, nimmt die Handlung Geschwindigkeit auf. Wer also bis dahin von dem Roman gelangweilt war, sollte ruhig noch ein paar Seiten weiterlesen – es könnte sich lohnen.
Auch in diesem Roman gibt es einige Szenen, die Gewalt beinhalten, doch deutet Sorcha diese nur an und überlässt es damit der Fantasie der Leser, sich vorzustellen, was da passiert sein könnte.
Den Charakterisierungen der verschiedenen Haupt- und Nebenfiguren wird hier sehr viel Raum gegeben. Schon alleine die Brüder werden so dargestellt, dass ich mir jeden einzelnen sehr gut vorstellen konnte, jeder hat seine eigene Persönlichkeit, seine eigenen Vorlieben. Doch auch später, als Sorcha plötzlich Steine in den Weg gelegt werden, bleiben die Personen vielschichtig beschrieben, es gibt kein Schwarz und Weiß, sondern nur verschiedene Grautöne, die Motive für die diversen Entscheidungen bleiben verständlich. Einzig die Motivation von Lord Colums Braut bleibt hier unklar, darauf wird jedoch in einem späteren Band der Reihe eingegangen.
Besonders historisch ist dieser Roman nicht, es gibt so einige Dinge, die unstimmig sind. So tragen die Engländer, die hier als Briten bezeichnet werden, Namen, die wohl normannischen Ursprungs sind, obwohl sie von der zeitlichen Einordnung eher angelsächsisch sein sollten. Doch da es sich sowieso um historische Fantasy handelt, noch dazu um den Debütroman der Autorin, und die historischen Bezüge rar gesät sind, sehe ich dies hier nicht allzu eng.
Auch wenn es sich um den Auftakt einer mehrbändigen Reihe handelt, kann man diesen ersten Band auch für sich lesen, da er in sich abgeschlossen ist.

Fazit
Ein traumhaft schöner Roman mit einer wunderschönen Liebesgeschichte, den ich schon mehrfach gelesen habe und der mich immer wieder verzaubert, der aber sehr gemächlich beginnt.

Oliver Pötzsch – Die Burg der Könige

AutorOliver Pötzsch
TitelDie Burg der Könige
Seitenzahl939
VerlagList
ISBN978-3-471-35083-6
Bewertung

Inhalt
Wasgau, 1524: Um die einst stolze Burg Trifels ranken sich diverse Sagen und Geschichten, doch inzwischen ist sie wenig mehr als eine Ruine, auf der der verarmte Burgvogt mit seiner Tochter Agnes und ein paar Bediensteten lebt und der ruhmreichen Vergangenheit hinterher trauert.
Agnes ist schon seit ihrer Kindheit mit Mathis, dem Sohn des Schmieds, befreundet. In letzter Zeit sympathisiert dieser jedoch mit den Bauern, die durch die Willkür der Obrigkeit kaum genug zum Überleben haben. Seine Experimente mit Schießpulver sind dem Burgvogt und Mathis‘ Vater ein Dorn im Auge.
Doch dann bringt Agnes‘ Falke einen geheimnisvollen Ring von einem Ausflug zurück, woraufhin Agnes beginnt, äußerst lebhaft von der Vergangenheit auf Burg Trifels zu träumen…

Meine Meinung
Ich bin ein wenig zwiegespalten, was den Roman angeht.
Die historischen Hintergründe sind interessant gewählt, denn die Bauernaufstände sind ein interessantes Thema. Die Darstellung dieser Zeit, auch, wie sich die Anführer herauskristallisieren und selbst zu dem werden, was sie eigentlich verurteilen, finde ich sehr gelungen. Zum Teil werden grausame Dinge beschrieben, jedoch wird nicht jedes Detail wiedergegeben, so dass es nicht übertrieben wirkt. Auch so kann man sich die Unsicherheit und das Leben zu dieser Zeit gut genug vorstellen.
Der Aufhänger für die Handlung ist mir jedoch zu weit hergeholt – wieso begeben sich ausgerechnet jetzt die beiden Parteien auf die Suche nach den Gegenständen und schrecken dabei nicht vor Mord zurück? Die Begründung erscheint mir doch sehr unlogisch, denn ob sie nach so vielen Generationen überhaupt noch einen Wert gehabt hätten, bezweifle ich doch sehr.
Die Abenteuer, die Agnes, Mathis und ihre Freunde erleben, erscheinen mir ebenfalls gelegentlich übertrieben und einfach unnötig, hier hätten ein paar Abstecher und hundert Seiten weniger auch gereicht, insbesondere, da trotz der Umwege das Ergebnis eigentlich offensichtlich war.
Die Charaktere sind relativ einfach gestrickt. Mathis ist ein junger Hitzkopf, der lieber heute als morgen eine gerechte Welt erschaffen würde, wenn nötig auch mit Waffengewalt. Er ist in gewissem Maße gebildet, denn er kann lesen und hat sich die Fertigkeiten bei der Herstellung von Schießpulver und dem Gießen von Geschützen angelesen – etwas, was ich mir nur sehr schwer vorstellen kann, erfordert dies doch mehr als nur ein wenig Geschick. Aber auch Agnes als Angehörige des Adels sieht die Missstände um sie herum. Sie gilt jedoch als aufsässig, streift sie doch lieber in Beinlingen durch den Wald, als sich mit weiblichen Tätigkeiten zu beschäftigen. Beide sind sie mir ein wenig zu modern geraten für einen Roman, der im 16. Jahrhundert spielt, und dabei viel zu gut. Andere Charaktere wie der Schreiber des Vogts oder der Schäfer-Jockel sind Abziehbilder ohne eigenes Leben, für meinen Geschmack viel zu einseitig dargestellt.
Die Träume, die Agnes heimsuchen, erschienen mir zu Beginn als unnötiger Abstecher in den Fantasybereich, doch gegen Ende hin gibt es eine halbwegs zufriedenstellende Erklärung, so dass ich mit ihnen ganz gut leben kann.
Im Anhang des Romans findet sich noch Charakterisierungen der Hauptpersonen, ich würde davon abraten, diese zu früh zu lesen, da sie doch einiges aus der Romanhandlung verraten.
Zusätzlich gibt es einen Burgenführer, der Informationen über einige deutsche Burgen enthält, sowie eine Zeittafel über die Bauernaufstände.

Fazit
Der Roman ist spannend, keine Frage, dabei auch lehrreich, was die Bauernaufstände angeht. Die Haupthandlung war mir jedoch zu weit hergeholt und einfach zu abenteuerlich, die Charaktere zu platt.

Vielen Dank an den List-Verlag und Vorablesen für das Rezensionsexemplar!