Archiv für den Monat: April 2013

Andrea Schacht – Das Spiel des Sängers

AutorAndrea Schacht
TitelDas Spiel des Sängers
Seitenzahl634
VerlagWeltbild
ISBN978-3-868-00557-8
Bewertung

Inhalt
Burg Langel im ausgehenden Mittelalter: Nach dem Tod des Burgherrn ist die Nachfolge ungeklärt, und so ruft der Ritter Ulrich von der Arken mehrere Parteien, die möglicherweise ein Anrecht haben, auf die Burg, um zu entscheiden, wem die Burg letztendlich zugesprochen werden soll. Der Minnesänger Hardo Lautenschläger wird bestellt, um die Anwärter allabendlich zu unterhalten. Doch ist dies der alleinige Grund, warum er auf die Burg bestellt wurde? Abend für Abend erzählt er eine Geschichte, die mehr ist, als sie zu Beginn zu sein scheint.
Als dann auch noch der Burgverwalter vom Söller stürzt, beschließt Ritter Ulrich, die Tore zu schließen, bis die Todesumstände geklärt sind…

Meine Meinung
Auf den ersten paar Seiten hatte ich ein paar Schwierigkeiten mit dem Roman. Dafür waren unter anderem der ständige Wechsel der Perspektive verantwortlich, denn die Geschehnisse wurden mal aus der Ich-Perspektive aus Sicht des Sängers, mal aus der 3. Person beschrieben. Zusätzlich gibt es noch eine Geschichte in der Geschichte, die von dem Sänger erzählt wird und kursiv dargestellt wird.
Ein anderer Grund für meine Startschwierigkeiten war, dass auf einen Schlag viele Personen eingeführt werden, bei denen ich mit der Zuordnung zu den einzelnen Parteien so meine Probleme hatte.
Doch schon nach ein paar Seiten war ich so richtig in der Geschichte drin, als schon die ersten Fragen aufgeworfen wurden: Warum wird der Sänger überhaupt gerufen? Kennt er jemanden auf der Burg? Was hat es mit seinem jugendlichen Helfer auf sich? Und ein Sänger mit rauer, unangenehmer Stimme, die die Zuhörer zusammenzucken lässt, scheint irgendwie auch wenig Sinn zu ergeben. Die Fragen werden aber alle Stück für Stück geklärt.
Als historisch wertvoll würde ich diesen Roman nicht bezeichnen, denn die Vergangenheit bildet eigentlich nur eine Kulisse für diese Kriminalgeschichte. Die Burg hat wohl tatsächlich existiert, wie die Autorin im Nachwort erklärt, doch die Personen sind erfunden. Allerdings repräsentieren sie ihre jeweiligen Stände recht gut und auch unterhaltsam, weshalb man sich schon vorstellen kann, dass diese Personen so gelebt haben könnten. Von Andrea Schacht erwarte ich aber auch weniger eine lehrende als eine unterhaltende Lektüre, und diese kann man hier auf jeden Fall finden. Die Auflösung des Falls geschieht mit viel Ironie, auf dem Weg dahin wird man immer mal wieder mit interessanten Wendungen konfrontiert.
Interessant fand ich, dass jedes Kapitel durch die Strophe eines Liedes eingeleitet wird, diese stammen aus der Feder verschiedener bekannter und unbekannter Sänger und Autoren aus dem Mittelalter, welche allerdings ins Hochdeutsche übersetzt wurden.

Fazit
Gut 600 Seiten leichte Lektüre für Zwischendurch, mit denen ich sehr viel Spaß hatte.

Bernard Cornwell – Der Bogenschütze

AutorBernard Cornwell
TitelDer Bogenschütze
OriginaltitelHarlequin
ÜbersetzerClaudia Feldmann
SerieDie Bücher vom Heiligen Gral Band 1
Seitenzahl459
VerlagRoRoRo
ISBN978-3-499-25833-6
Bewertung

Inhalt
England, 1342: Das kleine Fischerdorf Hookton wird von normannischen Plünderern angegriffen. Fast alle Männer werden umgebracht, nur Thomas, der achtzehnjährige Bastardsohn des Priesters, ein Bogenschütze aus Leidenschaft, überlebt. Auch eine Reliquie, die Lanze des heiligen Georg, wird entwendet.
Kurz vor seinem Tod ringt ihm Vater Ralph das Versprechen ab, die Lanze wiederzubeschaffen, zudem erfährt Thomas, dass sein eigener Cousin, von dem er noch nie gehört hat, für den Überfall verantwortlich sein soll.
Und so verlässt er seine Heimat, um als Bogenschütze in der Bretagne zu dienen, wo er auf viele Menschen trifft, Freunde wie Feinde, an Belagerungen und Schlachten teilnimmt und dabei nach und nach Details über seine eigene Herkunft sowie den Verbleib der Reliquie erfährt.

Meine Meinung
Thomas of Hookton mag einem fast vorkommen wie ein Superheld. Einerseits ist er ein starker, sehr treffsicherer Bogenschütze, andererseits ist er als Priestersohn, der selbst schon einige Monate Theologie studiert hat, sehr gebildet. Er kann neben seiner Muttersprache Englisch auch Französisch und Latein sprechen und auch lesen, was die wenigsten Leute von einem einfachen Bogenschützen erwarten, so dass er diese regelmäßig überraschen kann. Er will auch gar nichts anderes sein als Bogenschütze, obwohl er durchaus andere Möglichkeiten gehabt hätte. Er ist schlau und hat ein ums andere Mal pfiffige Ideen.
Moralisch ist er dagegen schwer einzuordnen. Er gibt Versprechen eher leichtfertig und ist sich oft schon von Beginn an nicht sicher, ob er diese überhaupt einhalten kann oder gar will. Er denkt sich nicht viel dabei, Menschen zu töten, tut dies aber auch nicht aus Böswilligkeit. Er ist ein nicht ganz einfacher und auch nicht immer berechenbarer Charakter, den man nicht unbedingt mögen muss. Dennoch konnte ich kaum anders, als immer mitzufiebern, wenn er gerade wieder etwas Aufregendes erlebt hat, und aufregende Dinge erlebt er so einige.
Die Erzählweise ist dabei recht straff, was dazu führt, dass die Geschichte von Anfang bis Ende spannend bleibt. Die Beschreibung der Gefühle und Gedanken blieb mir dabei nicht selten zu oberflächlich, weshalb mir die Beziehungen, die Thomas eingeht, oft unbegründet scheinen. So hat Thomas über mehrere Monate eine Partnerin, mit der er das Bett teilt, doch ob sie neben dem offensichtlichen Ziel mehr verbindet, wird nicht thematisiert, auf die gemeinsame Zeit kaum eingegangen. Möglicherweise ist dies einfach Cornwells Schreibstil geschuldet, der sich sprachlich und stilistisch vor allem an männliche Leser wendet sowie diejenigen, die gerne detaillierte Schlachtenbeschreibungen lesen und denen fliegende Gliedmaße und spritzendes Blut nicht auf den Magen schlagen.
In einem Nachwort geht der Autor auf einige Details ein und erklärt, welche Ereignisse belegt sind und wo er sich einige Freiheiten herausgenommen hat, zudem gibt er einen kurzen Abriss über die Bogenschützen und wie wichtig diese für die englische Kriegsführung waren.

Fazit
Ein typischer Cornwell, spannend, ohne dabei ermüdend oder zu tiefgründig zu werden, mit teils derber Wortwahl, dabei aber immer unterhaltsam.